E-Book, Deutsch, Band 52023, 180 Seiten
Rabelais / Regis / Sommermeyer François Rabelais' Gargantua und Pantagruel I
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-7321-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erstes und Zweites Buch. Vollständige Ausgabe in drei Bänden
E-Book, Deutsch, Band 52023, 180 Seiten
Reihe: Orlando Syrg Taschenbuch: ORSYTA
ISBN: 978-3-7578-7321-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der vorliegende I. Band (mit dem Ersten und Zweiten Buch) von Gargantua und Pantagruel erzählt u. a. von der Geburt und Erziehung Pantagruels, Kriegszügen und Abenteuern, Gründung der utopischen Abtei Thelem und der Devise »Tu, was dir gefällt«. Die Gesamtedition, von insgesamt drei Bänden der vollständigen Ausgabe, fußt auf der stupender Übertragung von Regis, musste aber freilich vom Herausgeber lesbar gemacht werden, was Orthographie, Zeichensetzung, kaum bekannte und unbekannte Termini sowie sprachliche Neuschöpfungen sowohl von Rabelais als auch Regis betrifft, immer geleitet vom strengen Vorsatz, Schwächen zu eliminieren, ohne Zauber und Essenz anzutasten, so wenig Eingriffe wie irgend möglich, nur so viele wie unbedingt nötig! Die deutsche Übersetzung wurde mit dem französischen Originaltext abgeglichen, und zum besseren Verständnis des Lesers hat der Herausgeber, Joerg K. Sommermeyer, dem Text zahlreiche Anmerkungen und Worterläuterungen beigefügt.
Der Humanist François Rabelais, französisches Renaissance-Genie, erblickt das Licht der Welt um 1494 in La Devinière bei Chinon (Touraine) als Sohn eines vermögenden Advokaten. Er wird Mönch, dann Säkularkleriker, Arzt. Seine Werke werden verboten, er selbst kirchlich verfolgt; er flieht. Aufenthalte in Rom; Leibarzt von Kardinal Jean Du Bellay, Begleiter von dessen Bruder Guillaume. In seinen letzten Lebensjahren Kanoniker in Meudon. Rabelais stirbt am 9. April 1553 in Paris. [Siehe zu Leben und Werk François Rabelais das Nachwort des Herausgebers, Joerg K. Sommermeyer, im dritten und letzten Band OrSyTa 72023]
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Erstes Kapitel Von des Gartantuä Antiquität und Stammbaum Ich verweis euch auf die große Pantagruelinen-Chronik, so ihr die Antiquität und Stammbaum daraus Gargantua uns entsprossen, wollt kennen lernen. Aus selbiger werd ihr mit mehrem ersehen wie die Riesen in diese Welt sind kommen, und wie von ihnen in grader Lini abgesprungen Gargantua der Vater des Pantagruel. Werd euchs auch nicht verdrießen lassen wenn ichs für diesmal übergeh; obschon die Sach von der Art ist dass sie, je mehr man ihrer erwähnt, Euern Gestrengen desto besser gefallen müsst, wie ihr dafür das Ansehen Platos in Philebo et Gorgia habt, desgleichen Flacci, welcher sagt, dass etliche Ding (wie denn ohn Zweifel dies hie eins) immer ergötzlicher würden je öfter man sie erzählt und wiederholt. Wollt Gott, ein jeder wüsst seinen Stammbaum so eigens vom Kasten Noä bis diese Stund! Ich halt dafür, es sind ihrer Mehre heut zu Tag Kaiser, Könige, Herzöge, Fürsten und Päpst auf Erden, welche von einigen Bettelbriefträgern und Ballenbindern das Leben haben. Und wiederum Mehre sind Spittel-Pracher, elende Lumpen und Hungerleider die vom Geschlecht und Blute großer König und Kaiser entsprossen sind, hinsichtlich der erstaunlichen Versetzung der Staaten und Königreich; Assyriens in Medien, Mediens in Persien, Persiens in Mazedonien, Mazedoniens in Rom, Roms in