Rey | Tageswandler 1: Mira | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 267 Seiten

Reihe: Tageswandler

Rey Tageswandler 1: Mira


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7393-6065-2
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, Band 1, 267 Seiten

Reihe: Tageswandler

ISBN: 978-3-7393-6065-2
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Mira reist nach Norwegen. Der Notar ihrer verstorbenen Eltern hat sie eingeladen, um ihr ein Erbstück zu überreichen. Dadurch wird sich an ihrem Leben jedoch nichts ändern. Sie ist eine totale Einzelgängerin und das aus gutem Grund. Menschen, die sie mag, verunglücken, als würde ein Fluch an ihr haften. Kurz nach dem Termin mit dem Notar muss Mira erkennen, dass eben dieser Fluch Vampire magisch anzieht. Anzheru verschleppt sie und es sieht nicht aus, als wollte er sie je wieder gehen lassen... bereits erschienen: Band 2 Anzheru, Band 3 Letizia, Band 4 Shaun, Band 5 Gigi, Band 6 Igor und die Kurzgeschichte Marada in Planung: Band 7 Yero

Al Rey ist in Solingen geboren und aufgewachsen und lebt derzeit im schönen Rheinland. Tageswandler 1 - Mira ist ihr Debüt und entstand als Geburtstagsgeschenk.
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Prolog


Norwegen. Ausgerechnet ein Land, in dem es bekanntermaßen sehr kühl und manche Tage im Jahr vollkommen finster war. Mira wäre viel lieber nach Süden in ein warmes Land geflogen. Missmutig sah sie aus dem kleinen Flugzeugfenster hinab auf die weite Ostsee. Bald kam die skandinavische Küste in Sicht. Nicht eine Wolke stand am Himmel und daher war der Blick frei auf die berühmten Fjorde. Schier endlos erstreckten sich die zerklüfteten Felsklippen am Horizont und genauso der dunkle Wald, der nur hin und wieder von kleinen Städten unterbrochen wurde. Der atemberaubende Anblick lenkte Mira wenigstens eine Weile von dem ab, was ihr bevorstand. Sie besaß keine Familie mehr. Ihre Eltern waren gestorben, als sie gerade zwei Jahre alt gewesen war. Sie war adoptiert worden, doch vor eineinhalb Jahren war sie ausgezogen und gab sich seitdem keine große Mühe, den Kontakt zu ihren Adoptiveltern aufrecht zu erhalten. Nun hatte sich nach all den Jahren ein Notar namens Gunwald Larsson aus Oslo gemeldet, der eine Hinterlassenschaft ihrer leiblichen Eltern besaß. Seine Einladung hatte Mira mitten in den Semesterferien erreicht. Sie hatte lange gezögert, da sie nichts mit ihren Eltern verband. Nicht eine Erinnerung war ihr geblieben. Dennoch hatte Mira sich entschieden, der Einladung zu folgen. Während der langen Reise von Brüssel nach Oslo waren ihre Gelenke ganz steif geworden. Sie war auffallend groß für ein Mädchen, ganze 1,82 Meter. Ihre Beine hatten kaum Platz zwischen den Flugzeugsitzen gehabt. Unbeholfen stakste Mira die schmale Treppe hinab, froh darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Nachdem sie ihre blaue Reisetasche im Terminal wieder gefunden hatte, machte sie sich auf den Weg zum Hotel. Das Treffen mit dem Notar sollte erst am folgenden Tag stattfinden. Zum Glück, denn es dämmerte bereits und im Dunkeln fand Mira sich nicht einmal in ihrer Heimatstadt gut zurecht. Im Hotelzimmer angekommen stellte sie positiv überrascht fest, dass es sogar einen Fernseher darin gab. In ihrem eigenen, winzigen Appartement zu Hause in Brüssel besaß Mira keinen. Obwohl sie kein Wort Norwegisch verstand, ließ sie das Gerät den ganzen Abend eingeschaltet. Den Bildern nach handelte es sich um einen Soap-Marathon. Leider gelang es Mira nicht, sich wirklich abzulenken. Ihr war unwohl bei dem Gedanken, etwas von ihren leiblichen Eltern zu lesen oder in der Hand zu halten. Niemals zuvor hatte sie einen Hinweis auf sie erhalten. Einige Monate nach ihrem Tod hatte die Familie Blanchard sie bei sich aufgenommen. Allerdings währte das Familienglück nur kurz. Nach kaum einem Jahr erkrankte ihr Adoptivbruder, der kleine Julien, an Leukämie. Auch Miras Spielkameraden passierten über die Jahre hinweg immer wieder Unfälle, manche wurden sogar krank. Irgendwann hatte Mira begonnen, diese Schicksale mit ihrer Gegenwart in Verbindung zu bringen. Sie schien das Unheil magisch anzuziehen. Natürlich sprach diesen Gedanken niemand aus, aber die Blicke ihrer Adoptivmutter Ester waren immer argwöhnischer geworden. Zunehmend hatte sie Mira spüren lassen, dass sie sich in ihrer Nähe nicht mehr wohl fühlte. Als sie vor etwa vier Jahren einmal gezwungenermaßen zusammen einkaufen gegangen waren, waren sie auf offener Straße von einer Gruppe Männer angegriffen worden. Aufgrund ihrer Verletzungen hatten sie sogar ins Krankenhaus gemusst. Nachdem sie beide nach Hause zurückgekehrt waren, hatte Ester freiwillig kein Wort mehr mit Mira gesprochen. Sie hatte stets ihr die Schuld an dem Überfall gegeben. Die Männer waren nie gefasst worden. Über die Jahre hatte Mira daher ihre Überlebensstrategie perfektioniert. Oder besser gesagt die Überlebensstrategie für die anderen. Je mehr sie sich abschottete, desto weniger Unfälle passierten um sie herum. Nur ein einziges Mädchen an der Uni redete mehr als jeder andere mit ihr. Ihr Name war Jacky und sie schrieben von Zeit zu Zeit gemeinsam an ihren Hausarbeiten. Da Mira sich permanent weigerte, mit ihr auszugehen, kamen sie sich nicht näher und dafür war Jacky bisher nichts passiert. Die Einsamkeit war ein akzeptabler Preis dafür. Durch eine Hinterlassenschaft ihrer Eltern würde sich daran garantiert nichts ändern. Vielleicht war sie der Einladung des Notars nur aus Pflichtgefühl gefolgt, sie wusste es selbst nicht so genau.

