Redondo | Die vergessenen Kinder | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 575 Seiten

Reihe: Die Baztán-Trilogie

Redondo Die vergessenen Kinder

Inspectora Amaia Salazars zweiter Fall
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7325-9846-5
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Inspectora Amaia Salazars zweiter Fall

E-Book, Deutsch, Band 2, 575 Seiten

Reihe: Die Baztán-Trilogie

ISBN: 978-3-7325-9846-5
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Tal der vergessenen Kinder - die Nr. 1 der spanischen Bestsellerliste - düster, geheimnisvoll und atemberaubend spannend!

Der Mörder und Vergewaltiger Jasón Medina steht in Pamplona vor Gericht. Doch plötzlich bricht der Richter die Verhandlung ab, denn der Angeklagte hat sich auf der Toilette im Gerichtsgebäude die Pulsadern aufgeschlitzt. Er hinterlässt eine rätselhafte Nachricht an Inspectora Amaia Salazar, die nur ein einziges Wort enthält: 'Tarttalo' - den Namen eines einäugigen Ungeheuers aus der baskischen Mythologie. Wer verbirgt sich dahinter? Und was hat Amaia Salazar damit zu tun?

Von ZDF/arte verfilmt als 'Das Tal der vergessenen Kinder'.

Band 3: 'Der nächtliche Besucher' (verfilmt als 'Das Tal der geheimen Gräber').

'Einer der größten Hoffnungsträger der spanischen Literatur' Focus Online

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.



Dolores Redondo wurde 1969 in San Sebastián (Baskenland) geboren und hat Jura studiert. Mit ihrer Baztán-Trilogie um Inspectora Amaia Salazar hat Dolores Redondo die spanischen Bestsellerlisten im Sturm erobert, alle drei Romane standen auf Platz 1. Die Trilogie wurde in über 30 Länder verkauft und verfilmt. Dolores Redondo lebt in der nordspanischen Region Navarra, die sie auch als Schauplatz ihrer Krimis gewählt hat. Die "Königin der literarischen Spannung" (Carlos Ruiz Zafón) wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Premio Planeta und dem Premio Bancarella.

Weitere Infos über die Autorin und ihre Romane: http://www.doloresredondomeira.com.

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1


Die Luft im Gerichtsgebäude war unerträglich. Die Feuchtigkeit, die in den Mänteln hing, verdunstete und vermischte sich mit dem Atem der vielen Leute, die sich auf den Fluren vor den Sälen drängten. Amaia knöpfte ihre Jacke auf und winkte Teniente Padua, der seine Begleiterin in den Saal vorschickte und sich zu ihr durchkämpfte.

»Inspectora, wie schön, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen? Ich war mir nicht sicher, ob Sie heute würden hier sein können«, sagte er und zeigte auf ihren Bauch.

Sie legte ihre Hand auf die unverkennbare Wölbung, die verriet, dass sie kurz vor der Niederkunft stand.

»Noch scheint es nicht kommen zu wollen. Haben Sie Johanas Mutter schon gesehen?«

»Ja, sie ist ziemlich nervös und wartet drinnen mit ihrer Familie. Gerade hat man mich von unten angerufen, der Gefängnistransporter mit Jasón Medina ist eingetroffen. Ich muss also los. Wir sehen uns später«, erklärte Padua und begab sich zum Fahrstuhl.

Amaia betrat den Verhandlungssaal und setzte sich in eine der hinteren Reihen. Trotzdem konnte sie die ganz in Schwarz gekleidete Mutter von Johana Márquez sehen, die wesentlich dünner war als damals auf der Beerdigung. Als hätte Inés ihren Blick gespürt, drehte sie sich um und nickte ihr zu. Amaia versuchte zu lächeln, aber das bleiche Gesicht dieser Mutter, die von der Gewissheit gequält wurde, ihre Tochter nicht vor dem Monster beschützt, ja es sogar selbst ins Haus gebracht zu haben, erstickte das Lächeln im Keim. Der Justizsekretär las laut die Namen der Vorgeladenen vor. Amaia entging nicht der bittere Zug im Gesicht von Johanas Mutter, als sie den Namen ihres Mannes hörte.

»Jasón Medina«, sagte der Justizsekretär. Und dann noch einmal: »Jasón Medina.«

Ein uniformierter Polizist trat ein, eilte zum Justizsekretär und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der beugte sich seinerseits zum Richter hinüber, der zuhörte, nickte, den Staatsanwalt und den Verteidiger zu sich rief, kurz mit beiden sprach und sich dann erhob.

»Die Sitzung wird vertagt«, verkündete er und verließ ohne weiteren Kommentar den Saal.

»Nein«, schrie Johanas Mutter auf. »Warum?« Sie drehte sich um und sah Amaia fragend an.

Die Frauen, die sie begleiteten, versuchten beruhigend die Arme um sie zu legen, aber vergeblich.

Ein Polizist näherte sich Amaia.

