E-Book, Deutsch, Band 8, 110 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Stellaris
Ritter / Rosenberg / Fildebrandt Stellaris Paket 8
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8453-4929-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan Stellaris Geschichten 71-80
E-Book, Deutsch, Band 8, 110 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Stellaris
ISBN: 978-3-8453-4929-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Raumschiff STELLARIS lädt ein zu einer besonderen Reise in das Perryversum Die STELLARIS ist ein besonderes Raumschiff: Seit vielen Jahren reist sie durch das Universum der PERRY RHODAN-Serie, bemannt von einer wechselnden Besatzung, unter wechselnder Leitung und mit wechselnden Zielen. Die Abenteuer, die ihre Besatzung und Passagiere erleben, sind Thema zahlreicher Geschichten ... Unterschiedliche Autoren verfassten die Kurzgeschichten rings um das Raumschiff STELLARIS. Sie werden seit Jahren regelmäßig im Mittelteil der PERRY RHODAN-Hefte veröffentlicht - hier präsentieren wir die Folgen 71 bis 80 in einer Sammlung. Mit dabei sind Kurzgeschichten von Hermann Ritter, Michael G. Rosenberg, Ulf Fildebrandt, Dennis Mathiak, Michael Tinnefeld, Olaf Brill, Gerhard Huber, Dieter Bohn und Roman Schleifer, Das STELLARIS-Paket 8 umfasst folgende Geschichten: Folge 71: 'Gefahrenzulage' von Hermann Ritter Folge 72: 'Ein Roboter namens Ferdinand' von Michael G. Rosenberg Folge 73: 'Die Runde machen' von Ulf Fildebrandt Folge 74: 'Die Sonne der STELLARIS' von Dennis Mathiak Folge 75: 'Linearraum-Rhapsodie' von Michael Tinnefeld Folge 76: 'Der Ara' von Olaf Brill Folge 77: 'Die Sehnsucht der Flechte' von Gerhard Huber Folge 78: 'Eingedost' von Dieter Bohn Folge 79: 'Das Erbstück' von Roman Schleifer Folge 80: 'Der Intelligenztest' von Ulf Fildebrandt
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Folge 72
Ein Roboter namens Ferdinand
von Michael G. Rosenberg
»Verzeihung!«
Slirrgo Fantase wandte sich herum ... und stutzte.
Vor ihm stand ein Roboter. Er hatte in seinem Leben schon viele Roboter gesehen, aber noch keinen wie diesen. Bei seinem Gegenüber handelte es sich um ein Modell, das aus einem anderen Jahrhundert stammen musste. Der linsenförmige Körper verfügte über zwei Arme und zwei Beine. Am oberen Ende des metallisch schimmernden Körpers saß ein kugelrunder Kopf mit zwei Augen, einer angedeuteten Nase und einem schmalen Mund. Der Kopf war, im Gegensatz zum Körper, von einer einfachen Bioplastmaske überzogen. Dadurch wirkte das Gesicht auf eine unfertige Art menschlich.
Den Ausdruck darauf interpretierte Fantase als »unsicher« oder »verwirrt« – oder beides.
»Was kann ich für dich tun?« Er musste ein Grinsen unterdrücken. Irgendjemand hatte mit roter und blauer Farbe eine Art Uniform aufgemalt, die an die Livree eines altertümlichen Dieners erinnerte.
Fantase selbst trug im Dienst natürlich eine Borduniform, obwohl er als Yakolajaner Kleidung im Allgemeinen nicht gewohnt war. Dennoch fand er, dass ihm sein Dienstanzug äußerst gut stand.
»Ich bin auf der Suche nach meinem Herrn«, sagte der Roboter mit leicht näselnder Stimme. »Meine Name ist Ferdinand. Darf ich fragen, mit wem ich die Ehre habe?«
Ferdinand?, durchfuhr es Fantase. Wer, beim dreiäugigen Moorkriecher, nannte einen Roboter Ferdinand? Wo hatte er einen solchen Namen schon einmal gehört?
Im selben Moment fiel es ihm ein: Das war ein irdischer Name! Der Besitzer war womöglich ein Nachkomme dieses mythischen Planeten namens Erde. Beim Anblick der antiquierten Erscheinung drängte sich ihm dieser Gedanke förmlich auf. Fantase schauderte wohlig. Hatte Ferdinand gar etwas mit jener sagenumwobenen Welt zu tun?
