E-Book, Deutsch, Band 3, 240 Seiten
Reihe: Until You
Reynolds Until You: June
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-903130-61-6
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 240 Seiten
Reihe: Until You
ISBN: 978-3-903130-61-6
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Aurora Rose Reynolds lebt mit ihrem Mann, ihrem Sohn und ihrer Dogge Blue in Tennessee. Wenn sie ihre Zeit nicht mit ihrer Familie oder dem Schreiben verbringt, steckt sie ihre Nase am liebsten in Bücher. Auf ihren Reisen quer durch die Welt und ihren Lebensabschnitten in vielen Teilen der USA hat Aurora unzählige Freundschaften geschlossen - all diese Erfahrungen und Menschen liefern ihr heute Material für ihre Geschichten.
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Prolog
Als ich mein Spiegelbild betrachte, zucke ich zusammen. Mein Haar ist ein Desaster, unter meinen Augen liegen dunkle Ränder und das Nachthemd, das ich anhabe, zählt nicht zu meinen hübschesten. Meine Schwester December hat es mir als Scherz geschenkt. Es ist bequem, deshalb trage ich es gelegentlich dennoch, obwohl es für Frauen gemacht ist, die dreimal so alt sind wie ich. Die Ellenbogen auf den Tisch vor mir gestützt, lasse ich meine Finger durch meine Haare gleiten, streiche mir die Strähnen aus dem Gesicht und starre auf den Tisch, an dem ich sitze.
»Ich hasse Männer«, flüstere ich in den leeren Verhörraum hinein, wo ich, wie mir vor über einer Stunde gesagt wurde, warten solle, nachdem die Polizei meine Haustür eingetreten und mich aus dem Bett gezerrt hat.
Ich hebe den Blick, betrachte mich ein weiteres Mal im Einwegspiegel und schwöre, dass ich lesbisch werde, sobald ich aus diesem Schlamassel wieder raus bin, in den mich mein Exfreund gebracht hat.
»June Mayson.« Ich blicke über meine Schulter nach hinten zur offenen Tür und sehe einen Mann, der mich an meinen Dad erinnert.
Obwohl er bestimmt Mitte vierzig ist, wirkt er, als wäre die Zeit spurlos an ihm vorbeigegangen. Er hat dunkles, kurz geschnittenes Haar, das an der Seite gescheitelt ist. Seine blauen Augen und sein gebräunter Teint sind ein starker Kontrast zu seinen dunklen Wimpern. »Ich bin Officer Mitchell und das hier ist Officer Plymouth.« Mit einem Kopfnicken deutet er auf den Mann, der ihm in den Raum folgt. Dessen Blick und gerunzelter Stirn nach zu urteilen, spielt er hier wohl die Rolle des bösen Cops. Die Zeit ist ihm nicht so freundlich gewogen gewesen wie Officer Mitchell. Er sieht aus, als hätte er sich das ein oder andere Bier zu viel in seinem Leben gegönnt. Er ist rundlich und seine gelblich wirkende Haut sieht nicht sonderlich gesund aus.
Ich nicke und verschränke die Arme vor der Brust, ehe ich über meine Oberarme streiche. Die kühle Luft aus der Klimaanlage über mir lässt mich frösteln.
»Möchten Sie etwas trinken?«, fragt Officer Mitchell, als er sich gänzlich in den Raum geschoben hat.
Kopfschüttelnd murmle ich ein: »Nein danke.«
»Heiße Schokolade?«, bietet er an und ich merke, wie Tränen hinter meinen Lidern zu brennen beginnen.
Seit ich klein war, hat mir mein Dad immer eine heiße Schokolade gemacht, wenn ich einen schlechten Tag hatte. Seine heiße Schokolade hat magische Kräfte, die stets alles wieder gut erscheinen lässt, aber ich bezweifle, dass die der Polizeistation den gleichen Effekt hätte. »Nein danke, ich möchte nur wissen, warum ich hier bin«, sage ich, als er mir gegenüber auf dem metallenen Stuhl Platz nimmt und eine dicke Akte zwischen uns auf den Tisch legt.
»Wir werden hier wahrscheinlich eine Weile verbringen, deshalb möchte ich, dass Sie sich wohlfühlen«, erwidert er fürsorglich.
Ich sehe zu Officer Plymouth hinüber, der an der Wand lehnt, und dann wieder zu ihm. »Ich möchte nicht unhöflich sein, Mr Mitchell, aber ich würde gern direkt zur Sache kommen. In ein paar Stunden muss ich unterrichten und dort wirklich pünktlich erscheinen.«
»Ich fürchte, dass Sie Ihren Unterricht heute nicht wahrnehmen können werden, Miss Mayson.«
Ich schließe für einen Moment die Augen. »Könnte ich etwas zum Überziehen bekommen?«
Überraschenderweise schlüpft Officer Plymouth aus seiner Anzugjacke, kommt zu mir und legt sie mir um die Schultern.
»Danke«, sage ich leise, woraufhin seine Ausdruck etwas weicher wird. Ich sehe wieder Officer Mitchell an.
»Wie lang kennen Sie Lane Diago schon?«, fragt er und ich setze mich etwas aufrechter hin.
