Richmond | Wo ist Helena? | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

Richmond Wo ist Helena?


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5692-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7337-5692-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als die Architektin Carrie spürt, dass der Unternehmer Andrew - der Mann, den sie schon lange liebt - sie heiß begehrt, könnte sie am Ziel ihrer Träume sein. Trotzdem zögert sie, seine Geliebte zu werden, denn sie weiß nicht, was mit seiner Verlobten Helena geschah, die seit zwei Monaten verschwunden ist ...



Emma Richmond beschreibt ihre Kindheit als wunderbar idyllisch. In den 50er Jahren war eben die Welt noch in Ordnung: Es gab weite Felder, viel Natur und nur wenige Autos auf den Straßen. Natürlich war Emma damals viel draußen und später als junge Frau in den örtlichen Tanzlokalen unterwegs. Dort lernte sie ihren zukünftigen Ehemann kennen! In weniger als einem Jahr waren sie verheiratet. Bald darauf wurden sie Eltern und bekamen insgesamt drei Töchter. Inzwischen bedauert es Emma Richmond, dass sie nie zur Universität gegangen ist. Aber damals war es ganz normal, dass Mädchen Männer fanden und Hausfrauen und Mütter wurden. Und das Familienleben gefiel Emma sehr! Obwohl sie eine Zeitlang sehr arm waren, hatten sie eine unvergessliche Zeit. Ihre Kinder, ihr Mann und Emma waren unzertrennlich - und später kam auch noch Emmas Mutter mit in den Haushalt. Emma Richmond musste nun auch etwas dazuverdienen, sonst würde das Geld nicht reichen. Sie nahm verschiedene kleine Jobs an, die sie vormittags erledigen konnte, wenn die Kinder in der Schule waren. Ganz nebenbei schrieb sie eine Romance. Nie hätte sie gedacht, damit so viel Erfolg zu haben! Plötzlich konnte sie ihre Arbeit als Sekretärin aufgeben und sich ganz dem Schreiben widmen. Emmas ältere Töchter sind inzwischen auch verheiratet, ihre Jüngste besucht die Universität. Emmas Mutter lebt leider nicht mehr - doch das ist der Kreislauf des Lebens, und Emma genießt umso mehr die Liebe und Zuneigung ihrer vier Enkelkinder. Neben ihrer Familie ist nach wie vor das Schreiben ihre große Leidenschaft!

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3. KAPITEL

Carenza blickte beiseite und sagte sachlich: „Ich muss noch etwas in einem der unteren Räume überprüfen. Ich treffe Sie dann draußen.“ Sie eilte hinunter und in den neuen Seitenflügel, der im rechten Winkel angebaut war. Ich bin eine Närrin, tadelte sie sich und ballte frustriert die Hände zu Fäusten.

Sie hätte den Auftrag nicht annehmen dürfen – nicht nachdem sie von Becks Verlobung erfahren hatte. Inzwischen hatte Helena ihn verlassen, und damit war die Verlobung doch bestimmt gelöst. Vielleicht war Helena aber nicht freiwillig gegangen, sondern entführt worden – oder Schlimmeres. Jedenfalls fühlte er sich zu ihr, Carenza, hingezogen, und wie war das möglich, wenn er Helena noch liebte? Na ja, manche Männer waren unfähig, treu zu sein. Beck gehörte nicht dazu. Ihr Gefühl sagte ihr das.

Und seit wann sind Gefühle verlässliche Ratgeber?, fragte sie sich spöttisch. Nüchtern betrachtet wusste sie wirklich fast nichts über ihn.

Trotzdem dachte sie unablässig an ihn, und wenn sie mit ihm zusammen war, sehnte sie sich unendlich danach, ihn zärtlich zu berühren. So wie jetzt hatte sie sich noch nie im Leben gefühlt.

Niedergeschlagen kontrollierte Carenza, ob die Lichtschalter in dem einen Raum richtig installiert worden waren, dann verließ sie das Gebäude.

Beck wartete draußen auf sie. Schweigend und angespannt gingen sie zum Haus zurück. Noch immer regnete es heftig, und das trübe Wetter passte zu ihrer Stimmung.

Vor der Hintertür stand ein Mann, ungefähr in Becks Alter, mit einer Tragetasche in der Hand. Sein blondes Haar war vom Regen völlig durchnässt, und dicke Tropfen liefen ihm übers Gesicht. Er sah Carenza neugierig an und lächelte breit.

„Sind Sie auch ein Opfer des Sturms?“, fragte er.

