E-Book, Deutsch, Band 1, 344 Seiten
Reihe: Galizina-Chroniken
Roth Manifestation der Angst
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-0185-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Galizina-Chroniken
E-Book, Deutsch, Band 1, 344 Seiten
Reihe: Galizina-Chroniken
ISBN: 978-3-7597-0185-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein packendes Fantasy-Epos über Beziehungen, Opfer und Intrigen in einer von Konflikten zerrissenen Welt. Historische Anklänge sind verwoben mit bodenständiger Fantasy - hier gibt es keine schwertschwingenden Helden oder feuerspeienden Drachen, sondern tiefgehende, persönliche Dramen, komplexe menschliche Beziehungen und fesselnde Staatsraison. Acht Jahre nach der Wiedervereinigung und zwei Jahre nach dem Ende des verheerenden Sezessionskrieges scheint endlich Frieden in Galizina eingekehrt zu sein. Doch der Schein trügt. Revolutionäre Gruppen, die das Ende der Doppelmonarchie fordern, erstarkende Feindseligkeiten des nördlichen Nachbarn und der schwelende Konflikt zwischen dem säkularen Ostreich und dem religiösen Westreich destabilisieren die fragile Ordnung. Doch die größte Bedrohung soll erst noch kommen: Die arkanen Manifestationen. Paulina Nowgoroda, eine Adelige aus der Hauptstadt und einflussreiche Handelsgildenfrau, wird von niemand Geringerem als Kaiserin Alessia Vyrkov auf eine gefährliche Expedition geschickt. Die Kaiserin, einst Paulinas enge Freundin, hat sich durch ihre Kriegstreiberei und zunehmende Unberechenbarkeit von ihr entfremdet. Was als harmlose Handelsmission beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Albtraum. Unvorstellbare Schrecken haben sich in den Ruinen eines Adelshauses, nahe des Dorfs Trocnov breitgemacht - Schrecken, vor denen nur ein verrückt geglaubter Arkanist gewarnt hat. Kann das Auftreten dieser arkanen Manifestationen durch Paulina gestoppt werden? Und wird das ohnehin schon zerrüttete Reich dieser neuen Bedrohung standhalten?
Matthias Roth, geboren 1995 in Langenau, entdeckte früh seine Faszination für die Geschichten, die in der Vergangenheit verborgen liegen. Nach einer Laufbahn in der Landschaftsgärtnerei und einem Wechsel in die Informationstechnik, entschied er sich 2022 für ein berufsbegleitendes Studium der Geschichtswissenschaft und Kultur. Seine Leidenschaft für Geschichte und die tiefgründige Erforschung vergangener Epochen prägen auch seine literarischen Werke. Sein Debütroman, der erste Band einer packenden Dark-Fantasy-Trilogie, führt die Leser:innen in die fiktive, frühneuzeitliche Welt von 'Galizina'. In dieser komplexen, realistisch ausgearbeiteten Welt, verweben sich politische Intrigen, persönliche Schicksale und soziale Konflikte zu einem dichten Erzählteppich, der ohne klassische Gut-Böse-Trennungen auskommt. Mit seinen Romanen spricht Matthias Roth junge Erwachsene und Erwachsene an, die sich für tiefgründige Interaktionen verschiedener Charaktere, LGBTQ-Inhalte und persönliche Dramen begeistern. Sie tauchen ein in eine Welt, in der Freundschaft, Machtspiele und Konflikte über verschiedene soziale Schichten, Altersgruppen und Geschlechter hinweg im Mittelpunkt stehen. Seine Werke sind geprägt von einer detailreichen, historischen Authentizität, die auf realen Ereignissen und Orten des mittel- und osteuropäischen Raums basiert. Neben dem Schreiben widmet sich Matthias Roth auch der Musik. Als Bassist in einer Alternative-Band und Betreiber eines kleinen Independent-Musiklabels bringt er seine kreative Energie und seinen Sinn für harmonische Komplexität in verschiedene künstlerische Ausdrucksformen ein. Matthias Roth ist ein vielseitiger Autor, dessen Geschichten durch historische Tiefe und facettenreiche Charaktere bestechen. Tauchen Sie ein in die Welt von 'Galizina' und erleben Sie eine Dark-Fantasy-Erzählung, die Sie nicht mehr loslassen wird.
