Roth | Manifestation des Grauens | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 310 Seiten

Roth Manifestation des Grauens

Galizina-Chroniken
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-5368-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Galizina-Chroniken

E-Book, Deutsch, 310 Seiten

ISBN: 978-3-8192-5368-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die packende Fortsetzung der düsteren Fantasy-Trilogie über Macht, Intrigen und Beziehungen - inspiriert von der Welt des mittel- und osteuropäischen Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Statt schwertschwingender Helden oder feuerspeiender Drachen erwarten dich hier komplexe Figuren, tiefe persönliche Dramen und ein erbarmungsloses Ringen um politische Macht. Paulina Nowgoroda, eine Adelige aus der Hauptstadt und erfahrene Anführerin der Handelsgilde, wagt sich mit einer Expedition in die unberechenbaren Sümpfe von Karenina. Ihre Mission: Die Bedrohung durch rätselhafte Manifestationen eindämmen, die das Land heimsuchen. Doch das gefährliche Terrain birgt mehr als nur übernatürliche Gefahren. Die Armeen von Levka, einst Galizinas erbitterter Kriegsgegner, treiben sich in derselben Region herum - und jede Begegnung droht die ohnehin fragilen Beziehungen zwischen den Nationen endgültig zu zerstören. Zur gleichen Zeit kämpft Kaiserin Alessia in der Hauptstadt Goldhafen um den Erhalt der Doppelmonarchie. Zwischen politischen Intrigen, dem Aufstand republikanischer Untergrundbewegungen und diplomatischen Spannungen versucht sie, die Stabilität ihres Reiches zu sichern. Doch hinter den Mauern des Palastes verfolgt sie eine verbotene Liebe, die nicht nur ihre eigenen Schwächen, sondern auch die bröckelnden Fundamente ihrer Herrschaft offenlegt. In einer Zeit, in der der Frieden auf Messers Schneide steht und uralte Mysterien drohen, die Welt aus den Angeln zu heben, müssen Entscheidungen getroffen werden, die über das Schicksal von ganz Galizina bestimmen.

Matthias Roth, geboren 1995 in Langenau, entdeckte früh seine Faszination für die Geschichten, die in der Vergangenheit verborgen liegen. Nach einer Laufbahn in der Landschaftsgärtnerei und einem Wechsel in die Informationstechnik, entschied er sich 2022 für ein berufsbegleitendes Studium der Geschichtswissenschaft und Kultur. Seine Leidenschaft für Geschichte und die tiefgründige Erforschung vergangener Epochen prägen auch seine literarischen Werke. Sein Debütroman, der erste Band einer packenden Dark-Fantasy-Trilogie, führt die Leser:innen in die fiktive, frühneuzeitliche Welt von 'Galizina'. In dieser komplexen, realistisch ausgearbeiteten Welt, verweben sich politische Intrigen, persönliche Schicksale und soziale Konflikte zu einem dichten Erzählteppich, der ohne klassische Gut-Böse-Trennungen auskommt. Mit seinen Romanen spricht Matthias Roth junge Erwachsene und Erwachsene an, die sich für tiefgründige Interaktionen verschiedener Charaktere, LGBTQ-Inhalte und persönliche Dramen begeistern. Sie tauchen ein in eine Welt, in der Freundschaft, Machtspiele und Konflikte über verschiedene soziale Schichten, Altersgruppen und Geschlechter hinweg im Mittelpunkt stehen. Seine Werke sind geprägt von einer detailreichen, historischen Authentizität, die auf realen Ereignissen und Orten des mittel- und osteuropäischen Raums basiert. Neben dem Schreiben widmet sich Matthias Roth auch der Musik. Als Bassist in einer Alternative-Band und Betreiber eines kleinen Independent-Musiklabels bringt er seine kreative Energie und seinen Sinn für harmonische Komplexität in verschiedene künstlerische Ausdrucksformen ein. Matthias Roth ist ein vielseitiger Autor, dessen Geschichten durch historische Tiefe und facettenreiche Charaktere bestechen. Tauchen Sie ein in die Welt von 'Galizina' und erleben Sie eine Dark-Fantasy-Erzählung, die Sie nicht mehr loslassen wird.
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Kapitel I


Goldebene


Galizina, Ostreich, Nahe dem Dorf Pszenica im Herbst 1271

Paulina Katja Nowgoroda lächelte. Es war eine gute Entscheidung gewesen, nicht das teure Samtschuhwerk anzuziehen. Stattdessen schlenderte sie mit alten, festen und einfachen Lederstiefeln durch das galizinische Heerlager. Die vielen Pferde, Karren und genagelten Stiefelsohlen hatten den Boden weich werden lassen. Das nasse Herbstwetter hatte dann den Rest erledigt.

„Irgendwie hat das was, oder?“, fragte Zenon Grajev, Lieutnant der Goldhafener Stadtwachen und Freund von Paulina, während er neben ihr herging.

