Roemer | Therapiekonzepte der Anthroposophischen Medizin | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 472 Seiten

Roemer Therapiekonzepte der Anthroposophischen Medizin

Stufenpläne mit Differenzialdiagnostik
3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2025
ISBN: 978-3-13-245946-5
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Stufenpläne mit Differenzialdiagnostik

E-Book, Deutsch, 472 Seiten

ISBN: 978-3-13-245946-5
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Anthroposophische Medizin einfach und direkt umsetzen - über 150 Indikationen mit ausführlichen Therapiekonzepten

In diesem aus der Praxis entstandenen Werk finden Sie detaillierte, klar strukturierte Therapiekonzepte. Durch die vielen Nennungen von Präparaten und Dosierungsangaben sind sie leicht in die Verordnung umsetzbar. Vorgestellt werden über 150 alphabetisch geordnete Indikationen mit ausführlicher Differenzialdiagnose zum gezielten Nachschlagen.  Sie wurden übersichtlich unterteilt in Basistherapie, individuelle und eventuelle Konstitutionstherapie sowie in innere und äußere Therapie. Das ermöglicht Ihnen eine differenzierte, individuelle Behandlung in der anthroposophischen oder allgemeinmedizinischen Praxis.

Vorangestellt sind einführende Hinweise in die anthroposophische Menschenkunde und allgemein gültige Therapieprinzipien sowie Vorgehensweisen bezüglich Dosierung, Potenzwahl und äußeren Anwendungen. Abgerundet wird das Buch durch Therapiehinweise aus den fachärztlichen Gebieten.

Jetzt auch mit den Indikationen Covid-19, inkl. Long-Covid, und Tremor.

Roemer Therapiekonzepte der Anthroposophischen Medizin jetzt bestellen!

Zielgruppe


Medizinische Fachberufe


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1 Anthroposophische Menschenkunde: ein Schlüssel zur ganzheitlichen Betrachtung


Die anthroposophische Betrachtungsweise bezieht sich auf die naturwissenschaftlich medizinischen Forschungsergebnisse, sie achtet sie und geht von ihnen als Grundlage aus. Hinzu kommt das Bestreben, diese wissenschaftlichen Einzelergebnisse in einem ganzheitlichen Menschenbild zusammenzufassen, das den Arzt in die Lage versetzt, von einem synthetischen Gesichtspunkt ausgehend Details, z.B. in der Krankheitssymptomatologie, durch eigenständiges Denken und Anschauen einzuordnen, zu bewerten und so zu einer erweiterten Sicht der Krankheitssituation zu bekommen.

Dazu wendet die anthroposophische Menschenkunde gewisse Schlüsselbegriffe an, mit deren Hilfe sie verschiedene Organisationsebenen innerhalb des Menschen erfasst und dadurch dem synthetischen Begreifen der Krankheitssituation und in der unmittelbaren Folge davon einem rationellen therapeutischen Ansatz direkt zugänglich macht. Es ist eine ganzheitliche Anschauung, die auf moderne Weise dem bildhaft-zusammenfassenden Anschauen der alten Ärzte entspricht. Einige dieser Begriffe finden in den Therapiekonzepten Verwendung und werden daher kurz und skizzenhaft vorgestellt. Auch wenn dieses Denken in Schlüsselbegriffen zunächst umständlich erscheinen mag, es ist dies nur auf den ersten Blick. Hat man sich erst in diesen Schlüsselbegriffen geschult, so ordnet sich die Vielfalt der Krankheitserscheinungen am Patienten und man lernt diese übergeordnete Art der Anschauung zu schätzen, sie spart mit dem Üben sogar viel Zeit.