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Prolog
Die trauernde Braut Galizina, Ostreich, nahe der Ortschaft Trocnov im Sommer 1271 Das Wasser des Baches umfloss ihre dicken Lederstiefel. Für diese Jahreszeit waren sie eigentlich zu warm, aber Marilka mochte es darin zu laufen. Sie waren bequem und außerdem die einzigen Stiefel die sie besaß. Sie beobachtete das Schuhwerk, während der Bach träge weiter floss. Es war spannend wie ihre Füße, einer kleinen Blockade gleich, das Wasser stauten. Ein Stoß in den Rücken, der sie fast ins Wasser fielen ließ riss sie aus ihren Gedanken. „Was glaubst du im Wasser zu finden?“, schnauzte sie Pietr, der den Abschluss der Gruppe bildete, an. Wortlos ging Marilka weiter. Mit Pietr legte man sich besser nicht an, das hatte sie früh gelernt. So lange er etwas zu essen oder zu saufen hatte war er weniger schlimm, allerdings war es schon einige Stunden her, seit die Gruppe das letzte gerastet hatte. Pietrs Laune war also nicht gut. Sie schloss zu den anderen auf und starrte auf den Rücken von Dogan. Der Köcher mit Pfeilen und der dazugehörige, morsche Eibenbogen nahmen einen Großteil desselben ein. Vor Dogan ging Aleksiv, der gemeinsam mit Dmitri den Auftrag organisiert hatte. Der Weg begann langsam anzusteigen, und die Mauern des schon seit längerem sichtbaren Fürstensitzes waren wenige hundert Schritt entfernt. An einer Biegung des Weges hielt die Gruppe an. Eine lange ausgebrannte Feuerstelle zeichnete sich neben einer großen Buche im Gras ab. „Wir machen hier Rast, bevor wir das Biest erlegen“, befahl Dmitri mit seiner rasiermesserscharfen Stimme. „Woher weißt du das es ein Tier ist?“, fragte Dogan düster. „Was soll es sonst sein, Mann? Groß, böse, reißt Tiere und Menschen. Wahrscheinlich ein Bär oder sowas.“ Dmitri entkorkte seine bauchige Weinflasche und trank in großen Zügen daraus. Anschließend begann er sein Rapier langsam mit einem Wetzstein zu schärfen. Marilka machte das Geräusch rasend, ihre Nervosität stieg dadurch nur weiter an. Die Gruppe ließ sich neben der erkalteten Feuerstelle ins Gras sinken. Ein Feuer zu entfachen war nicht notwendig, die Sommersonne war heiß genug. Dogan hatte seinen Bogen neben sich im Gras abgelegt und biss vorsichtig von seinem Honig-Schweinerücken-Spieß ab. Das geräucherte Fleisch sah faserig aus, duftete aber himmlisch. Marilka lief das Wasser im Mund zusammen, sie hatte seit dem Aufbruch am Morgen nichts gegessen. Hungrig kramte sie den Beutel mit den Artischocken aus ihrem Rucksack und nahm sich einen dicken Kanten altbackenes Brot dazu. Die Artischocken waren noch leicht ölig. Aleksiv lag auf dem Rücken neben der Feuerstelle und hatte die Augen geschlossen. Pietr warf ihn mit Brotkrumen ab und lachte dümmlich. „Wieso liegst du da Aleks? Iss was und bereite dich vor!“ „Ich tue etwas was dir wohl nicht in die Wiege gelegt wurde. Ich denke nach.“ Pietr wollte wütend aufbegehren, aber Dmitri fiel ihm ins Wort. „Pietr, spar dir deine Kraft für die bevorstehende Jagd. Aleks liegt immer auf dem Rücken, wenn er denkt. Und er hat Recht, das Denken ist wirklich nicht deine Stärke. Eher deine Oberarme.“ Marilka beobachtete den Disput während sie sich eine neue Artischocke aus dem gewachsten Lederbeutel fischte. Sie verabscheute diese Bande, allerdings hätte sie ohne sie in der Unterstadt nicht lange überlebt. Zumindest nicht ohne einige Körperteile zu verlieren oder zu verkaufen. Auch die Arbeit in den Staubminen hätte sie nicht länger ausgehalten, ihr Rücken war krumm und knotig gewesen, als sie die Arbeit dort endlich hatte niederlegen können. Nichtsdestotrotz hatte sie unheimliche Angst. Sowohl vor dem bevorstehenden Kampf als auch vor ihren eigenen Kumpanen. Ihre Hände begannen wieder zu zittern. Sie schaffte es kaum die angebissene Artischocke in den Mund zu schieben. Kauend wischte Marilka die Hände im Gras ab und suchte in ihrer Tasche verzweifelt nach dem was ihrer Angst Abhilfe schaffen würde. So hoffte sie zumindest. Nach kurzem Suchen fand sie was sie suchte und steckte sich den Rauchstängel zwischen die Lippen. Mit einem Feuerstein und einem Plättchen Stahl schaffte sie es nach einiger Zeit das gerollte Papier anzuzünden. Marilka zog stark an dem Rauchkraut und blies leise hustend blauen Rauch aus. Tatsächlich beruhigten sich ihre zitternden Hände etwas. „Rilka, hast du da wieder Traumstaub eingemischt? Du weißt das wir das Zeug verkaufen und nicht selber rauchen sollen. Das macht dich noch kaputter als du eh schon bist“, blaffte