»Ich heiße Slirrgo Fantase. Ich bin der Chefsteward der STELLARIS.« Er fuhr sich mit seiner langen Zunge über die schmalen Lippen. Der Roboter mit der eigentümlichen Bemalung war mit etwa 1,60 Meter ein wenig kleiner als er selbst. »Ich nehme an, dein Herr hat auf der STELLARIS eingecheckt?«
»Das ist korrekt«, bestätigte Ferdinand in seiner geschraubten Art. Wieder erschien dieser seltsam unsichere Ausdruck auf dem Bioplastgesicht. »Wir wurden wohl irgendwie getrennt.«
Fantase kniff erstaunt ein Auge zu. »Getrennt? Wie und wo?«
»Ich bedauere zutiefst, aber das entzieht sich meiner Kenntnis.« Ferdinand zögerte merklich. »Diesbezüglich weisen meine Aufzeichnungen leider beträchtliche Lücken auf. Laut meinen Kontrollroutinen hat wohl einer der Speicherprozessoren Schaden genommen.«
»Aha. Und wie ist das geschehen?«
»Es tut mir leid, aber das entzieht sich ebenfalls meiner Kenntnis.«
»Hm, welche Kabinennummer habt ihr denn?«
»Leider muss ich gestehen ...«
»... lass mich raten: Das entzieht sich ebenso deiner Kenntnis«, unterbrach Fantase leicht frustriert.
Sein Blick blieb an dem Gegenstand hängen, den Ferdinand in der rechten Hand hielt. Eine braune, abgewetzte Mappe aus Leder oder Lederimitat.
»Was ist denn das?«, fragte er verblüfft.
»Darin befinden sich wichtige Unterlagen meines Herrn«, antwortete Ferdinand.
»Ach so«, sagte Fantase. Kein Schwebekoffer, keine mobile Medobox. Nein, eine alte, antike Ledermappe. Ferdinands Besitzer war mit Sicherheit so ein verschrobener Wissenschaftler. Wahrscheinlich hatte er sich in den ausgedehnten Korridoren des Schiffs verlaufen.
»Wie heißt denn dein Herr?«, erkundigte Fantase sich.
»Ewol Parsodin.«
»Ein Terraner?«
»Nein. Er stammt von Plophos.«
Fantase tat diesen Umstand als unwichtig ab. Plophoser stammten zwar von einem anderen Planeten, unterschieden sich aber nicht von den sogenannten Terranern. »Du hast doch sicherlich eine Beschreibung von ihm in deinem Speicher.«
Ferdinand generierte ein kleines Holo, das er an Fantases Multikomarmband schickte.
Der Steward nickte. »Gut. Jetzt werden wir beide mal zum Check-in gehen. Du wirst sehen, im Handumdrehen haben wir deinen Herrn gefunden.«
*
Menschen verschwanden in der Regel nicht einfach so. Zumal nicht in einem begrenzten Raum wie dem Fracht- und Passagierschiff STELLARIS. Natürlich gab es an Bord Hunderte von Möglichkeiten, sich zu verlaufen oder – wenn man es denn wollte – zu verstecken. Neben der Hauptkantine und zwei Restaurants standen ein halbes Dutzend kleiner Bars und Cafés zur Verfügung.
Drei davon befanden sich im Hydroponium, einer weitläufigen Parklandschaft, die durch eine energetische Membran vom Korridor abgetrennt war. Die Passagiere nutzten diesen Park mit seinem großen See und reichhaltiger Flora und Fauna gerne zum Flanieren oder Schwimmen. Auch bei den Besatzungsmitgliedern war das Hydroponium in den Freischichten sehr beliebt.
Zudem verfügte die STELLARIS über eine Passagierlounge mit Aussichtsdecks und Grünanlagen, ein Spielkasino und ein Unterhaltungsmodul mit Theater und Holoshows. Kurzum: Die STELLARIS war ein kleine Welt für sich.
Slirrgo Fantase beschloss, erst mal den einfachsten Weg zu gehen. Im Haupthangar mit seinen Dockingbuchten für Shifts und Shuttles, dort wo auch die Passagiere eincheckten, würde er sich einfach nach Parsodins Kabinennummer erkundigen. Dann würde er mit Ferdinand dorthin spazieren und den Roboter seinem Besitzer übergeben.
Beschwingt schritt Fantase voran und stimmte leise flötend ein Lied seiner Heimat an. Natürlich hätte er die Daten einfach bei STELLATRICE abfragen können, aber auf diese Weise konnte er vielleicht mehr über seinen seltsamen Passagier erfahren.
