E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
Schier Hundeherz und Liebesglück
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95576-995-6
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95576-995-6
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Flugbegleiterin Elke hat sich auf entspannte Urlaubstage im Wellness-Hotel gefreut. Stattdessen ist sie jetzt in der Ferienwohnung auf einem Bauernhof untergebracht, wo sie sich völlig fehl am Platz fühlt. Nur schwer kommt sie mit der unverschämt offenen Art der Bäuerin klar und dass Schäferhündin Ania ihr kaum von der Seite weicht, macht ihr Angst. Als dann auch noch Jungbauer Bruno auftaucht, ist Elke völlig überfordert. Warum rüttelt schon sein Anblick ihre Gefühlswelt so durcheinander? Am liebsten würde sie gleich wieder abreisen. Aber dann spürt sie, wie mit jedem weiteren Tag ihre Anspannung nachlässt. Langsam beginnt sie, sich auf das ruhige Landleben einzulassen, genauso wie auf die Liebe der treuen Ania und vielleicht sogar ein wenig auf Bruno.
Seit Petra Schier 2003 ihr Fernstudium in Geschichte und Literatur abschloss, arbeitet sie als freie Autorin. Neben ihren zauberhaften Liebesromanen mit Hund schreibt sie auch historische Romane. Sie lebt heute mit ihrem Mann und einem deutschen Schäferhund in einem kleinen Ort in der Eifel.
Autoren/Hrsg.
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2. Kapitel
16 Jahre zuvor
Aufatmend lenkte Elke ihren bis unters Dach mit Gepäck vollgestopften Opel Corsa in die freie Parklücke auf dem Parkplatz des Vier-Sterne-Hotels Seestern am Rand von Lichterhaven und hätte beinahe den Motor abgewürgt. Für einen Moment schloss sie die Augen und versuchte sich zu entspannen. Hinter ihren Schläfen pochte es verdächtig. Hoffentlich kein Migräneanfall, das fehlte ihr gerade noch – ausgerechnet zum Urlaubsbeginn.
Von Urlaubsfeeling war für sie heute allerdings noch nicht viel zu spüren gewesen, da sie gestern noch für eine Kollegin hatte einspringen und den letzten New-York-Flug übernehmen müssen. Erst am späten Vormittag war sie in Düsseldorf gelandet, von dort nach Münster zu ihrer Wohnung gefahren. Dort hatte sie alles für einen sechswöchigen Urlaub gepackt, der Nachbarin den Wohnungsschlüssel und Instruktionen zu den zu gießenden Pflanzen und der Post gegeben und war anschließend sofort nach Lichterhaven aufgebrochen. Natürlich hatte sie im Stau gestanden, mehrfach sogar, sodass aus den normalerweise drei Stunden Fahrt fünfeinhalb geworden waren. Kein Wunder an einem Freitagnachmittag, noch dazu mitten in den Sommerferien. Offenbar hatte sich alle Welt das erste Augustwochenende ausgesucht, um an die Nordsee zu reisen.
Inzwischen war es fast sieben Uhr abends, ihr knurrte der Magen und sie wünschte sich nichts mehr als ein ausgiebiges Bad. Nicht umsonst hatte sie ein Hotelzimmer der Exclusive-Superior-Klasse gebucht, das allen Komfort bot, den man sich nur wünschen konnte. Hoffentlich gab es hier auch jemanden, der ihr beim Tragen des Gepäcks helfen konnte.
Entschlossen, von jetzt an in den Urlaubsmodus zu schalten, stieg Elke aus, streckte sich ausgiebig und atmete tief die laue Abendluft ein. Man roch die See, die sich in nur etwa zweihundert Metern Entfernung hinter dem mit Gras bewachsenen Deich verbarg. Vielleicht wäre ein Abendspaziergang nach dem Essen und vor dem Bad eine gute Idee.
Zielstrebig ging sie auf den Eingang des mehrstöckigen Hotels zu, musste dabei aber mehreren Rollcontainern ausweichen sowie einigen Männern in Arbeitsmontur, die geschäftig hin und her liefen. Sie alle waren mit Zollstöcken und anderen Messgeräten bewaffnet, und ihre Mienen wirkten sorgenvoll.