„Ja, das kann man so sagen“, erwiderte sie und rang sich ein Lächeln ab. „Mein Auto wurde von einem umstürzenden Baum getroffen.“ Der Unbekannte blickte sie nachdenklich an, und sie wusste, er überlegte jetzt, ob sie schon vor dem Orkan hier gewesen war.

„Nachher“, sagte sie, und er wurde rot.

„Die Tür ist nicht abgeschlossen“, sagte Beck. „Du hättest nicht auf der Schwelle warten müssen, um so nass zu werden.“ Er stieß die Tür auf. „Das ist übrigens Carenza Dean, die Innenarchitektin, die das Konferenzzentrum einrichtet. Und das ist mein Nachbar John“, stellte er den Besucher beiläufig vor.

„Der inständig hofft, dass du den Herd nicht hast ausgehen lassen und er ihn benutzen darf“, fügte John hinzu. „Es ist kein Vergnügen, Essen für die Kinder auf einem Rechaud zu kochen.“

Beck lächelte, aber es schien ihm schwerzufallen. Er öffnete den Backofen und holte die Kasserolle heraus. „Das hier wollte ich euch demnächst bringen.“

John sah überrascht aus. „Du hättest nicht für uns zu kochen brauchen“, erwiderte er verlegen.

„Möchtest du das Essen nicht?“

„Doch, natürlich! Vorausgesetzt, du verlangst dafür nicht deine üblichen fantastischen Preise. Wissen Sie, wie viel ein Essen in seinem Restaurant kostet?“, fragte er Carenza.

Sie schüttelte den Kopf. John war offensichtlich befangen, weil er die zwischen ihr und Beck herrschende Spannung spürte.

„Ein Vermögen!“

Beck lächelte. „Was presst du da eigentlich so eifrig an deine Brust?“, fragte er freundlich.

„Es ist jedenfalls nicht Hele …“ Zerknirscht verstummte John. „Tut mir leid, das habe ich nicht so gemeint. Ich und meine verdammt große Klappe“, sagte er dann, atmete tief durch und fügte hinzu: „Ich bringe dir die Thermoskannen zurück. Danke dafür. Außerdem sind in der Tasche Kartoffeln und Eier. Ich dachte, die könnte ich auf deinem Herd …“ Er wurde rot und sah Beck flehend an. „Entschuldige bitte! Die dumme Bemerkung über Helena tut mir wirklich leid.“

„Schon gut.“ Lächelnd schüttelte Beck den Kopf, nahm die beiden Kannen aus der Tasche und stellte stattdessen die Kasserolle hinein. „So, jetzt geh nach Hause und versorge deine hungrige Familie.“

John nickte, lächelte Carenza flüchtig an und ging hinaus.

„Er ist ein guter Freund“, erklärte Beck, zog sich die Jacke aus und hängte sie über einen Stuhl. Anschließend nahm er Carenza den Regenmantel ab. „Seine Frau Lisa arbeitete in meinem Restaurant.“

„Was war denn mit den Thermoskannen?“, fragte sie neugierig.

„Heute Morgen habe ich Tee und heiße Milch nach nebenan gebracht. Peter mag keine kalte Milch auf den Cornflakes.“

Warum klang er plötzlich so verlegen? Weil sie mitbekommen hatte, dass er seinem Nachbarn einen Freundschaftsdienst erwiesen hatte? „Ist Peter Johns Sohn?“, hakte Carenza nach.

„Ja.“ Beck hängte den Regenmantel in den Schrank. „Er ist drei Jahre alt und hat eine Zwillingsschwester namens Jessica. Sind Sie auch hungrig, Carenza?“

„Nicht sehr.“

„Dann mache ich uns Sandwiches, okay? Setzen Sie sich doch inzwischen ins Wohnzimmer an den Kamin.“

Wollte Beck sie aus dem Weg haben, weil er ihre Nähe nicht ertrug? Carenza fand es jedenfalls immer schwieriger, ihm nahe zu sein und ihre Gefühle unterdrücken zu müssen. Sie ging ins Wohnzimmer, kehrte aber gleich wieder um und kam in die Küche zurück, wo sie sich an den Tisch setzte.

