Schlüter | Das Buch im Kontext der Medienkonvergenz | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 5, 105 Seiten

Reihe: BRAMANNBasics

Schlüter Das Buch im Kontext der Medienkonvergenz

E-Book, Deutsch, Band 5, 105 Seiten

Reihe: BRAMANNBasics

ISBN: 978-3-95903-104-2
Verlag: bramann.
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Medienkonvergenz beschreibt im Generellen wie auch in der Buchbranche übergeordnete Prozesse des Verschmelzens, der Verflechtung und des Zusammenwachsens. Sie ist nicht auf der Unternehmens- oder der Produktebene zu verorten, sondern auf einer Art ›Meta-Ebene‹. Die so verstandene Medienkonvergenz fußt auf Entwicklungen und Veränderungen im Bereich der Technik, der Wirtschaft, der Inhalte und der Nutzer, die der Autor im Hinblick auf die Buchbranche akribisch verfolgt.
Der Titel sucht Antworten auf die Frage, welche Auswirkungen die Veränderungen auf die konkrete Verlagsarbeit haben. Okke Schlüters Fazit: Medienkonvergenz eröffnet neue Interaktionsräume für das ›traditionelle Buchgeschäft‹. Weil neue Gerätetypen entstehen und der Content sich vom Medium löst, können Buchinhalte sich frei über die Grenzen von Medien und Oberflächen hinwegbewegen. Die unterschiedlichen Medienpräferenzen der einzelnen Teilzielgruppen zwingen Verlage dazu, die Inhalte möglichst medienneutral zu entwickeln, um sie dann mit geringstmöglichem Aufwand in der gewünschten Form auszuspielen. Damit verändert sich das Verlagsgeschäft von Grund auf: Ein Buch verlegen bedeutet in Zukunft, einen Content zu kreieren oder erstellen zu lassen, um ihn in den von den betreffenden Zielgruppen gewünschten Medien und Formaten zu publizieren. Dabei entstehen sowohl neue Kommunikationsbeziehungen und Diskurse als auch neue Formen der Zusammenarbeit mit externen Partnern.
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Konvergenzerscheinungen im Medienkontext des Buches
Unter Konvergenz wird wegen des lateinischen Ursprungs des Begriffs (lat. convergere = sich annähern, zusammenlaufen) stets ein Prozess des Zusammenwachsens oder der Verzahnung verstanden. Im Mediensektor kommt der Konvergenz im Zuge der Digitalisierung eine weitreichende Bedeutung zu, da sie eine Reihe zusätzlicher Wechselwirkungen möglich gemacht hat. Um die Medienkonvergenz in der Buchbranche genauer zu beschreiben, ist im ersten Schritt eine Mediendefinition wichtig, um anschließend die Konvergenz von der Digitalisierung abzugrenzen und sie letztlich selbst zu definieren. 2.1
Arbeitsdefinition des Medienbegriffs
Da das Buch unzweifelhaft den Medien zuzurechnen ist und weil im vorliegenden Band seine Bezüge zum Medienkontext und der Medienbranche dargestellt werden sollen, ist eine Definition des Begriffs Medium eine wichtige Grundlage. Selbstverständlich existieren bereits eine Reihe von Definitionen aus ganz verschiedenen Disziplinen. Man steht dabei allerdings vor ähnlichen Herausforderungen wie bei der Definition dessen, was ein Buch ausmacht. Die Vielfalt der Ausprägungen in der Realität hat dazu geführt, dass die Definitionen derart gedehnt wurden, dass sie zwar alles einschließen, sich aber für konkrete Anwendungen nicht eignen. Die Feststellung ›Nichts ist kein Medium‹ bringt das gut zum Ausdruck – doch so zutreffend der Satz auch ist, so wenig hilft er für die Auseinandersetzung mit konkreten Fragestellungen. Allen Definitionen liegt letztlich die Bedeutung des lateinischen ›medius‹ zugrunde: ›in der Mitte befindlich‹, ›dazwischen liegend‹, da Medien immer zwischen zwei