Reuter | Schelmuffskys warhafftige curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 210 Seiten

Reuter Schelmuffskys warhafftige curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande


1. Auflage 2015
ISBN: 978-80-268-4582-9
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 210 Seiten

ISBN: 978-80-268-4582-9
Verlag: e-artnow
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Dieses eBook: 'Schelmuffskys warhafftige curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Schelmuffsky ist dem ältesten Sohn der Wirtin Anna Rosine Müller aus Leipzig entlehnt und Ich-Erzähler des gleichnamigen Romans in Form einer Reisebeschreibung. Die Germanistik ist sich nicht ganz schlüssig, ob es sich um einen Schelmenroman, einen Abenteuerroman oder um eine Münchhausiade handelt. Der Erzähler ist eine Art Kamera, die Eindrücke ungefiltert wiedergibt. Auf diese Weise charakterisiert er sich selbst, ohne sich dessen bewusst zu sein, indem er im Wesentlichen vom Fressen, Saufen und Sich-Übergeben berichtet. Gleichzeitig gibt er höfische Formen und Feste, Galanterie und die damals übliche maßlose Übertreibung in den vermehrt aufkommenden Reisebeschreibungen der Lächerlichkeit preis. Bestimmend für den Fortgang der Handlung sind die 'Rattenepisode' und die ständige Wiederholung der Redewendungen 'der Tebel hohlmer', 'ey sapperment' und 'daß ich ein brav Kerl war und daß was grosses hinter mir stecken mußte'. Christian Reuter (1665 - ca. 1712) war ein deutscher Schriftsteller des Barock.

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Das andere Capitel


Der Guckguck fing gleich denselben Tag das erste mal im Jahre an zu ruffen, als ich in Schelmerode von meiner Fr. Mutter Abschied nahm, ihr um den Halß fiel, sie auf jedweden Backen zu guter letzte 3mal hertzte und hernach immer zum Thore hinaus wanderte.

Wie ich nun vor das Thor kam, o sapperment! wie kam mir alles so weitläufftig in der Welt vor! Da wuste ich nun der Tebel hohlmer nicht, ob ich gegen Abend oder gegen der Sonnen Niedergang zu marchiren sollte; hatte wol 10 mal in Willens, wieder umzukehren und bey meiner Frau Mutter zu bleiben, wenn ich solches nicht so lästerlich verschworen gehabt, nicht eher wieder zu ihr zu kommen, bis daß ich ein brav Kerl geworden wäre. Doch hätte ich mich endlich auch nicht groß an das Verschweren gekehret, weil ich sonst wohl eher was verschworen und es nicht gehalten hatte, sondern würde unfehlbar wieder zu meiner Fr. Mutter gewandert seyn, wann nicht ein Graf auf einen Schellen-Schlitten wäre qver Feld ein nach mir zu gefahren kommen und mich gefraget: wie ich so da in Gedancken stünde? Worauf ich den Grafen aber zur Antwort gab: Ich wäre willens die Welt zu besehen, und es käme mir alles so weitläufftig vor und wüste nicht, wo ich zugehen solte. Der Graf fing hierauf zu mir an und sagte: Msr., es siehet ihn was rechts aus seinen Augen u. weil er Willens ist, die Welt zu besehen, so setze er sich zu mir auf meinen Schellen-Schlitten und fahre mit mir, denn ich fahre deßwegen auch in der Welt nur herum, daß ich sehen will, was hier und da passiret. So bald der Hr. Graf dieses gesagt, sprang ich mit gleichen Beinen in seinen Schellen-Schlitten hinein und stackte die rechte Hand forne in die Hosen u. die lincke Hand in den rechten Schubesack, daß mich nicht frieren solte, denn der Wind ging sehr kalt und hatte selbige Nacht Ellen dicke Eiß gefroren. Doch war es noch gut, daß der Wind uns hinten nach ging, so kunte er mich nicht so treffen, denn der Hr. Graf hielt ihn auch etwas auf. Der saß hinten auf der Pritsche und kutschte.

