E-Book, Deutsch, 496 Seiten
Ryan Before I Let Go
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-7476-5
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman. Eine perfekte Second-Chance-Romance über Hoffnung, Heilung und darüber, was es wirklich bedeutet, ein Leben lang zu lieben
E-Book, Deutsch, 496 Seiten
ISBN: 978-3-7517-7476-5
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
»Ein packender, leidenschaftlicher Roman über Hoffnung und Heilung und was es wirklich bedeutet, ein Leben lang zu lieben« USA TODAY
Ihre Liebe sollte für immer halten. Doch nach einem großen Unglück mussten Yasmen und Josiah feststellen, dass Liebe allein manchmal nicht ausreicht. Sie konnten ihre Ehe nicht retten. Immerhin haben Yasmen und Josiah einen neuen Rhythmus gefunden, erziehen ihre beiden Kinder gemeinsam und führen zusammen ein florierendes Restaurant. Obwohl es in ihrer beider Leben weitergeht, kommen sie aber nicht wirklich von einander los. Bald führt ein heimlicher Kuss zum nächsten. Dann folgt noch mehr ... Es ist heiß. Es ist verboten. Es ist alles gut - bis alte Wunden wieder aufbrechen. Ist es vielleicht doch zu spät, um für immer zueinander zu finden? Oder könnten sie es beim zweiten Mal besser machen?
»SPEKTAKULÄR!« CHRISTINA LAUREN
»Herzzerreißend, sinnlich und lebensbejahend« EMILY HENRY
»Before I Let Go ist ein Meisterwerk und eines jener Bücher, die man zu Ende liest und von denen man weiß, dass man sie noch viele, viele Male lesen wird. Eine wunderbar ehrliche Darstellung der zahlreichen Formen der Liebe und die ungeschönteste, ergreifendste und romantischste Geschichte einer Heilung, die ich seit Langem gelesen habe. Kennedy Ryan hat einen Fan fürs Leben.« Ali Hazelwood
Kennedy Ryan ist eine in den USA preisgekrönte Bestsellerautorin, und sie schreibt für Frauen aus allen Gesellschaftsschichten, um ihnen Mut zu machen. Sie ist mit der Liebe ihres Lebens verheiratet, und zusammen haben sie einen wunderbaren Sohn. Außerdem engagiert sie sich für Wohltätigkeitsorganisationen und ist Gründerin und Geschäftsführerin der Stiftung Lift 4 Autism, die Familien mit Autist:innen unterstützt.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
YASMEN
Im Rückspiegel sieht man selten etwas Gutes.
Eine Lektion, die ich inzwischen gelernt haben sollte, aber ich werfe dennoch einen Blick nach hinten und sehe zu, wie meine Tochter auf der Rückbank die Regeln bricht. Ihr Bruder auf dem Beifahrersitz neben mir ist genauso übel.
»Leute, jetzt ist keine Daddelzeit.« Ich teile meine Aufmerksamkeit auf zwischen der Interstate und den Kindern. »Packt eure Handys bitte weg.«
»Ernsthaft, Mom?« Die ganze Verzweiflung einer Dreizehnjährigen tut sich in dem Seufzer meiner Tochter Deja kund. »Ich bin gerade mit der Schule und dem Tanzunterricht fertig. Mach mal halblang.«
»Sorry, Mom«, sagt Kassim und legt das Telefon in den Schoß.
Deja ächzt noch einmal, als wüsste sie nicht, was sie mehr aufregt: dass ich Regeln aufstelle oder dass ihr Bruder sie befolgt.
»Arschkriecher«, murmelt sie, den Blick immer noch auf ihr Display geheftet.
»Deja«, sage ich. »Dieses Telefon gehört mir, wenn du es jetzt nicht wegsteckst.«
Ihre Augen, dunkel mit goldenen Flecken, begegnen mir im Spiegel, ehe sie das Telefon weglegt. Es ist, als würde ich mich selbst anstarren. Wir sind uns so ähnlich. Haut, so glatt und dunkel wie poliertes Walnussholz. Ihr Haar neigt wie meines dazu, sich wild zu kräuseln, gerät beim geringsten bisschen Luftfeuchtigkeit aus der Form. Und sie hat das gleiche sture Kinn, das einen ähnlich störrischen Charakter andeutet.