An der Rezeption musste sie einen Moment warten, weil der Empfangschef gerade telefonierte. Er lächelte ihr freundlich zu, während er sich etwas notierte, auflegte und ihr endlich seine Aufmerksamkeit schenkte. »Entschuldigen Sie bitte vielmals. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, geht es im Moment hier etwas drunter und drüber. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe ein Zimmer reserviert. Liebholt ist mein Name.« Erwartungsvoll lächelte sie ihm zu.
»Frau Liebholt, natürlich.« Die Miene des Empfangschefs wurde ernst. »Wir sind sehr froh, dass Sie endlich hier sind. Leider konnten wir Sie nicht erreichen.« Er räusperte sich. »Es gab ein entsetzliches Missgeschick ... Einen Wasserrohrbruch in der dritten Etage, der leider ganze zwei Stockwerke unseres Hauses in Mitleidenschaft gezogen hat. Ich fürchte, wir können Ihnen deshalb kein Zimmer geben.«
»Was?« Entsetzt starrte Elke ihn an. »Kein Zimmer?«
»Wie gesagt, wir haben seit gestern mehrfach versucht, Sie zu erreichen, leider aber vergeblich.«
»Ich war nicht zu Hause.« Sie fasste sich an die Stirn. »Und mein Handy ist immer aus, wenn ich arbeite. Ich bin Flugbegleiterin, und in Flugzeugen sind Mobiltelefone verboten.«
»Es tut mir wirklich unsagbar leid, Frau Liebholt. Alle anderen betroffenen Gäste konnten wir inzwischen erreichen und auf andere Hotels verteilen. Diesen Service hätten wir Ihnen selbstverständlich ebenfalls angeboten, aber ...«
»Aber?« Das Pochen hinter ihren Schläfen verstärkte sich rasant.
»Es ist Hochsaison. Im Umkreis von fünfzig Kilometern sind alle Hotels ausgebucht. Wir mussten bereits auf Pensionen ausweichen, doch auch da ist jetzt leider nichts mehr zu machen.« Der Mann zog den Kopf ein wenig ein, als ihn ihr entgeisterter Blick traf.
»Ich brauche aber ein Zimmer.« Sie bemühte sich, nicht laut zu werden oder in Panik zu geraten. »Ich habe sechs Wochen Urlaub und meine Wohnung ist an ausländische Touristen untervermietet, die morgen Vormittag eintreffen. Was soll ich denn jetzt machen?«
»Es tut mir wirklich unsagbar leid. Sie hatten jetzt leider Pech, weil Sie der letzte Gast sind, der von dem Malheur betroffen ist. Wenn wir Sie früher erreicht hätten ... Die Reparaturen werden mindestens drei oder vier Wochen in Anspruch nehmen, und das ist optimistisch gerechnet.«
»Dann bin ich selbst schuld, dass ich kein Zimmer mehr bekomme, bloß weil ich fast rund um die Uhr arbeiten musste?« Allmählich wurde sie doch wütend.
»Nein, nein, natürlich nicht, Frau Liebholt. Es ist nur leider eine ungünstige Verkettung von Umständen.« Der Empfangschef gab etwas in seinen Computer ein. »Was wir Ihnen jetzt noch anbieten können, ist ein Fremdenzimmer auf dem Hof der Familie Dennersen.«
»Hof?« Ahnungsvoll zog Elke die Stirn kraus. »So wie in Bauern-Hof?«
»Ja, genau. Dort gibt es sehr hübsche Zimmer, und der Hof liegt wunderschön. Nur zweihundert Meter vom Deich, so ähnlich wie hier. Die Adresse ist der Kastanienweg, das ist am nordöstlichen Stadtrand. Von hier aus mit dem Auto nur fünf oder sechs Minuten Fahrt.«
»Ein Zimmer auf einem Bauernhof. Mit Kühen, Schweinen, Hühnern ...« Aus dem Pochen hinter den Schläfen wurde ein Stechen. »Das ist nicht Ihr Ernst. Ich habe hier ein Komfortzimmer mit allem Drum und Dran gebucht.«
»Wir würden uns bereiterklären, einen Teil der Unterbringungskosten zu übernehmen, wenn Sie dies wünschen. Selbstverständlich ist uns daran gelegen, dass Sie trotz allem einen schönen Urlaub in Lichterhaven verbringen. Die Dennersens – Mutter und Sohn – sind sehr liebenswürdig. Der Hof liegt ausgesprochen idyllisch und ruhig, und die Zimmer sind wirklich schön, das verspreche ich Ihnen. Urlaub auf dem Bauernhof erfreut sich ja gerade bei jungen Familien großer Beliebtheit, und darauf sind die Dennersens eigentlich auch spezialisiert. Dieses Jahr haben sie ihre Zimmer renovieren lassen und wollten eigentlich erst in der Nebensaison wieder Gäste aufnehmen. Ich bin ganz sicher, dass Sie sich dort wohlfühlen werden, Frau Liebholt. Und falls es doch Probleme geben sollte, sagen Sie mir bitte Bescheid, dann versuchen wir am kommenden Montag noch einmal, Sie anderweitig unterzubringen.« Er holte tief Luft. »Ich entschuldige mich noch einmal für die Unannehmlichkeiten. Gerne stelle ich Ihnen für das kommende Jahr auch noch einen Gutschein für eine Zimmerreservierung bei uns aus.« Wieder tippte er etwas auf der Computertastatur, und gleich darauf sprang hinter ihm ein Drucker an. Es dauerte einen Moment, dann reichte der Empfangschef ihr einen Gutschein über zweihundert Euro sowie ein weiteres Blatt mit einer Wegbeschreibung zum Kastanienweg.
