E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Schmidt Wachstum ist kein Zufall
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-417-27009-9
Verlag: R.Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie du zum Spezialisten für deine geistliche Entwicklung wirst
E-Book, Deutsch, 304 Seiten
            ISBN: 978-3-417-27009-9 
            Verlag: R.Brockhaus
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Markus Schmidt (Jg. 1974) ist seit 1999 mit Judith verheiratet und hat vier Kinder. Er ist Gründer und Pastor von dreisechzehn in Hannover. Sein Herz schlägt für das persönliche Wachstum, die Gründung neuer Gemeinden und die Begleitung (potenzieller) Führungskräfte. http://wachstum-ist-kein-zufall.de
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 WACHSTUMSPHASEN
So wie Rom nicht über Nacht erbaut wurde, entsteht auch geistliches Wachstum nicht über Nacht. Kein noch so hingegebener und leidenschaftlicher Christ wacht eines Morgens auf und stellt fest, über Nacht zu einem voll ausgebildeten Glaubensriesen geworden zu sein.
Wie auch das biologische Wachstum durchläuft das geistliche Wachstum verschiedene Phasen und Reifegrade: Geburt, Kind, Jugendlicher, Erwachsener. Paulus zählt sie in seinem Brief an die Korinther auf: »Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war« (1. Korinther 13,11).
Drei biblische Phasen
Der Apostel Johannes beschreibt das noch genauer. Er nennt drei verschiedene Stufen oder Phasen des geistlichen Wachstums:
Ich schreibe euch, meine Kinder, weil eure Sünden im Namen von Jesus vergeben sind. Ich schreibe an euch Väter, weil ihr Christus erkannt habt – den, der von Anfang an ist.
Ich schreibe an euch junge Männer, weil ihr in eurem Kampf mit dem Satan gesiegt habt. Ich habe an euch Kinder geschrieben, weil ihr den Vater erkannt habt.
Ich habe euch Vätern geschrieben, weil ihr Christus erkannt habt – den, der von Anfang an ist. Ich habe euch jungen Männern geschrieben, weil ihr stark seid und Gottes Wort im Herzen tragt und weil ihr in eurem Kampf mit dem Satan gesiegt habt.
1. Johannes 2,12-14
Kinder, junge Männer und Väter – Johannes meint mit diesen Bezeichnungen nicht tatsächliche physische Kinder, junge Männer und Väter. Und natürlich sind auch weibliche Kinder Gottes mit eingeschlossen. Stattdessen denkt er an verschiedene Reife- und Wachstumsphasen in unserem geistlichen Leben. Er liefert exakte Erklärungen dafür, weshalb von Kindern, jungen Männern und Vätern im Geist gesprochen wird.
1. Kindheitsphase: Eine Personengruppe spricht Johannes als Kinder an. Ich nenne das die Kindheitsphase. Sie folgt unmittelbar auf den Eintritt ins Reich Gottes, unsere geistliche Geburt. Geistliche Kinder haben die Erfahrung gemacht, dass der Vater sie so sehr liebt, dass er sie durch Jesus erlöst hat und ihre Sünden vergeben wurden (Johannes 3,16). Wie jedes andere Kind muss auch ein geistliches Kind noch ganz viel, eigentlich alles Weitere noch lernen.
2. Heranwachsen: Johannes spricht dann die jungen Männer an. Ich nenne das die Phase des Heranwachsens. Die jungen Männer sind stark, tragen Gottes Wort in ihren Herzen und haben den Satan besiegt. Die Rede ist von Christen, die eine gewisse Reife erlangt haben. Sie haben gelernt, sich vom Wort Gottes leiten zu lassen, und treffen auf dessen Grundlage ihre Entscheidungen. Johannes will sagen, dass in dieser Phase bereits einige Herausforderungen und Versuchungen überwunden wurden. Geistliche Jugendliche fangen an, mehr Siege als Niederlagen zu verzeichnen. Sie wachsen und reifen noch, haben aber gelernt, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen.
3. Geistliche Väter: Ein geistlicher Vater ist durch den Weg mit Jesus reif geworden. Charakteristisch für diese Phase ist, Christus erkannt zu haben. Man könnte auch sagen, Christus ist zum absoluten Lebensmittelpunkt geworden. Für geistliche Väter und Mütter ist Christus alles, was sie im Leben brauchen. Alles im Leben hat in Christus sein Fundament gefunden.
Vier Phasen der Reveal-Studie
Neben diesem biblischen Phasenmodell gibt es weitere Modelle. Am bekanntesten ist wahrscheinlich das der Reveal-Studie, die 2004 von der Willow-Creek-Gemeinde in Chicago begonnen wurde. Die aktuellen Ergebnisse basieren heute auf fast 80 000 Fragebögen aus über 200 Gemeinden unterschiedlichster Prägung.5
Die Ergebnisse ließen ein vierstufiges Modell entstehen, das die geistlichen Entwicklungsphasen eines gläubigen Menschen abzubilden versucht. Kurz zusammengefasst lassen sich die vier Phasen folgendermaßen beschreiben:
1. Den Glauben entdecken: Die Menschen dieser Gruppe glauben grundsätzlich an Gott, sind sich aber noch nicht im Klaren darüber, was es mit Christus auf sich hat und welche Rolle er in ihrem Leben spielt.
2. Im Glauben wachsen: Hier finden Menschen zu einer persönlichen Beziehung zu Christus. Sie haben die Entscheidung getroffen, ihm in Bezug auf ihre Erlösung und das ewige Leben zu vertrauen. Sie stehen aber erst am Beginn eines Lernprozesses darüber, eine Beziehung zu ihm zu haben.
