Schairer | Frischer Wind am Wolfgangsee | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Schairer Frischer Wind am Wolfgangsee


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-89741-985-8
Verlag: Ulrike Helmer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-89741-985-8
Verlag: Ulrike Helmer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Weißen Rössl ... spielt dieser Roman zwar nicht, aber Vanessa betreibt mit ihren Eltern den Auhof am Wolfgangsee. Und natürlich trägt sie Dirndl … Doch ihre Neigung gilt nicht nur der traditionellen Welt im Salzkammergut, sondern auch: Frauen. Als sie sich an ihrem 27. Geburtstag vor ihren engsten Freundinnen als lesbisch outet, reagieren sie offen, aber erstaunt. Ob Vanessa denn schon einmal eine kennengelernt habe, die ihr gefalle …?

Unter fragwürdigen Umständen lernt Vanessa kurze Zeit später die dynamische Unternehmensberaterin Louise Stern kennen. Trotz ihrer unterschiedlichen Hintergründe –
Louise hat ein Hochschulstudium und Kunden in ganz Europa, Vanessa die Kochlehre und ihr Zuhause am Wolfgangsee – funkt es zwischen den beiden. Eine Beziehung droht zunächst an den scheinbaren Unvereinbarkeiten zu scheitern. Zudem kann sich Vanessa nicht überwinden,
ihren Eltern reinen Wein einzuschenken. Zu groß ist ihre Sorge, sie zu enttäuschen. Doch dann wird Louise krank und braucht Unterstützung. Vanessa zögert trotz aller Ängste keine Sekunde. Die Beziehung wird offiziell. Und die Reaktion der konservativ eingestellten Eltern übertrifft die schlimmsten Erwartungen. Doch Vanessa nimmt den Kampf um ihre Freiheit, so zu leben und zu lieben, wie es sie glücklich macht, und um ihre Beziehung zu Louise tapfer
auf sich und wächst dabei über sich selbst hinaus…

