Schaeffer | Market of Monsters | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 464 Seiten

Reihe: Market of Monsters

Schaeffer Market of Monsters

Nur die Asche bleibt

E-Book, Deutsch, Band 2, 464 Seiten

Reihe: Market of Monsters

ISBN: 978-3-492-60272-3
Verlag: Piper ebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Monster oder Heldin - wofür entscheidet sich Nita? Nita hat es mithilfe ihres Gefängniswärters nicht nur geschafft, vom Schwarzmarkt in den Tiefen des Amazonas zu fliehen, sondern auch diesen bei ihrer Flucht in Schutt und Asche zu legen. Doch es sind bereits Bilder von ihr im Darknet gelandet, um sie als ganz besondere Ware anzupreisen. Schnell wird ihr klar, dass sie ein Leben lang auf der Flucht sein wird, wenn es ihr nicht gelingt, das globale Netzwerk der Monster-Schwarzmärkte endgültig auszuschalten.

Rebecca Schaeffer ist im ländlichen Kanada geboren und aufgewachsen und seit ihrem 18. Geburtstag eine Weltenbummlerin. Allergisch gegenüber Stillstand bleibt sie nie länger als ein paar Monate am gleichen Ort. Sie liebt es bei ihren Reisen neue Sprachen zu lernen. Anzutreffen ist sie in einem Café auf der anderen Seite der Welt, wo sie über Gauner, Antihelden und moralisch sprunghafte Figuren schreibt.
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1
»Nita, das ist Fabricio.« Die Leuchtstoffröhren im Flüchtlingszentrum der INHUP warfen ein grelles Krankenhauslicht auf die weißen Wände. Einen Moment lang fragte sich Nita, ob das nicht eine Art Halluzination sei. Tatsächlich waren die Begleitumstände, unter denen sie hierher – zur International Non-Human Police – gekommen war, einem Albtraum gar nicht so unähnlich: Entführung, Folter, und am Ende hatte Nita alle ihre Feinde bei lebendigem Leibe verbrannt. Alle bis auf einen. Der stand jetzt vor ihr. Ein paar Zentimeter größer als sie, das bleiche Gesicht eingerahmt von dem leicht zerzausten dunkelbraunen Haar. Mit großen blaugrauen Augen starrte er sie genauso erschrocken an, wie sie selbst dreinschaute. Fabricio. Der Junge, dem sie das Leben gerettet hatte. Und dann hatte er sie hintergangen. Er hatte sich bedankt, weil sie ihm die Flucht ermöglicht hatte, er hatte Geld und die Busfahrkarte von ihr angenommen, und dann hatte er eine Kehrtwende gemacht und das Handy, das sie ihm ebenfalls überlassen hatte, benutzt, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Daraufhin hatte man sie entführt, ihr einen Zeh abgeschnitten und versucht, sie Stück für Stück zu verkaufen. Nita kochte vor Wut, die Hitze wallte in ihr hoch, und sie biss die Zähne zusammen, immer fester, bis sie sich endlich überwand und die Muskeln entspannte, um sich nicht versehentlich einen Zahn abzubrechen. »Nita?« Agentin Quispe, die für Nitas Fall zuständige INHUP-Agentin, kam einen Schritt auf sie zu. Im grellen Licht traten die scharfen Ränder ihres Buzz Cut stark hervor. Ihr Spanisch war bedächtig und ruhig, der Akzent erinnerte Nita an die Zeit in Peru. »Geht es Ihnen nicht gut?« Blinzelnd riss sie sich zusammen und nickte. »Doch, sicher. Tut mir leid, ich war vielleicht etwas abwesend. Was haben Sie gerade gesagt?