„Was meint Ihr?“, erwiderte Paulina, während sie zwei Soldaten beim Ballspiel beobachtete.

„Nun, das Ganze hier. Das Lagerleben. Ist dem Hafen der Hauptstadt gar nicht so unähnlich.“

Paulina nickte. Er hatte Recht. Es war laut und dreckig, doch auch unheimlich spannend. Zumindest das Trosslager. Kesselflicker, Hufschmiede, Barbiere, Glücksritter, Betrüger, Huren, Tagelöhner, alle boten ihre Dienste an. Und jeder und jede einzelne davon hatte interessante Geschichten zu erzählen. Paulina ärgerte sich über die Kleidung, die sie trug. Ihr blaugoldenes Brokatwams schrie nach Zugehörigkeit zum Adel und das aufgestickte Zeichen der Galizinischen Handelsgilde wies sie zudem noch als Angehörige derselben aus. Die Männer und Frauen im Trosslager waren, genau wie die Soldaten, ihr gegenüber verschlossener, als wenn sie einfach ein schlichtes Lederwams getragen hätte.

Zenon und Paulina gingen weiter durch die Zeltreihen und Verschläge. Kurz blieben sie am Rand des improvisierten Weges stehen, um einen Trupp ostgalizinische schwere Infanterie passieren zu lassen, die ihre massigen Mordäxte schulterten.

„Dass die in den Rüstungen atmen können“, hörte Paulina eine westgalizinische Arkebusierin sagen. „Muss verdammt eng sein.“ Sie scherzte mit ihrem Kameraden darüber. „Nichts für ungut Medame“, fügte sie schnell hinzu, als sie merkte, dass Paulina sie beobachtete.

„Mir würde es auch schwerfallen darin zu atmen“, winkte Paulina lächelnd ab, was ihr ein Grinsen der Soldatin bescherte. „Die Zusammenarbeit klappt gut, oder?“, richtete Paulina das Wort wieder an Zenon, während sie gar nicht aufhören konnte all die Eindrücke des Lagers aufzunehmen.

„Ihr meint zwischen den Ost- und Westarmeen? Ich höre immer wieder kameradschaftliche Sticheleien und ich hörte auch von einigen Soldaten, die Prügeleien und Übergriffe anzettelten. Doch alles in allem…“ Der Lieutnant deutete auf eine ostgalizinische Arbalestenschützin, die sich ein Armdrücken mit einem westgalizinischem Pikenier lieferte. Eine ganze Meute schaute zu und feuerte an. „…scheint es ja zu funktionieren.“ Paulina nickte freudig. Es war gerade acht Jahre her, seit sich die beiden Reichsteile nach einhundertundzwölf Jahren der Trennung und des gegenseitigen Misstrauens wiedervereint hatten. Es war schön zu sehen, wie die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt unter einer gemeinsamen Flagge funktionierte. Paulina nahm sich vor unbedingt mit Soldaten und Trossleuten der Westarmeen zu sprechen. Durch ihre Tätigkeit in der Handelsgilde hatte sie zwar öfter als die meisten Menschen aus der Hauptstadt mit Menschen aus dem Westreich zu tun, doch war das immer noch viel weniger, als sie es gerne gehabt hätte. Die lange Trennung hatte für eine ganz unterschiedliche Gesellschaft und Kultur im Westreich gesorgt. Das fing beim architektonischen Stil an und hörte bei der Religion auf. Eine Tatsache, die Paulina ungemein faszinierte.

Das ungeordnete Chaos des Trosslagers verebbte allmählich und wurde durch die weit geordneteren Strukturen des Lagers der 6. Galizinischen Armee ersetzt. Zeltreihe um Zeltreihe erstreckte sich über die sanften Hügel der Goldebene. Paulina und Zenon beobachteten eine Kompanie Landsknechte, die auf einer freien Fläche zwischen den Zelten Liegestütze machten, während ihr Hauptmann sie motivierte. Die sechzig Männer und Frauen ächzten vor Anstrengung.

Das Heerlager, in dem die zwölftausend Soldaten und deren Trosse lebten, trainierten und schliefen, war in der Goldebene um das Dorf Pszenica errichtet worden. Die Zelte standen um die gemütlich und heimelig wirkenden Weiler, Gehöfte und Speicher herum und wirkten wie Fremdkörper, wie Pockennarben auf unreiner Haut. Die Getreidefelder, denen die Goldebene ihren Namen zu verdanken hatte, waren von tausenden Soldatenstiefeln zertrampelt und statt goldenen Ähren wuchsen schmutzige Zelte aus dem Boden. Paulina seufzte. Normalerweise liebte sie die Goldebene. Hügelige Landschaften, ewige Kornfelder, die nur von einigen wenigen zerfallenden Ruinen oder Baumgruppen unterbrochen wurden, riesige Speicher, Windmühlen, Gehöfte, Hofläden, Brauereien und Gewölbekeller. Der Oblast Litaunia, in dem die Goldebene lag, war Hauptlieferant für Getreide, Bier, Honig und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Paulina war oft hier gewesen und obwohl sie in Goldhafen geboren und aufgewachsen war, fühlte sie sich hier mindestens genauso daheim. Jedes Mal, wenn sie über die weiten Felder blickte, spürte sie eine tiefe Ruhe und Geborgenheit. Jetzt allerdings, war von all der romantischen Schönheit nichts zu sehen. Auf den Feldern, würden die nächsten Wochen Kriegsgerät und deren Träger wachsen, keine wogenden Ähren. Die Bauern würden das gesamte Frühjahr damit beschäftigt sein den festgestampften Boden wieder zu lockern.