»Inspectora Salazar, Teniente Padua bittet Sie, zu ihm ins Untergeschoss zu kommen.«

Als sie aus dem Fahrstuhl trat, drängte sich eine Gruppe von Polizisten vor der Tür zur Herrentoilette. Der Beamte, der sie begleitete, öffnete die Tür, und Amaia trat ein. Ein Polizist und ein Gefängniswärter lehnten mit bleichen Gesichtern an der Wand. Padua stand vor einer frischen Blutlache, die sich unter einer der Kabinen ausgebreitet hatte. Als er Amaia sah, trat er beiseite.

»Er bat darum, aufs Klo zu dürfen, und obwohl er Handschellen anhatte, ist es ihm gelungen, sich die Kehle durchzuschneiden. Es ging alles blitzschnell. Der Kollege, der vor der Tür gewartet hat, hörte ihn husten und hat sofort reagiert, doch er konnte nichts mehr tun.«

Amaia warf einen Blick in die Kabine. Jasón Medina saß auf der Kloschüssel, den Kopf nach hinten gelehnt. Ein tiefer Schnitt verlief quer über seinen Hals. Das Blut hatte die Hemdbrust getränkt, was aussah, als wäre ihm ein roter Latz zwischen die Beine gerutscht. Die Leiche schien noch warm zu sein, und der Geruch nach Tod hing in der Luft.

»Womit hat er es gemacht?«, fragte Amaia.

»Mit einem Teppichmesser. Als ihn die Kraft verließ, ist es ihm aus der Hand gefallen und in der Nachbarkabine gelandet«, erklärte Padua und stieß deren Tür auf.

»Wie hat er das hier reingeschmuggelt? Das ist doch aus Metall, der Körperscanner hätte es entdecken müssen.«

»Er hat es nicht reingeschmuggelt, Inspectora. Sehen Sie sich mal den Griff genauer an, da ist noch ein Stück Klebeband dran. Jemand war so freundlich, das Messer irgendwo zu befestigen, wahrscheinlich hinterm Spülkasten. Medina musste es nur noch aus dem Versteck holen.«

Amaia seufzte.

»Das ist noch nicht alles«, fuhr Padua fort und wirkte plötzlich verlegen. »Das hier steckte in seiner Jackentasche.« Er hob einen weißen Umschlag in die Höhe.

»Ein Abschiedsbrief?«, fragte Amaia.

»Nicht ganz«, erwiderte Padua und reichte ihr zwei Plastikhandschuhe. »Der Brief ist an Sie gerichtet.«

»An mich?«

Sie zog die Handschuhe an und nahm den Umschlag.

»Darf ich?«

»Nur zu.«

Der Umschlag war nur lose verklebt und ließ sich öffnen, ohne dass das Papier einriss. Darin befand sich eine weiße Karte, auf der nur ein Wort stand: Tarttalo.

Amaia verspürte einen heftigen Stich im Bauch und hielt den Atem an, um den Schmerz zu überspielen. Sie wendete die Karte, um zu überprüfen, ob auf der Rückseite etwas stand, und gab sie Padua zurück.

»Was hat das zu bedeuten?«

»Ich hatte gehofft, Sie könnten mir da weiterhelfen.«

»Tut mir leid, das sagt mir auch nicht viel.«

»Ein Tarttalo ist ein mythologisches Wesen, oder?«

»Ja, soweit ich weiß, handelt es sich um einen Zyklopen aus der griechischen Mythologie, der auch in der baskischen Mythologie vorkommt. Worauf wollen Sie hinaus?«

»Sie haben den Fall des Basajaun gelöst, der ebenfalls ein mythologisches Wesen war. Und nun nimmt sich der geständige Mörder von Johana Márquez das Leben, derselbe, der das Verbrechen des Basajaun nachgeahmt hat, um sein eigenes zu vertuschen, und hinterlässt eine Nachricht für Sie, auf der ›Tarttalo‹ steht. Ziemlich merkwürdig, finden Sie nicht?«

»Durchaus. Aber damals konnten wir zweifelsfrei nachweisen, dass Jasón Medina seine Stieftochter vergewaltigt und ermordet hat und sein Verbrechen dem Basajaun nur unterschieben wollte. Außerdem hat er alles gestanden. Wollen Sie etwa andeuten, dass er doch nicht der Täter war?«

»Keineswegs«, entgegnete Padua und sah missmutig zur Leiche. »Aber da sind auch noch die Amputation und die Knochen des Mädchens in der Höhle von Arri Zahar. Und jetzt das hier. Da dachte ich eben, Sie könnten …«

»Ich weiß nicht, was das hier zu bedeuten hat, und ich verstehe auch nicht, warum er sich damit an mich wendet.«

Padua blickte sie an und seufzte.

