E-Book, Deutsch, 228 Seiten
Schmitt Orks von Frenay
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-99159-064-4
Verlag: Litego
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 228 Seiten
ISBN: 978-3-99159-064-4
Verlag: Litego
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Schicksal von Frenay steht auf Messers Schneide, als die Finstere Hexenmeisterin Benelza mit ihrer Armee aus Untoten und Dämonen auszieht, um das Land ins Verderben zu stürzen. Verzweifelt schließen die ver- Feindeten Urks und Menschen einen brüchigen Pakt, um gemeinsam gegen die drohende Dunkelheit zu kämpfen. Inmitten der Vorbereitungen kreuzen sich die Wege der Elfe Lydia und des Orks Triok. Eine verbotene Liebe, die in Zeiten des Krieges keine Zukunft haben dürfte. Doch je näher die alles entscheidende Schlacht rückt, desto klarer wird, dass ihre Verbindung der Schlüssel zum Schicksal aller Freien Völker sein könnte. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem nichts weniger als die ZukunFt von ganz Frenay auf dem Spiel steht.
Autoren/Hrsg.
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Prolog
Das war der erste Dialog, den Triok mit Bohbal führte, ein Orkjäger und ein kleines Kind.
Der Ork war ungefähr 30 Jahre alt und das Kind gerade einmal neun. Beide stammten aus Delevia, jener Metropole des Herzlands. Die Männer schufteten jeden Tag in nahe gelegenen Minenschächten, welche mindestens dreißig Meter unter der Erde lagen.
Viele verhungerten, weil – trotz der gewaltigen Größe der Stadt – die Versorgung mit Lebensmitteln schwierig war. Der Grund hierfür war recht simpel: Außerhalb der schützenden Stadtmauern wimmelte es nur so vor Wegelagerern, Banditen und anderen Halunken sowie fiesen Halsabschneidern. Zudem war die Stadtwache stark unterbesetzt – niemand wollte bei recht knappem Sold seinen Kopf riskieren –, hatte sie doch innerhalb der Zentralstadt genug zu tun, um Goldbeutelschneider und in den Vorhöfen Viehdiebe zur Strecke zu bringen. Und da man allein in der Wildnis nicht lange überlebte, wagte sich kaum jemand – nicht einmal eine gut ausgerüstete, stolze und angesehene Wache – aus dem Stadttor heraus. Außer die Abenteurer, Jäger und Monsterjäger, doch die fürchteten ohnehin weder Tod noch Teufel. Solche Recken wurden auch mit den übelsten Wegelagerern fertig, egal, wie sehr sie sich auch wehrten. Mit Streitkolben und Schwertern ging es ihnen alsdann zu Leibe.
Du weißt schon, so halbstarke Schläger, die dir irgendwo – wenn die Kirchturmuhr dreimal schlägt – auf offener Straße alles nehmen, was du hast.
Und wenn du mit dem Leben davonkommst, bist du wirklich gut.
Ich bin ein Ork. Und ja, ich wurde schon mehrmals überfallen, doch ich habe überlebt. Zum Glück bin ich ein Ork – genau deshalb habe ich überlebt. Denn Orks sind gefürchtet. Wegen ihrer Stärke, ihrer Brutalität und überhaupt – wegen ihrer Rasse.
Manchmal hat man es schon schwer als Ork. Du wirst ausgelacht, die Leute lachen über dich, weil du hässlich bist.
Man ist verhasst, gefürchtet wegen seiner Art. Zu Unrecht, finde ich. Ich bin ein zivilisierter Ork, ich bin sogar ein überdurchschnittlich intelligenter.
Viele halten uns für sehr dumm, brutal und gefährlich. Aber das sind alles Vorurteile.
Wir haben eine andere Art, sind etwas brutaler und leben anders als ihr Menschen.
Das stimmt. Aber wir sind deshalb keine hirnlosen Tötungsmaschinen. Man kann uns durchaus mit der menschlichen Rasse vergleichen, bis auf einen entscheidenden grundlegenden Unterschied: Wir sind grün. Wir haben größere Kiefer als Menschen, aber ansonsten sind wir fast gleich. Ok, wir sind sehr viel stärker als ihr Menschen, aber deshalb nicht unbedingt gefährlicher.