Damit so fuhren wir immer in die Welt hinein und gegen Mittag zu. Unterwegens erzehleten wir einander unser Herkommens; der Herr Graf machte nun den Anfang und erzehlete seinen Gräfl. Stand und daß er aus einen uhralten Geschlechte herstammete, welches 32 Ahnen hätte und sagte mir auch, in welchen Dorffe seine Grosse-Mutter begraben läge; ich habe es aber wieder vergessen. Hernach so schwatzte er mir auch, wie daß er – als noch ein kleiner Junge von 16 Jahren gewesen wäre – seine Lust und Freude an den Vogelstellen immer gehabt hätte und einsmals auf einmal zugleich 31 Pumpel-Meisen in einen Sprenckel gefangen, welche er sich in Butter braten lassen und ihn so vortrefflich wohl bekommen wären.

Nachdem er nun seinen Lebens-Lauff von Anfang bis zum Ende erzehlet hatte, so fing ich hernach von meiner wunderlichen Geburth an zu schwatzen und wie es mit der Ratte wäre zugegangen, da sie meiner Fr. Mutter ein gantz neu seiden Kleid zerfressen gehabt und meiner Schwester zwischen die Beine durchgelauffen wäre und unversehens in ein Loch gekommen, da sie hätte sollen todt geschlagen werden; wie auch von meinen Blase-Rohre, mit welchen ich so gewiß schiessen können. O sapperment! wie sperrete der Herr Graf Maul und Nasen drüber auf, als ich ihn solche Dinge erzehlete und meinte, daß noch was rechts auf der Welt aus mir werden würde.

Nach solcher Erzehlung kamen wir an ein Wirths-Haus, welches flugs an der Strasse im freyen Felde lag, daselbst stiegen wir ab und giengen hinein, uns ein wenig da auszuwärmen. So bald als wir in die Stube kamen, ließ sich der Herr Graf ein groß Glaß geben, in welches wol hier zu Lande auf 18 bis 20 Maaß ging; dasselbe ließ er sich von den Wirthe voll Brantewein schencken und brachte mirs da auf Du und Du zu. Nun hätte ich nicht vermeinet, daß der Graf das Glaß voll Brantewein alle auf einmal aussauffen würde! Allein er soffs der Tebel hohl mer auf einen Soff ohne absetzen und Barth wischen reine aus, daß sich auch der Wirth grausam drüber verwunderte. Hernach so ließ ers wieder eben so voll schencken und sagte zu mir: Nun allons, Herr Bruder Schelmuffsky! Ein Hundsfott der mirs nicht auch Bescheid thut! Sapperment! Das Ding verdroß mich, daß der Graff mit solchen Worten flugs um sich schmiß und fieng gleich zu Ihm an: Tob Herr Bruder! Ich wils Bescheid thun. Als ich dieses Ihn zur Antwort gab, fieng der Wirth höhnisch zu den Grafen an zu lächeln und meinte, ich würde es unmöglich können Bescheid thun, weil der Herr Graff ein dicker corpulenter Herre und ich gegen Ihn nur ein Auffschüßling wäre und in meinen Magen das Glaß voll Brantewein wohl schwerlich gehen würde. Ich war aber her und satzte mit dem Glase voll Brantewein an und soff es der Tebel hohl mer flugs auff einen Schluck aus. O Sapperment! was sperrete der Wirth vor ein paar Augen auff und sagte heimlich zum Grafen, daß was rechts hinter mir stecken müste! Der Graff aber klopfte mich hierauf gleich auff meine Achseln und sagte: Herr Bruder, verzeihe mir, daß ich dich zum Trincken genöthiget habe! Es soll hinfort nicht mehr geschehen. Ich sehe nun schon, was an dir zuthun ist und daß deines gleichen von Conduite wohl schwerlich wird in der Welt gefunden werden. Ich antwortete den Herrn Bruder Grafen hierauf sehr artig wieder und sagte, wie daß ich warlich ein brav Kerl wäre und noch erstlich zu was rechts werden würde, wenn ich weiter in die Welt hinein kommen solte. Und wenn Er mein Bruder und Freund bleiben wolte, solte Er mich künfftig mit dergleichen Dingen verschonen. O Sapperment! wie demüthigte sich der Grafe gegen mich und bath mirs auf seine gebogenen Knien ab und sagte, dergleichen Excesse solten künftig nicht mehr von Ihm geschehen. Hierauf bezahlten wir den Wirth, satzten uns wieder auf unsern Schellen Schlitten und fuhren immer weiter in die Welt hinein.

