Rohlfs | Abessinien-Expedition 1868 - Band 212e in der gelben Buchreihe - bei Jürgen Ruszkowski | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 212, 186 Seiten

Reihe: gelbe Buchreihe

Rohlfs Abessinien-Expedition 1868 - Band 212e in der gelben Buchreihe - bei Jürgen Ruszkowski

Band 212e in der gelben Buchreihe
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7549-8345-4
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 212e in der gelben Buchreihe

E-Book, Deutsch, Band 212, 186 Seiten

Reihe: gelbe Buchreihe

ISBN: 978-3-7549-8345-4
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Gerhard Rohlfs beschreibt seine Teilnahme an der britischen Expedition im Nordosten Afrikas gegen den diktatorischen abessinischen König Theodor II. (Téwodros), der mehrere europäische Persönlichkeiten gefangen hielt. Unter großem Aufwand gelangten die britischen Truppen durch schwer zugängliche Gebirgs-Gebiete zu ihrem Ziel. Gerhard Rohlfs schildert die äthiopische Landschaft, die dort lebenden muslimischen und koptisch-christlichen Menschen und deren Kultur. Rezession: Ich bin immer wieder begeistert von der 'Gelben Buchreihe'. Die Bände reißen einen einfach mit. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechslungsreiche Themen aus verschiedenen Zeit-Epochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlicht hat. Alle Achtung!

Gerhard Rohlfs, geboren am 14. April 1831 in Vegesack bei Bremen, gestorben am 2. Juni 1896 in Rüngsdorf bei Godesberg. Der Arztsohn brach das Medizinstudium ab; nach einer Militärzeit ging er zur Fremdenlegion nach Algerien, anschließend reiste er als Abenteurer und Wundarzt durch Nordafrika, bis er sich als ernsthafter Forschungsreisender allgemeine Anerkennung erwarb.
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1 Antritt der Reise und Ankunft in Zula


1 Antritt der Reise und Ankunft in Zula

Es war Ende November 1867, als ich mich an Bord der PELUSE, Dampfer der Messagerie impériale, in Marseille einschiffte, um nach Ägypten zu fahren. So kalt das Wetter bis dahin in Frankreich gewesen war, denn selbst in Marseille hatte es am letzten Tag noch Eis gefroren, so schön und sommerlich war es, als wir uns an Bord begaben.

Seine Majestät der König von Preußen hatte mich beauftragt, der englischen Expedition, die bekanntlich durch die Gefangennahme der englischen Konsuln und Gesandten durch König Theodor von Abessinien hervorgerufen wurde, beizuwohnen, und nach einem fünfmonatlichen Aufenthalt in Europa, der mich von den Fiebern und Anstrengungen, die ich auf meiner letzten Reise in Zentralafrika zu erleiden gehabt, erstärkt hatte, beeilte ich mich, dieser ehrenvollen und für mich so interessanten Aufforderung Folge zu leisten.

Theodor II. (?????, Téwodros) wurde 1818 an der Westgrenze des christlichen Abessiniens, des heutigen Äthiopien, geboren. † 1868. Seine Mutter war von geringer Herkunft, sein Vater Hailu war früher Stattalter von Quara.

Da die Engländer in Erteilung der Erlaubnis, sich der Expedition anschließen zu dürfen, nicht bloß für Ausländer, sondern auch für ihre eigenen Landsleute sehr schwierig waren, so hatte mir Graf von Bismarck durch seinen Einfluss diese direkt beim Indian Board erwirkt und mir einen Introduktionsbrief vom Chef dieser Behörde für Sir Robert Napier, der das Expeditions-Corps leiten sollte, zukommen lassen.

Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen, ab 1865 Graf von Bismarck-Schönhausen, ab 1871 Fürst von Bismarck, ab 1890 auch Herzog zu Lauenburg (* 1. April 1815 in Schönhausen (Elbe); † 30. Juli 1898 in Friedrichsruh bei Aumühle), war ein deutscher Politiker und Staatsmann.

Robert Cornelis Napier, 1. Baron Napier of Magdala, (* 6. Dezember 1810 in Colombo; † 14. Januar 1890 in London) war ein britischer Feldmarschall.

Meine Ausrüstung hatte ich vornehmlich in Paris gemacht, und meine Begleitung bestand bis jetzt bloß in meinem kleinen Neger Nöl, der mich auf meiner letzten Reise durch Afrika auch begleitet hatte, und sich dabei, so jung er auch noch war, als äußerst nützlich erwiesen hatte.

