E-Book, Deutsch, Band 1, 391 Seiten
Reihe: Crimson Sails
Robert Hunt on Dark Waters
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7363-2329-2
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die neue New-Adult-Fantasy-Reihe der TIKTOK-Hype-Autorin Katee Robert
E-Book, Deutsch, Band 1, 391 Seiten
Reihe: Crimson Sails
ISBN: 978-3-7363-2329-2
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Enemies to Lovers auf hoher See
Nachdem ihre Ex-Freundin ihr das Herz gebrochen hat, stiehlt die junge Hexe Evelyn deren unersetzliche Familienerbstücke und flieht durch das erstbeste Portal, das sie finden kann. Sie landet in Threshold, einer magischen Zwischenwelt, die aus einem gigantischen Meer und vielen kleinen Inseln besteht. Ausgerechnet Bowen, der Kapitän der berüchtigten Piratenbande C?n Annwn, fischt sie aus dem Wasser und stellt Evelyn vor die Wahl: Entweder schließt sie sich der Crew an, oder er schmeißt sie wieder von Bord. Doch die junge Hexe lässt sich nicht gerne herumkommandieren - auch nicht von einem verboten attraktiven Kapitän, der mit jedem Tag mehr ihr Herz zu erobern droht ...
»Spicy Fantasy mit Piraten, Vampiren, Hexen und mehr? Count me in!« ONEBOOKMORE
Band 1 der neuen New-Adult-Fantasy-Reihe der TIKTOK-Hype und NEW-YORK-TIMES-Bestseller-Autorin Katee Robert
Katee Robert (sie/they) schreibt spicy New-Adult-Fantasy und Contemporary Romance und hat es damit auf die Bestseller-Listen der NEW YORK TIMESundUSA TODAYgeschafft. Their Bücher haben sich über zwei Millionen Mal verkauft.
Weitere Infos & Material
1
Evelyn
Meine Großmutter hat mir alles beigebracht, was ich weiß. Sie war ein verwelktes altes Weib, als meine Mutter starb und mich im hochbetagten Alter von sechs Jahren allein ließ. Bunny – sie bestand darauf, dass ich sie so nenne – fuhr damals in einem uralten Auto vor, warf einen Blick auf mich und schnalzte mit der Zunge. »Du siehst genauso aus wie sie, was? Steig ein, Vögelchen. Es hat keinen Sinn, da dumm rumzustehen und Däumchen zu drehen.«
Sie hatte nicht viel Respekt vor Gesetzen – menschlichen oder sonstigen –, aber Bunny hatte eine endlose Liste mit Regeln, über die man fast unmöglich den Überblick behalten konnte. Führe keine Zauber während einer Sonnenfinsternis durch. Wenn du schon lügst, dann gib dir wenigstens Mühe, damit es glaubwürdig klingt. Welchen Weg du im Leben wählst, spielt keine Rolle, solange es der richtige für dich ist.
Und halte dich verdammt noch mal von Vampiren fern.
Vermutlich dreht sich Bunny gerade im Grab um. Zumindest würde sie das, wenn ich sie beerdigt hätte, als sie einen Tag nach meinem achtzehnten Geburtstag starb. Leute wie wir mögen keine Gräber – auch das hat sie mir beigebracht. Wir bevorzugen es, verstreut zu werden, um uns den Naturelementen anzuschließen. Unsere Asche ist dann wie eine kleine Handvoll Sternenstaub, der zur Erde, ins Meer, in die Luft und ins Feuer zurückkehrt. Bunny hat sich an dieses Leben geklammert, bis sie nicht länger gebraucht wurde, danach ist sie weitergezogen, um Pfade zu beschreiten, auf denen ich ihr nicht folgen kann.
Mir soll es nur recht sein, dass sie nicht mehr da ist, um zu sehen, was aus mir geworden ist.
Paradebeispiel: die umwerfende Vampirin, die neben mir an der Theke lehnt. Lizzie ist nicht meine feste Freundin. Sie hat es nicht so mit Bezeichnungen, und ich bin zu sehr Bunnys Kind, um mit einer Vampirin zusammen zu sein.
Aber mit einer zu schlafen?
