Rau / Schmidt-Rau | Physiognomik | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 360 Seiten

Rau / Schmidt-Rau Physiognomik

Was Körper und Gesicht verraten
2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2022
ISBN: 978-3-13-244770-7
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Was Körper und Gesicht verraten

E-Book, Deutsch, 360 Seiten

ISBN: 978-3-13-244770-7
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Psycho- und Pathophysiognomik für die Praxis: Eine physiognomische Sichtweise lenkt den Blick des Therapierenden auf wichtige Aspekte, die sonst der Aufmerksamkeit entgehen würden. Gesicht und dessen Strukturen können Hinweise auf das Wesen, auf mögliche körperliche Schwächen und auf Erkrankungen geben. Details, denen sich Ihre Patient*innen selbst nicht bewusst sind.

Erfahren Sie, wie Sie…

- physiognomische Zeichen als nonverbale Informationsquellen erkennen und auswerten,  - Ihre Wahrnehmungsfähigkeit schulen (zahlreiche Abbildungen mit detailgenauen Beispielen),  - Fragen für die Anamnese und auch Beratungshinweise ableiten,  - Ihre Erkenntnisse in der homöopathischen Diagnostik und Therapie differenziert einsetzen. 

Neu in der 2. Auflage:Unterkapitel zum Jochbein und dessen Bedeutung in der Physiognomik

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Zielgruppe


Medizinische Fachberufe

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1 Geschichte der Psycho-Physiognomik


1.1 Anfänge


Um die Physiognomik besser verstehen zu können, ist es hilfreich, einen Blick auf die geschichtliche Entwicklung zu werfen. Damit sehen wir, dass alles in Bewegung und Entwicklung ist und dass wir immer wieder das Erreichte hinterfragen dürfen, denn der Mensch ist komplex und kann nicht in einfache Schubladenkategorien eingeordnet werden. Und wir sehen auch, dass sich der Mensch schon seit Urzeiten mit der Bedeutung von Form, Gestalt, Ausdruck, Gestik und Mimik beschäftigt und sich dafür interessiert, sein Gegenüber zu erkennen.

Die Geschichte der Physiognomik bis zur Psycho-Physiognomik hat historische Wurzeln. Sie reicht über 5000 Jahre zurück. In der chinesischen Kultur entwickelte sich bereits vor über 2500 Jahren die Lehre der „Formenausdruckskunde“, die Parallelen zwischen den Eigenschaften und der gesundheitlichen Konstitution eines Menschen und seinem Antlitz zog. Aber auch in anderen Kulturen übten sich Forscher und Wissenschaftler in der menschlichen Erscheinung.

Das wahrscheinlich älteste Buch über menschliche Wesenskunde ist das Puggala Pannatti, „Das Buch der Charaktere“. Es ist das erste Zeugnis für die Beschäftigung mit Physiognomik aus dem buddhistischen Schrifttum, entstanden etwa um 3000 v. Chr. in Indien. Es wurde aus dem buddhistischen Kanon ins Deutsche übersetzt und enthält u.a. eine Charakterisierung und eine Klassifizierung von Menschentypen in Hinsicht auf ihre Nähe und Ferne zu Gott (Brahma). Danach gab es ein langes Loch in der Physiognomik und sie tauchte erst bei den Griechen wieder auf.

1.2 Griechische Früh- und Hochkultur


Aus der griechischen Früh- und Hochkultur wurden sehr viele physiognomische Betrachtungen überliefert. Von brillanten Denkern wie Pythagoras, Sokrates und Platon ist bekannt, dass sie die Physiognomie im täglichen Leben anwandten.

Pythagoras von Samos Der Mathematiker und Philosoph Pythagoras (495–400 v. Chr.) wählte seine Schüler nach physiognomischen Kriterien aus.

