E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Schäfer Die Entdeckung des Supraleiters
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7431-3479-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 320 Seiten
ISBN: 978-3-7431-3479-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Liebe, die über dreißig Jahre andauert, eine Liebe, die durch Sehnsucht geprägt ist, Menschen, die lieber ihren beruflichen Werdegang als sich selbst in den Vordergrund stellen. Forschung in einem Space-Labor, Weltraumschrott und Überlebenswille, eine zufällige Entdeckung, die die Welt revolutionieren könnte, ein Terrorist, der die Weltherrschaft sucht. Das alles in einer Geschichte, die in einer Studentenkneipe in Köln beginnt ... Ein Supraleiter ist ein Material, das dem elektrischen Strom keinen Widerstand entgegensetzt. Strom kann damit verlustfrei übertragen werden. Würde es ein Material geben, das bei Umgebungstemperatur supraleitend wäre, würde das die Energieversorgung revolutionieren und die Ressourcen über viele Jahrzehnte schonen. Von dem Abenteuer, ein solches Material zu entdecken, handelt diese Geschichte, von den Menschen, die unmittelbar damit zu tun haben: Carmen, Günther und Christopher, deren Lebenswege in Köln beginnen und unterschiedlicher nicht sein können.
Dipl.-Ing. Versorgungstechnik, Angestellter bei einem Energieversorgungsunternehmen, nebenberuflicher Dozent. Seit 2001 schriftstellerische Tätigkeit, Fachbuchautor "Fernwärmeversorgung - Hausanlagentechnik in Theorie und Praxis", erschienen im Springer-Verlag 2001.
Autoren/Hrsg.
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KAPITEL 1
Günther Flossdorf 2060 Die Erde sieht von hier so schön aus. Bis vor einigen Jahren konnten sich nur wenige Menschen diesen Blick leisten. Jetzt, da die Raumfahrt mehr und mehr privatisiert ist, können sich auch Normalsterbliche an diesem Anblick erfreuen, dachte Günther Flossdorf. Er gehörte zu diesen wenigen Menschen - ein junger Wissenschaftler, der sich einen Traum erfüllt hatte und diesen Anblick endlich am 18. April 2060 an dem kleinen Bullauge der Raumstation genießen konnte. Nachdem ihn die Gespräche mit seinen Kollegen nervten und er diesen entfliehen musste, fand Günther endlich einmal Ruhe dazu. Bereits seit acht Monaten arbeitete, schlief und langweilte er sich mit seinen Kollegen. Er kannte nahezu jede Minute im Leben seiner Kollegen und konnte diese Geschichten, die das Leben schrieb, einfach nicht mehr hören. Günther Flossdorf saß vor einem kleinen runden Fenster im Aufenthaltsraum einer privat betriebenen Raumstation. Der Weltall-Boom hatte in den letzten zehn Jahren im All so etwas wie Komfort entstehen lassen, man wollte es den zahlenden Gästen etwas bequemer machen. Die teils unwürdigen Zustände auf den Raumstationen aus dem zwanzigsten Jahrhundert waren untragbar geworden. Kommerz gleich Komfort, hieß es plötzlich. Die Station umkreiste die Erde und dieses Bullauge zeigte immer in ihre Richtung. Für einige Kollegen wurde der Aufenthaltsraum dadurch zu einer Art Therapieraum. Günther und sieben weitere Wissenschaftsastronauten zählten zur Besatzung dieser von einer privaten Organisation ins Leben gerufenen Raumstation. Die Branche boomte. Unternehmen, die unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit wissenschaftliche Versuche durchführen wollten, konnten sich hier einmieten. Mit der privaten Raumfahrt hatten solche Versuche einen wahren „Run“ erfahren. Besonders die Pharma-Industrie erhoffte sich neue Erkenntnisse, aber auch