« Quispe runzelte leicht die Stirn und kniff die Augen zusammen. Inzwischen hatte Nita gelernt, diesen Ausdruck als das angestrengte Bemühen der Agentin zu deuten, ihr zu folgen. Nitas Vater war Chilene, allerdings hatten sie bis zu ihrem sechsten Lebensjahr in Madrid gelebt. Der daraus entstandene gemischte Akzent war für andere Menschen manchmal schwer zu verstehen. »Ich habe gesagt, mir fällt auf, dass Sie sich oft absondern, und da gerade ein weiterer Flüchtling in Ihrem Alter angekommen ist, dachte ich, dass Sie sich vielleicht kennenlernen wollen.« Quispe winkte Fabricio zu sich. Er runzelte kurz die Stirn, dann glättete sich seine Miene wieder, und er setzte ein unsicheres Lächeln auf. Was hatte der Typ zu lächeln? Nita funkelte ihn böse an. Dann dämmerte es ihr: Ihm war nicht klar, dass sie längst wusste, wer sie an den Schwarzmarkt verkauft hatte. Fabricio verstellte sich und spielte die Rolle des verängstigten Opfers. Mit geballten Fäusten machte Nita einen Schritt auf ihn zu. Am liebsten hätte sie ihm den Schädel auf dem Boden zerschlagen und ihn sofort an Ort und Stelle seziert. Das hätte sie gleich tun sollen, als ihre Mutter ihn gefangen und mitgebracht hatte. Erst mal durchatmen. Sie befand sich im INHUP-Hauptquartier in Bogotá. Und direkt neben ihr stand eine Agentin. Das war nicht der richtige Ort, um einen Mord zu begehen. Sosehr sie es auch wollte. Also riss sie sich zusammen und rang sich ein Lächeln ab. Im Augenblick musste sie die Ahnungslose spielen und durfte sich nicht anmerken lassen, dass sie und Fabricio sich schon einmal begegnet waren. Hoffentlich verriet Fabricio sie nicht. Falls die INHUP erfuhr, dass sie sich kannten, kamen Nitas Verbindung zu ihrer mörderischen Mutter und damit auch ihre eigene Verbrechen ans Licht. Und sie hatte eine Menge auf dem Kerbholz. Schließlich wuchs man nicht bei Eltern auf, die Unnatürliche zerlegten und die Körperteile online verkauften, ohne ein paar Straftaten zu begehen. Allerdings konnte sie sich nicht durchringen, ihm die Hand zu geben. »Schön, dich kennenzulernen«, sagte sie knapp. Er blinzelte, stutzte kurz und lächelte ein bisschen. »Freut mich auch«, antwortete er leise, beinahe flüsternd. Quispe sah zwischen ihnen hin und her, als spürte sie die Anspannung. »Fabricio bleibt jetzt erst einmal eine Weile hier. Ich dachte, Sie haben eine Menge zu besprechen, da Sie beide unter dem Schwarzmarkt zu leiden hatten.« Zwischen den Zeilen hörte sie weitere Gemeinsamkeiten heraus. Ihnen beiden waren Körperteile abgehackt worden, die jemand verkauft und gegessen hatte. Unschlüssig trampelte sie von einem Fuß auf den anderen und verdrängte den Gedanken an die Leere, wo sich zuvor ihre kleine Zehe befunden hatte. Gleichzeitig vermied sie es, Fabricios fehlende Ohrmuschel anzusehen, was aber nicht so schwer war, weil die Stelle von seinen Haaren bedeckt wurde. Nita wandte sich wieder an Quispe. »Ja, das war eine gute Idee. Danke. Ich würde meinen neuen Leidensgenossen wirklich gern kennenlernen.« Kaum hatte sie es ausgesprochen, da wurde sie unsicher. Es war so gestelzt herausgekommen. Falsch. Warum konnte sie sich so schlecht verstellen? Doch falls Quispe an Nitas unzulänglicher Kommunikationsfähigkeit etwas aufgefallen war, ließ sie es sich nicht anmerken. »Selbstverständlich.