Sokrates und Platon Sokrates (470–399 v. Chr.) und Platon (427–347 v. Chr.) hatten eine tiefe Kenntnis von der menschlichen Natur. Von ihnen gibt es viele geistreiche Bemerkungen auch im Zusammenhang mit dem äußeren Erscheinungsbild eines Menschen und seiner Natur. Sie wussten genau die Ausdrucksformen zu beschreiben, die mit Besonnenheit, Klugheit, Edelmut, Dummheit oder Bosheit entstehen, und vertraten den Standpunkt, dass in einem gesunden Körper eine gesunde Seele wohnen müsse. Betrachtet man die fortgeschrittenen Erkenntnisse aus der Psychosomatik, kann es hilfreich sein zu fragen, welche seelischen Belastungen den Körper krank werden lassen.

Aristoteles Die erste systematische Physiognomik brachte Aristoteles (384–322 v. Chr.) heraus. Er stellte Listen mit Merkmalen und ihrer Bedeutung auf und fasste in dem Buch Physiognomica das gesamte physiognomische Wissen der damaligen Zeit in insgesamt 6 Kapiteln zusammen.

Was bei Tieren und Menschen als Ausdruck ihres Inneren genannt werden kann, zeichnete er mit den Anschauungsmöglichkeiten seiner Zeit aus. Er schrieb, dass die Eigenschaften der Tiere in gewisser Weise auf die Menschen übertragbar seien. Wenn wir zärtlich sind, nehmen wir die kleinen Tiere: Mäuschen, Küken, Bienen. Wenn wir bösartig sind, nehmen wir die großen Tiere: Esel, Rindvieh, Kamel. Wenn ein Mensch wie ein Gockelhahn geht, hat er ähnliche Ambitionen, und wenn er schaut wie ein Reh, finden wir Entsprechungen in seinem Wesen. Die Wechselbeziehung von Körper und Seele als Grundvoraussetzung für den Ausdruck ist ihm durchaus klar gewesen.

In dieser Zeit entstand bereits die Lehre von der Dreiteilung des Gesichts, die bis heute zu den Grundannahmen der Physiognomik gehört. Demnach entspricht

  • die Stirn dem geistigen Potenzial des Menschen,

  • das Mittelgesicht – der Bereich von den Augen bis zum Mund – seinem Gemüt und

  • die Größe und Form des Kinnes der Vitalität und physischen Kraft.

Galenus Galenus (129–210 n. Chr.) übernahm 500 Jahre nach Aristoteles die spezielle Physiognomik des Aristoteles. Mit ihm war die Anwendung der Physiognomik, die ihm als Arzt nützlich war, nach einfachen Regeln gesichert.

Hippokrates von Kos Hippokrates (460–375 v. Chr.) war der Begründer der Pathophysiognomik. Seine Genialität drang in die Zusammenhänge von Säftemischungen und Verhaltensweisen, der heutigen Temperamentenlehre (Melancholiker, Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker), wie sie in ? Kap. Vier Temperamente dargestellt ist, ein. Er betrachtete mit viel Liebe den Menschen und sein Gesicht und erforschte die Zusammenhänge. Er fragte sich, wie das Erscheinungsbild eines Menschen mit seinen inneren Prozessen zusammenhängt. Ihn interessierte v.a., wie es sich beispielsweise bei Fieber, schlechter Verdauung und Gelbsucht verändert. Er beschrieb das Gesicht des sterbenden Menschen, das heute noch als „Facies hippocratica“ in den Lehrbüchern erscheint. Damit begründete Hippokrates die Pathophysiognomik – eine Sparte, die zu den am wenigsten umstrittenen der gesamten Lehre gehört. Auch heute, im Zeitalter von Laborwerten und Ultraschall, achtet ein guter Arzt immer noch auf die Zeichen von Krankheit und Gesundheit im Gesicht seines Patienten.

