Schlange-Schöningen / Brodersen | Augustus | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 167 Seiten

Schlange-Schöningen / Brodersen Augustus


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-534-72878-7
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 167 Seiten

ISBN: 978-3-534-72878-7
Verlag: wbg Academic in Herder
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Oktavian, der Adoptivsohn Caesars, hat eine der eindrucksvollsten Karrieren der antiken Geschichte gemacht. Er setzte sich gegen mächtige Konkurrenten wie Marcus Antonius und Lepidus durch und konnte nach Beendigung der Bürgerkriege und dem Sieg über Marcus Antonius und Kleopatra seine Alleinherrschaft in Form des Prinzipats stabilisieren. So wurde die Monarchie in Rom eingeführt und damit die Staatsform, welche die europäische Geschichte bis in die Neuzeit bestimmen sollte. Der Herrscher, der den Ehrennamen ?Augustus? trug, vermochte als ?Erster Mann? einen Ausgleich mit dem Senat zu erzielen und vermittels seiner ?Prinzipatsverfassung? der Monarchie den Anschein zu geben, als ob republikanische Formen weiter bestehen würden. Dieser Band schildert die Ereignis- und die Strukturgeschichte und analysiert die Entwicklung der Prinzipatsverfassung.

Heinrich Schlange-Schöningen ist Professor für Alte Geschichte an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.Kai Brodersen ist seit 2008 Professor für Antike Kultur an der Universität Erfurt und von 2008 bis 2014 deren Präsident.
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Weitere Infos & Material


I. Einleitung: Ein „augusteisches Zeitalter“?


753 v. Chr.

Traditionelles Datum der Gründung Roms

510 v. Chr.

Vertreibung des Tarquinius Superbus
Beginn der Römischen Republik

23.9.63 v. Chr.

Geburt des Gaius Octavius, des späteren Augustus

15.3.44 v. Chr.

Ermordung Caesars

Okt./Nov. 42 v. Chr.

Doppelschlacht bei Philippi: Tod der Caesar-Mörder
Cassius und Brutus

2.9.31 v. Chr.

Seeschlacht bei Actium: Niederlage des Antonius

Januar 27 v. Chr.

Einrichtung der Prinzipatsherrschaft

19.8.14 n. Chr.

Tod des Augustus

1. Monarchie in Rom


Aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. sind etliche Schriften überliefert, die dazu dienten, dem Leser einen Überblick über die römische Geschichte zu verschaffen. Es bestand ein Interesse daran, die lange Geschichte der Kaiserzeit auf die wichtigsten Informationen zu reduzieren und damit eine leichtere Orientierung zu ermöglichen. Einer der Autoren, dessen Name unbekannt ist, hat in großen Teilen auf ein wenig früher entstandenes Werk des Aurelius Victor zurückgegriffen, weshalb er Pseudo-Aurelius Victor genannt wird. Seine „Epitome“ (das heißt sein „Auszug“ aus früheren Werken) beginnt mit der Feststellung, unter Augustus sei in Rom die ursprüngliche, aus der römischen Königszeit bekannte Herrschaftsform wiederhergestellt worden.

Q


Die Herrschaft des Augustus
(Pseudo-Aurelius Victor, Epitome de Caesaribus 1,1)

Im Jahr 722 nach der Gründung der Stadt, im Jahr 480 nach der Vertreibung der Könige, ist man in Rom zu der Sitte zurückgekehrt, einem einzigen Mann zu gehorchen, den man nicht „König“, sondern „Imperator“ oder, mit einem heiligeren Namen, „Augustus“ genannt hat.

Alleinherrschaft in Rom

Für Pseudo-Aurelius Victor besteht ein enger Zusammenhang zwischen der frühen römischen Geschichte und der Epoche der Kaiserzeit, in der er selbst lebte. Nur indirekt spricht der Autor die Jahrhunderte an, die zwischen der Vertreibung des letzten Königs Tarquinius Superbus 510 v. Chr. und der Ermordung Caesars 44 v. Chr. lagen. Zwischen jener weit zurückliegenden Zeit der Könige und dem neuen Abschnitt der Geschichte, in dem man, wie Pseudo-Aurelius Victor sagt, zu der „alten Gewohnheit“ der Alleinherrschaft zurückgekehrt sei, lag eine Epoche, in der man nicht „nur einem Mann“ unterstand. Und der für das Selbstverständnis der Republik so wichtige Begriff („Freiheit“) wird von Pseudo-Aurelius Victor nicht genannt, und er erklärt auch nicht, warum man anstelle des Begriffs „König“ in der neuen Epoche der Alleinherrschaft andere Ausdrücke nutzte, um den Herrscher zu bezeichnen. Dabei liegt in der Verwendung des ursprünglich aus der militärischen Sphäre stammenden Ausdrucks und mehr noch in dem religiös gefärbten Begriff eine sehr bewusste Namenswahl. Sie diente gerade dazu, dem von Pseudo-Aurelius Victor vermittelten Eindruck entgegenzuwirken, zwischen der früheren römischen Königszeit und der jüngeren Monarchie bestehe im Wesentlichen kein Unterschied.

