E-Book, Deutsch, 416 Seiten
Schaumlöffel Eine zweite Chance
3. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-6841-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 416 Seiten
ISBN: 978-3-7562-6841-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In zweihundert Jahren ist die Erde eingefroren und zwei Raumschiffe verlassen sie. Auf der Long leben die Reichen und Mächtigen, bedient und unterstützt von den besten Köpfen und Könnern. Die Yoda ist ein umgebauter Raumfrachter mit einer Besatzung aus Outlaws, Kindern und Überlebenskünstlern. Ob dieses Schiff den Start unbeschadet übersteht, ist schon fraglich. Ob es den Mars erreicht, wo vielleicht Vorräte und Ersatzteile warten, steht buchstäblich in den Sternen. Was kann da noch eine Künstliche Intelligenz mit Zeitmaschine ausrichten? Oder wird es ihr gelingen, in den Händen zweier Jugendlicher den globalen Zusammenbruch zu verhindern? "Eine zweite Chance" ist ein verwickelter, witziger und spannender Zeitreise-Roman. Neben der Rettung der Erde geht es auch um die Frage, wie wir miteinander leben wollen. Lesenswert für Naturliebhaber, Philosophinnen, Ingenieure und für alle, die schon immer wissen wollten, warum man KIs nicht über den Weg trauen darf.
Im Jahr 1968 in Kassel geboren, wächst Anette Schaumlöffel auf dem Land auf. Ihre Kindheit ist geprägt von Natur, Büchern und einem in der Familie gepflegtem Interesse an fast allem. Während sie zum Brötchenverdienen Bedienungsanleitungen schreibt, verfasst sie ihre Romane am liebsten in den frühen Morgenstunden. Sie lebt mit Katze in Köln.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 2 Jane verließ die Klasse gemeinsam mit Georg. Der Kunstunterricht war unterhaltsam und anregend wie immer gewesen. Der Lehrer hatte die richtige Art, seine Schüler mit einer Mischung aus innerer Begeisterung und trockenem Humor mitzuziehen. Gerade hatte er das neueste Projekt vorgestellt und natürlich hatten Jane und Georg sich als Team zusammengetan. „Gehen wir eine rauchen?“, fragte Georg. Jane achtete auf den feinen Unterschied. Hätte er gefragt, ob sie einen rauchen gingen, wäre sie nicht mitgekommen, denn sie kiffte nicht. „Na klar. Du hast sowieso noch mein Feuerzeug.“ „Ach, Mist“, sagte Georg und sein Gesicht legte sich in Falten. „Ich hoffe, ich hab’s dabei.“ „Ich nehme jedes, das du hast“, sagte Jane und knuffte ihn in den Arm. „Jane, Jane.“ Georg lachte. „Du bist so süß wie Sahne!“ Er küsste sie kurz auf den Mund. Georg überragte sie um Haupteslänge, er war groß und schlaksig, hatte ein hübsches Gesicht mit vollen Lippen und glatte Haare, die er in einer asymmetrischen Frisur nach Art der Waver aus den 80er Jahren trug. Sie waren auf der Karnevalsparty der Schule zusammengekommen, aber in der letzten Zeit unternahmen sie immer weniger miteinander. Er hatte seine Freunde in der großen Stadt, die 30 Kilometer entfernt war und Janes Nachmittage teilten sich in die Nachhilfe, die sie gab und das Ehrenamt beim Tierheim. Als sie auf das Wäldchen zugingen, sah Jane dort Jeremy stehen. Wieder rauchte er allein, doch als er sie mit Georg näherkommen sah, drückte er seine Zigarette aus und ging an ihnen vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Was war denn mit dem los? Jane spürte einen kleinen Stich der Enttäuschung. Hatte sie sich den Moment des Kontakts gestern nur eingebildet? Egal. Sie konnte es sich ohnehin nicht vorstellen, sich mit den beiden sehr unterschiedlichen Jungs gleichzeitig zu unterhalten. Unterhaltung – so konnte man das auch nicht nennen, was gestern zwischen ihr und Jeremy – vielleicht – passiert war. Georg gab ihr Feuer und mit feierlichem Gesicht anschließend das Feuerzeug. „Danke“, sagte Jane. „Weißt du, was meine Eltern jetzt von mir wollen?