Schlafen konnte Mira kaum. Die Nacht verging schleppend. Schon kurz vor Sonnenaufgang begab sie sich unter die Dusche. Das warme Wasser betäubte ihre Bedenken, doch die angenehme Trance verging schnell wieder. Der Termin war auf 11:30 Uhr angesetzt, folglich hatte Mira reichlich Zeit zu frühstücken und die kürzeste Verbindung mit der Straßenbahn zu ihrem Zielort herauszusuchen. Das Büro des Notars lag in einem der teuren Außenbezirke von Oslo. Den Menschen, die Mira auf dem Weg von der U-Bahn zur Adresse des Notars begegneten, war schon an der Kleidung ihr Vermögen anzusehen. Sie fühlte sich völlig fehl am Platz in ihren zerrissenen Jeans und der abgetragenen Lederjacke. Ein kühler Wind kam auf. Mira verschränkte die Arme vor der Brust, um sich warm zu halten. Sie war wirklich froh darüber, dass sie bereits morgen wieder nach Belgien fliegen würde. Dort herrschten spätsommerliche 23 Grad Celsius, bei denen man keine Jacke tragen musste. Mira fragte sich ernsthaft, ob die Temperaturen in Norwegen jemals über 14 Grad stiegen. Vor dem Haus des Notars zögerte sie erneut eine ganze Weile. Gunwald Larsson nahm ihr letztendlich die Entscheidung ab, ob sie klingeln wollte, und kam ihr munter aus seiner Tür entgegen. Er war ein rundlicher Mann um die sechzig.

„Mira Blanchard?“, fragte er freundlich. Auf Englisch wäre Mira mit Sicherheit auch zu Recht gekommen, aber zu ihrem Glück sprach Larsson fließend Französisch. Er hieß sie etwas umständlich willkommen und bat sie, ihm durch sein Haus ins Büro zu folgen. Die geschmackvoll eingerichteten Zimmer zeugten ebenfalls davon, dass man als Notar in Norwegen reichlich Geld verdiente. Mira hatte das Gefühl, in seinem Besuchersessel zu versinken.