»Natürlich, Inspectora.«

Amaia nahm lieber den Hinterausgang, weil sie auf keinen Fall Johanas Mutter begegnen wollte. Sie wusste nicht, was sie ihr hätte sagen sollen: dass nun alles vorbei war oder dass dieses Schwein sich aus der Welt geschlichen hatte wie eine Ratte, die er ja auch war. Sie zeigte den Beamten ihren Dienstausweis und ließ die dumpfe Atmosphäre des Gerichtsgebäudes hinter sich. Es hatte aufgehört zu regnen, und das Licht, das nach dem für Pamplona so typischen Platzregen hell durch die Wolken brach, trieb ihr Tränen in die Augen. Schnell kramte sie in ihrer Handtasche nach der Sonnenbrille. Auf dem Herweg hatte sie wegen der Rushhour Mühe gehabt, ein Taxi zu finden, und wenn es regnete, war es ähnlich schwierig. Nun aber, da es aufgehört hatte, standen mehrere Wagen Schlange, weil ganz Pamplona lieber zu Fuß ging. Vor dem ersten Taxi blieb sie zögernd stehen, weil ihr bewusst wurde, dass sie im Grunde noch nicht nach Hause wollte. Die Aussicht, dass James’ Mutter sie wieder mit Fragen bombardieren würde, schien ihr alles andere als verlockend. Seit ihre Schwiegereltern Clarice und Thomas sich vor zwei Wochen bei ihnen eingenistet hatten, war es mit der häuslichen Ruhe vorbei. Sie sah zu den Cafés mit ihren einladenden Fensterfronten, die gegenüber vom Gerichtsgebäude lagen, und dann zu denen an der San-Roque-Straße, wo in der Ferne schon die ersten Bäume des Media-Luna-Parks schimmerten. Bis nach Hause waren es rund anderthalb Kilometer, also beschloss sie, zu Fuß zu gehen. Sollte sie müde werden, konnte sie immer noch ein Taxi nehmen.

Als sie den Park betrat, überkam sie sofort ein Gefühl der Ruhe. Der Straßenlärm verklang, und die Abgase der Autos wichen dem frischen Geruch nach feuchtem Gras. Unwillkürlich ging sie langsamer und nahm einen der Wege, deren Steinbeläge sich deutlich vom satten Grün abzeichneten. Sie atmete tief ein und ließ die Luft langsam entweichen. Was für ein Vormittag, dachte sie. Jasón Medina entsprach zu hundert Prozent dem Profil eines Häftlings, der sich im Gefängnis das Leben nimmt. Als Vergewaltiger und Mörder seiner Stieftochter war er bis zum Gerichtstermin von den anderen Häftlingen isoliert gewesen, und die Aussicht, nach seiner Verurteilung in den allgemeinen Trakt verlegt zu werden, musste eine Horrorvorstellung für ihn gewesen sein. Sie erinnerte sich noch, wie sie ihn damals verhört hatte, im Zuge der Ermittlungen im Fall des Basajaun. Wie ein verängstigtes Mäuschen hatte er seine Schandtaten gestanden und Rotz und Wasser geheult.

Zuständig für den Fall war eigentlich Teniente Padua von der Guardia Civil gewesen, aber er hatte sie hinzugezogen, weil Medina, wenn auch plump, den Modus Operandi des Serienmörders imitiert hatte, hinter dem sie her gewesen war. Neun Monate war das nun her, und jetzt stand sie kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes. So vieles hatte sich verändert.

»Nicht wahr, mein Schatz?«, flüsterte sie und streichelte ihren Bauch.

Eine Wehe zwang sie stehenzubleiben. Sie stützte sich auf den Regenschirm und lehnte sich nach vorn, um das Stechen im Unterleib besser auszuhalten, das sich bis zur Innenseite der Schenkel ausdehnte und einen Krampf verursachte. Sie stöhnte auf, nicht weil der Schmerz so stark war, sondern weil er...


Redondo, Dolores
Dolores Redondo wurde 1969 in San Sebastián (Baskenland) geboren und hat Jura studiert. Mit ihrer Baztán-Trilogie um Inspectora Amaia Salazar hat Dolores Redondo die spanischen Bestsellerlisten im Sturm erobert, alle drei Romane standen auf Platz 1. Die Trilogie wurde in über 30 Länder verkauft und verfilmt. Dolores Redondo lebt in der nordspanischen Region Navarra, die sie auch als Schauplatz ihrer Krimis gewählt hat. Die "Königin der literarischen Spannung" (Carlos Ruiz Zafón) wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Premio Planeta und dem Premio Bancarella.
Weitere Infos über die Autorin und ihre Romane: http://www.doloresredondomeira.com.

Dolores Redondo wurde 1969 in San Sebastián (Baskenland) geboren und hat Jura studiert. Mit ihrer Baztán-Trilogie um Inspectora Amaia Salazar hat Dolores Redondo die spanischen Bestsellerlisten im Sturm erobert, alle drei Romane standen auf Platz 1. Die Trilogie wurde in über 30 Länder verkauft und verfilmt. Dolores Redondo lebt in der nordspanischen Region Navarra, die sie auch als Schauplatz ihrer Krimis gewählt hat. Die "Königin der literarischen Spannung" (Carlos Ruiz Zafón) wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Premio Planeta und dem Premio Bancarella.

Weitere Infos über die Autorin und ihre Romane: http://www.doloresredondomeira.com.



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