E-Book, Deutsch, Band 2
Schneider Bonbons, Whiskey und ein Mord
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98637-504-1
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Tod trägt Strapse
E-Book, Deutsch, Band 2
Reihe: Ein Fall für Fiona Fitzgerald-Reihe
ISBN: 978-3-98637-504-1
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Wenn der Tod zu Gast ist …
Band zwei der charmanten Cosy Crime-Reihe mit Spürnase Fiona Fitzgerald
Fiona Fitzgerald kann ihr Glu?ck kaum fassen, als Nathan Night, Großbritanniens Reality-und Musical-Star Nummer eins, eines Tages in ihrem Bonbonladen steht. Night spielt die Hauptrolle im Musical „Rocky Horror Show“, das auf seiner Sommertour fu?r ein paar Tage Station in Portrush macht. Umso größer ist der Schock, als Nathan am Morgen nach der Premiere tot in seiner Garderobe aufgefunden wird – ermordet mit den Strapsen seines Kostu?ms. Fionas Freund, Detective Conor Brennan, und seine neue Kollegin Katie Johnson u?bernehmen die Ermittlungen. Und haben schnell einen möglichen Täter im Visier. Doch verfolgen die beiden wirklich die richtige Spur? Fiona hat eine andere Theorie – und muss bald selbst um ihr Leben fu?rchten …
Weitere Titel dieser Reihe
(ISBN: 9783968176000)
Erste Leser:innenstimmen
„Die liebenswerte Bonbonköchin ermittelt wieder und das Miträtseln hat großen Spaß gemacht!“
„Unterhaltsam und leicht zu lesen, aber gleichzeitig spannend und mit überraschendem Ende gespickt.“
„Da ich nicht nur Krimi-Fan bin, sondern auch die Rocky Horror Show liebe, habe ich mehr sehr über die Story gefreut und das Buch sofort verschlungen!“
„Fesselnder Cosy Crime mit sympathischer Hobbydetektivin.“
Inga Schneider, geb. 1978 in Flensburg, ist eine waschechte 'Flensburger Deern'. Sie gehört der Dänischen Minderheit in Südschleswig an und lebt zusammen mit ihrem Mann, ihrer Tochter und Katze Lilli in Flensburg. Nach dem Abitur studierte sie zunächst einige Semester Kultur und Sprache in Dänemark und Nordirland, bevor sie ein Volontariat beim privaten Rundfunksender Radio Schleswig-Holstein (R.SH) absolvierte. Heute ist sie als Redakteurin bei der dänischen Tageszeitung Flensborg Avis tätig. Sie schreibt Unterhaltungsromane für Frauen, Liebesromane und Cosy-Crimes. Ihre Bücher sind oft vom Leben und den Menschen im Land zwischen den Meeren inspiriert.
Autoren/Hrsg.
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KAPITEL 1
Fiona Fitzgerald stand in ihrer Bonbonkocherei auf einer Leiter und hatte ihren Kopf zwischen die vielen bunten Lollis gesteckt, die kopfüber von der Decke hingen. Sie liebte es, hier oben zu sein. Es war beinahe wie im Schlaraffenland. Ein bunter Ort voller Süßigkeiten. Man musste nur den Mund aufmachen und zubeißen. Doch wahrscheinlich würde sie sich an den Lollis die Zähne ausbeißen. Im Gegensatz zu den anderen süßen Leckereien in ihrer kleinen Manufaktur, waren die Lutscher, die von der Decke hingen, nur reine Dekoration oder besser gesagt Mittel zum Zweck. Sie waren steinhart und durch und durch ungenießbar.
Als sie vor etwas mehr als fünf Jahren das alte Haus ihrer Großmutter übernommen und aus der Bäckerei eine Bonbonkocherei gemacht hatte, war die Decke, die den Laden von ihrer Wohnung im ersten Stock trennte, optisch in keinem guten Zustand gewesen. Es fiel buchstäblich der Putz davon herunter. Deshalb hatte sie zunächst die vergilbte Raufasertapete entfernt und die Decke mithilfe ihres handwerklich begabten Nachbarn Thomas Finnegan neu verputzt. Gefallen hatte ihr die Decke anschließend trotzdem nicht. Es war nichts mehr als eine große, weiße, triste Fläche, die nichts für den Raum tat, außer ihn optisch zu vergrößern und praktisch von ihrer Wohnung zu trennen.
Um etwas mehr Pepp in den Laden zu bringen und die Manufaktur zu einem ganz besonderen Ort zu machen, hatte sie sich dazu entschieden, Hunderte von bunten Lollis in allen möglichen Geschmacksrichtungen kopfüber an die Decke zu hängen.
Seitdem wirkte die Decke auf einen, als habe sie ihre Bonbonkocherei auf den Kopf gestellt und an die Decke geklebt. Und allein das hatte einen unglaublichen Effekt: Kunden, die zum ersten Mal ihre kleine Manufaktur betraten, legten erstaunt den Kopf in den Nacken und Kinder bekamen riesige Augen, wenn sie das Meer an Lollis über ihren Köpfen entdeckten. Es war herrlich, ihnen dabei zuzusehen.
Die aufwendige Dekoration hatte nur einen Nachteil: Sie war sehr staubanfällig und musste mindestens einmal im Monat, wenn nicht gar öfter, aufwendig gereinigt werden. Und heute war eben so ein Tag.
Fiona war seit der Ladenöffnung vor knapp zwei Stunden damit beschäftigt, die bunten Lutscher zu entstauben. Sie schrubbte und wedelte an ihnen herum und musste dabei höllisch aufpassen, dass nichts von der Decke fiel. Mit den Jahren war die Konstruktion ganz schön wackelig geworden. Sie würde wohl nicht drumherum kommen, die Dekoration in den ruhigeren Wintermonaten zu erneuern.
