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E-Book

E-Book, Deutsch, 302 Seiten

Schairer Riskantes Spiel


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-89741-952-0
Verlag: Ulrike Helmer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 302 Seiten

ISBN: 978-3-89741-952-0
Verlag: Ulrike Helmer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mia träumt von einer Theaterkarriere als Schauspielerin, doch im realen Leben jobbt sie als Kellnerin. Da bietet ihr ein mysteriöser Fremder ?die Rolle ihres Lebens? an: Sie soll ihre angebliche Zwillingsschwester vertreten ... Und sie tut es. Doch je länger Mia als Nadine lebt, desto mehr zweifelt sie, wem sie trauen soll. Da ist beispielsweise die seltsame Rechtsanwältin Mariella, zu der sie sich stark hingezogen fühlt. Doch wie stand Mariella zu Nadine? - 'Riskantes Spiel' ist eine aufregende Liebesgeschichte mit Tendenz zum Krimi ...

Die Diplom-Journalistin arbeitete unter anderem in der Medienbeobachtung, der Markt- und Meinungsforschung und in der PR eines Großunternehmens. Sie lebt in Wien. Seit dem Jahr 2008 erscheinen ihre Romane und Krimis kontinuierlich im Ulrike Helmer Verlag, darunter 'Ellen', 'Die Spitzenkandidatin', zuletzt 'Küsse mit Zukunft' (Herbst 2017) und 'Fluss mit zwei Brücken' (Frühjahr 2018).
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Ein Urlaub in Brasilien


Der Ort hieß Praia do Forte und befand sich rund 50 Kilometer nördlich des Flughafens von Salvador. Einst ein gewiss malerisches Fischerdorf, hatte es sich zu einem beliebten Touristenort entwickelt. An der Hauptstraße reihten sich Souvenirläden, kleine Supermärkte und Restaurants aneinander. Dazwischen gab es vereinzelt einige kleinere Ateliers, in denen unbekannte Künstler ihre Werke feilboten.

Mein erster Schritt in Nadines Leben hatte mit einer Reise auf die andere Seite der Erde begonnen. Doch noch war ich nicht Nadine. Ich war unter meinem eigenen Namen eingereist und hatte auch so in der Hotelanlage eingecheckt.

Adrian hatte mich im selben Flieger begleitet, wohnte in Praia do Forte jedoch in einem anderen Hotel. Tagsüber traf er mich am Strand, wobei er stets darauf bedacht schien, von möglichst wenigen Menschen mit mir zusammen gesehen zu werden. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, hatte er mir auf meine Nachfrage erklärt.

Ich war mir sicher, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ich hinter seine wahren Beweggründe kommen würde. Es gab Momente, da schien er mir wie ein misstrauischer kleiner Junge, der in Wahrheit jeden Moment damit rechnete, von mir übertölpelt zu werden. Er konnte nicht ahnen, wie fern mir diese Absicht lag. Ich hatte das graue Holland vorerst gegen die Sonne Brasiliens getauscht, und ich genoss diesen unerwarteten Urlaub, so gut ich konnte.

Adrians Begründung für diese Reise war überzeugend gewesen: Nachdem sich Nadine für ihren Selbstfindungstrip offenbar auch hierher begeben hatte, musste ich, wenn ich unvorhergesehen wieder in Lindach auftauchte, eine Ahnung davon haben, wie es in Südamerika aussah.

Bisher hatte ich Praia do Forte nicht verlassen. Nach dem Frühstück begab ich mich hinunter an den Strand. Abseits vom größten Trubel arbeitete ich allerlei Unterlagen durch, mit denen mich Adrian täglich aufs Neue versorgte. Es waren Landkarten, Ortspläne sowie Lebensläufe diverser Personen aus Nadines Umgebung: ehemalige Schulfreunde, Nachbarn, die Mitarbeiter des Schattengruberschen Brauereibetriebs.