“ Georg schüttelte den Kopf und streichelte verträumt ihren Nacken. „Ich soll Mathenachhilfe nehmen.“ „Wieso das denn?“ „Na, weil ich unter 5 Punkten stehe.“ „Ja und? Sonst bist du doch super!“ Georg wusste, wovon er sprach. Vor den Arbeiten in Biologie und Geschichte ließ er sich immer von ihr coachen. „Sag ich ja auch.“ „So ein Schwachsinn.“ Georg zog nachdenklich an seiner Zigarette. „Ich könnte dir Nachhilfe geben.“ „Du?“ Jane hielt von Georg sehr viel, was Kunst anging, aber Mathe? „Ich stehe auf 10 Punkten, immerhin doppelt so gut wie du.“ „Hm.“ „Du bekommst von deinen Eltern doch Geld dafür, oder?“ „Na klar“, sagte Jane. „Dann treffen wir uns im Café und verfressen das Geld, und ich schau mal, was ich machen kann“, sagte Georg und grinste. „Das ist eine brillante Idee!“, sagte Jane und küsste ihn. Jeremy stand zwischen den Bäumen, als er Jane kommen sah. Neben ihr ging einer der Kiffer, mit dem sie wohl zusammen war, wenn er das richtig mitbekommen hatte. Es war Schwachsinn gewesen, hierher zu kommen, in der Hoffnung, diesmal ein Gespräch mit ihr anfangen zu können. Sie war nicht seine Kragenweite. Schlau, auf eine sehr eigene Art toll aussehend und aus gutem Haus. Natürlich hatte er nicht den Hauch einer Chance bei ihr. Erst recht nicht, wenn sie schon einen Freund hatte, der immerhin ein Auto besaß. Schnell drückte er die Zigarette aus und ging grußlos an ihr vorbei. Das Rauchen ließ er besser sein. Es wegen einem Mädchen anzufangen, war schon blöd genug gewesen. Es jetzt noch als Vorwand zu benutzen, um ein anderes Mädchen kennenzulernen, an das einer wie er nicht mal im Traum denken sollte, war völlig hirnrissig. Das Tabakpäckchen flog in den nächsten Mülleimer, während er zu seiner Klasse ging. In der Tür zum Klassenzimmer stand Danilo. „Was geht?“, fragte er Jeremy und legte ihm den Arm über die Schulter. Jeremy grinste. „Ich hab gerade mit dem Rauchen aufgehört.“ „Alter!“, sagte Danilo und machte ein beeindrucktes Gesicht. „Dann wird es aber Zeit, dass du richtig ernsthaft mit dem Saufen anfängst.“ Tantal nickte Xenon zu. Sie waren so weit. Sie reckte den Arm, um das Interkom zu aktivieren. „Es geht los!“, sagte sie und hoffte, dass sie im ganzen Raumschiff zu hören war. „Begebt euch jetzt in eure Kojen. Wir starten in zehn Minuten. Ein bisschen Beten wird nicht schaden.“ Sie schaltete das Interkom wieder aus. Xenon blickte auf das Display, das die Minuten bis zum Start herunterzählte. Es war Zeit, das Kraftwerk hochzufahren. Mit einem Seitenblick auf Tantal zog er auf seinem Pad den Plan des Kraftwerks groß. Wenn die eigenen Geschwister einen für einen Spinner hielten, hatte das den Vorteil, dass sie nicht nach Einzelheiten fragten. Die Frage, was passieren würde, wenn der Start nicht funktionierte und das Kraftwerk explodierte, während sie noch in der Startrampe festsaßen, hatte er nur mit sich allein erörtert. An dieser Stelle der Startprozedur hatten sich alle