Ich bin von Beruf Jäger. Ich erschieße oder erlege eigentlich fast alles, was mir vor Bogen oder Axt kommt, solange man es essen kann. Wenn es um mein Leben geht, töte ich ohnehin alles und jeden. Ich beliefere hauptsächlich meine Ork-Brüder in den Siedlungen und der Festung mit Nahrung, aber wenn mir die Menschen einen guten Preis zahlen, gebe ich ihnen auch etwas von meiner Beute ab. Der Hauptmann der kaiserlichen Wache hat mir aus Dankbarkeit sogar einen Rappen geschenkt, das ist schon etwas erstaunlich. Doch die Leute haben jetzt nicht mehr viel übrig für die Kaisergarde oder gar den Kaiser. Er wird mehr und mehr zur Galeons-, nein, beinahe schon zur Witzfigur. Er wird vom Volk gehasst, ebenso wie Orks. Er wohnt jetzt einfach in einer Hütte abseits der Stadt, fernab seines ehemaligen Palasts. Auch ihm wurde alles genommen. Zuerst waren Wegelagerer zu ihm in den Palast gekommen und hatten ihm gedroht: Die einfache Formel „Geld oder Leben“ zeigte offenbar Wirkung. Er ließ sie alles nehmen und sie ließen ihn am Leben. Die dummen Adeligen waren zu dieser Zeit bis spät in die Nacht bei reichen Händlern am Markt eingeladen, soffen und stopften sich den Wanst voll, nachdem sie zur Mittagszeit eine Treibjagd in einem ihrer eigenen Waldstücke veranstaltet hatten. Sie waren einen Tag zu spät in das Schloss gekommen und bemerkten, dass nun auch sie arm waren.
Alles, was diesen aristokratischen Speichelleckern blieb, war daher ein Schloss mit edler Wohnausstattung, doch nicht ein Goldstück, ganz zu schweigen von dem silbernen Besteck oder den Kerzenhaltern. Sogar das würden sie vermutlich bald verlieren. Ja, die Bürger strebten nach Macht und Anerkennung und sie waren bereit zu allem, um dies zu erlangen. Sie wurden von wohlhabenden Händlern vom Markt oder den nahegelegenen Siedlungen mit Ausrüstung und Verpflegung unterstützt. Die Wache war im Grunde, was dieses Problem betraf, ziemlich ratlos. Sie konnte so gut wie nichts gegen die Revolte tun und auch von dem meisterlichen Raubzug hatte sie viel zu spät Wind bekommen. Selbstverständlich suchten sie die Kerle, aber höchstwahrscheinlich vergebens. Es war sinnlos, in einem riesigen Wald, der unterhalb des Gebirges lag, Leute zu suchen.
Besonders dann, wenn sie Pferde hatten – und sie hatten Pferde! Ich habe sie gesehen.
Sie ritten ins Tal – hoch zu Ross und geschwind wie der Wind.
Nach einer Weile verschwanden sie in der Nacht und wurden nie wieder gesehen.
Wo sie jetzt wohl waren?
Ist mir auch scheißegal, ich brauch‘ Geld, und zwar verdammt viel Geld.
Vielleicht gehe ich auch ein paar Leute überfallen.
Nein, lieber nicht, am Ende erwischt mich die Wache und lässt mich in einem Verlies vergammeln, das ist das Einzige, wozu sie noch fähig sind.
Aber irgendwie benötige ich Geld.
Ich gehe erst mal nach draußen jagen.
Ein echter Held muss auch die quälende Stille ertragen können!
Es ist Nacht. Genauer gesagt ist es kurz nach dem ersten Turmschlag nach Mitternacht. Und ich spähe vom Wachposten über dem Tor der Ork-Siedlung – meiner Heimat – in den dichten, dunklen Wald hinaus – auf der Suche nach lohnender Beute. Mal wieder …
Ich kann nicht schlafen! Ich schaue oft und gerne in die wilde, nächtliche, unberührte Landschaft hinaus, wenn ich keinen Schlaf finde.
Der Mond steht hell am Himmel und leuchtet grell auf meine Erscheinung herab. Ich sehe etwas übers Feld rauschen.
Sieht aus wie ein Fuchs und ich kann ihn gut erkennen. Er versteckt sich im Unterholz.