Wir gelangeten zu Ende des Octobris, da es schon fast gantz dunckel worden war, in der berühmten Stadt Hamburg an, alwo wir mit unsern Schlitten am Pferde-Marckte in einen grossen Hauße einkehreten, worinnen viel vornehme Standes-Personen und Damens logireten. Sobald als wir da abgestiegen waren, kamen 2 Italiänische Nobels die Treppe oben herunter gegangen. Der eine hatte einen meßingenen Leuchter in der Hand, worauff ein brennendes Wachs-Licht brandte, und der andere eine große töpfferne brennende Lampe, welche geschwüpte voll Bomolie gegossen war. Die hiessen uns da willkommen und erfreueten sich meiner wie auch des Herrn Bruder Grafens seiner guten Gesundheit. Nachdem Sie nun solche Compliment gegen uns abgeleget hatten, nahm mich der eine Nobel mit den brennenden Wachs-Liechte bey der Hand und der andere mit der brennenden Bomolien-Lampe fassete den Herrn Grafen bey den Ermel und führeten uns da der Treppe hinauff, daß wir nicht fallen solten, denn es waren 6 Stuffen oben ausgebrochen. Wie wir nun die Treppe oben hinauff kamen, so praesentirete sich ein vortrefflicher schöner Saal, welcher um und um mit den schönsten Tapezereyen und Edelgesteinen ausgezieret war und von Gold und Silber flimmerte und flammte. Auf denselben Saale nun stunden 2 vornehme Staaden aus Holland und 2 Portugiesische Abgesandten, die kamen mir und meinen Herrn Bruder Graffen gleichfalls entgegen gegangen, hiessen uns auch willkommen und erfreueten sich ebenfals unserer guten Gesundheit und glücklichen Anherokunfft. Ich antwortete denselben flugs sehr artig wieder und sagte: Wenn Sie auch noch fein frisch und gesund wären, würde es mir und den Hn Grafen sehr lieb auch seyn. Als ich mein Gegen-Compliment nun auch wieder abgeleget hatte, so kam der Wirth in einen grünen Sammet-Beltze auch dazu, der hatte nun ein groß Bund Schlüsseln in der Hand, hieß uns auch willkommen und fragte, ob ich und der Hr Graf belieben wolten, noch eine Treppe höher mit ihn zu steigen, alwo er uns anweisen wolte, wo wir unser Zimmer haben solten. Ich und der Herr Bruder nahmen hierauff von der sämbtlichen Compagnie mit einer sehr artigen Mine Abschied und folgeten dem Wirthe, daß er uns in unser Zimmer führen sollte, welches wir zu unserer Bequemlichkeit innen haben solten.

Sobald wir nun mit ihn noch eine Treppe hinauff kamen, schloß er eine vortreffliche schöne Stube auf, worinnen ein über allemassen galantes Bette stund und alles sehr wohl in derselben Stube auffgeputzt war. Daselbst hieß er uns unsere Gelegenheit gebrauchen, und wenn wir was verlangeten, solten wir nur zum Fenster hinunter pfeiffen, so würde der Haußknecht alsobald zu unsern Diensten stehen; und nahm hierauf von uns wieder Abschied. So bald als der Wirth nun den Rücken gewendet hatte, war ich her und zog gleich meine Schuh und Strümpffe aus und pfiff dem Hauß-Knechte, daß er mir ein Faß frisch Wasser bringen muste, damit ich meine Knochen waschen kunte, denn sie stuncken abscheulich. Meinen Herrn Bruder Grafen waren seine schwarztrüpnen Sammthosen zwischen den Beinen aus der Nath gerissen; derselbe pfiff der junge Magd, daß sie Ihn eine Nehnadel mit einen Faden weissen Zwirn bringen muste, daß Er selbige wieder flicken kunte. Da sassen wir nun allebeyde, ich wusch meine stinckende Füsse und der Hr Bruder Graf flickte seine zerrissenen Sammthosen, welches sehr artig ließ.

Nachdem wir uns nun so ein Bißgen ausgemaustert hatten, so kam der Wirth in grünen Sammt-Beltze wieder hinauff zu uns und ruffte uns zur Abend-Mahlzeit, worauf ich und der Hr Bruder Graf gleich mit ihn giengen. Er führete uns die Treppe wieder hinunter, über den schönen Saal weg und in eine große Stube, alwo eine lange Tafel gedeckt stunde, auf welche die herrlichsten Tractamenten getragen wurden. Der Hr Wirth hieß uns da ein klein wenig verziehen, die andern Herren wie auch Damens würden sich gleich auch dabey...



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