Dmitri sie wenig freundlich an. Natürlich sagte er das nicht zu ihr, weil er fürsorglich sein wollte und sich um sie sorgte. Er sorgte sich allein um den Profit. Wenn ein Mitglied der Pariah sich mit Traumstaub das Hirn bis zur Stauberkrankung zerschoss, gab es ein Pariah-Mitglied weniger, dass das lilafarbene Gut verkaufte. Außerdem war die Gefahr immer groß, dass der Staub aus den Lagern der Bande geklaut wurde. Wer bei so etwas erwischt wurde musste zwar mindestens mit einer Hand bezahlen, allerdings schreckte das Staubkranke nicht immer ab. Marilka schüttelte den Kopf, doch das war eine Lüge. Natürlich war Traumstaub dem Rauchkraut beigemischt. Sie wusste, dass sie das Zeug zu oft nahm, jedoch wollte sie heute nicht darauf verzichten. Konnte nicht darauf verzichten. Außerdem hatte sie nur wenig Traumstaub in das Kraut gemischt, redete sie sich ein, sie wollte ja nicht völlig berauscht durch das Anwesen stolpern. Vollständig entsagen konnte sie, in Anbetracht der kommenden Gefahr, dem Staub jedoch nicht vollständig. Nur noch wenige Stunden, dann würde es vorbei sein. Dann musste sie keine Angst mehr haben. Sie hatte Dmitri mit seinem blitzschnellen Rapier, den zielsicheren Dogan mit seinem Bogen, Aleksiv mit einem Langen Messer und Pietr mit seinem Vorschlaghammer. Seit einigen Monaten begleitete sie diese Gruppe jetzt schon und Marilka hasste jeden Moment mit und jeden von ihnen, im Moment war sie allerdings um deren Anwesenheit froh. Keiner den sie kannte würde die Aufgabe besser erledigen können. Wer weiß wie viele Kniescheiben Pietrs Hammer schon zertrümmert hat, oder wie viele zahlungsunfähige Schuldner schon durch Dmitris Rapier durchbohrt worden waren. Marilka betrachtete die Saufeder, die neben ihr im Gras lag. Gestern hatte sie noch einem örtlichen Jäger gehört. Anfänglich hat er sich gewehrt, als die Gruppe ihn um einige seiner Habe erleichtert hat. Als Dmitri aber seinen Jagdhund mit dem Rapier an die Wand genagelt hatte und Pietr seiner Frau gefährlich nahegekommen war, hatte er nachgegeben. Sogar seine übrigen Kronen und das viel zu gute Essen, dass gerade in ihren Bäuchen landete, hatte er abgegeben. Der Kerl tat Marilka leid. Niemals aber hätte sie etwas gegen die Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren war unternommen. Das war keine Frage der Moral, sondern eine Frage der Selbsterhaltung. Hätte sie Partei für ihn ergriffen hätte sie mindestens einige Zähne verloren. Sie hatte sich ebenfalls an seinem Geldbeutel und an seinen Vorräten vergriffen. Moral sorgte nur dafür, dass man früher ins Gras biss, dachte sie. Der Jäger hatte sicherlich genug eingelagert, versuchte sie sich einzureden, wenn nicht jagte er eben neues Wild. Natürlich konnte der Mann zum Bürgermeister von Trocnov gehen, dafür würde er allerdings viel zu viel Angst haben. Aleksiv hatte ihm, mit seiner ruhigen, bedrohlichen Stimme, klar gemacht was passieren würde, wenn er dies tat. Doch selbst wenn er den Mut fasste, sie wären längst über alle Berge bevor der Bürgermeister die Stadtwachen alarmieren konnte. Marilka schielte zu dem unausgesprochenen Anführer ihrer Gruppe. Vor Aleksiv musste man sich generell am Meisten in Acht nehmen, dachte sie. Er wirkte sehr ruhig, fast schon harmlos. In den Gassen von Neuer Schacht, dem Bezirk der Unterstadt in dem sie sich meistens aufhielten, hielt sich aber die Vermutung das er gerne den Leichenbeschauern und Totengräbern bei ihrer Arbeit zusah. Es ging außerdem das Gerücht umher, dass bei einem Begräbnis häufiger ein Körperteil der Leiche fehlte, nachdem Aleksiv zugegen war. Was er damit tat wusste niemand. Marilka vermisste Neuer Schacht schon fast. Natürlich war es schöner im Gras unter der Sonne zu liegen und etwas zu essen was nicht aussah wie eine zähe, dunkle Masse und roch wie ein Abwasserkanal, die Umstände machten ihren Aufenthalt unter der Sonne aber weniger schön. Drei Tagesreisen von Goldhafen nach Trocnov. Wäre das Gerücht von den herrenlosen Reichtümern in dem alten Familienanwesen doch niemals in die Gassen von Neuer Schacht gelangt. Sie würde lieber wochenlang die Sonne nicht sehen und täglich Schwarzen Topf essen als die Strapazen dieser Reise zu ertragen. Und mit Strapazen meinte sie hauptsächlich ihre Begleiter. Brabek, der Anführer der Pariah in Neuer Schacht und der gesamten Unterstadt, hatte sie eingeteilt mit der Gruppe zu gehen und die vermuteten Reichtümer für die Pariah in Besitz zu nehmen. Sie hätte ihren letzten Auftrag besser ausführen...