Je mehr ich mich mit ihrem sozialen Umfeld vertraut machte, desto stärker schwand der Neid, den ich anfangs unterschwellig gespürt hatte. Nadines Leben war nicht viel besser als meines, nur anders. Während sich bei mir die Ereignisse fortwährend überschlugen, schritt sie eine Einbahnstraße entlang, von der es keine Abzweigungen zu geben schien. Sie arbeitete im Betrieb ihres Stiefvaters, machte dort die Buchführung und kümmerte sich um Verträge mit dem Gastgewerbe. Selbst ihre geräumige Wohnung, von der aus sie einen direkten Blick auf die Altmühl hatte, die Lindach wie eine Sichel umfasst, lag im Hause des Vaters.

Ihr Bekanntenkreis schien nur aus Freunden zu bestehen, die sie schon lange kannte. Die Freundschaften wirkten oberflächlich. Seit der Trennung von ihrem Mann hatte sie sich anscheinend aus dem öffentlichen Leben weitgehend zurückgezogen – es sei denn, es ging um Berufliches. Ihr Leben kam mir ziemlich langweilig und eintönig vor.

»Warum hat sich Nadine eigentlich von diesem Gerald getrennt?« Ich legte das Foto des Mannes, mit dem Nadine einst vor den Altar getreten war, zur Seite.

»Was weiß ich.« Adrian zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von der Piña Colada, die uns vor einigen Minuten direkt am Liegestuhl serviert worden war. »Was spielt das schon für eine Rolle?«

»Eine große.« Ich fixierte ihn mit meinem Blick. »Wenn ich ihn treffe, muss ich schließlich wissen, ob ich ihm freundschaftlich oder mit Vorbehalten begegne.«

»Sie werden ihm nicht begegnen.«

»Woher wollen Sie das wissen?« Ich war nicht bereit, so schnell nachzugeben. »Was ist, wenn er mir unerwartet gegenüber steht? So groß ist Lindach ja wirklich nicht, dass dieses Risiko völlig auszuklammern wäre!«

»Sie werden ihm nicht begegnen«, wiederholte Adrian, in dessen Stimme nun ein genervter Unterton mitschwang. »Er ist Entwicklungshelfer in Brasilien. Er kommt nicht nach Lindach zurück.«

»Entwicklungshelfer? Hier, in Brasilien?« Ich schaute ihn ungläubig an. »Es kann also sein, dass ich ihn hier treffe?«

»Herrgott noch mal!« Adrian setzte sich auf und verdrehte die Augen. »Dieses Land ist mehr als zwanzigmal so groß wie Deutschland und hat knapp 200 Millionen Einwohner. Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass Sie dem Mann hier über den Weg laufen?«

Seine Frage war eindeutig rhetorischer Natur.

»Ist Nadine etwa auch hier in Brasilien? Trifft sie sich mit Gerald?« Die Vorstellung, dass wir uns möglicherweise in diesem Moment nicht weit voneinander entfernt aufhielten, ließ mein Herz schneller schlagen.

»Unsinn!« Adrian schlug sich mit der flachen Hand auf den nackten Oberschenkel. »Hören Sie doch bitte endlich auf, so dumm daher zu reden! – Nadine ist irgendwo in Südamerika, weiß der Himmel wo! Aber sie ist ganz sicher nicht bei Gerald!«

»Wie können Sie da so sicher sein?«

»Halten Sie mich eigentlich für dämlich? Ich habe mich als erstes mit Gerald in Verbindung gesetzt. Wie ich schon vermutet hatte, ist Nadine nicht bei ihm, und er hat auch keine Ahnung, wo sie steckt. Die beiden haben keinen Kontakt mehr. – Ich würde wohl kaum eine Doppelgängerin engagieren, wenn ich das Original einfach nur nach Hause bitten müsste.«

Ich kniff die Augen zusammen. Die Geschichte wurde für mich immer abstruser.

