E-Book, Deutsch, Band 1, 240 Seiten
Reihe: Until Love
Reynolds Until Love: Asher
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-903130-13-5
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 240 Seiten
Reihe: Until Love
ISBN: 978-3-903130-13-5
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Aurora Rose Reynolds lebt mit ihrem Mann, ihrem Sohn und ihrer Dogge Blue in Tennessee. Wenn sie ihre Zeit nicht mit ihrer Familie oder dem Schreiben verbringt, steckt sie ihre Nase am liebsten in Bücher. Auf ihren Reisen quer durch die Welt und ihren Lebensabschnitten in vielen Teilen der USA hat Aurora unzählige Freundschaften geschlossen - all diese Erfahrungen und Menschen liefern ihr heute Material für ihre Geschichten.
Autoren/Hrsg.
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1. Kapitel
November
Warme Luft trifft mich ins Gesicht, als ich die Hotellobby betrete. Es ist Oktober, aber ich kann jetzt schon sagen, dass uns ein kalter Winter bevorsteht.
Die Dame hinter der Empfangstheke sieht mit einem schockierten Ausdruck zu mir hoch. Ich kann es ihr nicht verübeln. Ich sehe aus, wie ich mich fühle. Ziemlich scheiße.
»Oh, Liebes. Bist du okay?«, fragt sie.
Ich mag diese Frage nicht.
»Alles gut«, sage ich und versuche, zu lächeln. »Ich brauche ein Zimmer. Ein hundefreundliches, wenn Sie so etwas haben.«
»Natürlich«, sagt sie mit einem Blick zurück auf ihren Computer, als sie auch schon zu tippen beginnt. »Für wie viele Nächte?«
»Nur eine.« Ich lehne mich an die Theke. Inzwischen kann ich die Erschöpfung der letzten Tage deutlich spüren.
»Das Zimmer 312 ist hundefreundlich. Am besten Sie nehmen den Fahrstuhl in den dritten Stock und gehen dann nach rechts. Das macht siebzig Dollar für Sie und noch einmal fünfzig Dollar extra für den Hund.«
Ich reiche ihr meine Kreditkarte. Während ich warte, bis sie unsere Daten aufgenommen hat, betrachte ich meinen neuen Weggefährten. Ich kann noch immer nicht glauben, dass er mir das Leben gerettet hat. Alles, woran ich mich erinnere, ist, dass ich angegriffen wurde, dann war da plötzlich dieser Hund und sprang den Kerl an, der auf mich losging. Der Cop sagte, dass ich ohne den Hund vermutlich im Koma läge oder tot sein könnte. Stattdessen kam ich mit einer Gehirnerschütterung, zwei gebrochenen Rippen und einem verstauchten Handgelenk davon.
Biest war das erste, was ich sah, als ich in dieser Seitenstraße aufwachte. Es stank dort nach Müll und Urin. Ich dachte, ich wäre tot, bis ich dieses Wimmern hörte und diese warme, nasse Zunge fühlte, die einmal quer über mein Gesicht leckte. Ich öffnete meine Augen und sah dieses riesige Hundegesicht, das wie ein hundehafter Engel auf mich herabblickte. Er wich nicht von meiner Seite, als ich all meine Kraft zusammensammelte, um mich aufzurappeln. Er ließ mich auch nicht allein, als ich mich zu meinem Apartment schleppte, um die Polizei zu verständigen. In all diesen Momenten war er mein persönlicher Schutzengel.
»Alles erledigt, Liebes«, sagt die Rezeptionistin und holt mich damit in die Gegenwart zurück. Sie hält mir die Zimmerkarte entgegen. »Der Fahrstuhl befindet sich gleich am Ende dieses Gangs.« Sie deutet nach links.
»Danke«, murmle ich, bereit, mich endlich aufs Ohr zu hauen.
»Ich weiß, es geht mich nichts an«, beginnt sie und ich halte inne, um sie wieder anzusehen. »Ich hoffe, Sie konnten ein paar rechte Haken austeilen, bevor Sie diesen Arsch verlassen haben.«
»Es ist nicht das, wonach es aussieht.« Ich muss lächeln und schüttle zugleich meinen Kopf.
»Mhm, okay. Wie Sie meinen, meine Liebe.«
Ich habe keine Kraft mehr, um mit ihr zu diskutieren, also lasse ich das so stehen und lächle stattdessen.
»Komm schon, mein Junge.« Ich ziehe Biest neben mir auf den Fahrstuhl zu und schaffe es irgendwie, dabei noch mein Gepäck zu tragen. »Du kannst hier morgen Früh alles beschnuppern, wenn ich nicht mehr so müde bin«, erkläre ich ihm gähnend und ziehe ihn weiter.
Als wir das Zimmer endlich erreichen, werde ich von einer nach Hundeurin stinkenden Duftwolke überwältigt. Da fragt man sich, warum man hier zusätzlich fünfzig Dollar bezahlt, wenn diese dann nicht verwendet werden, um den Gestank aus dem Teppich zu bekommen. Mittlerweile bin ich allerdings zu müde, um mich darüber aufzuregen und nur noch glücklich, ein Bett für mich zu haben. Wir hätten in meinem Auto übernachten können, aber mit all meinem Zeug darin bleibt nicht viel Platz zum Schlafen übrig.
Ich leine Biest ab und gehe mit meinem Kulturbeutel ins Badezimmer. Nachdem ich meine Zähne geputzt und mein Gesicht gewaschen habe, sehe ich in den Spiegel und zucke zusammen. Ich sehe aus wie eine Kuh. Mein Gesicht ist schwarz und blau gefleckt, meine grünen Augen sind rot unterlaufen und verquollen, meine Oberlippe ist aufgeplatzt und dazu habe ich so viele Schrammen und Prellungen, dass mir sogar meine Haare wehtun.