Griechenland, Griechenlandes in Frankreich. Und dass ich mich, der ichs euch sag, allein zu einem Exempel aufwerf, so glaub ich gänzlich dass ich etwan von einem reichen König oder Fürsten der Vorzeit herkomm: denn ihr habt euer Lebelang keinen Menschen gesehen der einen stärkern Trieb König und reich zu sein in ihm verspürt hätt, als mich: auf dass ich auch im Saus könnt leben, nix schaffen noch sorgen dürft, und meine Freund und alle fromme geschickte Leut daneben auch stattlich reich machen möcht. Aber ich tröst mich wiederum damit: ist es nit hie, so ist es dort; ja wohl weit mehr als ich mir itzo zu wünschen erkühnt. Tröstet auch ihr euch in euerm Unglück mit diesem, oder besseren Gedanken, und ist es tunlich, habt allzeit frisches Getränk bei euch. Jetzt wieder auf unsre Hammel zu kommen, sag ich: dass uns durch höchste Schenkung des Himmels die Antiquität und Stammbaum Gargantuä vollständiger ist erhalten worden als eine, ohn des Messias Stammbaum, von welchem ich nicht sprechen mag, denn es geziemt mir nicht: auch sind die Teufel (das ist die Kuttner und Blaustrümpf) dawider. Und ward gefunden durch Hans Audeau auf einer Wiesen, so er hätt unweit der Gualeauer Schleusen unter Olive auf der Seit gen Narsoy. Wie der die Gräben dort stechen ließ, da stießen die Gräber mit ihren Karsten auf ein großes Grab von Erz; lang ohne Maßen, denn sie konnten nimmer ein End davon finden, weil es bis weit in die Vienner Gemarkung strich. Als sie solches an einem Ort erbrochen hatten, worüber ein Becher skulpieret war und mit hetrurischen Lettern rings umhergeschrieben HIC BIBITVR, fanden sie da neun Flaschen in der Ordnung stehen wie man die Kegel in Gaskognien zu setzen pflegt, und unter deren mittelster lag ein klein graugrün, artig, schartig, ziemlich schimmelig Büchlein, das stärker den Rosen, aber nicht besser roch. In selbigem hat man ermeldeten Stammbaum der Läng nach mit Kanzellarschrift geschrieben funden, nicht auf Papier, noch Pergamen, auch nicht auf Wachs, sondern geschrieben auf Ulmenrinden, wenn schon für Alter so abgenützt, dass man davon mit Müh drei Ziffern in gleicher Reih gewahren mocht. Ich nun (wiewohl der Ehr unwürdig) ward dazu hin erfordert: da ich sodann mit guter Brillenhilf die Kunst des Aristoteles wie man unscheinbare Lettern lieset, ausgeübt und’s so wie ihr hie sehen könnt, verdollmetscht hab zum Frommen aller Pantagrueleser, das ist frisch netzender froher Leser der schauderhaften Pantagruelstaten. Am End des Buchs stund ein Traktätlein, der antidotierete Firlfanz betitelt. Die Ratten und Matten, oder (dass ich nicht lüg) andere missgünstige Tier hatten den Anfang davon vernaget. Das andre hab ich hie untergestellt dem alten Schwärtel zu Lieb und Ehren. Zweites Kapitel
Der antidotierete Firlfanz, in einem alten Begräbnis gefunden O, i?.. am der große Bändiger der Cimbern : : ;. ugs durch die Luft, weil ihn der Tau verdross. = er erschien, tät man die Trög beklimpern :!. frischer Butter, die mit Mulden goss: Davon die große Mutter überfloss Und schrie laut und bat ihn aufzufangen, Da der Morast ihm schier zu Bärten schoss; Ihm mindestens zu reichen eine Stangen. Die einen schrien, ihm den Pantoffel lecken Wär besser denn um Ablass sich bemühn: Allein da kam der listigste der Gecken Zum Loch herfür, wo man fischt Kresselin, Der sprach: Um Gott, Herrn! lasst ihn nicht entfliehn! Hie ist der Aal, und steckt in dieser Pfütze: Dort unter seinem Krägel, merkt auf ihn! Da