Kommunikationsinstanzen stehen. In diesem Band wird deshalb auf eine vergleichsweise einfache Definition zurückgegriffen, mit der sich aber der Medienkontext des Buches gut beschreiben lässt. Vorab aber soll kurz beschrieben werden, welche Anforderung eine solche Definition erfüllen muss: Bücher und weitere buchähnliche Angebote sollen verallgemeinert bzw. modellhaft beschrieben werden können. Nur so kann man verschiedene Angebotstypen sichtbar machen und entsprechende Gruppen bilden. Am besten geeignet ist ein funktionaler Medienbegriff; Hickethier (2010: 20f.) unterscheidet folgende Medienfunktionen: 1 Medien der Beobachtung 2 Medien der Speicherung und Bearbeitung 3 Medien der Übertragung 4 Medien der Kommunikation Während die erste Kategorie Wahrnehmungshilfen, wie Brille und Fernrohr, Megafon und Hörrohr, meint und hier vernachlässigt werden kann, leuchtet die zweite Medienfunktion für den vorliegenden Band unmittelbar ein. Zu den wichtigsten Aufgaben von Büchern gehört es, Informationen zu speichern und diese, falls nötig, zu bearbeiten. Die Übertragungsfunktion ist dagegen besonders bei Online-Medien relevant, da das Internet neben der Speicherfunktion eine solche Verbindungs- und Übertragungsfunktion leistet. In der vierten Kategorie nach Hickethier handelt es sich um eine Funktion, die die drei vorangegangenen kombiniert. Für die Beschreibung von Büchern und buchähnlichen Angeboten ist nun charakteristisch, dass sie eine äußere technische Form haben, anhand derer man sie leicht klassifizieren kann. Ihre Inhalte sind: • auf Papier (oder einen anderen Bedruckstoff) gedruckt oder geschrieben, • als Audioaufnahme verfügbar, • digital als Datei erhältlich (Datenträger, Download oder Streaming). Da die jeweilige technische Umsetzungsform von Buchinhalten primär die Aufgabe hat, Informationen zur Verfügung zu stellen, werden die genannten Formen im vorliegenden Band mit dem Medium gleichgesetzt. Damit könnte man alle Produkte in eine dieser vier Kategorien einordnen. Für den Blickwinkel der Medienkonvergenz wäre das allerdings unzureichend, da unter Konvergenzaspekten sehr unterschiedliche Produkte in ein und derselben Kategorie landen würden. Enthält eine Sprachlernsoftware Ausspracheübungen, so stellt dies ebenso eine Audioaufnahme dar, wie ein Hörbuch zu einem Roman. Die Ausspracheübungen sind aber nur ein Bestandteil der Sprachlernsoftware, während das Hörbuch ein eigenes Produkt darstellt. Es hat sich deswegen als zweckmäßig erwiesen, auf einer weiteren Ebene zu kennzeichnen, in welcher Form die Inhalte in den Medien enthalten sind. Dies sind im Wesentlichen Text, Bild (Foto oder Illustration), Audio, Video, animierte Grafik oder virtuelle Inhalte (VR). Diese zusätzliche Ebene wird im Folgenden als Medienformat bezeichnet. Ein E-Book, das Text, Audiodateien und Video enthält, ist demzufolge als Medium eine digitale Datei, die die genannten Medienformate enthält. Der Begriff Medium wird in verschiedenen Zusammenhängen sehr unterschiedlich interpretiert, was hier explizit erwähnt sein will. Manche Wissenschaftler verwenden deshalb für das Medium im hier erläuterten Sinn den Begriff Trägermedium. Diese Bezeichnung ist sehr anschaulich, weshalb sie hier zum besseren Verständnis erwähnt wird – sie passt im Kontext der Medienkonvergenz aber nicht immer. Da die Mediendefinition hier zum Ziel hat, verfügbare und vorstellbare Angebote der Buchbranche beschreiben zu können, ist eine weitere Ergänzung notwendig. Zunehmend beinhalten Verlagsprodukte auch Dienstleistungen, etwa