Ruprecht | Die Jothamfabel und außerisraelitische Parallelen | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 102 Seiten, Gewicht: 200 g

Ruprecht Die Jothamfabel und außerisraelitische Parallelen

. E-BOOK
1. Auflage 2003
ISBN: 978-3-86234-005-7
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection

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ISBN: 978-3-86234-005-7
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In den biblischen Texten nimmt die Jothamfabel in Ri 9 eine besondere Stellung ein. Die dort ausgedrückte kritische Einstellung zum Königtum findet sich in dieser Form an keiner anderen Stelle der Bibel wieder. Es ist eine gelegentlich vertretene Ansicht, dass die Jothamfabel bezüglich ihrer königskritischen Einstellung sogar einzigartig in der Weltliteratur sei. Die in diesem Buch dargestellte Sammlung einiger außerisraelitischer Fabeln zeigt dagegen deutlich, dass dieses Thema durchaus in vielen Ländern und Kulturen aufgegriffen wird. Dabei spielt die der Fabel eigene Möglichkeit zur verschlüsselten Darstellung eine entscheidende Rolle. Die einzelnen, paradigmatisch zu verstehenden Belege werden in Bezug auf die Königsfeindlichkeit diskutiert und spezielle Aspekte der Jothamfabel erörtert.

Dr. theol. Eberhard Ruprecht promovierte in Heidelberg im alttestamentarischen Bereich. Er ist Pfarrer im Ruhestand.
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1;Vorwort;7
2;Inhalt;9
3;I. Historische und traditionsgeschichtliche Hintergründe der Jothamfabel;11
3.1;1. Der Aufbau und die Zielrichtung der Jothamfabel;11
3.2;2. Der König als Schatten spendender Baum in der altorientalischen Königsideologie;19
4;II. Die Fabel als Gattung;29
4.1;1. Zur Herkunft der Fabel als Erzählform;29
4.2;2. Tiere oder Pflanzen als Handlungsträger;34
4.3;3. Exkurs zu tiergestaltigen Göttern und Mischwesen;34
4.4;4. Fabelgestalt und Metapher;37
4.5;5. Schriftlose Kulturen und Subkulturen als Heimat der Fabel;41
5;III. Außerisraelitische Parallelen zur Jothamfabel;45
5.1;1. Drei afrikanische Fabeln;45
5.2;2. Einige Äsopische Fabeln aus der klassischen Antike;53
5.3;3. Zwei altindische Fabeln aus dem Pantschatantra;67
5.4;4. Die chinesische Fabel vom Fuchs und dem Tiger;75
5.5;5. Zwei russische Fabeln;76
5.6;6. Eine indianische Fabel aus Südamerika: »Die aufgeblasene Kröte«;90
5.7;7. Eine jüdische Fabel vom König als giftigem Baum;94
6;IV. Ergebnis;97
7;Verzeichnis der zitierten Literatur;101


" (S. 95-96)

Wir sahen, daß die Jothamfabel von dem kläglich gescheiterten Versuch der Bäume erzählt, einen König zu wählen. Die Fruchtbäume wollen nicht König über die andern sein, weil sie dann über ihnen schwebend entwurzelt wären, so daß sie ihre Früchte wie ihre Blätter verlören. So steht der am Schluß gefragte Dornstrauch als eine entlarvende Karikatur der wahren Natur des Königtums da, wenn er voller Ironie Schutz im Schatten seiner Dornen anbietet. Damit wird der Anspruch der altorientalischen Könige, sie könnten ihren Untertanen in ihrem Schatten Schutz bieten, der Lächerlichkeit preisgegeben. In den uns erhaltenen literarischen Zeugnissen z.B. des Alten Orients gibt es nirgends eine solche kritische Einstellung gegenüber dem Königtum, die seine Existenzberechtigung bestreitet.

Das wäre auch nicht zu erwarten, ja undenkbar; denn die Schriftkultur lebt vor allem am Königshof und im Bereich der königlichen Verwaltung, in einer mit dem Hof verbundenen Oberschicht, in der absolute Loyalität dem König gegenüber eine Selbstverständlichkeit ist. Die Jothamfabel steht dagegen mit ihren Parallelen in einem breiten vorliterarischen Traditionsstrom, der nicht etwa durch die Schriftkultur abgelöst wird, sondern neben dieser in der nicht schriftkundigen Unterschicht weiterlebt. Hier bekommt die Fabel eine etwas abgewandelte Funktion. Sie ermöglicht es, verschlüsselt in einer Tier- oder Pflanzenfabel den Mächtigen gegenüber unerwünschte Kritik zu äußern. Sie wird hier zum Kampfmittel.

Es ist überraschend, daß in fast allen hier vorgeführten Fabeln ein gemeinsames Motiv immer wieder auftaucht: »Der König frißt seine eigenen Untertanen. « Das bedeutet, die Abgaben, die der König verlangt, sind so hoch, daß die Existenzgrundlage der Untertanen zerstört wird. »Er schlachtet die Kuh, die er melken wollte«, um das Gleiche in der Formulierung eines Sprichwortes zu sagen. Daß unsere Fabeln in diesem Punkt voneinander abhängig wären, ist angesichts der räumlich und zeitlich weiten Streuung ihrer Fundorte denkbar unwahrscheinlich. Es sind offenbar gleichartige Erfahrungen bei dem Problem der Abgaben, die das Königtum für einen erheblichen Teil der Untertanen immer wieder als existenzbedrohend erleben lassen.

Die Jothamfabel setzt mit ihrer Kritik an einem andern Punkt an: der König ist nutzlos und unproduktiv und nicht fähig, den Schutz zu bieten, dessen er sich rühmt. Somit hat er schlechterdings nichts zu bieten, das ihm eine Existenzberechtigung gäbe. Die Jothamfabel ist offenbar in einer leidenschaftlichen Gesprächssituation um das Für und Wider des Königtums entstanden. Fragen wir, wann es eine so kontroverse Diskussion um das Königtum in Israel gab, so ist das auf jeden Fall in der frühen Königszeit der Fall. Man denke nur an so gegensätzliche Positionen wie die Sebas, der zum Aufstand gegen David aufrief mit dem Ruf: »Wir haben keinen Teil an David, kein Erbe an dem Sohn Isais! Ein jeder zu seinen Zelten, Israel!« (2. Sam 20,1) und die Abordnung der Ältesten Israels (2. Sam 5,3), die David das Königsamt über die Stämme Israels anboten."


Ruprecht, Eberhard
Dr. theol. Eberhard Ruprecht promovierte in Heidelberg im alttestamentarischen Bereich. Er ist Pfarrer im Ruhestand.

Dr. theol. Eberhard Ruprecht promovierte in Heidelberg im alttestamentarischen Bereich. Er ist Pfarrer im Ruhestand.



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