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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 360 Seiten

Reihe: Moordevitz

Salzmann Sturm in Moordevitz

Ein Krimi zum großen Sturmhochwasser an der Ostsee 1872
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-347-92251-8
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Krimi zum großen Sturmhochwasser an der Ostsee 1872

E-Book, Deutsch, Band 2, 360 Seiten

Reihe: Moordevitz

ISBN: 978-3-347-92251-8
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Humorvoll und spannend spielt dieser Regio-Krimi aus M-V auf zwei Zeitebenen - Gegenwart und 19. Jh. Der Neffe von Hauptkommissarin Katharina Lütten stößt nach einem Sturmhochwasser am Strand auf freigespülte Knochen und ein Medaillon mit dem Wappen derer von Musing-Dotenows, der Familie von Katharinas Freundin Johanna. Johannas Cousine Ilka verschwindet und wird tot in der Ostsee aufgefunden. Der unheimliche Nachbar von gegenüber benimmt sich merkwürdig - ist er der Mörder? Dann verschwindet Johannas Großmutter und Johanna gerät in Lebensgefahr. Hat Katharina es mit zwei Fällen zu tun? Oder doch nur mit einem? Die Lösung liegt in der Vergangenheit - Johanna und Katharina stellen überrascht fest, dass ihre Familiengeschichten sich im 19. Jahrhundert schon einmal gekreuzt haben. Was geschah wirklich mit Ludwig Lüttin und Hedwig von Musing-Dotenow in dem tobenden Unwetter am 13. November 1872, als Küstenstädte und Dörfer vom Ostseewasser verschlungen wurden?

1964 in Mönchengladbach geboren und aufgewachsen driftete Wiebke Salzmann immer weiter nach Osten: Nach einer Zwischenstation zum Studium der Physik in Braunschweig fand sie 1998 in Mönchhagen bei Rostock ihre zweite Heimat. Die Rostocker Heide war dann auch der Ort, an dem sie die Idee zu ihrer ersten Geschichte hatte. Seit mehreren Jahren liegt ihr Schwerpunkt auf komischen Krimis mit regionalem Bezug. Regionale Besonderheiten liefern ihr die Ideen zu ihren Geschichten - das reicht von Bernstein über Sanddorn bis zu lokalen Sagen. Wiebke Salzmann ist selbstständige Lektorin für Physik und Mathematik. Ihre Freizeit verbringt sie mit der Ortschronik von Mönchhagen und als Schriftwartin und Öffentlichkeitsarbeiterin der Freiwilligen Feuerwehr Mönchhagen. Wenn sie tatsächlich mal nichts schreibt, findet man sie im Garten oder auf dem Fahrrad irgendwo zwischen den umliegenden Dörfern.
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Heute

Jörn sah Ilka hinterher und fragte sich, ob seine Schwärmerei für die neue Mitbewohnerin es wirklich wert war, sich hier den eisigen Nordostwind um die Ohren wehen zu lassen. Ilka beachtete ihn gar nicht, sie war voll und ganz mit dem Rinnsal Ostseewasser beschäftigt, das durch die Dünen ins Graadewitzer Moor lief. Sie rannte über den Strand und machte Fotos und verschwand schließlich mit ihrem Laptop zwischen den Schilfhalmen, auf der Suche nach ihrem Messrohr, das irgendwo da im Moorboden steckte und hoffentlich brauchbare Daten liefern würde.

Jörn ging den Strand entlang, der im Moment nur aus einem knapp meterbreiten Streifen zwischen Wellen und Dünen bestand. Der Nordostorkan der letzten Nacht war abgeflaut zu einer mäßigen Brise, trieb das Wasser aber immer noch auf den Strand. Letztlich war das das, worauf Ilka die ganze Zeit gewartet hatte – einen Sturm, der so stark war, dass er die Ostsee die Dünen durchbrechen ließ und das Meerwasser in das dahinterliegende Überflutungsmoor trieb. Immer wieder stapfte Jörn durch Lachen aus Meerwasser und stieg über Äste oder ganze Bäume. Schließlich stand er vor einem beinah meterdicken Baum, dessen quer liegender Stamm ihm den Weg versperrte. In seiner Krone hing eine Bank fest und wiegte sich träge mit den Ästen in den Wellen.