Fantase liebte seinen Job als Chefsteward. Er lernte dabei viele fremde und interessante Wesen, ihre Sitten und Gebräuche kennen. Es gab für ihn nichts Schöneres, als wenn sich die Passagiere an Bord rundum wohlfühlten. Aber er war auch ein kleines bisschen neugierig.
*
»Wie sagtest du, heißt er?«
»Parsodin«, wiederholte Fantase, »Ewol Parsodin.«
Shindra, eine ungewöhnlich große Ferronin mit massigen Schultern und kantigem Gesicht, beugte sich über ihr Terminal. »Na, bitte. Da haben wir ihn ja schon. Parsodin, Ewol. Geschäftsmann von Plophos. Hat um exakt 8.23 Uhr eingecheckt.« Sie grinste den Steward an. »Zufrieden?« Ein weiterer Blick auf ihr Terminal. »Kabine 13, Deck 25. Ich kann dir eine Wegbeschreibung anzeigen lassen.«
»Hey, ich bin der Chefsteward dieses schönen Schiffes«, protestierte Fantase. »Ich werde mich doch wohl auf den Passagierdecks zurechtfinden!«
»Wäre für deinen Job recht hilfreich«, sagte Shindra unbeeindruckt. Ihr Blick ruhte eine Weile auf Ferdinand. »Eine Begleitung wird hier aber nicht erwähnt. Gepäck ... keines. Hm, sehr ungewöhnlich! Immerhin sind wir sechs Tage unterwegs. Ein kleiner Standardcontainer als Fracht, das war's.«
Fantase rief das Holo von Parsodin auf. Es zeigte einen großen und korpulenten, etwa 150 Jahre alten Mann mit grauen lockigen Haaren. Er trug einen schwarzen, wadenlangen Rock, die Füße steckten in goldfarbenen, spitz zulaufenden Stiefeln. Über dem weißen Hemd mit bunten floralen Mustern trug er eine frackähnliche rote Jacke mit Stehkragen und silbernen Spangen, und um den Hals hatte er ein hellgrünes Seidentuch geschlungen.
Shindra schüttelte bedauernd den Kopf. »Kann mich nicht an ihn erinnern. Möglicherweise hat er beim Einchecken andere Kleidung getragen.«
»Was ist mit den Aufzeichnungen beim Check-in?«, fragte Fantase. »Kannst du die vielleicht mal durchlaufen lassen?«
Shindra verdrehte die Augen.
»Bitte!«, sagte Fantase.
Shindra nickte ergeben und startete den Suchlauf. Bereits nach zwei Minuten lag das Ergebnis vor.
»Nicht dabei«, erklärte sie das Offensichtliche. »Das muss aber nichts heißen, da Passagiere das Recht haben, die routinemäßigen Aufzeichnungen löschen zu lassen. Diese Option hat Parsodin wohl gewählt.«
Shindras Auskunft stachelte ihn an. Was mochte es mit Ferdinands Besitzer auf sich haben? Hatte der Plophoser etwas zu verbergen? Wieso wurden sie überhaupt getrennt? Oder hatte Parsodin sich absichtlich abgesetzt, weil er jemanden auf dem Schiff treffen wollte? Ohne seinen Robot-Diener, und ohne erkannt zu werden? Vielleicht eine heimliche Liebelei?
Fantase seufzte wohlig und malte sich in Gedanken eine wilde Geschichte aus. Er liebte so etwas!
*
Auf Deck 25, wo sich das Passagiermodul mit den Kabinen und Suiten sowie die Shopping-Mall und verschiedene Fitnessräume befanden, verließen Fantase und der Roboter den Lift.
Nach wenigen Minuten erreichten sie Kabine 13. Fantase berührte den Sensor am Eingang, wartete ein paar Sekunden. Keine Reaktion. Er betätigte den Sensor erneut. Nichts!
Fantase leckte sich bedauernd über die Augen. »Dein Herr scheint nicht da zu sein!«
»Da keine Antwort auf dein Signal erfolgte, ist diese Schlussfolgerung mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffend«, stellte Ferdinand fest.
Zögernd blickte der Steward den Gang entlang, erst nach links, dann nach rechts, als wolle er das Erscheinen von Ewol Parsodin erzwingen. Er aktivierte den Türservo und hinterließ die Nachricht, Parsodin möge sich umgehend im Büro des Chefstewards melden.
»So! Sobald dein Herr seine Kabine betritt, wird er vom Servo informiert.« Fantase fuhr sich übers Kinn und betrachtete den Roboter nachdenklich. »Nur ... was machen wir in der Zwischenzeit mit dir? Ich könnte natürlich den Servo veranlassen, die Tür zu öffnen. Du...




