Roth / Ludwig | Hurra, dass wir noch leben! | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 294 Seiten

Roth / Ludwig Hurra, dass wir noch leben!

Unsere Mutmach-Story gegen den Prostatakrebs
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96584-115-4
Verlag: ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Unsere Mutmach-Story gegen den Prostatakrebs

E-Book, Deutsch, 294 Seiten

ISBN: 978-3-96584-115-4
Verlag: ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Vor 10 Jahren sorgten Uli und Michael Roth in den Medien für Aufsehen: Die bekannten Profi-Handballer machten ihre Prostatakrebs-Erkrankung öffentlich und brachen damit ein Tabu. Denn: Frauen betreiben Krebs-Vorsorge, Männer schweigen. Jetzt ist es an der Zeit, die Geschichte der Roth-Zwillinge weiterzuschreiben. Die beiden gelten mittlerweile als geheilt, haben aber eine Mission: möglichst viele – vor allem jüngere – Männer zur Vorsorgeuntersuchung zu bewegen. Denn sie wissen aus eigener Erfahrung: Wird Prostatakrebs frühzeitig erkannt, haben die Betroffenen eine sehr gute Chance auf Heilung.Ihr Buch erzählt nicht nur Persönliches, sondern ist ein Patientenratgeber im besten Sinne: Es bietet aktuelles Wissen in leicht verständlicher Form und gibt wertvolle Tipps von angesehenen Experten. Deutschlands führende Mediziner beantworten häufige Patientenfragen, erklären neueste OP-Verfahren und geben Ratschläge, wie ein gesunder Lebensstil nach der OP gelingen kann. Neben den Roths kommen auch andere Patienten und Prominente zu Wort, um dem Krebs Nummer 1 bei Männern den Kampf anzusagen. Ein Mutmach-Buch für alle Männer – und Frauen, die ihre Männer lieben.
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Michael Roth: Diagnose Krebs


Der Schock in Schweinfurt – wie sich das Leben von einem auf den anderen Tag ändern kann


Am 15. April 2009 fährt Michael Roth von Großwallstadt nach Schweinfurt. Im Leopoldina-Krankenhaus arbeitet Hubert Seggewiß. Der Professor für Kardiologie ist seit einigen Jahren Mannschaftsarzt des TV Großwallstadt, und er ist in dieser Zeit so etwas wie ein Freund von Michael Roth geworden. Der Handballtrainer schätzt die ruhige und gewissenhafte Art von Seggewiß. Er ist keiner dieser Sportärzte, die sich Woche für Woche an den Rand des Spielfeldes setzen, um in der Öffentlichkeit zu stehen und damit ihr Ego zu befriedigen. Und er ist keiner dieser Mediziner, die mit dem Nebenjob im Sport ihren Marktwert und damit den Umsatz ihrer Praxis mehren wollen. Seggewiß ist ein angestellter Chefarzt und hat diese Art der Promotion nicht nötig. Ihm liegt die Gesundheit der Sportler am Herzen. Seit Jahren setzt er sich für umfangreiche kardiologische Untersuchungen von Spitzenathleten ein, um damit plötzliche Zusammenbrüche und Todesfälle zu verhindern.

Seggewiß wiederum schätzt an Roth, dass er ein Trainer ist, der auf den Rat von Experten hört und nicht meint, alles besser zu wissen, wenn es um die Belange seiner Sportler geht. Und der Mediziner respektiert ihn, weil er als Trainer keiner dieser Schleifer und Selbstdarsteller ist, denen der Erfolg der Mannschaft nur so lange wichtig ist, wie er dem eigenen Ruhm dient. Seggewiß weiß, dass Michael Roth sehr beliebt bei den Spielern ist.

An diesem Tag im April wollte Michael Roth eigentlich nur eine Spiegelung des Magen-Darm-Traktes vornehmen lassen. Bruder Uli hatte ihm dazu geraten, er hatte es auch schon machen lassen. Michael Roth war jetzt siebenundvierzig Jahre alt. Sicher, er hatte etwas an Gewicht zugelegt in den vergangenen Jahren. Aber dann wieder abgenommen. Zwischen Weihnachten und Silvester 2006 hatte Seggewiß ihn das letzte Mal eingehend durchgecheckt. Zusammenfassend schrieb Seggewiß danach in seinem Arztbrief: „Die erfreulicherweise durchgeführte Gewichtsabnahme sollte zumindest stabil gehalten werden, wenn nicht sogar weiter fortgesetzt werden.“ Michael rauchte ab und zu mal. Seggewiß’ letzter Satz lautete deshalb: „Darüber hinaus würde ich mich natürlich freuen, wenn du deinen – wenn auch geringen – Nikotingebrauch komplett einstellen würdest.“ Michael Roth feierte gern, und wie überall im Sport wird dabei viel getrunken. Freunde und Verwandte nannten ihn deshalb „Schorle“, weil sein Lieblingsgetränk Wein gemischt mit Wasser geworden war.

