E-Book, Deutsch, Band 3, 496 Seiten
Reihe: Beyond the Play
Reilly Beyond the Play 3: Stealing Home
25001. Auflage 2025
ISBN: 978-3-646-93938-5
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Heiße Forced Proximity Sports Romance!
E-Book, Deutsch, Band 3, 496 Seiten
Reihe: Beyond the Play
ISBN: 978-3-646-93938-5
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Grace Reilly schreibt spicy New Adult-Romance mit ganz viel Herz - und einer ordentlichen Dosis Sport-Vibes. Wenn sie sich nicht gerade Geschichten ausdenkt, versucht sie sich an neuen Rezepten, kuschelt mit Hunden oder sieht sich Sport an. Sie ist im Bundesstaat New York aufgewachsen, lebt inzwischen aber in Florida, trotz ihrer Angst vor Alligatoren.
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2
Mia
6. Mai
EINE MINUTE VOR MEINEM TERMIN bei Professor Santoro schlittere ich ins Bragg Science Center. Unpünktlichkeit kommt bei ihr gar nicht gut an, also sprinte ich mit zwei Stufen auf einmal die Treppe hoch bis in die fünfte Etage. War wohl keine so gute Idee, gestern Abend noch etwas trinken zu gehen mit Erin, einer Kommilitonin aus dem Fachbereich Physik, die schon im letzten Studienjahr ist. Natürlich ist es nicht bei ein paar Drinks geblieben. Ich war mal wieder leichtsinnig und bin anschließend bei ihr gelandet. Dafür kriege ich jetzt die Quittung.
Definitiv die Quittung. In der dritten Etage bleibt mir schon die Luft weg und ich muss erst mal stehen bleiben. Mein Kopf dröhnt, als würde er permanent mit einem Vorschlaghammer bearbeitet. Und die Nummer war es nicht mal wert. Viel zu viel Spucke.
Aber ich hatte schon immer so glorreiche Ideen. Explosive Experimente im Chemielabor der St. Catherine Academy. Lagerfeuer-Partys am Waldrand meiner Heimatstadt in South Jersey. Schnelle Nummern in begehbaren Kleiderschränken, leeren Klassenräumen oder Toilettenkabinen. Und in letzter Zeit fällt mir besonders viel Glorreiches ein.
Weil es leichter ist, mich Hals über Kopf in irgendwelche Affären zu stürzen und in meiner Freizeit von einer Party zur nächsten zu hetzen, als pausenlos an ihn denken zu müssen.
Sebastian Miller-Callahan. Entsetzlich nett. Entsetzlich gut im Bett. Entsetzlich gut im Baseball – auch das noch! Mit Sportlern wird es nämlich immer schwierig.
Mal ganz abgesehen davon, dass er der Bruder des festen Freundes meiner besten Freundin Penny ist. Ich kann ihm also nicht ständig aus dem Weg gehen. Auf lange Sicht wird der strahlende Baseball-Gott Teil meines Lebens bleiben, daran können noch so viele Affären nichts ändern.
Über einen Monat lang habe ich versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Trotzdem wünsche ich mir manchmal, ich wäre eine andere. Wäre ich ein nettes Mädchen und würde Sebastian verdienen, hätte ich vielleicht nicht die Flucht ergriffen, als sein Bruder wegen irgendeiner Baseball-Kappe in sein Zimmer hereinplatzte, als wir gerade richtig loslegen wollten.
In der fünften Etage angekommen streiche ich mir die Haare glatt und hetze über den Flur. Ich bin verkatert und habe mehr Liebeskummer, als ich zugeben möchte. Aber nachdem ich die Stelle als studentische Mitarbeiterin im Labor von Professor Santoro ergattert habe, obwohl ich erst ins dritte Studienjahr komme, wäre es ja wohl das Allerletzte, sie sausen zu lassen! Auf der Highschool habe ich mir dafür den Hintern aufgerissen: an der McKee in einer der Top-fünf-Fakultäten für Astronomie studieren und im Labor unterkommen, die Chance auf echte Forschungsarbeit und eine hoffentlich lange Karriere, bei der ich die Sterne betrachten kann – und mich für ein Auslandsstudium in Astrophysik an der Universität von Genf bewerben.