Unternehmen der Freizeit-Branche versuchten, Fuß zu fassen und testeten Freizeit-Simulationen unter Extrembedingungen. Einigen Visionären schwebte ein Freizeitpark im All vor. So wurden in einem Labortrakt die Auswirkungen von Achterbahnen unter Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus erprobt. Die Durchlaufzeit der Probanden wurde auf einen Monat begrenzt. Man stellte fest, dass bei den ersten Versuchsdurchläufen das Verdauungssystem diese Belastungen nur sehr begrenzt verkraften konnte. Nach etwa einem Jahr hatte man so viele Erkenntnisse gewonnen, dass die Probanden durch computergesteuerte Dummys ersetzt wurden, was die Kosten der Versuche erheblich reduzierte. Wenn Günther im All mal Freizeit hatte, sah er gern bei diesen Versuchen zu. Einmal konnte er an einer Versuchsfahrt teilnehmen, daraufhin fiel er zwei Wochen aus. Sein Arbeitgeber erwog, ob er Günther feuern oder sich über den gerechten Denkzettel freuen sollte. Letztendlich fiel die Strafe eher mild aus und man gönnte ihm die beiden Wochen krankfeiern als unbezahlten Urlaub. Diese Zeit brauchte Günther aber auch, um wieder zu Kräften zu kommen. Außer diesen doch recht abwechslungsreichen Beobachtungen war das Leben auf der Labor-Raumstation langweilig und eintönig. Das Abenteuer, das er sich in seiner Kindheit immer vorgestellt hatte, konnte er hier an keiner Stelle, bei keinem Versuchsablauf erkennen. Ab und zu einmal ein Gespräch mit der Bodenstation konnte die Langeweile nicht wirklich vertreiben. Die Fernsehprogramme, die die Station empfang, schienen einen kleinen Grauschleier zu haben. Das Programm wurde mit Livestream-Aufzeichnungen den Astronauten mit einem Versatz von einem Monat zur Verfügung gestellt, das war billiger, denn eine Echtzeitübertragung konnte sich keine auf wissenschaftliche Arbeit ausgerichtete Firma leisten. Anfangs vergingen die langen Tage mit Versuchen und Gesprächen, die mit der Zeit immer weniger wurden. Das Erlebte auf der Erde war erzählt, die Worte waren aufgebraucht. Niemand wollte immer wieder das Gleiche erzählen, so ließen sie es ganz. Schweigen war auch gut. Ab und zu wurden die monatlichen Berichte von der Bodenstation spontan unterbrochen. So versuchte man, Abwechslung zu erzwingen, indem sich irgendein Familienangehöriger kurzfristig zu Wort meldete. Es kam regelmäßig Hektik auf, da man nie wusste, wer sich ansagte. Das geschah einmal im Monat, meist am ersten Mittwoch, die jeweiligen Firmen konnten sich mehr nicht leisten. Ich glaube eher, man will uns nicht zu sehr zeigen, wie weit wir von der Erde entfernt sind, dachte Günther. Und das stimmte. Viele seiner Kollegen hatten nach den Gesprächen mit ihren Lieben mehrere Tage lang Heimweh, sie litten und konnten nicht hundertprozentig für die Laborarbeit eingesetzt werden. Neuen Kollegen machte das am meisten zu schaffen und sie versuchten oft schon nach der vierten Begegnung, diese Sprechzeiten zu umgehen. Häufig konnten diese Termine von den Wissenschaftlern nicht wahrgenommen werden, da es die Arbeit nicht zuließ. Manchmal musste ein Versuch beobachtet werden oder genau in diesem Moment war ein Problem aufgetreten, das schleunigst beseitigt werden musste. Das spannte natürlich die auf der Erde gebliebenen Familienangehörigen mächtig auf die Folter. So manch eine Ehe kriselte, nachdem die Wissenschaftler aus dem All zurückkehrten. Günther hatte seinen Geschwistern und Eltern untersagt, sich zu melden, nur im äußersten Notfall. Außerdem könne man ja mit der Familie mailen, das war erlaubt, so