„Oh, jetzt folgt der weniger schöne Teil von Feldlagern“, sagte Zenon scharfzüngig zu Paulina, als sie an den ausgehobenen Latrinen vorbeigingen. Sie beobachteten wie eine Soldatin und ein Soldat des Westreiches mit Schaufeln in Richtung der Grube gingen.

„Wusstest du, dass die Kaiserin ihr eigenes Scheißhaus mitgebracht hat?“, hörte Paulina die Soldatin sagen.

Ihr Kamerad starrte sie an. „Du verarschst mich doch.“

Die Soldatin schüttelte energisch den Kopf. „Nein, es ist wahr. Rafals Kompanie hat geholfen das Lager für die Mitreisenden der Kaiserin aufzubauen. Er hat es gesehen.“

Ihr Kamerad lachte und knuffte ihr gegen die Schulter. „Red‘ keinen Unsinn.“ Sie debattierten weiter, als sie an Paulina und Zenon vorbeigingen.

Die beiden verließen die Zeltreihen und betraten die gepflasterte Straße Richtung Pszenica. „Es stimmt“, sagte Paulina unvermittelt.

„Ich weiß“, grinste Zenon.

„Findest du das witzig?“, fragte Paulina den Lieutnant ungläubig.

„Ja, irgendwie schon. Ist komisch, dass sie ein ganzes… eine ganze Latrine aus Goldhafen hierher karren lässt.“ Zenon kicherte leise. Paulina schüttelte den Kopf, musste aber ebenfalls lächeln. Sie kannte Zenon erst seit wenigen Monaten. Sie hatten gemeinsam zwei der Manifestationen, arkane Ungeheuer, die das Reich seit einigen Monaten heimsuchten, bezwungen. Eine Tat, die sie sofort zu Freunden hatte werden lassen. Ein Ereignis, dass ein Band zwischen ihnen geflochten hatte, dass nur ein derart schreckliches Ereignis flechten konnte. Allein beim Gedanken an das Erlebte wurde es Paulina flau im Magen, doch hatte es sie zusammengeschweißt. Sie, Zenon und die anderen Personen, die daran beteiligt gewesen waren und die sie jetzt Freunde nannte.

Paulina war froh aus ihren Gedanken gerissen zu werden. „Schau mal, das ist Stanislavas Hofladen.“ Sie deutete auf ein hohes Holzgebäude mit Steinfundament. „Dort gibt es das beste Brot überhaupt, so etwas hast du noch nicht gegessen.“

Zenon verzog den Mund. „Das scheint sich herumgesprochen zu haben.“ Vor dem Haus hatte sich eine lange Schlange gebildet.

„Wir besuchen sie mal, wenn weniger los ist. Du wirst es nicht bereuen.“

Zenon nickte. Er konnte sich der Faszination der Goldebene auch nicht gänzlich entziehen, das wusste Paulina, wo es ihm doch eigentlich lieber war, wenn die Schatten von Stadtmauern und Häuserzeilen auf ihn fielen. In dunklen Gassen fand er sich eher zurecht als auf weiten Ebenen.

Pszenica kam in Sicht. Es wirkte weniger wie ein Dorf, vielmehr setzte sich hier die landwirtschaftlich geprägte Bebauung der Goldebene fort und verdichtete sich etwas. In der Dorfmitte stand ein Gasthaus aus Fachwerk, welches normalerweise der Treffpunkt von Bauern, Tagelöhnern und Brauern war. Heute standen Drushinars, die kaiserliche Leibgarde, in ihren gelb-rot-purpurfarbenen Uniformen davor. Kaiserin Alessia Loretta Vyrkov von Goldhafen, Kaiserin des Ostreiches, hatte sich das Gasthaus als Unterkunft für die Dauer der Herbstmanöver ausgesucht. König Alexandr Woikow von Westheim, König des Westreiches, bewohnte das gegenüberliegende Haus des Dorfältesten. Auch davor standen mehrere Drushinars. Mitglieder der östlichen und westlichen Duma, wichtige Höflinge, Marschalls, Generäle, die Oberen des Arkanistenordens und Konfessoren der Kirche des Einen waren in anderen, angrenzenden Gebäuden untergebracht, die in keiner Weise ihrem Stand entsprachen. Paulina hatte erfahren, dass viele sich darüber beschwert hatten, nur gab es in der Goldebene nunmal keine...



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