Aber insgesamt war Michael Roth topfit. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, regelmäßig seinen Körper kontrollieren zu lassen – anders als für viele andere Deutsche, die zwar regelmäßig in die Werkstatt fahren, um ihr Auto durchchecken und Verschleißteile austauschen zu lassen, aber ihren eigenen Leib vernachlässigen. Womöglich hat die verantwortungsvolle Haltung gegenüber dem eigenen Körper mit seiner Vergangenheit als Sportler zu tun. Zu dem Sportler oftmals eine ganz besondere Beziehung haben. Sie wissen, dass Organe und Gliedmaßen ihr Kapital sind. Nur wenn die gesund und gut in Schuss sind, sind sie optimal einsatzfähig. Intensive Pflege und regelmäßige Kontrolle sind für sie deshalb Voraussetzung, um ihren Job ausüben zu können. Nachdem er seine aktive Karriere als Handballer beendet hatte, war es Michael Roth wichtig geblieben, auf den Zustand seines Körpers zu achten. „Wenn du gern lebst, wenn du den heutigen Tag und auch den nächsten Tag genießen möchtest, dann musst du dich fragen, ob du alles dafür tust, dass es so bleibt“, meint er. „Und wenn du mal auf natürliche Art und Weise abtrittst oder durch einen Unfall oder einen anderen Schicksalsschlag ums Leben kommst, und du schaust von einer Wolke zurück auf die Erde, dann musst du sagen können: ‚Eigentlich schade, dass du nicht mehr dabei bist. Aber als du noch gelebt hast, hast du alles gegeben, dass es so bleibt, wie du es dir vorgestellt hast.‘ Als verantwortungsvoller Mensch war es für mich immer wichtig, für andere da zu sein. Für meinen Bruder, für meine Familie, für meine Mannschaft. Das war Teil meiner Zufriedenheit. Aber dazu zählte auch, dass ich nie ignorant gegenüber Krankheiten war, weil ich damit andere womöglich belastet hätte. Ich habe mich schon immer mit ihnen auseinandergesetzt, weil ich nie der Meinung war: Krankheiten interessieren mich nicht, die kriege ich eh nicht.“

Als Michael Roth vor Seggewiß in dessen Klinik saß, erinnerte der ihn an den PSA-Test. Dieser Kontrollwert für Prostatakrebs war bei der letzten Untersuchung leicht erhöht gewesen. Deshalb hatte Seggewiß ihm geraten, bei jeder Routinekontrolle auch diese Untersuchung zur Früherkennung von Tumoren in der Prostata mitmachen zu lassen. Also nahm ihm an diesem Tag eine Krankenschwester Blut ab. Anschließend tastete Dr. Roland Bonfig, der Chefarzt für Urologie, seine Prostata ab. Die Drüse war leicht geschwollen, aber es war nicht besorgniserregend. „Pass auf deine Blutwerte auf“, gab ihm der Urologe noch mit auf dem Weg.

Zurück im Zimmer von Seggewiß wartete Michael Roth auf die Blutwerte. Als die endlich da waren, konnte er schon am Gesicht des Arztes ablesen, dass etwas nicht in Ordnung war. „Michael, das sieht nicht gut aus, wir werden uns bald wieder sehen müssen“, sagte er. Das war „der Moment, in dem in meinem Magen eine Bombe explodiert ist“, sagt Michael Roth. Der PSA-Wert betrug nun 4,1. Mediziner halten 4,00 für den Schwellenwert. Hat ein Mann einen Wert, der darüber liegt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er einen Tumor hat.