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Auf ein Geständnis …
Die Lindenbäume am Seeufer bogen sich an diesen letzten Apriltagen in einer sanften Brise, die draußen auf dem Wasser kleine Schaumkrönchen tanzen ließ. Im Gastgarten klappte Johann, der Kellner, ein paar Sonnenschirme zusammen, die sie am Mittag für die Sonnenempfindlichen unter ihren Gästen aufgestellt hatten. Inzwischen waren nur noch wenige Tische besetzt. Die kühle Abendluft trieb die Sonntagsausflügler zu ihren Autos und nach Hause. In der kleinen Dachgeschosswohnung des im traditionellen Salzkammergutstil erbauten dreistöckigen Gasthauses schloss Vanessa das Fenster und ließ ihren Blick über den festlich gedeckten Tisch in der Mitte des Zimmers gleiten. Sie sah auf die Uhr. Es blieben noch zehn Minuten. Um halb acht, hatte sie ihren Freundinnen gesagt, könnten sie kommen. Den Zusatz »wenn es schon unbedingt sein muss« hatte sie sich gerade noch verkniffen. Dass sie ihre Geburtstage von Jahr zu Jahr mit zunehmend weniger Elan feierte, verstand sowieso keine von ihnen. Sie ging ins Badezimmer, legte die Perlenohrringe an und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Die Frau mit dem hochgesteckten blonden Haar, die ihr da entgegenblickte, sah ziemlich fertig aus – auch wenn sie an diesem Tag erst siebenundzwanzig Jahre alt wurde. Schnell pinselte sich Vanessa etwas Rouge ins Gesicht. Diskussionen über etwaige Blässe und müdes Aussehen galt es unbedingt zu vermeiden. Sie war nicht müde, sondern desillusioniert. Umschlossen von einem Leben, in dem sie sich wie eine Gefangene fühlte. Aber sie hatte nicht die geringste Lust, dies mit Nellie und Franziska zu diskutieren. »Alles Gute zum Geburtstag!« Die langjährigen Freundinnen, die beide im nahen St. Wolfgang wohnten, umarmten sie herzlich und begrüßten sie mit Wangenküssen. Vanessa nahm ihnen ihre Jacken ab. »Hier riecht es ja schon phantastisch!« Nellie, die lebhaftere der beiden, drängte sich an ihr vorbei ins Esszimmer. »Wahnsinn! Und so schön hast du alles wieder einmal hergerichtet!« »Es ist irgendwie schon etwas peinlich, dass du seit Jahren an deinem Geburtstag für die Gäste kochst«, stellte Franziska fest. »Eigentlich solltest du dich verwöhnen lassen. Oder unten in eurem Restaurant eine Party veranstalten.« »Party?« Vanessa hob die Augenbrauen. »Das Restaurant schließt im April schon abends um acht, und wenn ich unseren Koch Überstunden machen lasse, nur damit er mir ein Abendessen zaubert, bekomme ich definitiv Ärger mit dem Chef.« »Noch«, bemerkte Nellie spitz. Vanessa überging die Anspielung absichtlich. Auch über ihren Vater, den gegenwärtigen Inhaber des Gasthauses Auhof, wollte sie jetzt nicht reden. »Ich koche gerne für euch«, sagte sie stattdessen wahrheitsgemäß. »Bitte, setzt euch doch! Gleich gibt es die Vorspeise: Spargelcremesuppe mit Garnelen. Und dazu einen Grünen Veltliner Steinfeder aus der Wachau – Terrassenlage.« »Heute nur drei Gedecke?« Franziska nahm neben Nellie auf einem der weiß überzogenen Stühle Platz. »Was ist mit Christina?« »Meine liebe Cousine muss heute leider Hochzeit planen. Sie hat keine Zeit.« Mit ruhiger Hand schöpfte Vanessa die Suppe aus der Porzellanterrine in die dazugehörigen Schüsseln. »Ausgerechnet heute? An deinem Geburtstag? Sie heiratet doch erst Mitte Juli!« »Ach, ihr ahnt ja gar nicht, was es da alles zu organisieren gibt.« Vanessa machte eine theatralische Geste. »Die Einladungen allein sind schon eine Sache für sich: Hochglanzpapier? Welche Kartonstärke? Und welches der gefühlten dreihundert Fotos, die Susanne von ihr und Anton geschossen hat, passt am Besten? – Glaubt mir, es ist unheimlich viel zu planen!« »Klingt so, als hättet ihr erst vor kurzem zusammengesessen«, bemerkte Nellie trocken. »Vanessa, die Spargelcremesuppe ist ein Gedicht!« »Danke.« »Also ich glaube, der Anton ist auch schon voll genervt«, warf Franziska ein. »Wahrscheinlich bereut er längst, dass er ihr jemals einen Antrag gemacht hat.