2. Das Jahr der Entscheidung: 31 v. Chr.


Der anonyme, spätantike Autor nennt auch das Jahr, mit dem seiner Meinung nach die neue „Königszeit“ einsetzte. Von der Gründung Roms aus gerechnet, die nach alter Tradition auf 753 v. Chr. datiert wurde, hat sich die Rückkehr zur Alleinherrschaft 722 Jahre später, also im Jahr 31 v. Chr. vollzogen. Dieses von Pseudo-Aurelius Victor genannte Datum muss tatsächlich als ein „Epochenjahr“ begriffen werden. Am Abend des 2. September 31 v. Chr. war die Entscheidung im letzten der Bürgerkriege der Römischen Republik, die durch das Attentat auf Caesar ausgelöst worden waren, gefallen und die Frage, wer künftig über das ganze römische Reich herrschen würde, beantwortet. Caesars Attentäter, ein Kreis von Senatoren um Cassius und Brutus, waren schon Jahre zuvor in der Nähe des makedonischen Ortes Philippi besiegt worden, doch aus den früheren Partnern, aus den „Caesarianern“ Antonius, Octavian und Lepidus, waren dann Feinde geworden, und zwischen den beiden Mächtigsten dieses 2. Triumvirats, zwischen Antonius und Octavian, war es nach Kriegsvorbereitung und „Propagandaschlachten“ zuletzt an der Westküste des nördlichen Griechenlands zur militärischen Entscheidung vor Actium gekommen.

Q


Die Seeschlacht bei Actium
(Velleius Paterculus, Römische Geschichte 2,84–86)

Unter dem Konsulat von Caesar (= Octavian) und Messalla Corvinus kam es bei Actium zur Schlacht, wobei es schon lange vorher klar war, dass die julianische Partei siegen würde. Auf dieser Seite waren Soldaten und Feldherr voller Kraft, auf der anderen Seite war alles kraftlos. […] Als erste ergriff Kleopatra die Flucht. Antonius wollte lieber der Genosse der fliehenden Königin als seiner kämpfenden Soldaten sein, und so wurde dieser Feldherr, der doch gegen Deserteure streng hätte vorgehen müssen, selbst zum Deserteur aus seinem eigenen Heer. […] Caesar, der die feindlichen Soldaten, die er mit dem Schwert hätte niedermachen lassen können, lieber mit Worten gewinnen wollte, sprach zu ihnen und machte ihnen klar, dass Antonius geflohen war, und fragte sie, für wen und mit wem sie eigentlich kämpften. Ärgerlich darüber, dass sie so lange für einen geflohenen Feldherrn gekämpft hatten, legten die Soldaten die Waffen nieder und überließen Caesar den Sieg. […] Was dieser Tag für die Welt bedeutete, wie sehr sich das Schicksal des Staates änderte –, wer wollte wagen, dies in einem solchen Überblickswerk darzustellen? Der Sieg jedenfalls war verbunden mit der allergrößten Milde. Von den wenigen abgesehen, die es nicht ertragen konnten, um Gnade zu bitten, wurde niemand getötet.

Historische Bedeutung der Seeschlacht von Actium

Die Darstellung der Seeschlacht bei Actium aus der Feder des Velleius Paterculus, eines Mannes, der unter Tiberius, dem Nachfolger des Augustus, geschrieben hat, ist kein sachlicher historischer Bericht, der beiden Seiten gerecht werden wollte, sondern eine Geschichtsdeutung aus der Perspektive des Siegers und eine Verherrlichung des Augustus. Velleius Paterculus greift Elemente des Propagandakampfes gegen Antonius auf; er macht aus Antonius einen Deserteur, während Augustus als Menschenfreund gezeichnet wird, der versucht, unnötige Opfer zu vermeiden. Hier ist der Tugendkatalog des römischen Kaisers aufgeschlagen, hat doch Augus tus in direkter Nachfolge Caesars die , das heißt die Schonung der politischen und militärischen Gegner, zu einem öffentlichkeitswirksamen Schlagwort seiner Politik gemacht. In einem aber hat Velleius Paterculus Recht: Der Tag von Actium, der den Zusammenbruch der Machtstellung des Antonius einleitete, war von großer Bedeutung für die weitere römische und darüber hinaus für die gesamte europäische Geschichte. Denn die Geschichte Europas ist bis weit in die Neuzeit hinein eine Geschichte von Monarchien, und sie alle hängen in ihrem Ursprung und in ihrer Legitimation von Augustus, seinem Machtgewinn und seiner Herrschaft ab.

3. Die Namen des Herrschers


Gaius Octavius

Es war nun bislang von „Octavian“ und von „Augustus“ die Rede, und mit dem Zitat aus Velleius Paterculus, in dem der Sieger von Actium „Caesar“ genannt wird, ist noch ein weiterer Name dazugekommen. Doch bei Caesar, Octavian und Augustus handelt es sich um ein und dieselbe Person. Erst für die Zeit nach 27 v. Chr. kann der Mann, dessen politisches Werk die antike Welt verändert hat, Augustus genannt werden, ohne dass diese Bezeichnung anachronistisch wäre. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er mehrere Namenswechsel erlebt: Geboren wurde der spätere Augustus als Gaius Octavius, und zwar am 23. September 63 v. Chr. in Rom, in jenem Jahr, in dem Cicero die Catilinarische Verschwörung bekämpfte. Von seiner Herkunft her erschien Gaius Octavius kaum dazu berufen, in die Machtkämpfe der römischen Aristokratie einzugreifen, die seit der Zeit der Gracchen Rom erschüttert und im Inneren geschwächt hatten, und doch hat er sie schließlich mit Gewalt beendet. Die Familie des Octavius stammte aus Velitrae, einer kleinen, südlich vor Rom gelegenen Stadt. Der Vater des späteren Alleinherrschers war der erste seiner Familie, der sich in Rom um Ämter bewarb. Er gelangte bis zur Praetur und erhielt anschließend die Statthalterschaft über die Provinz Makedonien. Für einen war dies eine erfolgreiche politische Laufbahn,...


Heinrich Schlange-Schöningen ist Professor für Alte Geschichte an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.Kai Brodersen ist seit 2008 Professor für Antike Kultur an der Universität Erfurt und von 2008 bis 2014 deren Präsident.



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