Die Diagnose war ein Schock. „Du denkst sofort an den Tod – es ist, als ziehe dir jemand den Stuhl, auf dem du sitzt, unter dem Hintern weg.“ Ist es nicht so, dass die Diagnose Krebs für die meisten Menschen immer gleichbedeutend ist mit dem Tod? Zumindest gleichbedeutend mit einer monatelangen Odyssee durch Krankhäuser, mit einem Leben im Rollstuhl oder ausgefallenen Haaren und eingefallenen Wangen? In diesem Fall war es ja nicht einmal so, dass Michael Roth eine Chance gehabt hätte, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Er hatte außer seinem PSA-Wert beste Laborwerte, er fühlte sich hervorragend, sah blendend aus, er war voller Tatendrang. „Die Krankheit kam aus dem Nichts“, sagt er.

Es ist ein Übel des Prostatakrebses, dass er sich im Körper versteckt. Er sendet keine Signale aus wie Unwohlsein, Schmerzen, Knoten oder Hautveränderungen. Zwar bekommen die meisten Männer irgendwann Probleme mit ihrer Vorsteherdrüse. Verstärkter Harndrang, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und die Unfähigkeit, die Blase ganz zu leeren, sind die Anzeichen. Und dann sind diese Männer, die nachts mehrmals aus dem Bett müssen, die Zielscheibe der Pharma- und Werbeindustrie. Die Firmen bieten eine Vielzahl von Tabletten und homöopathischen Tinkturen an. Das Perfide ist: Die bösartigen, die malignen Prostatahyperplasien, die durch Karzinome entstehen, wachsen zunächst fast ausschließlich im äußeren Teil der Prostata. Sie verursachen deshalb erst Probleme beim Urinieren oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, wenn sie schon relativ groß sind. Ebenso selten sind Blutspuren im Urin oder in der Samenflüssigkeit festzustellen. Wenn sie nicht zur Früherkennung gehen, bemerken die meisten Männer erst dann ihren Krebs, wenn sich Metastasen im Rücken oder in den Knochen festgesetzt haben. Die gutartigen Wucherungen der Prostata, die sogenannten benignen Prostatahyperplasien sind dagegen nervig, aber nicht lebensbedrohlich.

Nachdem ihn Seggewiß über seinen hohen PSA-Wert informiert hatte, saß nun Michael Roth vor dem Urologen Bonfig und hatte einen Tunnelblick. „Ich will alles wissen, die ganze Wahrheit“, sagte er noch. Er hörte sein Gegenüber reden, aber es rauschte an ihm vorbei, er verstand nichts. Als Bonfig geendet hatte zu sprechen, bat ihn Roth, alles noch einmal zu wiederholen.

Die schlaue Tat – warum der erste Krebstest so hilfreich war


Bis zum Zeitpunkt seiner Tumordiagnose kannte Michael Roth Krebs, wie man Krebs als Deutscher so kennt. Irgendwie lauert er überall, und immer ist er mit einem Drama verbunden, weil er auch die Starken und die Aktiven trifft. Der Schauspieler Ulrich Mühe, Hauptdarsteller im oscarprämierten Film „Das Leben der Anderen“ war 2007 nach langem Kampf an Magenkrebs gestorben. Beim deutschen Basketball-Nationalspieler Ademola Okulaja hatten Ärzte entdeckt, dass ein Tumor seinen siebten Brustwirbel zerstört hatte. Der deutsche Handball-Nationalspieler Oleg Velyky laborierte bereits seit Jahren an Hautkrebs. Hoffen und Bangen lösten sich ab, sichtbares Zeichen der Nebenwirkungen seiner Chemotherapie war eine Glatze. Barbara Rudnik, die Schauspielerin aus München, litt an Brustkrebs und nahm soeben den finalen Kampf auf. Der Theatermacher Christoph Schlingensief hatte ein Buch darüber geschrieben, dass er einen Tumor in der Lunge hat, und er war dabei, sich damit abzufinden, dass nun da „drinnen ein unangenehmer Zeitgenosse lebt. Ein Dreckskerl.“

Krebs ist eine öffentliche Krankheit geworden. Die Krankheit ist ein mediales Ereignis, weil sie so gut für eindringliche Geschichten taugt. Der oftmals verzweifelt geführte Kampf gegen das Böse liefert Dramatik zwischen Leben und Tod. Krebs ist eine Frage der Gerechtigkeit, weil er auch die Privilegierten trifft, die sich alles leisten können und keine Sorgen zu haben scheinen, bis sie ebenfalls von der tödlichen Diagnose getroffen werden. Und Krebs wirft die Frage nach der persönlichen Schuld auf: Sind es nur die Gene oder sind es Umweltfaktoren, die die Tumoren zum...



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