findet ihr die große Tiras-Mütze. Wie er itzt sein Kapitel wollt beginnen Fand sich nichts drunter als ein Kalbsgeweih. Mir ist, sprach er, in meiner Miter drinnen So kalt, sie druckt auf mein Gehirn wie Blei. Man wärmt ihn drauf mit Rüben-Spezerei, Da ließ er sichs am Feuerherd gefallen, Wofern ein frischer Gaul vorspännig sei Den vielen Leuten die die Fäuste ballen. Ehr Handel war um Patricks heilig Loch, Gibraltar, und viel tausend andre Höhlen, Ob sie sich wohl vernarben ließen noch Durch ein Rezept dies Husten abzustellen: Weil ihr Bejähnen aller Wind und Wellen Doch einen jeden bass verdriessen sollt; Und könnte man sie wohl als Geisel stellen, Wenn man dereinst hinlänglich sie versohlt. Auf solchen Schluss rupft Herkules den Raben, Herkul, aus Lybien kam er eben an. Was! sagte Minos, will man mich nicht haben? Die ganze Welt, nur mich nicht bittet man: Und soll mich dann noch erlustieren dran Mit Austern und mit Fröschen sie zu speisen? Ich sei verdammt, wird, weil ich atmen kann, Ihr Kunkel-Markt je von mir gut geheißen. Q. B. kam sie zu bläun, der lahme Peter, Im Freigeleit starrköpfger Mystenbrut. Der Worfelnde, des Groß-Kyklopen Vetter Zerdrasch sie: jeder schneuze seine Schnut. Nur wenig Buker zeugt dies Hufengut, Die in der Lohmühl nicht gewippet wären. Lauft alle her, schlagt Lärm, seid auf der Hut! Man wirds euch besser denn vorn Jahre lehren. Nach kurzer Frist gedachte Jovis Aar Sich mit dem Part der Schlechten zu gepaaren; Doch als er sah wie schwer ergrimmt man war, Sorgt' er das Reich möcht in die Pilze fahren, Und riss vom Schrein der Pökelheringswaren Des Empyräums Feuer lieber fort, Eh er die heitre Luft die man verfahren, Ließ beugen unter Masoreten-Wort. Auf Schwertes Spitze kam der Pakt zu stehen Trotz Até, die sich reigerbeinig dünn Dort niedersetzt, da sie Penthesileen In ihrem Alter als Kresshökerin Geehrt sah. Schlechte Kohlenbrennerin! Rief männiglich, ziemt dir umherzuhetzen? Das Römer-Banner raubtest du dahin, Das man gemacht nach Pergamentes Sätzen. War Juno nicht, die unterm Himmelsbogen Mit ihrem Herzog Lockepfeiflein blies, Man hätt ihr einen bittem Hieb gezogen, Der ihr am Leib kein ganzes Glied verhieß. Die Abkunft war, dass sie aus dem Gemüs Zwo Eier der Proserpina empfinge, Und, wo sie wieder sich betreten ließ, Am Hagedomgebirg in Banden hinge. Nach sieben Monden, zweiundzwanzig ab, Geschahs das Der Karthago einst zerstöret, Manierlich sich in ihren Kreis begab, Sein Erbteil fordernd so ihm angehöret; Zum mindest Teilung unverkürzt begehret Nach dem Gesetz das Niet und Nagel hält, Auch von der Brüh ein weniges verehret Den Kleppern die das Breve ausgestellt. Doch kommt das Jahr mit einem Türken-Bogen, Fünf Spindeln, drei Topfböden auch signiert, Da einem König der zu ungezogen, Im Klausner-Rock das Kreuz gepfeffert wird. O Schmach! Um einen Esauspelz verführt Wollt ihr so viele Morgen sehn verschlingen? Lasst ab, lasst ab! den Mummschanz detestiert. Zum Schlangen-Bruder müsset ihr entspringen. Nach diesem Jahr herrscht friedsam Der da ist, Mit seinen guten Freunden immerdar; Da wird kein Trutz mehr sein noch böser Zwist, Ein jedes fromme Wünschen macht sich wahr. Die Hilfe so vordem verheißen war Dem Volk des Herrn, wird nahn mit Sturmesläuten: Dann wird die jüngst gescheuchte Mären-Schar Wie Königszelter im Triumphe schreiten. Und diese Zeit der Hokuspokus währt Bis Mars in Angeln wird gebunden schleichen: Dann kommt ein Mann der...