3. Enge Beziehung zu Christus: Die Menschen dieser Gruppe stehen in täglicher Abhängigkeit zu Christus. Für sie ist Christus derjenige, der ihnen dabei hilft, das Leben zu meistern. Sie wenden sich täglich an ihn und bitten ihn um Hilfe und Führung für ihren Alltag.
4. Christus als Lebensmittelpunkt: Hier wird die Beziehung zu Christus als die wichtigste Beziehung im Leben beschrieben. Menschen in dieser Gruppe haben ihr Leben Christus und seinen Plänen völlig unterstellt und ordnen alles seinem Willen und seinen Wünschen unter.
Unserem geistlichen Wachstum liegen Phasen zugrunde. Das zeigt zum einen die Bibel selbst und zum anderen das Modell der Reveal-Studie. Geistliches Wachstum ist kein linearer Prozess, sondern man erlebt verschiedene Zeiträume, die dann im Idealfall zu geistlicher Reife führen. Im Idealfall deshalb, weil nicht unbedingt alle Phasen der geistlichen Entwicklung erreicht werden. Das hängt auch damit zusammen, inwieweit Nachfolger die Wachstumskatalysatoren für sich nutzbar machen.
Automatisch, aber nicht zufällig
Es ist also keinesfalls so, dass man automatisch von einer in die nächste Phase kommt. Nur weil man schon dreißig Jahre lang Christ ist, wird Christus nicht zwangsläufig zum Lebensmittelpunkt.
Unser Wachstum wird von bestimmten Katalysatoren, Aktionsschritten beeinflusst. Das kann erst einmal etwas befremdlich klingen. Ist Wachsen nicht ein ganz natürlicher und vor allem von Gott initiierter Prozess? Doch, das stimmt. Jesus macht es mit dem Gleichnis von der heranwachsenden Saat deutlich, dass das eigentliche Wachstum Gottes Arbeit ist:
Ein Bauer streute Saatgut auf einem Feld aus. Ob er nun schlief oder aufstand – die Tage vergingen, die Saat keimte und wuchs ohne das Zutun des Bauern heran, denn die Erde bringt das Getreide ganz von selbst hervor.
Markus 4,26-28
Auch an anderen Stellen sehen wir das:
• Im Gespräch mit Nikodemus sagt Jesus, dass der Geist weht, wo er will. Er deutet damit auf das Wirken des Heiligen Geistes hin, das für Menschen weder machbar noch kontrollierbar ist (Johannes 3,8).
• Der Apostel Paulus betont ebenfalls, dass die eigentliche Veränderung und das geistliche Wachstum Gottes Werk ist. In Römer 12,2 schreibt er davon, dass wir uns als Nachfolger von Jesus verwandeln lassen sollen. Kurz zuvor schreibt er in seinem Brief: »Gottes Zusagen erhalten wir also nicht, indem wir sie uns wünschen oder uns darum bemühen, sondern Gott erbarmt sich über den, den er erwählt« (Römer 9,16).
• Auch in 1. Korinther 3,7 heißt es, dass Gott das Wachstum schafft.
• Und in Philipper 2,13 lehrt die Bibel ausdrücklich, dass Gott das Wollen wie auch das Vollbringen bewirkt.
Auf den ersten Blick scheinen diese Bibeltexte aufzuzeigen, dass geistliches Wachstum also automatisch passiert – es liegt jedenfalls nach diesen Aussagen nicht in unserer Macht oder Kontrolle. Gerade wenn Jesus in seinem Gleichnis davon spricht, dass die Erde »von selbst« Frucht hervorbringt (griech. automate), wird der Gedanke bestärkt, dass es ausschließlich Gott ist, der uns wachsen lässt.
Vom Wortverständnis zur Zeit Jesu her bedeutet automate »ohne erkennbare Ursache«. Dahinter stand für gläubige Juden immer unausgesprochen »von Gott selbst gewirkt«.6 Doch können wir davon ableiten, dass wir ganz automatisch von einer geistlichen Reifephase zur nächsten kommen? Das Bild mit den drei Reifephasen aus dem Johannesbrief und die Ergebnisse der Reveal-Studie haben ja ein anderes Ergebnis gebracht.
Beides ist wahr. Wie oft bei geistlichen Prinzipien eröffnet sich ein Spannungsfeld, in dem wir die Wahrheit finden. Geistliches Wachstum passiert im beschriebenen Sinne automatisch und es braucht unser Zutun. Es geschieht automatisch, aber nicht zufällig. Wichtig ist, dass wir wissen, was unser Teil ist und was wir komplett Gott überlassen dürfen.
Auch das biologische Wachstum ist kein völlig automatisierter Prozess, sondern abhängig von der richtigen Nährstoffaufnahme, von Umwelteinflüssen und weiteren Faktoren. Im Gleichnis von der heranwachsenden Saat bringt der Boden zwar von selbst – automatisch – die Frucht hervor, doch der Bauer hat die Saat ausgestreut. In Römer 12 ist die Veränderung zwar Gottes Werk, doch Paulus betont in diesem Zusammenhang die aktive Veränderung des eigenen Denkens. Wenn Paulus in 1. Korinther 3,7 davon spricht, dass Gott das Wachstum schenkt, sagt er aber auch, dass dort einer ist, der ausstreut, und ein anderer, der begießt. Und interessanterweise heißt es im Zusammenhang mit der Aussage, Gott wirke das Wollen und das Vollbringen: »Bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern« (Philipper 2,12; ELB). Ich ermutige dich, diese Bibelstellen selbst noch mal nachzulesen und nach der Offenbarung, wie sich Gott geistliches Wachstum denkt, zu...