Über den Baum mit der Bank zu klettern, würde mehr Anstrengung erfordern, als Jörn aufzubringen bereit war. Also machte er kehrt und schlenderte zurück. Ilka war noch nicht wieder aufgetaucht. Hoffentlich fand sie ihr Messrohr unversehrt. Ohne die Daten würde auch Jörn nicht weiterarbeiten können, denn er entwickelte das Simulationsprogramm, mit dessen Hilfe die Daten ausgewertet und die Entwicklung des Überflutungsmoores prognostiziert werden sollte.

Er stocherte mit dem Fuß im Sand. Wenn man sich auskannte, konnte man nach Stürmen Bernstein oder Fossilien am Strand finden. Aber Jörn kannte sich nicht aus. Er würde den Knochen eines T. Rex nicht von einem Bernstein unterscheiden können. Knochen vom T. Rex waren hier allerdings auch nicht zu erwarten.

Eher schon ein Totenschädel.

Jörn verharrte mit erhobenem Fuß mitten im Schritt und starrte auf die bleiche Knochenfratze, die vor ihm im Sand steckte.

Dann fiel er auf die Knie und kratzte vorsichtig um den Schädel herum den Sand weg. Das gab es doch nicht – das war allen Ernstes ein Totenschädel. Jörn ließ sich auf die Fersen nieder, der erste Schreck ließ nach. Er würde wohl die Polizei rufen müssen. Am besten erst mal Tante Katti. Auch wenn er sie, wenn es mal einen ernsten Grund für einen Anruf gab, lieber nicht „Tante“ nennen sollte. Sie war mal gerade acht Jahre älter als er und mochte das überhaupt nicht.

Er zog sein Handy aus der Tasche und tippte auf ihre Nummer. „Katti? Du, ich hab am Strand einen Schädel gefunden.“

„Was soll das jetzt wieder für ein Blödsinn sein?“, grollte Hauptkommissarin Katharina Lütten ihren Neffen an.

„Das ist kein Blödsinn, echt nicht. Diesmal nicht. Da steckt ein Knochenschädel im Sand. Hat der Sturm wohl freigespült. Ich schick dir ’n Foto, dann glaubst du mir.“

„Vielleicht.“

Nachdem er ihr das Foto geschickt hatte, herrschte eine Weile Schweigen. „Okay“, meldete sich Katharina dann wieder. „Mal sehen, wen ich von der KT erreiche. Wir kommen, so schnell es geht. Bist du allein da?“

„Nein, mit Ilka.“

„Johannas Cousine? Aber nicht auf die Idee kommen, da herumzugraben und noch mehr Knochen zu suchen!“ Sie legte auf.

Und Jörn sah sich stirnrunzelnd um. Endlich teilte sich das Schilf und Ilka kam hervor.

„Ich dachte schon, ich muss das Moor nach dir absuchen“, sagte Jörn erleichtert. Zu viel geballte Natur war nicht sein Ding, jedenfalls nicht in echt. Am Computer simuliert auch nur deshalb, weil er so mit Ilka zusammenarbeiten konnte.

Ilka bückte sich, fuhr dann auf wie von der Tarantel gestochen. Sie wich hastig mehrere Schritte zurück, bevor sie zitternd stehen blieb.

Verdutzt sah Jörn zu ihr hinüber. „Was ist denn? So tief, wie das Skelett hier im Sand steckt, liegt das schon länger hier. Sonst wäre es auch nicht schon zum Skelett skelettiert. Der Mörder rennt hier garantiert nicht mehr rum. Und die Knochen tun dir auch nichts, also beruhige dich.“

Ilka kam vorsichtig zwei Schritte näher, blieb dann aber wieder stehen. Sie starrte auf die Knochen.

„Trotzdem. Ich will hier weg.“

Jörn schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Wir müssen auf Katti warten. Also auf die Hauptkommissarin. Katharina Lütten. Ist meine Tante.“

Er wiederholte sich, Ilkas offensichtliche Angst machte ihn nervös. Unwillkürlich musterte er den Strand, sah nach rechts, sah nach links. Wie erwartet war hier nichts und niemand außer ihnen beiden. Noch nicht einmal mehr die Dünen, die hier vor ein paar Tagen noch einen durchgehenden Sandwall gebildet hatten. Auf etlichen Metern hatte die See die Sandhügel in der letzten Nacht abrasiert und die Lücke geschaffen, durch die sie jetzt ins Moor fließen konnte.