viel und so oft es die wenige Freizeit zuließ. Seine Freundin Carmen jedoch durfte, ja musste sich melden. Bei ihr machte Günther eine Ausnahme. Weil er sie liebte und weil er Angst hatte, sie zu verlieren. Er liebte auch seine Familie, aber das war etwas anderes. Eine Trennung über eine Entfernung von vierhunderttausend Metern war schon eine besondere Belastung für eine Liebe. Eine Fernbeziehung belastet, aber das traf es eigentlich nicht. Welche Fernbeziehung auf der Erde kennt diese Entfernung? Lächerlich. So hatten sie vereinbart, sich alle zwei Monate zu sehen, im Space-Treff sozusagen. Dann hatten sie zwei Stunden nur für sich. Er liebte sie, besonders ihren Geruch, auch ihr Parfüm, aber ihren Geruch besonders. Vor allem dann, wenn sie miteinander sprachen. Er liebte die Gespräche mit ihr, die langen Spaziergänge am Rhein, abends, wenn alle Lichter funkelten und die Rheinbrücken beleuchtet wurden. Er liebte ihre Haut, sie zu streicheln, mit ihr zu schlafen. Sie hatte einen schönen durchtrainierten Körper. Sie befand sich in der Ausbildung irgendeiner militärischen Eliteeinheit, sie sprach nicht darüber. Carmen war knapp ein Jahr jünger als er. Sie arbeitete in einer Männerdomäne als sehr attraktive Frau und in einem Alter, das sich viele männliche Exemplare für einen heimischen Schoß vorstellten. Günther war eifersüchtig, klar war er das. Er ließ es sich in keinem ihrer Space-Treffen anmerken, unterließ es aber nicht, ihr in einer dezenten Bemerkung seine Eifersucht zu zeigen. Nur kurz, kaum der Rede wert, doch sie sollte spüren, dass alles nicht so einfach an ihm vorüberging. Er dachte an ihr schönes blondes Haar, ihre wunderschönen graugrünen Augen. Günther liebte diese Frau und sie liebte ihn - eine besondere Verbindung, eine besondere Liebe. Sie waren zwar zu jung, um von einer Lebensliebe zu sprechen, aber sie könnte es sein. Obwohl diese Space-Treffen in ihm einen immer größeren Schmerz auslösten, konnte er sie nicht missen, denn der Schmerz ohne sie würde ihn zerreißen. Was sollte er tun? Er konnte sich nur zwischen dem großen Schmerz und dem ganz großen Schmerz entscheiden. „Hi Günther, mein Schatz, ich vermisse dich. Wie läuft’s denn da oben?“ Die Sprechkabinen der Raumstation waren eine komische Einrichtung. Es gab drei davon nebeneinander, schalldicht. Man saß in einem Sessel und konnte zwischen Bildtelefon oder nur dem Ton wählen. Der Sessel war sehr bequem, mit Fußstütze. Bei der Verbindung per Bildtelefon war zu sehen, dass der Raum auf der Erde ebenso aufgebaut war. Jedoch stand dort zusätzlich in Griffnähe eine Kommode mit vier Schubladen. Günther hatte sich schon oft gefragt, was da wohl drin sein könnte. Auf der Kommode standen ein kleiner Karton mit Kosmetiktüchern und ein Raumspray mit Tannennadelduft. „Eintönig, immer dasselbe, aber manchmal entstehen interessante Dinge bei den Versuchen. Ich kann mich dann etwas intensiver mit den Experimenten auseinandersetzen und die Langeweile verschwindet ein wenig.“ „Und wie kommst du mit den Leuten klar?“ Günther machte es sich in seinem Sessel noch etwas bequemer und hörte sich nur Carmens Stimme an. Manchmal vereinbarten sie, den Bildschirm nicht einzuschalten. „Ja, ganz gut.“ „Du, Günther, ich werde versetzt.“ „Wohin?“ „Nach Südafrika, ein Jahr lang. Es ist eine Spezialausbildung, die man mir angeboten hat, um weiterzukommen. Wenn ich diese Ausbildung hinter mir habe, kann ich alleine Spezial-Operationen durchführen. Sie haben es mir vorgeschlagen, weil ich bisher ganz gut abgeschnitten...