Ich entledige mich meiner Jeans, dem Sweater und meinem BH, lasse mein Tank-Top und meinen Slip jedoch an. So krieche ich ins Bett und schalte die Nachttischlampe aus. Keine zwei Sekunden später spüre ich, wie die Matratze unter Biests Gewicht nachgibt, bevor er sich dicht an meinem Körper zusammenrollt.
Dann bin ich auch schon eingeschlafen.
***
Die Sonne scheint durch einen Spalt zwischen den Vorhängen. Stöhnend drehe ich mich zur Seite. Biest liegt auf seinem Rücken, die Beine in die Luft gestreckt, und schnarcht. Er ist der seltsamste Hund, dem ich je begegnet bin – nicht, dass ich bisher viele Erfahrungen mit Hunden gesammelt hätte. Ich habe bisher immer versucht, einen großen Bogen um sie zu machen. Als ich vier Jahre alt war, besuchten wir Freunde meiner Mom in den Hamptons. Sie hatten einen Hund, der auf mich losging. Die Sache endete im Krankenhaus mit Nähten von meiner Braue bis unter mein Auge. Seither empfinde ich Hunden gegenüber nichts als pure Angst; selbst den ganz Kleinen gegenüber, die denken, sie sehen süß aus, nur weil sie in eine Tasche passen.
Mein Hund, Biest, ist kein bisschen klein. Nachdem ich ihn fand, googelte ich nach bestimmten Hundefotos und fand heraus, dass es sich bei der Rasse um eine Deutsche Dogge handelt. Er reicht mir bis zur Hüfte, wenn er neben mir steht. Ich bin ein Meter sechzig groß und wenn er sich auf seine Hinterläufe stellt, überragt er mich noch um gut einen halben Kopf. Überraschenderweise jagt er mir nicht im Geringsten Angst ein. Genau genommen, denke ich sogar, ich hätte die letzten Tage ohne ihn nicht überstanden.
»Komm schon, Kumpel«, sage ich zu ihm und tätschle ihm den Bauch.
Er wälzt seinen Körper auf die Seite und sieht mich an, als wäre ich verrückt geworden.
»Ganz genau. Es ist Zeit, aufzustehen. Wir müssen zurück auf die Straße, wenn wir bis heute Abend bei meinen Dad sein wollen«, erkläre ich ihm, als ich das Bett verlasse.
Er rührt sich immer noch nicht.
»Wie du meinst ... Ich dusche inzwischen«, sage ich, als würde es ihn tatsächlich interessieren.
Ich stolpere ins Badezimmer und schalte die Dusche ein. Während ich mich ausziehe, erfüllt Dampf den kleinen Raum und ich greife zu der billigen Seife des Hotels. Nachdem ich mich von Kopf bis Fuß abgeschrubbt habe, immer darauf bedacht, keine der Blutergüsse an Armen und Beinen zu erwischen, greife ich nach dem Shampoo und realisiere, dass es keine Haarspülung gibt. Sofort bereue ich, mein Auto letzte Nacht nicht auch nach meinen restlichen Toilettesachen durchsucht zu haben. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, kämme ich mir mit den Fingern durch das Haar, um nicht völlig durchgeknallt auszusehen, wenn wir später an der Rezeption ankommen, um auszuchecken. Nicht, dass es einen Unterschied machen würde. Einen Blick in mein Gesicht und niemand interessiert sich mehr dafür, wie mein Haar aussieht.
Ich finde frische Unterwäsche und eine bequeme Hose, werfe mir einen Hoodie über und fasse mein Haar zu einem hohen Knoten zusammen. Zu guter Letzt schiebe ich mir meine Sonnenbrille auf den Kopf.
Als ich aus dem Badezimmer komme, sitzt Biest auf dem Bett und wirft mir einen Blick zu, als hätte er eine Ewigkeit auf mich warten müssen. Typisch Mann.
»Komm schon, mein Junge. Wir hauen ab.« Ich klapse mir auf den Oberschenkel, worauf der Hund vom Bett springt und an meine Seite marschiert. Dort setzt er sich hin und wartet, dass ich ihn angeleint habe. »Okay, mein süßer Kerl, Futter gibt es draußen«, erkläre ich ihm. Dann überprüfe ich nochmal das Bad, um nichts zu vergessen.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl lasse ich mir diesmal Zeit, damit Biest alles beschnuppern kann, was er gestern versäumt hat. Der Aufzug öffnet sich und der Mann, der ihn verlässt, fällt beinah über seine eigenen Beine, als er Biest auf sich zukommen sieht. Ich meine, der Hund ist wirklich verdammt groß, allerdings wirkt er nicht im Geringsten einschüchternd. Sein Fell ist dunkelgrau mit schwarzen Flecken, seine Nase ist pink und seine Augen fast blau. Eigentlich ist er sogar ziemlich hübsch.
Ich sehe den Mann entschuldigend an.
»Vermutlich war es mein Gesicht, das ihn so erschrocken hat«, sage ich zu Biest, sobald sich die Türen des Fahrstuhls wieder schließen.
Er legt seinen Kopf schräg, als hätte er mich verstanden.
Im ersten Stock ist es hell genug, um meine Sonnenbrille auf meine Nase zu schieben. Wir gehen auf die Rezeption zu und ich bemerke, dass dort eine andere Person als gestern sitzt. Hoffentlich wiederholt sich die...