In meinem Kopf beginnt das Blut zu pulsieren – Adrenalin rauscht in meinen Körper. Der Jagdtrieb hat mich ergriffen. So leise wie möglich schleiche ich vom Ausguck herunter und greife mir eine Fackel. Anschließend laufe ich durch den schwarzen Forst, nur meine Fackel erleuchtet einen spärlichen Teil meines Weges – ansonsten ist es zappenduster. Ich höre eine Eule.
Das Unterholz knarzt und im strammen Schritt marschiere ich durch den Forst. Da vorn ist etwas Rotes.
Vielleicht wieder der Fuchs?
Nein, ein Feld von Fliegenpilzen!
Noch einer. Ein ganzes Feld voller Pilze. Die nehme ich erst mal mit.
Jetzt sehe ich schon wieder etwas. Es ist groß und zweibeinig. Es kommt auf mich zu und schaut mich an. Langsam kommt das Wesen näher und ich erkenne die fahle Haut und dass dem Menschen, oder zumindest war es mal einer, Körperteile fehlen.
Langsam torkelnd kommt es näher und stiert mich an. Es streckt die Arme aus. Ich drehe mich um und beginne zu rennen.
Zum Glück ist der Ghoul nicht besonders helle, aber dafür schnell.
Ich suche irgendetwas, einen Stock, einen Ast, ein Messer.
Da fällt mir etwas ein.
Ich sprinte eine Pferdelänge nach vorn und springe. Im Sprung greife ich einen Ast, reiße ihn herunter und stecke ihn mit meiner Fackel in Brand.
Ich hebe den lodernden Stock drohend dem Untoten entgegen und dresche auf den Zombie ein. Die letzten verbliebenen Haare auf dem Schädel des lebenden Toten beginnen zu glimmen. Der Schädel fällt runter, der Untote jedoch läuft weiter auf mich zu. ‚Schweinemist‘ fluche ich leise in mich hinein.
Der Zombie taumelt immer noch kopflos in schlurfenden Schritten langsam auf mich zu und streckt seinen verwesenden Arm nach mir aus. Mit der schieren Kraft eines wahren Berserkers prügele ich den Toten mit meinem brennenden Ast nieder, bis er schließlich flackernd zusammenbricht. Seine Chance ist vertan. Ich sehe, wie die kümmerlichen Überreste der Leiche vor mir verglühen und schließlich zu Asche und grauem Staub zerfallen. Das Einzige, was von seiner Existenz kündet, ist der blasse Schädel, der nicht weit von mir im Gras liegt. Ich bin immer noch im rabenschwarzen Forst.
Kein ekliges Vieh ist mehr da, zumindest sehe ich nichts mehr, das mir gefährlich werden kann.
Nur ein Kaninchen rennt übers Feld.
Doch auf der anderen Seite vom Feld sehe ich etwas. Mit vier Beinen. Eine kalte schwarze Schnauze, mit zwei kohlefarbenen Augen.
Ein Wolf. Er sieht das Karnickel und setzt zur Jagd an. Das Langohr hat Pech gehabt.
Der Wolf rast auf das Kaninchen zu und schnappt es.
Das Kaninchen ist tot. Der Wolf hat ihm das Genick durchgebissen.
Langsam aus sicherer Entfernung sehe ich, wie der Wolf seine Beute davonträgt.
Jetzt bin ich dran, den Wolf hole ich mir. Ich spanne den Bogen und schleiche ihm hinterher. Endlich bleibt er stehen.
Geschickt wie ein Affe klettere ich auf einen Baum und erblicke des Wolfes Mahl.
Er bemerkt mich offenbar nicht und das ist gut.
Auf einem dicken Ast sitzend, fixiere ich mit meinen Augen den Wolf, hole den ersten Pfeil aus dem Köcher und spanne den Bogen.
Ein Schuss in seinen Rücken.
Der Wolf jault auf, dreht sich um und schaut verdutzt. Er beginnt zu knurren.
Jetzt schnuppert er.
Er hat meine Fährte und beginnt systematisch zu dem Baum zu laufen, auf dem ich sitze.
Leider bringt es ihm nichts.
Ich spanne die Bogensehne ein zweites Mal und verpasse ihm einen Schuss in den...