»Sie ist genau wie du«, pflegte meine Mutter zu sagen, wenn Deja als Kleinkind mit Anlauf ins nächste Malheur stürmte, obwohl ich sie zur Vorsicht ermahnt hatte. Wenn sie sich aufraffte, nur um mit neuen Kratzern und blauen Flecken wieder davonzustürmen. »Geschieht dir recht. Jetzt siehst du mal, womit ich es zu tun hatte, als ich dich großgezogen habe.«
Ich dachte immer, es wäre ein Segen, wenn Mutter und Tochter sich gleichen wie ein sprichwörtliches Ei dem anderen. Und lange Zeit war es auch so … bis Deja dreizehn wurde. Gott, wie ich dieses Alter hasse. Ich scheine in ihren Augen gar nichts mehr richtig machen zu können.
»Also, wie war euer Tag?«
Ich frage, um all die Zeit, die wir beim Pendeln im Wagen zubringen, sinnvoll zu nutzen. Sie sind gerade erst seit zwei Wochen wieder in der Schule, und ich sollte dieses Jahr beginnen, wie ich es auch fortzusetzen gedenke.
»Jamal hat seine Eidechse mit zur Schule gebracht«, erzählt Kassim und sieht mich mit amüsiertem Blick von der Seite an. »Und sie ist im Unterricht aus seinem Rucksack gekrabbelt.«
»Oh mein Gott.« Ich lache. »Konnte er sie wieder einfangen?«
»Schon, aber das hat bestimmt zwanzig Minuten gedauert. Ganz schön schnell. Die Echse, meine ich.« Kassim fummelt an einem Knopf des sauberen weißen Hemds seiner Schuluniform herum. »Ein paar Mädchen haben geschrien. Ms Halstead hat auf ihrem Stuhl gestanden, als wäre es eine Schlange oder so was.«
»Ich wäre wahrscheinlich auch ausgeflippt«, gestehe ich.
»Die ist doch harmlos. Das war ja kein Gilatier oder eine Skorpion-Krustenechse«, sagt Kassim. »Das sind zwei der giftigen Arten in Nordamerika.«
Mir fällt auf, dass Deja den Hinterkopf ihres Bruders anstarrt, als wäre er gerade aus Dr. Whos TARDIS gestiegen. Andererseits, bei der Flut an Informationen, die Kassim ständig parat hat, und seiner Faszination für … na ja, so ziemlich alles … da könnte man schon glauben, dass er genau das getan hat.
»Mit Jamal wird es nie langweilig«, bemerke ich mit einem leisen Kichern. »Was ist mit dir, Deja?«
»Was?«, fragt sie in einem ebenso desinteressierten wie abwesenden Tonfall.
Als ich wieder in den Spiegel schaue, sehe ich nur ihr Profil. Sie studiert die I-85 durch das Fenster. Im Sechs-Uhr-Verkehr gleicht sie im Grunde einem Parkplatz, während sich die Flut der Atlanta-Pendler zentimeterweise voranbewegt und auf dem beengten Raum manövriert, als würde sie mit ihren Fahrzeugen Tetris spielen.
»Ich habe gefragt, wie dein Tag war«, versuche ich es erneut.
»In Ordnung«, sagt Deja und starrt weiter auf die Straße hinaus. »Ist Dad im Restaurant?«
So viel dazu, Kontakt zu Töchtern aufzunehmen.
»Äh, ja.« Ich tippte die Bremse an, als ein Prius mich schneidet. »Ihr könnt dort zu Abend essen, und euer Dad bringt euch nach Hause, wenn ihr fertig seid.«
»Warum?«, fragt Kassim.
»Warum was?« Ich warte darauf, dass der Prius sich endlich entscheidet, wo er hinwill.
»Ich meine, wo wirst du sein?«, bohrt Kassim.
»Heute ist Soledads Geburtstag«, informiere ich ihn und wechsele vorsichtig die Spur. »Wir führen sie zum Essen aus. Seht zu, dass ihr eure Hausaufgaben erledigt. Ich will nicht, dass ihr zurückfallt.«
»Gott, Mom!« Deja seufzt wieder. »Wir sind kaum aus den Sommerferien zurück, und schon sitzt du uns wieder im Nacken.«
Mein scharfer Blick streift Kassim auf dem Vordersitz und trifft dann Deja auf der Rückbank.
»Schimpf nicht, Day.«
Sie murmelt etwas Unverständliches.
»Was war das?« Ich werfe ihr über den Rückspiegel einen raschen Blick zu und steuere den Wagen in die Ausfahrt. »Hast du etwas zu sagen?«
»Ich hab’s doch schon gesagt.« Trotzige, erbitterte Augen begegnen meinem Blick.