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich mich in den Weltraum verliebt habe. Natürlich sind mir die Sterne schon immer aufgefallen, aber erst bei einem Lagerfeuer im Sommerurlaub mit meiner Familie habe ich sie wirklich wahrgenommen. Mein Nonno war immer der Träumer in einer ansonsten praktisch veranlagten Familie. Er brachte ein Teleskop mit an den Strand, und während alle anderen lachend um das Feuer herumsaßen und Wein aus Pappbechern tranken, bin ich ihm in die Dünen gefolgt.
»Wollen wir doch mal sehen, ob wir einen Planeten finden«, sagte mein Großvater, während er das Teleskop aufstellte. »Vielleicht können wir den Mars oder Jupiter erkennen. Jetzt ist die beste Zeit für Sternengucker.«
Durch das Teleskop zum Himmel hinaufzuschauen, kam mir vor wie Magie. Selbstverständlich konnten wir die Planeten erkennen, auch den Saturn. Mit großen Augen klebte ich förmlich an dem Teleskop.
»Eines Tages«, sagte er, als er mit den Händen in den Taschen seiner Leinenhose so andächtig zum Himmel hinaufsah, wie ich es von ihm sonst nur in der Kirche kannte, »wird man vielleicht ein anderes kleines Mädchen entdecken, das von da oben durch ein Teleskop auf die Erde hinunterschaut. Und vielleicht wirst du diejenige sein, die diese Entdeckung macht, Maria.«
Er sagte mir immer, ich könne alles erreichen. Als ich mich immer mehr für den Weltraum begeisterte, schickte er mir Artikel der NASA, die wir anschließend zusammen lasen. Er ermutigte mich, Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer zu wählen und bei der Robotik-AG mitzumachen. Als er mich an dem Morgen, bevor er an einem Herzinfarkt starb, von der Schule abholte – nachdem ich den Nonnen wieder einmal Ärger bereitet hatte –, meinte er, er sei überzeugt davon, dass ich zu etwas Großem berufen bin.
Jetzt stehe ich vor Professor Santoros Büro, klopfe an die Tür und nutze die fünf Sekunden, bis sie »Herein« ruft, um mir noch mal mit den Fingern durchs Haar zu kämmen. Warum habe ich mich bloß wieder mit Erin eingelassen?
Weil mir Sebastian Miller-Callahan noch immer im Kopf herumspukt. Deshalb.
Das muss aufhören. Ich muss mich auf die Arbeit im Labor konzentrieren. Mich für das Auslandsstudium bewerben. Meine Zukunft gestalten – aufgepasst, NASA, ich komme! –, die ich weit weg von New Jersey und der Familie di Angelo verbringen werde. Danke auch dafür.
Ein gewisser Baseball-Spieler mit grünen Augen kommt darin nicht vor.
Außerdem war ich diejenige, die ihn hat stehen lassen.
Aber ich wette, er verschwendet sowieso keinen Gedanken mehr an mich.
»Herein«, ruft Professor Santoro schließlich.
Vorsichtig öffne ich die Tür.
Professor Beatrice Santoro ist der Hauptgrund, warum ich unbedingt an der McKee University studieren wollte, obwohl es an einigen anderen Unis bessere Stipendien gegeben hätte und die Aufnahmebedingungen einfacher gewesen wären. Sie ist eine knallharte ältere italienische Dame, die mich nur einmal kurz anzusehen brauchte, um zu erkennen, welche Grundlagen ich mitbringe – sowohl die Herausforderungen als auch meine Begeisterung. Und jetzt, nachdem ich mir zwei Jahre lang in diesem Fachbereich den Hintern aufgerissen habe, werde ich in ihrem Labor arbeiten. Dass sie studentische Mitarbeitende für ihr Allerheiligstes zulässt, kommt nur selten vor, allenfalls solche, die kurz vor ihrem Abschluss stehen. Aber ich habe mir diese Stelle verdient. Mit gewissenhafter Arbeit und Fachkenntnissen in Programmiersprachen wie Python und C++, Freiwilligendienst im Campus-Planetarium und regelmäßiger Präsenz in Vorlesungen und Symposien, ohne eine einzige Fehlzeit.