1.1 Die menschliche Individualität


Über allem anderen steht die Individualität des Menschen. Jeder Patient hat seine körperliche Veranlagung, seinen Schicksalsweg, seine Lebensaufgaben, die auch den Umgang mit einer Krankheitssituation beeinflussen können. Es mag ein Patient, der an einem fortgeschrittenen Malignom erkrankt ist, alle auch einschneidenden schulmedizinischen Maßnahmen ertragen wollen, soweit sie seine Überlebenswahrscheinlichkeit verbessern, da er noch unbedingt eine Aufgabe während seines Lebens erfüllen möchte. Ein anderer Mensch in der gleichen Situation kann die einschneidenden Folgen dieser Therapien, was den Leib und sein Leben angehen, nicht billigen. Er bevorzugt es, mit allen Mitteln seine Selbstheilungskräfte und sein Lebensvertrauen zu stärken und wünscht daher „weichere“ Methoden. Diese individuellen Gesichtspunkte und die Verantwortlichkeit für die eigene Lebensführung haben wir Ärzte zu respektieren. Oft wird sich das Therapiekonzept aus einem Kompromiss zwischen schulmedizinischen und alternativmedizinischen Maßnahmen ergeben, so, wie es dem Patienten nach seiner Individualität am besten entspricht.

1.2 Der obere und der untere Mensch


Nach unten steht der Mensch mit seinem lebendigen Leib in Kontakt mit den Erden- und Substanzkräften, das heißt mit dem aufbauenden und seinen Leib ernährenden Substanzstrom.

Nach oben ist der Mensch über sein Seelisch-Geistiges an die Himmelskräfte angeschlossen. Das sind die formenden Kräfte, die die Substanzen in die richtigen Bahnen leiten, die Organe dem Menschen gemäß gestalten.

Schon der erste Blick auf den Patienten, die Tatsache, dass er einen fülligen oder eher hageren Leib hat, besagt, dass in ihm eher der substanzbildende untere Mensch oder der formgebende obere Mensch die Prädominanz hat.

Sind die unteren Kräfte nicht recht an die oberen angeschlossen, können sie nicht gehalten werden, sondern entweichen permanent in die Peripherie, so deutet das auf eine ausfließende, hysterische Konstitution. Prädominieren jedoch die oberen Kräfte, ohne dass sie im rechten Gleichgewicht mit dem unteren Menschen stehen, führt das zur neurasthenischen Konstitution, zu grübelnden, sorgenvollen Gedanken und einer leiblichen Überformung und Austrocknung, die ganz im Gegensatz zur saftigen, seelisch fantasievollen, hysterischen Konstitution steht.

1.3 Die dreigliedrige Funktionsordnung des Menschen


Ein ganz wichtiges Ordnungssystem, die dreigliedrige Funktionsordnung, geht von jenen Strukturen und vor allem in der Zeit verlaufenden Prozessen aus, die mit physiologischen und bildhaften Methoden erfassbar sind. Die Dreigliederung charakterisiert den Lebensleib in seiner Dynamik, der eine Schicht der vier Wesensglieder, der Viergliederung (s.u.) darstellt. Sie beschreibt in diesem eine grundlegende Polarität zwischen Sulfur- und Sal-Prozessen, die ihren Ausgleich in den Merkur-Prozessen finden. Sulfur, Sal und Merkur sind hier nicht im engeren Sinn als Schwefel, Kochsalz und Quecksilber zu verstehen, sondern aufbauend auf den Tria principia der paracelsischen Medizin als Prozessqualitäten, die in allen Naturreichen und auch im Menschen erscheinen.

1.3.1 Sulfur oder die Stoffwechsel-Gliedmaßen-Organisation


Obwohl die Sulfur-Prozesse den ganzen menschlichen Organismus durchziehen, haben sie einen Schwerpunkt, der für die Sulfur-Prozesse im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System liegt. Entsprechendes gilt auch für die Merkur- und Sal-Prozesse.