Ich bin schon immer gern Risiken eingegangen. Hoffentlich wird mir das diesmal nicht zum Verhängnis werden. Meine Erfolgsbilanz sagt etwas anderes, aber hey, ich lerne langsam, wenn Spaß im Spiel ist. Es ist nicht so, als würde ich viel Zeit mit Lizzie verbringen. Wir haben uns vor sechs Monaten kennengelernt, und nachdem wir zwei glorreiche Wochen im Bett verbracht hatten, bei denen ich mir nicht sicher war, ob ich sie überleben würde, sind wir uns immer mal wieder begegnet, um anschließend eigene Wege zu gehen und anderswo Zerstörung anzurichten.
Ich wusste nicht, dass sie wieder in der Stadt ist, bis ich vor zwei Stunden eine Textnachricht mit einer Uhrzeit und einem Ort erhielt. Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich in dieser heruntergekommenen Bar auftauchte, die zu gleichen Teilen mit Menschen und übernatürlichen Gestalten gefüllt ist. Meist meiden wir magisch begabten Leute normale Menschen. Sie wissen nicht, dass wir existieren, und wir hätten gern, dass das so bleibt. Aber es gibt Orte, die eine Ausnahme für diese Regel darstellen, und diese Bar ist einer davon.
Die Bar kommt mir nicht wie einer der üblichen Läden vor, in denen Lizzie sich gerne herumtreibt, aber was weiß ich schon? Schließlich verbringen wir unsere gemeinsame Zeit nicht mit Reden.
»Was ist mit der da?«
Ich schaue in die Richtung, in die Lizzie mit dem Kinn deutet, und entdecke eine zierliche Frau, die allein am Ende der Theke sitzt. Andere übernatürliche Wesen auf magische Weise zu überprüfen, wird als unhöflich angesehen, also riskiere ich es nicht, sie kommt mir allerdings menschlich vor. Was bedeutet, dass Lizzie spielen will. Das Ganze haben wir schon ein paarmal gemacht. Wir reißen eine Menschenfrau in einer Bar auf und nehmen sie mit ins nächstbeste Hotel, um eine Nacht voller Sex und gelegentlich auch Magie zu erleben. Da Lizzie eine Blutlinienvampirin ist, hat ihr Biss eine luststeigernde Wirkung, was für jede Menge Spaß sorgt.
Ich bin heute Abend nicht in der Stimmung. Ich hätte gar nicht erst auf Lizzies Textnachricht reagieren oder mir zumindest eine Ausrede überlegen sollen. Heute ist der dreiundzwanzigste April, was bedeutet, dass ich gestern fünfundzwanzig geworden bin.
Es bedeutet auch, dass Bunny nun seit sieben Jahren tot ist. Das ist eine Glückszahl, es fühlt sich jedoch gerade nicht so an, als hätte ich sonderlich viel Glück. Trauer ist etwas Seltsames. An den meisten Tagen komme ich zurecht, indem ich die Zauber wirke, die mir Bunny beigebracht hat, oder meine Umgebung mit einer speziellen Mischung aus Küchenhexenmagie reinige, von der sie schwor, dass sie negative Emotionen abwehren würde.
Doch an den schlechten Tagen mache ich einen kompletten systematischen Prozess durch, bei dem ich mich an sie erinnere. Ich putze alles, zaubere und backe ihre Lieblingskekse, was jedes Mal in einem tränenreichen Moment gipfelt, wenn ich die Schachtel mit Fotos durchgehe, die ich in meinem Schrank aufbewahre. Sie würde mir einen Schlag auf den Hinterkopf verpassen, wenn sie mich an diesen Tagen sehen könnte. Sie würde mich daran erinnern, dass die Toten nicht endgültig fort sind und es keinen Sinn hat, mein Leben damit zu verschwenden, um jemanden zu trauern, der lediglich durch eine Tür gegangen ist, um den nächsten Teil dieser großen Reise anzutreten, die wir Existenz nennen.
An den guten Tagen glaube ich ihr. An den schlechten Tagen? Eher weniger. Und der Jahrestag ihres Todes ist immer ein schlechter Tag.
»Evelyn.« Lizzies Stimme ist kalt, aber das ist nichts Neues. Sie mag vor Hitze regelrecht knistern, wenn wir im Bett sind, außerhalb davon hingegen gibt sie sich nicht mit wärmeren Gefühlen ab.