Kommentarlos stellte Beck den Wasserkessel auf den Herd neben einen großen Topf, aus dem es appetitlich duftete. „Ich muss das Fleisch aus der Tiefkühltruhe verarbeiten, damit es nicht verdirbt.“

Am liebsten hätte Carenza ihn berührt, wenigstens seinen Arm gestreichelt. Und sie hätte gern mehr über Beck gewusst – nicht nur, was er tat, sondern auch, was er dachte und empfand. Schweigend beobachtete sie ihn. Er wirkte ruhig und gefasst trotz der Schwierigkeiten, die er wegen Helenas rätselhaftem Verschwinden hatte, aber sie vermutete, dass diese Ruhe nur vorgetäuscht war.

„Wo hat er eigentlich geschlafen?“, fragte Carenza unvermittelt.

Beck wandte sich ihr zu und sah sie verwirrt an.

„Ich meine Schrauber“, erklärte sie. „Tut mir leid, ich habe die schlechte Angewohnheit zu sagen, was mir gerade durch den Kopf geht, ohne daran zu denken, dass andere meinen Gedankensprüngen nicht folgen können.“

Er lächelte. „Der Hund hat hier in der Küche geschlafen.“ Halblaut fügte er etwas hinzu. Es klang wie: „Wenigstens darauf habe ich bestanden.“ Sie war sich allerdings nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. „Sie sind doch keine Vegetarierin, oder?“, fragte er dann und nahm Roastbeef aus dem Kühlschrank.

Carenza schüttelte den Kopf.

Nachdem sie die Brote gegessen und Tee getrunken hatten, schlug Carenza den Skizzenblock auf, um sich von Beck abzulenken.

„Die Teppiche können nächste Woche verlegt werden“, informierte sie ihn.

Er drehte den Block zu sich und betrachtete die Skizze. „Sie haben einige Veränderungen vorgenommen“, bemerkte er.

„Ja, aber keine drastischen: Lediglich die Vorhänge werden anders drapiert, damit die Fenster besser zur Geltung zu kommen.“ Carenza stand auf und stellte sich hinter ihn. Sie war nahe daran, ihm die Hand auf die Schulter zu legen, überlegte es sich jedoch anders. Nein, sie durfte ihn nicht berühren! „Wenn Ihnen der neue Entwurf nicht gefällt, kann ich ihn wieder ändern.“

„Mir gefällt er gut.“

Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und versuchte, sich auf etwas anderes als den Mann vor ihr zu konzentrieren. „Außerdem habe ich den Elektriker angewiesen, mehr Steckdosen im Konferenzraum anzubringen“, berichtete sie.

„Eine gute Idee!“

„Die Farbe der Vorhänge sagt Ihnen auch noch zu?“, fragte Carenza angespannt.

„Ja, das Grün wirkt beruhigend. Als wir das Projekt in Angriff genommen haben, sagten Sie doch, wir sollten nichts wählen, was die Aufmerksamkeit auf sich zieht.“

Beck zieht meine Aufmerksamkeit ständig auf sich, und es wird immer schlimmer, dachte sie. Sie wollte sein Haar streicheln, das noch feucht vom Regen war, und bemerkte, wie wohlgeformt seine Ohren waren …

Plötzlich stand er rasch auf und hätte sie fast umgestoßen. „Ich muss weg“, sagte er unvermittelt. „Schreibkram erledigen. Sie kommen hier doch allein zurecht, oder?“

„Ja“, stimmte Carenza rau zu.

„Rühren Sie bitte ab und zu den Eintopf um.“

„Ist gut.“

Er nahm die Regenjacke vom Stuhl und ging hinaus. Carenzas Anspannung ließ trotzdem nicht nach. Zittrig setzte sie sich wieder an den Tisch und blickte starr auf die Skizze, wobei sie die Finger darüber gleiten ließ – so wie Beck es getan hatte.

Er begehrt mich ebenso sehr wie ich ihn, dachte Carenza. Das durfte nicht so weitergehen! Ob er sich dafür verachtete, weil sie bei ihm Verlangen weckte? Wenn er Helena noch immer liebte …

Dass er etwas für sie, Carenza, empfand, dessen war sie sich so sicher, als hätte er es auf den Skizzenblock geschrieben. Sie war keineswegs eingebildet, aber ihr war durchaus bewusst, dass Männer sie erotisch und anziehend fanden … Genug jetzt!, ermahnte sie sich.

Energisch nahm sie den Bleistift, der am Block befestigt war, und zeichnete mehr Details in die Skizze, aber sie war nicht wirklich bei der Sache. Schließlich warf sie angewidert den Stift beiseite und fuhr sich durchs Haar. Bisher hatte ihre Arbeit sie immer förmlich gefangen genommen. Sie konnte stundenlang zeichnen, ohne zu merken, wie die Zeit verging, aber jetzt dachte...



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