»Ich habe es aber nicht gehört.«
»Ist das mein Problem?«
»Ja, ist es. Wenn du groß und stark genug bist, es zu sagen, dann sag es auch laut genug, dass ich es hören kann.«
»Ach, Mom.« Sie kneift sich in den Nasenrücken. »Warum bist du immer so … örx.«
Darauf hätte ich tausend Antworten zu bieten, aber jede davon würde die Spannungen zwischen uns nur verschlimmern. Hätte ich so mit meiner Mama gesprochen, die wäre rechts rangefahren und hätte mir eine geknallt. Gott weiß, ich liebe meine Mutter, aber das will ich meinem Kind nicht antun. Ich atme einmal tief durch und versuche, mich an all die Dinge zu erinnern, die ich mir vorgenommen habe, bei meinen Kindern anders zu machen, womit ich irgendwo in der Mitte gelandet bin – zwischen sanfter Erziehung und … meiner Mutter.
Vor einer roten Ampel halte ich an, sehe mich über die Schulter um und begegne Dejas hartem Blick. Es fühlt sich ständig an, als würde sie eine Mauer zwischen uns aufbauen, einen Ziegel auf den anderen legen, ehe ich ihr auf der anderen Seite nahekommen kann. Ich vermisse das Mädchen, das so viel Spaß an unseren Kissenschlachten, an S’Mores über dem Feuer im Garten und Mutter-Tochter-Maniküre hatte. Gehört das alles zum Erwachsenwerden dazu, oder entfernen wir uns nur voneinander? Oder beides?
»Dein Dad und ich erwarten, dass du deinem Bruder ein besseres Beispiel lieferst«, sage ich zu ihr.
»Tja, Daddy ist ja nicht mehr so viel da.« Sie dreht den Kopf, wendet den Blick von mir ab und starrt wieder zum Fenster hinaus. »Oder?«
Auch wenn Josiah nicht mehr mit uns zusammenlebt, ist er nur zwei Straßen entfernt, und sie sehen ihn jeden Tag. Trotzdem zieht sich mein Herz vor Schuldgefühlen zusammen, denn so gern ich glauben möchte, das, was die Beziehung zwischen mir und Deja belastet, wäre nur die große Dreizehn, kann ich mich doch nicht selbst belügen. Der ganze Ärger hat mit der Scheidung begonnen. Diese Augen, die früher nie weit davon entfernt waren, vor Lachen zu sprühen, wirken nun zu alt für ihr Gesicht. Und das liegt nicht daran, dass sie ein weiteres Jahr haben vergehen sehen, sondern daran, dass sie in den vergangenen paar Jahren Zeugen wurden, wie die Ehe ihrer Eltern scheiterte.
»Es ist grün, Mom«, sagt Kassim.
Ehe jemand hupen kann, gebe ich zusammen mit den anderen Fahrzeugen um mich herum Gas und fahre an dem blau-weißen Schild vorbei, das verkündet, dass wir nun Skyland erreicht haben, eine der pulsierendsten innerstädtischen Nachbarschaften Atlantas. In dem ruhigeren Tempo und dem geringen Verkehr auf den schmalen Straßen von Skyland erholt sich meine Schultermuskulatur von der Anspannung auf der Interstate. Kleinstadtcharme und -intimität verbinden sich hier mit der Nähe zu all der explosiven Energie und den grenzenlosen Möglichkeiten einer Weltklassestadt. Wir fahren die Main Street hinunter, die von Kopfsteinpflastergehwegen, Boutiquen und den hübsch eingedeckten Tischen diverser Cafés gesäumt wird. Ich fahre über den Kreisel, der den Springbrunnen in der Mitte des Sky Square umringt, und weiter die Straße hinunter, bis unser Restaurant, das Grits, in Sicht kommt.
Die Innenstadt von Skyland ist eine perfekte Mischung aus Bestandserhaltung und Fortschritt. Die Baubestimmungen und deren wachsame Bewahrer haben viele historische Häuser vor dem Abriss gerettet, indem sie sie zu Geschäftsgebäuden umfunktioniert haben. Unser Soul-Fusion-Restaurant ist ein leuchtendes Beispiel dafür. Das zweistöckige viktorianische Gebäude mit der umlaufenden Veranda hat mein Herz erobert, kaum dass ich es das erste Mal gesehen habe. Es war ziemlich verfallen, aber wir hatten einen Kredit von der Bank, mehr Ideen, als wir je umsetzen konnten, und einen Stapel Familienrezepte. Josiah hatte seinen Abschluss in Betriebswirtschaft, aber die Idee zu einem gehobenen und zugleich bodenständigen Restaurant, spezialisiert darauf, alte Lieblingsspeisen des Südens neu zu erfinden,...