»Wenn Sie einverstanden sind, rufe ich Frau Dennersen gleich mal an und gebe ihr Bescheid, dass Sie auf dem Weg sind.« Er sah sie fast schon ein bisschen verzweifelt an, wohl weil ihre Miene ihr Entsetzen und ihren Ärger deutlich zum Ausdruck brachte.
Da ihr offenbar keine andere Wahl blieb, wenn sie nicht heute Nacht auf dem Deich schlafen wollte, nickte sie seufzend. »Also gut, rufen Sie sie an.« Kurz warf sie einen Blick auf die Wegbeschreibung. »In welche Richtung muss ich denn von hier aus?«
»Warten Sie, ich zeige es Ihnen.« Eifrig kam der Empfangschef hinter der Rezeption hervor und führte sie nach draußen, umsichtig darauf bedacht, dass die umhereilenden Handwerker ihr nicht zu nahe kamen. Mit ausholenden Gesten beschrieb er ihr den Weg und überschüttete sie erneut mit Entschuldigungen und Dankesbekundungen, dass Sie so überaus verständnisvoll reagierte.
Elke würgte ihn schließlich etwas schroff ab, weil ihre Kopfschmerzen immer schlimmer wurden und sie nur noch ihre Ruhe haben wollte. Sie klemmte sich wieder hinters Steuer ihres Wagens und fuhr den Anweisungen des Empfangschefs entsprechend in östlicher Richtung vom Parkplatz herunter und dann einmal quer durch Lichterhaven hindurch. Der Ort war nicht allzu groß, aber nett hergerichtet. Ein ruhiger, aber aufstrebender Touristenort, der wohl danach trachtete, eines Tages mit den bekannten Urlaubszielen an der Nordseeküste mithalten zu können. Die Straßen waren sauber und wurden vielerorts von Blumenkübeln geschmückt, in denen es üppig blühte. Auch die Fensterbänke und Vorgärten der Wohnhäuser waren gepflegt und für das Auge der Touristen herausgeputzt. Überall fand man maritime Dekorationen: Muschelketten als Fensterschmuck, einen Anker über dem Eingang einer Bar, auf dem Marktplatz einen alten, restaurierten Fischkutter, der gewiss schon das eine oder andere Jahrhundert auf dem Buckel hatte. Immer wieder begegnete ihr auf Plakaten oder als Aufsteller die witzige Figur Watti Wattwurm – wohl das Maskottchen der Stadt.
Irgendwo musste sie falsch abgebogen sein, denn plötzlich befand sie sich wieder außerhalb des Ortes auf einem asphaltierten Feldweg, der zwischen Wiesen hindurch auf einen Wald zuführte. Auf einer der Wiesen fuhr ein großer Traktor, an dem eine Heuballenpresse hing. Ein junger Mann von vielleicht zwanzig Jahren fuhr den Traktor, während ein weiterer die Presse im Auge behielt und mit Gesten mit dem Fahrer eines zweiten Traktors kommunizierte, der einen langen Anhänger hinter sich führte.
Elke trat auf die Bremse. Hier war sie ganz offensichtlich falsch. Ihr Blick wurde jedoch erneut von den schwer...