„Ihre Eltern haben vor über zwanzig Jahren einmal hier gewohnt. Wenn ich mich damals nicht völlig getäuscht habe, war Ihre Mutter schwanger, als ich sie zum letzten Mal gesehen habe.“ Sein warmherziges Lächeln war gut gemeint, doch Mira war nicht in der Stimmung, sich auf seine Erinnerungen an ihre Eltern einzulassen. Larsson verstand ihre abwehrende Miene und öffnete den Safe in der hölzern vertäfelten Wand hinter seinem Schreibtisch. Er nahm ein kleines Kästchen heraus, das er vor Mira auf den Tisch stellte.

„Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Es war nicht leicht, Sie zu finden, Mira.“

„Vielen Dank.“ Sie versuchte, ihm ein aufrichtiges Lächeln zu schenken und verabschiedete sich bald darauf. Zügig verließ sie den Stadtbezirk, das Kästchen befand sich unangetastet in ihrer Tasche. Sie hatte es nicht über sich gebracht, es in Larssons Gegenwart zu öffnen. Während der Fahrt begann es zu regnen. Mira zog die Kapuze ihres Shirts unter der Jacke hervor und setzte sie auf. Das schwarze lange Haar passte kaum darunter. Zu beiden Seiten ihres Gesichts quoll es unter dem hellen Stoff hervor. Kurz bevor sie ausstieg, fiel ihr ein Mann auf, der ebenfalls eine Kapuze trug. Aus dem Schatten, den sie warf, schien er Mira unablässig anzustarren. Zum Glück stieg er nicht hinter ihr aus. Sie kehrte auf direktem Weg zum Hotel zurück. Angespannt stellte sie die Tasche ab und zog die Jacke aus. Ganz langsam holte Mira das Aluminiumkästchen aus ihrer Umhängetasche und setzte sich auf die Bettkante. Sie hielt den Atem an, als sie versuchte, den etwas verrosteten Schnappverschluss zu öffnen. Es klickte. Mira atmete tief durch und öffnete die Schatulle. Darin lag sage und schreibe ein Stein. Ungläubig nahm Mira den schwarzen, kühlen Stein heraus und drehte ihn in der Hand. Auf der Unterseite befand sich eine Gravur in einer sehr altmodischen, geschwungenen Schrift.

Mit einem Schnauben steckte Mira den Stein in ihre Hosentasche und warf das unansehnliche Kästchen in den Mülleimer ihres Hotelzimmers. Sie rieb sich die Stirn. Dafür war sie nach Norwegen gekommen. Einen Stein! Sie ließ sich aufs Bett fallen und schloss die Augen, in der Hoffnung die Wut bändigen zu können. Sie hatte nicht viel erwartet, aber wenigstens irgendeinen Bezug. Doch keinen Stein und eine sinnlose Inschrift… Einen Weg wohin denn bloß? Und wer?

Der Regen peitschte mittlerweile regelrecht gegen das hohe Fenster. Mira war vor Erschöpfung eingenickt und hatte den gesamten Nachmittag verschlafen. Jetzt beschloss sie, noch irgendetwas aus diesem Abend zu machen und begab sich in die Hotelbar. Eigentlich trank sie nicht gerne Alkohol, aber ein Glas Wein konnte auf diese ernüchternde… Was war es eigentlich? Eine Erkenntnis? Was auch immer, es würde nicht schaden. Der Barkeeper erwies sich als jung, hübsch und der englischen Sprache mächtig. Gedankenverloren sah Mira ihm eine Weile bei der Arbeit zu, bis er ihren Blick erwiderte. Er schien nicht abgeneigt zu sein, obwohl Miras Erscheinungsbild um einiges von dem der norwegischen Frauen abwich. Kohlrabenschwarze Haare waren hier offenbar eine Seltenheit. Aus trainierter Höflichkeit lächelte sie den hochgewachsenen blonden Mann an und suchte sich dann doch lieber einen Platz am Fenster, zu weit weg von ihm, um ein Gespräch anzufangen. Der letzte Junge, den sie gemocht hatte, war vier Tage nach ihrem ersten Treffen vor ein Auto gelaufen.

„Na, hat dich der Kellner gelangweilt?“

Mira warf einen Blick in die Fensterscheibe links von ihr, in der sie auch die Spiegelung des Mannes am Nebentisch sehen konnte. Seine Augen schienen beinahe schwarz zu...



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