Er schüttelte sich, um die Beklemmung loszuwerden. „Alles okay“, beruhigte er Ilka. Und sich selbst. „Das Skelett, also vorausgesetzt, hier liegt noch mehr als nur der Schädel, liegt nicht erst seit Kurzem hier.“

Hoffentlich kam Katti bald, langsam wurde Jörn kalt. Er wollte sich wieder aufrichten, um die Knie aus dem kalten, feuchten Sand herauszubekommen, verlor dabei aber das Gleichgewicht und landete auf dem Hintern. Um sich aufzufangen, stützte er die Hände hinter sich auf, dabei verfing die rechte Hand sich in irgendwas. Er schüttelte sie, um den vermeintlichen Seetang loszuwerden, er hasste das glibberige braune Zeug. Aber der Tang hing fest. Er wandte sich um und betrachtete seine Hand.

Es war kein Tang. Es war eine dünne goldene Kette. Vorsichtig zog er daran und allmählich gab der Sand ein Medaillon frei.

Ilka beugte sich vor, kam aber nicht näher. „Was hast du da? Was ist das?“ Ihr Atem ging keuchend.

„Ein Schmuckdings. Medaillon heißen die, glaube ich. Wo man so Zeug reintun kann. Fotos.“ Er betrachtete das Medaillon von allen Seiten. „Hier ist ein Datum. 2. November 1872. Wow, das ist ja richtig alt. Die Frage ist, ob das Skelett genauso alt ist.“

Er wandte sich wieder dem Schädel zu und betrachtete ihn sinnend. Fasziniert strich er dem Schädel mit einem Finger über die glatte Knochenstirn.

Bei dem Anblick wich Ilka wieder einen Schritt zurück. Sie wandte den Blick ab, sah übers Meer. Dann runzelte sie die Stirn, ihre Augen blickten nachdenklich. Jörn sah erleichtert, wie ihre Panik abzunehmen schien.

„Im November 1872 war die große Sturmflut“, erklärte Ilka. „Vielleicht wurde er damals hier vom Meer angeschwemmt und mit Sand überdeckt. Und hundertfünfzig Jahre später vom Meer wieder freigelegt.“

„An der Ostsee gibt es keine Sturmfluten. Weil es keine Gezeiten gibt, also auch keine Flut. Wenn schon, dann sind es Sturmhochwasser.“

„Hör auf zu klaukschietern, Jörn. Sturmhochwasser ist ein viel zu umständliches Wort.“

Jörn hatte schon wieder anderes im Kopf. Er nahm Ilka das Medaillon ab und drehte es wieder um. „Das Wappen …“ Fasziniert betrachtete er das in die Vorderseite eingravierte Wappen. Diagonal von oben rechts nach unten links verlief ein leicht gewelltes Band, gekreuzt dazu war eine brennende Fackel abgebildet. Über beiden war ein Totenkopf zu sehen, darunter saß eine Maus.

„Ach du … das ist ja unser Wappen!“ Ilka starrte auf das Medaillon, während ihr Mund und Augen vor Verblüffung offen standen.

„Also, nun erzähl mal.“ Katharina zückte Block und Bleistift. Als Jörn die Brauen hochzog, fiel sie ihm ins Wort, noch bevor er das erste aussprechen konnte. „Und kein Kommentar zu meinen analogen Arbeitsmethoden.“

„Tante Katti, als ob ich jemals deine Arbeitsmethoden in Zweifel ziehen würde.“

„Soll ich dich erst zu mir ins Büro einbestellen, oder erzählst du mir endlich, was ihr so früh hier treibt und wie ihr auf die Knochen gestoßen seid?“

„Ist es bei dir im Büro warm? Okay, okay, ich red ja schon.“

Katharina hörte sich an, wie Ilka unbedingt heute am frühen Morgen, nach Abflauen des ersten Herbststurms, an den Strand wollte, um zu sehen, ob die Ostsee durch die Dünen gebrochen war. Hinter den Dünen lag das Graadewitzer Moor, ein Überflutungsmoor. Seit der Küstenschutz an dieser Stelle aufgegeben war, verdiente es diesen Namen auch wieder – bei Orkan aus nördlichen Richtungen konnte die Ostsee die Dünen überwinden und das Moor...



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