Ich seufze und versuche, mich zu konzentrieren. Ihr weniger als hundert Prozent meiner Aufmerksamkeit zu schenken, ist gefährlich. Und genau aus diesem Grund hätte ich heute Abend nicht herkommen sollen. Ich schaue erneut zu der Menschenfrau hinüber. Sie reibt ihren Strohhalm auf verführerische Weise an ihrer Unterlippe, während sie uns beobachtet … Lizzie beobachtet. »Sie ist hübsch.«
»Hast du eine andere Kandidatin im Sinn?«
Ich lasse den Blick halbherzig durch den Raum schweifen. Fast alle mustern Lizzie, allerdings geben sich die meisten von ihnen Mühe, dabei nicht zu offensichtlich zu wirken. Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen. Ihr Anblick ist schlichtweg beeindruckend. Sie ist eine schlanke weiße Frau mit einem strengen dunklen Pferdeschwanz und einem Faible für alltagstaugliche Sportbekleidung. Ihre Leggings und ihr eng anliegendes Langarmshirt sollten sie eigentlich wie eine Fußball-Mom erscheinen lassen, die sich zufällig in diese heruntergekommene Bar verirrt hat.
Wie Beute.
Doch als Blutlinienvampirin aus einer Familie, die über die magische Fähigkeit verfügt, das Blut im Körper einer Person zu kontrollieren, darüber hinaus unvorstellbar reich ist und über einen Biss mit luststeigernder Wirkung verfügt, ist Lizzie noch nie in ihrem Leben Beute gewesen.
Die anderen Raubtiere im Raum wissen das ebenfalls. Ich entdecke eine Werwölfin, die ihren Partner zur Tür hinauszerrt. Und in einer Ecke verlangt ein Dämon mit einem wirklich raffinierten Tarnzauber gerade nach seiner Rechnung.
Sie machen den Weg frei, damit Lizzie ungestört auf die Jagd gehen kann.
Zu schade, dass ich heute Abend nicht in der Stimmung bin. Ich kippe meinen dritten – vierten? … fünften? – Tequila hinunter und stelle das Glas auf die Theke. Dabei versuche ich, die klebrige Oberfläche zu ignorieren. »Was auch immer du willst. Sie ist in Ordnung.« An jedem anderen Abend wäre ich zu der Frau am Ende der Theke hinübergeschlendert, um ihr mein charmantestes Lächeln zu schenken, während ich ihr einen Drink ausgebe und sie zurück zu Lizzie führe. Heute Abend fühlt sich dieser Aufwand jedoch zu anstrengend an.
»Bist du etwa eifersüchtig, Evelyn?«
Selbst wenn ich es wäre – und das bin ich nicht –, bin ich klug genug, es nicht zuzugeben. Lizzie mag Spaß daran haben, mit mir ins Bett zu gehen, aber ich bin nicht so dumm, zu glauben, dass Orgasmen sie je davon abhalten würden, mich zu ermorden, falls ihr der Sinn danach steht.
Bunny hatte wirklich recht. Ich bin eine verdammte Närrin. Das ist die einzige Erklärung dafür, dass ich immer wieder mit Lizzie in die Kiste springe. Ein Teil von mir findet es aufregend, am Abgrund des Verderbens zu balancieren.
Dieses Verlangen sorgt dafür, dass ich mich zu Lizzie hingezogen fühle. Ich kann mich heute Abend amüsieren. Ich werde mich dazu zwingen, mich heute Abend zu amüsieren, selbst wenn es mich umbringt. Normalerweise hege ich keinen Todeswunsch, doch am dreiundzwanzigsten April ist eben nichts normal. Nicht mehr.
»Vielleicht werde ich sie mit nach Hause nehmen, statt sie für dich einzufangen.« Ich grinse Lizzie an. »Willst du dich auf eine Wette einlassen?«
Sie mustert mich mit unheimlichen dunklen Augen. »Bist du betrunken?«
»Nein. Vermutlich nicht. Okay, vielleicht ein bisschen.« Ich bin einfach nur sentimental und lasse mich davon überwältigen. Nicht, dass Lizzie wüsste, dass gestern mein Geburtstag war oder dass der heutige Tag bedeutet, dass Bunny seit sieben Jahren tot ist. Eine derartige Beziehung haben wir nicht. Eigentlich kann man das, was wir miteinander haben, nicht mal als Beziehung bezeichnen. Es ist eher eine … wie nennen die gewöhnlichen Sterblichen das noch mal? Eine Situationship.
»Wenn du nicht betrunken bist, was stimmt dann nicht mit dir? Du verhältst dich sonst nie so.«
Wäre ich jemand anders, wären wir beide...