Gerhard Rohlfs und Diener Henry Noël

An Bord angekommen, dauerte es auch nicht lange mehr und die PELUSE dampfte aus dem Hafen und gewann, beim Château d'If vorbeifahrend, bald die hohe See. Im Winter, wo die Tage so kurz sind, konnten wir uns nicht lange der schönen Ufer der französischen Küste erfreuen; obgleich der Dampfer Südost haltend noch lange ziemlich nahe den zackigen Gebirgsausläufern blieb, entzog uns die Dunkelheit bald jede Fernsicht.

Ich fing an mich nun an Bord etwas umzusehen, und fand, dass meine Mitpassagiere, wenigstens die der ersten, fast lauter Franzosen waren, was ich gleich daran erkannte, dass jeder ein rotes Bändchen der Ehrenlegion im Knopfloch des Überrockes stecken hatte. Die Franzosen nämlich, welche diese Dekoration erhalten haben, sind so begierig darauf, dies der Welt zu zeigen, dass sie ihre Dekoration nicht bloß auf Gehröcken und bei besonderen Gelegenheiten, sondern auch auf leichten Sommerröcken, auf Pelzröcken und die böse Welt sagt, sogar auch auf Nachtröcken, tragen. Genug, fast alle waren dekoriert und trugen das zur Schau. Indess traf ich doch auch deutsch redende Herren; der holländische Generalkonsul von Alexandrien, der dänische, ein amerikanischer Geologe, der nach Nubien wollte, sprachen vollkommen gut Deutsch; an Damen waren bloß die Töchter von Mariette Bei, eine feine Pariser Lorette der Demi-monde und zwei andere Damen vorhanden. Mariette Bei, Vorsteher des Ägyptischen Museums in Bulak bei Kairo, war auch an Bord und hatte die Gegenstände, die er auf der Pariser Exposition gehabt hatte, wieder mit sich.

François Auguste Ferdinand Mariette, auch Auguste-Édouard Mariette (* 11. Februar 1821 in Boulogne-sur-Mer; † 18. Januar 1881 in Bulaq bei Kairo, war ein französischer Ägyptologe.

Im Ganzen mochten wir 40 Passagiere sein, so dass wir alle räumlich sehr gut untergebracht waren, indem an Bord für 150 Personen erster Klasse Platz war.

Das Leben an Bord der Dampfer der Messagerie impériale (Die Messageries Maritimes (MM) war eine französische Reederei mit Hauptsitz in Paris, Heimathafen der Schiffe war Marseille. Die Reederei betrieb Liniendienste nach Fernost, Indien, Australien und Neuseeland.) ist äußerst angenehm; die Offiziere, wenn sie meist auch nicht die Bildung der deutschen und englischen Postdampfer-Offiziere haben, sind vollkommen abgeschliffene Männer und in gesellschaftlicher Beziehung meist von feinster Politur, die Kost an Bord, ohne so reichlich, aber auch so roh zubereitet zu sein wie auf englischen Schiffen, ist äußerst geschmackvoll, die Bedienung vortrefflich.

Meine Tischnachbarn wurden in unmittelbarer Nähe die Pariser Lorette, die nach Ägypten Fortuna machen ging und vielleicht auf das Harem irgendeines der Paschas spekulierte, vielleicht auf das allerhöchste selbst, dann ein ägyptischer Oberst vom Generalstab, und gegenüber hatte ich den dänischen Generalkonsul und einen anderen ägyptischen Offizier. Man kann sich denken, dass bei solch verschiedenen Persönlichkeiten es nie an Unterhaltung fehlte, und besonders trug die Lorette, deren Namen ich leider nicht in Erfahrung gebracht habe, nicht wenig dazu bei, dieselbe zu würzen. Namentlich zur Zeit des Nachtisches, wenn das Fräulein fleißig der Flasche zugesprochen, und das tat sie immer ohne Umstände, um nicht seekrank zu werden, zeichnete unsere Gesellschaft sich immer durch besondere Heiterkeit aus.