Mein Großvater war immer der Einzige, der an mich glaubte – bis ich Professor Santoro begegnete.
Du hast eine glänzende Zukunft vor dir, Mia. Die Sterne werden deine Zukunft bestimmen. Wenn du bereit bist, alles dafür zu tun.
Zwei Jahre lang habe ich alles getan, um mich dieser Worte als würdig zu erweisen, und nun bin ich bereit, sie wahr werden zu lassen.
»Mia«, begrüßt mich Professor Santoro freundlich. »Wie geht es Ihnen?«
Professor Santoros kleines Büro ist vollgestopft mit Büchern. Gerahmte Fotos vom Weltraum und den Sternen hängen an einer Wand wie in einer Galerie. Ihre akademischen Grade und Auszeichnungen reihen sich hinter ihrem Schreibtisch aneinander. Am liebsten macht sie sich handschriftliche Notizen, und die Notizbücher stapeln sich zu beiden Seiten ihres Schreibtisches, als wollten sie dort Wache halten.
Ich setze mich, und sie rückt sich ihre Brille zurecht, die ihrem anmutig gealterten Gesicht etwas Verschrobenes verleiht. Das von silbrigen Fäden durchzogene Haar fällt ihr offen über die Schultern.
Ich bringe ein Lächeln zustande, obwohl ich so fertig bin, dass ich mich am liebsten auf ihren Schreibtisch sinken lassen würde. »Bestens. Und Ihnen?«
Professor Santoro lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück und legt die Fingerspitzen aneinander. »Ebenfalls. Ich freue mich, Sie über den Sommer als Forschungsassistentin bei uns zu haben. Dank Ihrem Interesse an der Entdeckung von Exoplaneten sind Sie genau die Richtige dafür.«
Vor lauter Aufregung muss ich mich zusammenreißen, um nicht mit einem Bein zu wippen. Exoplaneten sind eine relativ neue Entdeckung – laut offiziellen Angaben waren sie bis 1995 nur theoretisch vorhanden –, doch mittlerweile wurden Tausende nachgewiesen. Dabei handelt es sich um Planeten, die nicht unsere Sonne, sondern einen anderen Stern umkreisen. Unter den Milliarden exosolarer Planeten, die seitens der Wissenschaft im Weltraum vermutet werden, könnte es durchaus einen mit außerirdischem Leben geben. Professor Santoro war von Anfang an bei dieser Art von Forschungsarbeit dabei. Und jetzt für sie zu arbeiten, wenn auch nur in kleinem Rahmen, um weitere Exoplaneten zu entdecken und zu klassifizieren, lässt alles andere in den Hintergrund treten.
»Alice wird Ihnen die Laborzeiten mailen«, sagt sie. »Für die wöchentlichen Besprechungen müssen Sie sich einlesen. Kommen Sie möglichst gut vorbereitet. Ich möchte, dass Sie in Zusammenarbeit mit Alice das Programm umschreiben, das wir zur Messung der Atmosphäre dieser Planeten nutzen. Ich glaube, Ihr scharfes Auge in Sachen Programmierung wird hilfreich sein, um es zu optimieren. Ich hätte gern eine Version zur Modellierung auf Basis der Daten, die das neue James-Webb-Teleskop liefert, um sie für den analytischen Teil meines aktuellen Forschungspapers zu verwenden.«
Ich nicke. »Verstehe.«
Ihr Blick wird...