« Damit drehte sie sich um und ließ die beiden allein. Ein bedrückendes Schweigen breitete sich aus. Fabricio öffnete und schloss mehrmals den Mund, als wollte er etwas sagen. Nita schürzte die Lippen und sah sich um. Ihr gefiel das nicht, sich in einem INHUP-Stützpunkt aufzuhalten. Die INHUP war ein Mittel zum Zweck für sie, doch sie traute der Organisation nicht, die alle Unnatürlichen – oder auch »Nichtmenschen« – zugleich verfolgte und beschützte. Wenn Nita ehrlich war, dann fand sie die Bezeichnung »nicht menschlich« für Leute wie sie genauso beleidigend wie »unnatürlich«. Vermutlich ging das auf die Ursprünge der INHUP zurück, als sie ausschließlich Monster gejagt hatte. Erst später war neben die Strafverfolgung auch der Einsatz für die Rechte der Unnatürlichen getreten. Im Augenblick nutzte sie die INHUP als Schutz, doch sie wusste, dass die Organisation durch und durch korrupt war. Sie machte sich Gedanken wegen der Überwachung innerhalb des Gebäudes. Niemand sollte das Gespräch mithören, das sie jetzt gleich führen wollte. Weder die INHUP selbst noch diejenigen, an die bestechliche Agenten die Informationen verkauften. »Draußen ist ein Garten«, erklärte Nita. »Lass uns lieber dort reden.« Fabricio nickte langsam und folgte ihr. Sie wanderten durch das Gebäude. Überall makellos weiße Wände und weiß gefliester Boden wie in einem futuristischen Gefängnis. In dem geschützten Bereich liefen viele Unnatürliche herum. Einigen hätte Nita auf der Straße begegnen können, ohne je zu bemerken, dass sie anders waren. Manche dagegen waren ausgesprochen auffällig. Ihr Blick fiel auf einen Mann, der müde auf einem Flur hockte. Anstelle der Beine hatte er acht violette Tentakel wie ein Oktopus. Ningyo. Eine japanische Meerjungfrau. Darauf hätte sie jeden Betrag gewettet. Es hieß, man werde unsterblich, wenn man ihr Fleisch aß. Das Gleiche sagten die Leute auch über Nita. Von diesen Gedanken riss sie sich los. Von der Erinnerung daran, wie Boulder ihr die Zehe abgeschnitten und sich in den Mund geworfen hatte, um sie im Ganzen herunterzuschlucken. Von seiner Drohung, am nächsten und übernächsten Tag wiederzukommen und ihr jedes Mal einen anderen Körperteil abzuschneiden und zu verzehren, bis von Nita außer Knochen und Zähnen nichts mehr übrig war. Dazu ist es nicht gekommen. Du bist geflohen. Er ist tot. Es ist vorbei, sagte eine leise Stimme in ihrem Kopf. Es fühlte sich aber nicht so an, als sei es vorbei. Nicht, solange sie sich bei der INHUP versteckte. Und nicht, wenn Fabricio neben ihr ging. Nicht, solange ihr Foto und ihre Fähigkeit in Schwarzmarktforen weitergetragen wurden. Die Leute waren bereit, eine Menge Geld für ein Mädchen zu bezahlen, das den eigenen Körper manipulieren konnte. Sie dachten, sie gewännen die gleichen Kräfte, wenn sie einen Körperteil von ihr verzehrten. Wer konnte schon sagen, ob das nicht sogar zutraf. Nur dass Nita gar nicht die...


Schaeffer, Rebecca
Rebecca Schaeffer ist im ländlichen Kanada geboren und aufgewachsen und seit ihrem 18. Geburtstag eine Weltenbummlerin. Allergisch gegenüber Stillstand bleibt sie nie länger als ein paar Monate am gleichen Ort. Sie liebt es bei ihren Reisen neue Sprachen zu lernen. Anzutreffen ist sie in einem Café auf der anderen Seite der Welt, wo sie über Gauner, Antihelden und moralisch sprunghafte Figuren schreibt.

Rebecca Schaeffer ist im ländlichen Kanada geboren und aufgewachsen und seit ihrem 18. Geburtstag eine Weltenbummlerin. Allergisch gegenüber Stillstand bleibt sie nie länger als ein paar Monate am gleichen Ort. Sie liebt es bei ihren Reisen neue Sprachen zu lernen. Anzutreffen ist sie in einem Café auf der anderen Seite der Welt, wo sie über Gauner, Antihelden und moralisch sprunghafte Figuren schreibt.


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