Systeme als funktionsfähig erwiesen, die Wahrscheinlichkeit eines Fehlstarts war also vergleichsweise gering. Vergleichsweise. Dennoch war er sich bewusst, dass er den unzähligen Risiken für die Besatzung der Yoda damit noch ein nicht unerhebliches hinzufügte, als er das Kraftwerk aktivierte und den Befehl eingab, auf maximale Leistung zu gehen. Dann zog er die Überwachung des Kraftwerks auf dem Pad wieder klein und wandte sich den Halteklammern zu, die die Yoda in aufrechter Haltung stützten. Bor meldete sich über das Interkom aus dem Maschinenraum am unteren Ende des aufrechtstehenden Raumschiffs. „Motor I und Motor II sind gecheckt, wir können loslegen“, sagte er. „Halteklammern lösen“, sagte Tantal und nickte Xenon zu. Xenon aktivierte die Motoren in den Gelenken der Halteklammern. Es krachte und knarrte, als sich die Klammern, die während des Baus als Gerüst gedient hatten, von der metallenen Oberfläche des Raumschiffs lösten, zusammen mit einigen Schichten Eis. Xenon horchte, ob es weitere Erschütterungen gäbe, die darauf schließen ließen, dass die Stabilität des Raumschiffs nicht ihren Erwartungen entsprach, aber es blieb still. Auf seinem Display verfolgte er die Aufnahmen einer Kamera, die sie mit guter Sicht auf die Yoda angebracht hatten. Er beobachtete, wie sich die leiterartigen Halteklammern allmählich ausbreiteten und seitlich zu Boden sanken, sodass die Yoda in wenigen Minuten frei stehen würde. Die kostbaren Solarpaneele schliefen noch in ihren Kokons im Innern des zweiten Laderaums und die Schutzhülle über der Solarschicht auf den aerodynamischen Flügeln würde hoffentlich den Ritt durch die Atmosphäre überstehen. Das Kraftwerk erreichte die Hälfte seiner Leistung. Im Modell des Zeitmoduls sah er die Energieanzeige ansteigen. Noch fünf Minuten, dann wäre es ausreichend vollgepumpt bis oben hin. „Starte Motor eins“, sagte Tantal und berührte das Zündungssymbol. „Motor eins läuft an“, bestätigte Bor über das Interkom. „Starte Motor zwei“, fuhr Tantal fort. „Motor zwei läuft an.“ Xenon spürte an dem leisen Vibrieren, dass die beiden seitlich angebrachten Düsentriebwerke erwacht waren. Im Video sah er, dass die Halteklammern nun fast waagerecht auf dem Boden lagen. „Halteklammern sind gelöst“, sagte er, als die Leiterkonstruktionen mit einer leichten Erschütterung den Grund berührten. „Zeit für die sekundären Halteklammern“, sagte Tantal. Xenon wechselte die Ansicht auf dem Pad. Die sekundären Halteklammern hielten die Konstruktion in Bodennähe, sie waren auf dem Video nicht zu sehen, da sie in einem Graben um das Raumschiff herum verborgen lagen. Er schaltete die Motoren der äußeren Halteklammern aus und aktivierte die viel kleineren Motoren der sekundären Klammern. „Sekundäre Klammern lösen sich“, sagte er und hoffte, dass es stimmte. Wieder durchzogen Knackgeräusche das Raumschiff, an dessen oberen Ende sie in der Kanzel saßen. Schon bevor die Temperaturen unter den Nullpunkt gesunken waren, hatte der Dauerregen die Klammern leicht korrodieren lassen und der Rost hatte sie oberflächlich mit der Hülle des Raumschiffes verklebt. Aber die Motoren schienen stark genug, um diese unerwünschte Verbindung mit sachtem Knallen zu lösen. Es sah alles gut aus. „Treibstoffzufuhr in Motor eins auf Maximum“, sagte Tantal und öffnete die Leitung. „Yep“, sagte Bor über das...