Paracelsus Erst Paracelsus, Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1453–1541), übernahm wieder die Lehren des Aristoteles. Er beschäftigte sich aber nur am Rande mit der Physiognomik, lehnte die Konstitutionstypen von Galenus ab und wollte auch von den Temperamenten und Kardinalsäften des Hippokrates nichts wissen. Er beschrieb in seiner „Signaturen-Lehre“ Pflanzen – wie diese aussehen, wie sie wachsen und wie sie auf den Menschen wirken können. Dabei erforschte er die Bedeutung von dem, was er in der Natur vorfand. Er gilt als geistiger Vorfahre von Samuel Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie. Dieser griff viel Gedankengut von Paracelsus auf, u.a. die Idee des Heilens nach dem Ähnlichkeitsprinzip.

Johann (Giovan) Batista della Porta Richtungsweisend war der italienische Physiker Johann Batista della Porta (1535–1615). Sein Werk De humana physiognomonia geht vom gesamten Menschen und allen seinen nach außen gerichteten Organen aus. Nichts ist seiner Betrachtung entgangen, was den Ausdruck des Menschen und den der Tiere betrifft. Er versuchte hinter allem eine gewisse seelische und körperlich begründete Bedeutung zu erkennen.

1.3 Zeitalter der Renaissance und Reformation


Zur Zeit der Renaissance und Reformation tauchte die Frage nach dem Menschen und seiner Verantwortlichkeit für seine Seele erneut auf. Baumgarten, Sulzer und Herder beschäftigten sich damit, wie die Form der menschlichen Gestalt mit Funktionen und Charaktereigenschaften zu verbinden sei. Steht die Form für eine Symbolik des inneren Lebens?

Künstler der Renaissance, die sich mit ausgiebigen Studien diesem Thema zuwandten und in ihren Meisterwerken ihr Wissen mit der Kunst zum Ausdruck brachten, waren z.B. Raffaello Santi, Michelangelo Buonarotti oder Leonardo da Vinci.

1.4 Zeitalter der Romantik


Im 18. und 19. Jahrhundert kam auch in Europa wieder Leben in die Physiognomik. Ab dieser Zeit geht die Lehre vielfältige Allianzen mit den jungen Naturwissenschaften ein und fließt in die unterschiedlichsten Bereiche der Kunst ein. Die Physiognomik erzeugt mehr Begeisterung, aber auch schärfere Kritik als je zuvor.

Johann Caspar Lavater Auslöser des Booms war der charismatische Züricher Pfarrer Johann Caspar Lavater (1741–1801). Er beschäftigte sich unter dem Aspekt der Nächstenliebe mit der Physiognomik. Er war Pfarrer und kein Wissenschaftler und vor allen Dingen „Gefühlsphysiognom“. Lavater stellte hohe Anforderungen an die Aufmerksamkeit, die Beobachtung, die analytische Wahrnehmung mit allen Sinnen, an das Gedächtnis und das vergleichende und logische Denken. Er war sehr anerkannt und berühmt und wurde von den bedeutendsten Personen Europas – von Fürsten, Schriftstellern, Künstlern, Gelehrten, Staatsmännern, Theologen und Ärzten – eingeladen.

Johann Wolfgang von Goethe Obwohl zuerst vehementer Kritiker, war es später sogar Goethe (1749–1832) selbst, der die Bücher von Lavater in dem 4-bändigen Werk „Physiognomische Fragmente“ vervollständigte.

1.5 Zeitalter der europäischen Aufklärung


Im 17.–18. Jahrhundert war die Physiognomik in den Kreisen der Gelehrten, zu denen u.a. Leibniz, Kant, Schopenhauer, Schelling, Hardenberg und Goethe gehörten, ein gern diskutiertes Thema. Sie förderten die Entwicklung der Physiognomik. Goethe und Schiller unterstützten die Physiognomik sehr.

Franz Josef Gall Gall (1758–1828) war ein weiterer bedeutender Mann in der Geschichte der Physiognomik. Der Arzt und Forscher richtete seine Forschungen auf die Verbindung zwischen Verhaltensweise und Körperform, Anatomie, Anthropologie und Psychiatrie, die er beim Menschen beobachtete. Er analysierte die Köpfe von Schwerverbrechern und Mördern und schloss daraus, dass man Verbrecher an ihrem Schädel erkennen könne. Dies war ein fataler...



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