Man wird wohl nicht verlangen, dass ich hier eine spezielle Beschreibung einer Mittelmeerdampfschifffahrtsreise machen soll. Heutzutage sind dieselben so alltäglich geworden, und ich für meine Person hatte diese Tour so oft gemacht, dass ich meine Leser in möglichster Schnelle nach Alexandrien führen werde. Und ich kann das mit umso größerer Gewissenhaftigkeit, als wir auf unserer ganzen Fahrt vom ausgezeichnetsten Wetter begünstigt waren trotz der schon sehr vorgerückten Jahreszeit, wo das Mittelländische Meer manchmal recht tückisch ist.

Durch die Straße von Bonifacio kommend, bei Caprera vorbei, nachdem wir vorher die herrliche Küste von Korsika mit den jetzt schon weißen Gipfeln dieser Insel bewundert hatten, behielten wir nun fast immer Land in Sicht, bis wir nach Messina kamen, sei es nun, dass wir westlich die sardinischen Berge oder östlich die italienischen Küsten hatten. Wie immer, lagerte eine ruhige, sich kaum verstärkende oder vermindernde weiße Dampfwolke auf dem Stromboli und so dicht fuhren wir bei diesem Vulkan vorbei, dass wir das Rufen der Leute hören konnten. In Messina hatten wir nur einen einstündigen Aufenthalt, um Passagiere an Bord zu nehmen und Proviant zu erneuern; da es Abend war, ging natürlich niemand ans Land und am folgenden Tag war jede Küste unseren Blicken entrückt. Aber nur noch einige Tage und wir waren an dem ägyptischen Ufer.

Wir waren morgens sehr früh vor Alexandrien, konnten aber nicht eher als mit Sonnenaufgang in den Hafen einlaufen, da der Eingang sehr gefährlich ist.

Alexandrien

Pompejus-Säule – Foto: Tentoila

Obgleich wegen einiger Bauten, einiger Altertümer, wie die Pompejus-Säule, die Kleopatra-Nadeln, eigentümlich, hat der Anblick von Alexandrien nichts Schönes und noch weniger etwas Imponierendes. Die Menge von Schiffen aber, meist aus den Ländern des Mittelmeeres, ist allerdings bedeutend, indess hat alles einen schmutzigen Anstrich, der noch vermehrt wird durch die vielen dazwischen herumrudernden kleinen Boote, von den zerlumptesten halbnackten Eingeborenen gehandhabt. Sobald dann auch die Sanitätsformalitäten vorüber waren, kamen diese lungrigen Bengel an Bord, um sich der Reisenden und ihrer Bagage zu bemächtigen, und nur durch die kräftigsten Schimpfworte und Stockprügel, was sie sich aber auch wieder ganz geduldig gefallen ließen, konnte man Herr seiner selbst und seines Eigentumes bleiben.

Ich hatte keine große Eile ans Land zu kommen, da ein paar Kisten, die mir das preußische Konsulat in Marseille an Bord geschafft hatte, ohne dass ich gegenwärtig war, gar nicht zu finden waren; als aber dies doch zu lange dauerte, nahm auch ich eine Barke, um mich nach der Duane rudern zu lassen. Vorher hatte man mich indess nach der Hafenpolizei gerudert und verlangte, meinen Pass zu sehen. Auf meine Aussage, dass ich keinen Pass besäße, denn ich hielt es natürlich nicht für passend, ihnen mein von Graf Bismarck unterschriebenes Instruktionsschreiben vorzulegen, welches die Polizeibeamten höchstens mit ihren ungewaschenen Händen würden beschmutzt haben, sagte man mir, für mich sei allerdings gar keine Schwierigkeit, ans Land zu gehen, aber da ich einen Schwarzen bei mir habe und Sklaverei in Ägypten streng verboten sei, müsste ich mich über ihn legitimieren. Mir kam im Anfang diese Sache so außerordentlich vor, dass ich nicht recht wusste, ob die Polizisten Ernst oder Spaß machten; aber um die Sache abzukürzen, verlangte ich einfach, sie sollten mir einen Polizei-Kawassen mitgeben und aufs preußische Generalkonsulat fahren. Das geschah denn auch, und damit hatte die Sache natürlich ein Ende.

Sodann fuhren wir zum Gutshof, deren es in Alexandrien eine Menge gibt und die alle ziemlich gleich schlecht, d. h. sehr teuer und schmutzig sind; ich stieg an der Place des Konsuls im Oriental Hôtel ab, welches vorzugsweise Aufenthalt der Deutschen ist und wo man, wenn man sich einschränkt, mit 25 Frs. per Tag leben kann....



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