»Ich kenne niemanden, der so heißt«, antworte ich. Daraufhin öffnet er die Mappe und breitet ein paar Bilder von meinem Exfreund Aaron und mir direkt vor mir aus. Alle Fotos wurden aufgenommen, als wir noch ein Paar waren. Scheinbar wurde er damals bereits beschattet. Wie er auf dem Weg zu meinem Apartment ist … wie er mich neben meinem Auto küsst … beim Supermarkt … als wir Händchen haltend den Kirchgang hinunterlaufen … im Kino … beim Abendessen … Wir zwei, während wir ganz normale Pärchensachen tun.
»Sie meinen Aaron?«
»Hat er Ihnen gesagt, dass das sein Name sei?«, fragt der Officer und ich nicke, während ich zu ihm aufblicke.
»Ich kenne ihn seit etwa einem Jahr«, flüstere ich und betrachte wieder die Fotos, als mir klar wird, dass ich diesen Mann nicht wirklich gekannt haben kann, wenn sein Name nicht einmal Aaron ist.
»Wie lang waren Sie zusammen?«, hakt er nach und ich sehe die Bilder vor mir erneut an.
»Wir waren für ungefähr vier Monate ein Paar. Vor einem Monat habe ich die Sache zwischen uns beendet«, antworte ich ehrlich, als mich plötzlich eine Welle der Traurigkeit überrollt.
Ich habe Aaron alias Lane nicht geliebt. Nicht einmal annähernd. Aber er war mir wichtig und ich dachte, auch ich würde ihm etwas bedeuten. Zumindest so lang, bis er mir eine Nachricht schickte, in der er mich bat, ihn bei sich zu Hause zu treffen. Als ich dort eintraf, ließ mich einer seiner Mitbewohner rein. Ich ging nach oben, wo ich Lane schließlich mit seinem Schwanz in Susie Detreis Mund vorfand. Offenbar habe ich mich ziemlich in ihm getäuscht.
»Sie standen sich nah«, stellt Officer Mitchell fest und ich nicke, weil wir es taten; oder zumindest dachte ich das. »Können Sie mir sagen, wer das hier ist?« Er zieht ein Foto von Aarons – Lanes – Cousin hervor. Zumindest hat er , er wäre sein Cousin, als er ihn mir vorgestellt hat.
»Aaron … ich meine Lanes Cousin Cody. Er lebt in Mississippi.«
»Haben Sie je ein Gespräch zwischen den beiden belauscht?«
»Ein Gespräch von ihnen belauscht?«, wiederhole ich und sehe ein Bild an, auf dem Cody und Lane in einer Bar sitzen. Lane hält eine Flasche seines Lieblingsbiers in der Hand und Cody hat ein kurzes, bauchiges Glas mit einer dunklen Flüssigkeit und Eis vor sich stehen, das er umfasst hält, während er über etwas lacht.
»Nein.«
»Sind Sie sich da sicher?«
»Wenn Sie mir sagen würden, warum ich hier bin, könnte ich Ihnen vielleicht die Information geben, nach der Sie suchen.«
»Lane Diagos Onkel ist einer der größten Verteiler illegaler Betäubungsmittel in Alabama, Kentucky, Tennessee, Mississippi, Georgia und South Carolina.«
»Was?«, entfährt es mir, als ich meinen Blick auf eins der Fotos hefte, auf dem Lane und ich vor meinem Apartment stehen. Ich trug damals ein kurzes, farbenfrohes Sommerkleid und goldene Riemchensandalen, Lane hatte schwarze Cargoshorts und ein einfaches weißes T-Shirt an. Sein Kopf war zu mir runtergebeugt, meine Hand ruhte auf seiner Brust und seine auf meiner Hüfte. Es war unser drittes Date und erster Kuss gewesen. Ich hatte Ewigkeiten gebraucht, um mich auf ein Date mit ihm einzulassen, da ich nicht für eine Beziehung bereit gewesen war. Schließlich gab ich nach, weil er so hartnäckig war. Jedes Mal, wenn wir uns sahen, fragte er mich, ob wir zusammen ausgehen würden. Er war dabei so theatralisch, was ich zu diesem Zeitpunkt irgendwie süß fand.
»Haben Sie jemals gesehen …«
»Ich habe niemals irgendwas gesehen«, unterbreche ich ihn. »Lane hat nicht einmal Gras geraucht und dabei konsumiert das nahezu jeder, den ich kenne, hin und wieder.« Ich sehe von den Fotos auf und wieder Officer Mitchell an.
»Sie zwei waren viel zusammen. Sie haben ihn zu Käufern gebracht oder dort abgeholt.« Er durchsucht die Aufnahmen und zieht eine heraus, auf der ich vor einem Haus parke, wo ich auf Lane gewartet habe. »Meine Männer haben Sie bei mehr als einem solchen Anlass beobachtet.«
»Zu Freunden«, korrigiere ich ihn. Mir fällt das Atmen plötzlich schwer. »Wenn er mich bat, ihn zum Haus eines Freundes zu bringen, dort abzuholen oder ihn irgendwohin zu fahren, wenn wir ausgingen, habe ich das getan. Aber ich habe ihn nie irgendwas Illegales machen sehen.«
»Verstehen Sie, dass Sie ins Gefängnis wandern könnten, wenn wir herausfinden, dass Sie etwas von dem Geld aus seinen Drogengeschäften für sich ausgegeben haben?«, fragt Officer Plymouth und verschränkt die Arme vor der Brust.
Lachend bedecke ich mein Gesicht mit den Händen und lege meinen Kopf auf dem Tisch ab, während ich versuche, mich zusammenzureißen. Ich sollte gerade vermutlich nicht lachen, aber...