Beratungs- oder Schulungsangebote. Deshalb ist es erforderlich, Dienstleistungen hier ebenfalls als Medium zu betrachten (was medienwissenschaftlich durchaus unüblich ist). Sie übertragen ebenso Informationen, auch wenn diese darin nicht gespeichert werden können. Im Gegensatz zu einem gedruckten Buch handelt es sich allerdings um ein Primärmedium (auch als ›Menschmedium‹ bezeichnet), ähnlich einem Boten im Mittelalter oder einer Schauspielerin. Auf die Definitionen von Medium und Medienformat wird im Folgenden verschiedentlich zurückgegriffen werden. Im nächsten Schritt soll nun, wie angekündigt, zunächst die Medienkonvergenz von der Digitalisierung abgegrenzt werden, um danach eine Definition für die Medienkonvergenz selbst herauszuarbeiten. 2.2
Abgrenzung der Medienkonvergenz von der Digitalisierung
Die Digitalisierung bezieht sich primär »auf die binäre Codierung von Daten, die entweder zuvor analog verarbeitet wurden oder von Beginn an digital erzeugt, gespeichert und übertragen werden« (Beck 2012: 303). Diese Umstellung zieht in einem Medienunternehmen eine Reihe von Veränderungen nach sich: • Informationstechnologien gewinnen an Bedeutung, ihre Beherrschung wird zu einem strategischen Erfolgsfaktor. • Der Einsatz von Informationstechnologien verändert Arbeitsabläufe (Workflows), die u.a. durch Mehrfachverwendung, Wegfall von Druckkosten etc. kostengünstiger werden. • Die einfache und praktisch kostenfreie Multiplizierbarkeit digitaler Medien ermöglicht umgekehrt illegale Kopien (sog. Piraterie) und damit auch negative ökonomische Effekte. • Die Kostenstrukturen verändern sich, ein Großteil der Kosten entfällt auf die Erstellung der Angebote, während Lagerung, Vervielfältigung und Distribution zu sog. Grenzkosten (zusätzliche Kosten für eine weitere Produktionseinheit) werden. • Die Beschleunigung von Arbeitsabläufen ermöglicht kürzere Innovationszyklen, d.h. neue Produkte erscheinen in immer kürzeren zeitlichen Abständen; E-Books z.B. haben nicht mehr zwangsläufig feste Erscheinungstermine. • Da beim Vertrieb vieler Digitalprodukte gewissermaßen eine Kopiervorlage von einem Server heruntergeladen und damit vervielfältigt wird, lassen sich Korrekturen oder Ergänzungen einfacher vornehmen; dies steigert in der Folge aber auch die Erwartungen der Kunden, was Qualität und Aktualität digitaler Produkte betrifft. Die unvollständige Auflistung der wichtigsten Auswirkungen der Digitalisierung auf Medienunternehmen lässt erahnen, welchen tiefgreifenden Wandel diese aktuell gestalten und bewältigen müssen. Man spricht daher recht plastisch auch von einer ›Digitalen Transformation‹. Nichts desto trotz darf die Digitalisierung nicht gleichgesetzt werden mit der Medienkonvergenz, um die es vorrangig geht. Vielmehr ist die Digitalisierung eine Voraussetzung und ein Treiber der...


Dr. Okke Schlüter ist seit 2008 Professor für Medienkonvergenz im Studiengang Mediapublishing an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Schwerpunkte in der Lehre sind neben der Medienkonvergenz auch Crossmediales Produktmanagement, digitale Geschäftsmodelle und Innovationsmanagement/Design Thinking bzw. DesignAgility (Design Thinking fu¨r die Medienbranche). Auf das Studium der Theater-, Film und Fernsehwissenschaften, Slavistik und Betriebswirtschaftslehre folgte die Promotion in Slavistik. Ab 1998 Trainee der Ernst Klett AG für Führungskräftenachwuchs, von 2000 bis 2008 Führungspositionen in Unternehmen der Klett-Gruppe.


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