»Was ist eigentlich, wenn Nadine plötzlich nach Lindach zurückkommt – unangemeldet? Was ist, wenn sie plötzlich vor mir steht, so gänzlich unvorbereitet? Dann fliegt Ihr Spiel auf, und Nadine bekommt den Schock ihres Lebens.«

»Erstens: Das wird nicht passieren. Nadine wird erst dann zurückkommen, wenn der alte Magnus tot ist.« Adrian leerte das halbe Glas Piña Colada mit hastigen Schlucken. Wieder einmal nannte er seinen eigenen Vater den »alten Magnus«, eine Eigenart, die mich immer noch irritierte. »Zweitens: Im Gegensatz zu Ihnen wusste sie, dass sie adoptiert ist. Sie hat vor Kurzem Einsicht in ihre Adoptionsunterlagen genommen. Dadurch hat sie erfahren, dass damals Zwillinge vor diesem Krankenhaus gefunden worden sind. Sie wollte Sie ohnehin kennenlernen.«

»Wollte?«

»Will.« Er sah mich mit festem Blick an. »Sie will Sie kennenlernen. Ganz gewiss. Sie wird sehr dankbar sein, dass Sie für sie eingesprungen sind, in dieser Notlage. Am liebsten hätte sie Sie damals sofort gesucht. Sie war ganz außer sich, als sie mir davon erzählte. Sie bat mich, ihr bei der Suche nach Ihnen zu helfen. Leider überschlugen sich die Ereignisse.«

»Nadine ist also Hals über Kopf aus Lindach abgehauen? Weshalb?«

Er verzog das Gesicht.

»Nadine und mein Vater sind sich massiv in die Haare geraten. Sie müssen wissen: Der alte Magnus hat sehr konservative Ansichten vom Leben. Und er ist ein unerbittlicher Despot. Er verträgt es nicht, wenn sich jemand gegen ihn stellt. Solange einer die Füße bei mir unter dem Tisch hat, wird nach meinen Regeln gespielt, war sein Wahlspruch. Ewiges Streitthema mit Nadine war die gescheiterte Beziehung mit Gerald. Der alte Magnus verkraftet die Trennung der beiden nur schwer. Für ihn sind das keine geordneten Verhältnisse, und Gerald war wie ein zweiter Sohn für ihn. Nadine hatte diesmal wohl die Nase voll. Ich weiß nichts Genaueres über diesen Streit, aber sie packte noch am selben Abend ihre Koffer und sagte mir, sie käme erst wieder, wenn den Alten das Zeitliche gesegnet hätte. Es reichte ihr offenbar endgültig.«

An dieser ganzen Geschichte konnte ich persönlich nur die letzten zwei Sätze nachvollziehen. Weshalb wohnte eine erwachsene Frau mit Studium überhaupt noch im Haus ihres despotischen Stiefvaters und hielt seine Launen aus? An Nadines Stelle wäre ich wohl schon Jahre zuvor getürmt!

»Und jetzt soll ich als Nadine zurückkommen und Ihrem Vater begegnen, als hätte es diesen Streit nie gegeben?«

Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.

»Sie werden sich natürlich entschuldigen müssen.«

»Natürlich«, wiederholte ich und konnte mich des Sarkasmus, der sich meiner bemächtigte, nur schwer erwehren. »Ich trete diesem alten Mann gegenüber, quetsche ein paar Tränchen hervor und stimme ihm zu, dass meine Trennung von Gerald ein Fehler war. Nadine wird mich bei ihrer Rückkehr dafür lieben!«

»Wie ich schon sagte, es geht um Nadines Erbanteil.« Adrian ließ sich nicht provozieren. »Vater will sie schließlich...


Die Diplom-Journalistin arbeitete unter anderem in der Medienbeobachtung, der Markt- und Meinungsforschung und in der PR eines Großunternehmens. Sie lebt in Wien. Seit dem Jahr 2008 erscheinen ihre Romane und Krimis kontinuierlich im Ulrike Helmer Verlag, darunter "Ellen", "Die Spitzenkandidatin", zuletzt "Küsse mit Zukunft" (Herbst 2017) und "Fluss mit zwei Brücken" (Frühjahr 2018).



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