« Nellie und Franziska lachten, und Vanessa stimmte höflich in das Gelächter ein. Tatsächlich hatte sie fast den gesamten vergangenen Tag mit Christina über der Gestaltung der Einladungskarten verbracht und gegen das Thema »Hochzeit«, mit dem sie ohnehin nicht besonders viel anfangen konnte, mehr und mehr Abwehr entwickelt. Ihre Cousine kam ihr plötzlich so aufgesetzt reif vor, dabei war sie nur zwei Monate älter als sie. Sie waren zusammen aufgewachsen, standen sich nahe wie Schwestern. Selbst die Tatsache, dass Christina für ihr Medizin-Studium nach Innsbruck gegangen war, während Vanessa im Anschluss an eine Kochlehre im heimischen Betrieb die Matura gemacht und daraufhin in Salzburg eine Tourismusakademie besucht hatte, änderte nichts daran. In den vergangenen Jahren aber war Anton, Sohn eines erfolgreichen Busunternehmers, in Christinas Leben zunehmend wichtiger geworden – und damit ihr eigener Stellenwert gesunken. Vanessa hatte es still hingenommen. So lagen die Dinge nun einmal: Eine nach der anderen lernten die jungen Frauen ihrer Clique nette Männer kennen und verschwanden irgendwann aus dem Blickfeld, unter anderem deshalb, weil sie sich plötzlich nur noch mit anderen Pärchen treffen wollten. Von der großen Schar Freundinnen, die als Teenager ganze Sommerwochen in der Badebucht neben dem Gasthof verbracht hatten, waren nur noch Franziska und Nellie übrig geblieben. Franziska, die als Physiotherapeutin und Masseurin in einem Reha-Zentrum in der Umgebung arbeitete, hatte sich erst vor ein paar Monaten von einem Kollegen getrennt. Die Bindung war aus Vanessas Sicht nie sehr eng gewesen; trotzdem hatte Franziska vorerst nach eigener Aussage »von Beziehungen die Nase voll«. Vanessa kam das nicht ungelegen. Franzi hatte ihr zwar nie so nahegestanden wie Nellie, mit der sie bereits die Schulbank gedrückt hatte. Dennoch, für gelegentliche Kinobesuche war sie eine gute Wahl. Nellie führte seit zwei Jahren eine dubiose Fernbeziehung mit Mark, einem Australier. Als Grundschullehrerin nutzte sie ihre gesamten Ferien und Finanzen, um zu ihm zu fliegen und mit ihm down under auf den Kopf zu stellen. Umgekehrt verbrachte er vier Wochen bei ihr in St. Wolfgang. Das restliche Jahr über war Nellie für jede Ablenkung zu haben. »Wie viele Leute haben sie und Anton eigentlich eingeladen?«, erkundigte sich Nellie nun, während sie die letzten Löffel Suppe in ihrem Teller zusammenkratzte. »Knapp zweihundertfünfzig.« Vanessa sammelte die leeren Suppenteller ein. »Und die kriegt ihr alle hier im Auhof unter?« »Bei schönem Wetter gar kein Problem – im Gastgarten hätten sogar noch ein paar Gäste mehr Platz. Wenn es regnet, müssen im Saal alle eng zusammenrutschen. Personell wäre allerdings so oder so nicht mehr zu bewältigen.« »Sag bloß, du musst auf der Hochzeit deiner Cousine auch noch bedienen!« Vanessa hob die Schultern. »Darauf wird es hinauslaufen. Aber schlimmer als Teller herumtragen ist wohl die Zeremonie in der Hofkapelle, und die wird mir nicht erspart bleiben.« »Klingt so, als wärest du nicht wirklich scharf drauf.« »Ich hole jetzt den Hauptgang – Saiblingsfilet auf Paprika-polenta! Dazu, meine Damen, reicht die Sommelière des Hauses einen Welschriesling aus der Südsteiermark!« Vanessa zwinkerte bedeutungsvoll und verschwand in die Küche, um die Portionen anzurichten. »Lass das Heiratsthema, sie hasst das«, hörte sie Nellie nebenan leise sagen. Franziska flüsterte etwas zurück, das für Vanessa nicht zu verstehen war. Die beiden beobachteten stumm, wie sie mit frischen Weingläsern zurückkam und den Welschriesling ausschenkte. Während sie sich den Fisch schmecken ließen, plätscherten die Gespräche dahin, und Vanessa entspannte sich allmählich wieder. Es war besser, Nellies bunte Geschichten aus dem Schulalltag zu verfolgen und Franzi zuzuhören, wie sie sich über diverse Patienten und ihre vermeintlichen Leiden amüsierte, als weiterhin über Christinas Hochzeit zu sprechen. Nellie hatte recht: Sie hasste es, darüber reden zu müssen. Allerdings bezweifelte sie, dass die Freundin wirklich eine Vorstellung hatte, weshalb sie dieses Thema so verabscheute. Der einzig wahre Grund war Neid – doch das sprach wohl kaum für ihren Charakter. Während all ihre Jugendfreundinnen nach und nach im weißen Kleid vor den Altar traten oder auch nur im Standesamt standen und unter den tränenblinden Augen von Müttern und künftigen Schwiegermüttern Ringe tauschten, blieb ihr ein Lebensereignis dieser...


Die Diplom-Journalistin arbeitete u.a. in der Medienbeobachtung, Markt- und Meinungsforschung und in der PR eines Großunternehmens. Sie lebt in Wien. Seit dem Jahr 2008 erschienen kontinuierlich mehr als zehn Romane und Krimis im Helmer Verlag, darunter "Ellen", "Die Spitzenkandidatin", zuletzt "Die Sterne vom Himmel holen" (2016) sowie der Kriminalroman "In jener Nacht" (2015).



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