Nehmen wir als Anschauungsbeispiel für ein deutlich sulfurisches Organ die Dünndarmschleimhaut: In ihrer Tätigkeit bildet sie durch die hohe Stoffwechselaktivität ständig neue Verdauungswärme. Die Zotten befinden sich in fortwährender, den Chymus durchmischender Bewegung; das Dünndarm-Epithel erneuert sich durch die hohe Mitoserate durchschnittlich alle ein bis zwei Tage, währenddem die in den Krypten entstehenden Zellen herauf zu den Zottenspitzen wandern, wo sie sich abschilfern. Im zum Darmlumen gelegenen Bürstensaum finden die letzten enzymatischen Spaltungen statt, an die sich die eigentliche Resorption der kleinsten Nahrungsbestandteile in einem eigenen intrazellulären Schleimhaut-Vesikelsystem anschließt. Schon im angrenzenden Kapillarsystem der Zotten finden sich die aus der Nahrung aufgenommenen Substanzen in einem ersten zusammengesetzten Stadium wieder, sodass hier auf engstem Raum intensivste Stoffverwandlungen stattfinden. Sulfur-Qualität bedeutet also Wärmebildung, Auflösung, Bewegung, Stoffumbau, „Stoff-Wechsel“. Im gesunden Zustand haben wir kein Bewusstsein unserer Sulfur-Verdauungsprozesse, obwohl sich in ihnen unsere Willens- und Tatkraft verankert.

1.3.2 Sal oder das Nerven-Sinnes-System


Es hat seinen Schwerpunkt in den Nervengeweben, den Sinnesorganen und der Haut, also den ektodermalen Geweben, im Gegensatz zu den entodermalen sulfurischen und den mesodermalen merkuriellen Organen.

Das zum Nerven-Sinnes-System gehörende Zentralnervensystem ist ein Beispiel für ein salinisches Organ. Es weist im Vergleich zum Sulfur-Prozess genau gegensätzliche Eigenschaften auf: Gedankliche Tätigkeit bedarf zunächst der Ruhe und der Kühle. Die Stoffwechsel- und Zellteilungsaktivität der Neuronen ist auf das lebensnotwendige Minimum reduziert. Dazu trägt das System der mesenchymalen Gliazellen bei, dass jede Nervenzelle von den Kapillaren abschirmt und so den Durchtritt von Substanzen reguliert, die aus dem Stoffwechsel und der Atmung stammen. An dieser Stelle des Körpers ist die Tendenz zum leiblichen Tod der Kunstgriff der Natur, um möglichst viel geistiges Leben zu entfalten. Gedankenaktivität ist nur möglich um den Preis der zurückgehaltenen reinen Stoffwechselkräfte. Sal-Qualität steht also für Kühle, Ruhe, Zurücknahme der Stoffwechselaktivität, für Selbstbewusstsein und Bewusstseinsklarheit.

1.3.3 Merkur oder das Rhythmische System


Die polare Spannung zwischen salinischer Nerven-Sinnes- und sulfurischer Stoffwechsel-Gliedmaßen-Tätigkeit ist so groß, dass es eines eigenen Funktionsprinzips bedarf, das zwischen beiden Systemen vermittelt und den Übergang bildet. Dieses ist das merkurielle Rhythmische System. Die ihm schwerpunktmäßig zugeordneten Organe von Atmung, Herz und Kreislauf gleichen permanent Außenwelt und Innenwelt, Sal-Pol und Sulfur-Pol des Organismus aus.

Der Blutkreislauf beispielsweise bringt alle Organe des gesunden Menschen in eine harmonische Verbindung zueinander und übermittelt die Nahrungssubstanzen, die Blutgase und die neuroendokrinen Botenstoffe. Merkurielle Organe weisen in ihrem Bau oder ihrer Funktion immer eine deutliche Rhythmik auf, mit deren Hilfe sie einen Ausgleich zwischen den Systemen vollziehen.

Die Periodik der Atmung, des Pulsschlages ist jedoch nicht starr wie der Takt eines Metronoms, das würde z.B. auf eine sympathikotone Überforderung hinweisen, sondern lebendig beweglich, wie es dieser Mittlerfunktion entspricht. Eine große Herzratenvariabilität entspricht einer guten Fähigkeit zur Selbstregulation. Merkur-Qualität bedeutet also Verbindung, stufenweises ineinander Überführen, Verwandlung, Harmonisierung.

1.4 Krankheit als gesunder Prozess an falscher Stelle


Diese dreigliedrige Ordnung nach...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.