Sie fürchtete, dass ihre Arbeit sich noch den ganzen Tag über hinziehen würde, da sie immer wieder von hereinlaufender Kundschaft unterbrochen wurde. Wie oft hatte sie sich schon vorgenommen, den nächsten Entstaubungstag auf einen Sonntag zu legen? Wie schnell könnte sie mit der ungeliebten Arbeit fertig sein, wenn sie die Decke einfach in einem Rutsch und ohne jegliche Unterbrechungen entstauben könnte?
Das kleine goldene Glöckchen über der Eingangstür bimmelte und kündigte erneut Kundschaft an. Durch Himbeer-Pfirsich- und Erdbeersahne-Lollis hindurch sah Fiona, wie sich die Tür öffnete und ein Mann in den Vierzigern den Laden betrat. Er hatte kurze dunkle Haare, die er zu einem leichten Iro auf dem Kopf geformt hatte, während die Seiten über den Ohren frei rasiert waren.
Bestimmt ein Tourist, dachte Fiona. Jemand mit einem solchen Haarschnitt wäre ihr in dem kleinen Städtchen bestimmt schon früher aufgefallen.
Portrush war nicht gerade ein Mekka für Paradiesvögel. Das kleine 6.000-Einwohner-Örtchen an der nordirischen Atlantikküste machte vor allem in den Wintermonaten einen verschlafenen Eindruck. Viel passierte hier in der kalten Jahreszeit wirklich nicht, es sei den Mary Higgings, die Blumenfrau, vergaß ausgerechnet in der Weihnachtszeit, zu wenig Mistelzweige zu bestellen.
Im vergangenen Winter hatte das zu wahren Dramen geführt, denn Mary Higgings Misteln waren binnen einer Woche ausverkauft, und – aus für Fiona nicht nachzuvollziehenden Gründen – weigerte sich die ältere Dame beharrlich, Nachschub zu besorgen. Wahrscheinlich fiel es ihr einfach zu schwer, einzugestehen, dass sie bei der Bestellung einen Fehler gemacht und die Nachfrage unterschätzt hatte. Mary Higgings war dafür bekannt, äußerst rechthaberisch zu sein, und würde sich wohl lieber einen Finger abschneiden, als einen Fehler zuzugeben.
Ihre Sturheit führte dazu, dass viele Einwohner gezwungen waren, ihre Misteln in der Umgebung zu kaufen, was wiederum einen regelrechten Rattenschwanz mit sich zog. Da viele aus Portrush ihre Misteln in den Nachbargemeinden kauften, waren auch dort bald alle ausverkauft, sodass einige gar keine Misteln bekamen oder sich ihre Zweige in Belfast oder Londonderry/Derry besorgten.
Keine Frage, seit dieser Weihnachtszeit hatten die Einwohner von Portrush keinen leichten Stand bei ihren Nachbarn. Edna James, die Blumenfrau aus dem angrenzenden Portstewart, schaute Fiona immer noch misstrauisch an, wenn sie auf dem Wochenmarkt an ihrem Stand vorbei bummelte. Dabei hatte Fiona bei ihr lediglich drei Mistelzweige gekauft.
So verschlafen Portrush im Winter auch war, so turbulent wurde es im Sommer. Das Küstenstädtchen hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten vom urigen Fischerdorf zum beliebten Urlaubsziel entwickelt, und wenn der Royal Portrush Golfclub als Gastgeber für die British Open fungierte, platzte der Ort aus allen Nähten. Die örtliche Politik hatte ganze Arbeit geleistet, um aus Portrush in den Sommermonaten ein Vergnügungszentrum für halb Nordirland zu machen. Neben traditionellen Pubs gab es moderne Diskotheken, Spielhallen für Kinder und Erwachsene und sogar der über 90 Jahre alte Vergnügungspark wurde wieder auf Vordermann gebracht. bot rund 15 Attraktionen, darunter sogar zwei Achterbahnen.
Fionas Bonbonkocherei lag in der Main Street, der größten Straße des Ortes, unweit vom Hafen. Eingebettet in urige Pubs, Boutiquen und Handwerksläden hätte sie sich keine bessere Lage für ihre kleine Manufaktur wünschen können. In den vergangenen fünf Jahren hatte sie ihr Hobby, die Herstellung von Bonbons und anderen Süßigkeiten, zum Beruf gemacht. Ihre selbstproduzierten Toffees und Fudges waren – nicht zuletzt auch Dank der zahlreichen Touristen, die nach ihrer Heimreise kräftig die Werbetrommel für Fiona rührten – weit über die Stadtgrenzen von Portrush bekannt. Mittlerweile bekam sie sogar Lieferanfragen aus ganz Irland und spielte mit dem Gedanken, einen Online-Shop ins Leben zu rufen.
„Einen kleinen Augenblick, ich bin gleich bei Ihnen.“ Fiona steckte nur kurz ihren Kopf aus den Lollis, um den Kunden mit der außergewöhnlichen Frisur und dem Brillant-Ohrring zu begrüßen.
„Stressen Sie sich nicht. Ich schaue mich derweil um“, sagte der Mann, dessen tiefe Stimme Fiona bekannt vorkam.
Neugierig beugte sie sich nach vorne, um einen genaueren Blick auf den Kunden zu erhaschen. Er hatte ihr den Rücken zugedreht und sah sich die mit Toffees gefüllten Kuppelgläser auf der Anrichte rechts im Laden an. Seine löchrige kurze Jeans endete knapp über den Kniekehlen und das weiße Achsel-Shirt, das er trug, betonte seine muskulösen Oberarme, die mit bunten Tattoos unterschiedlicher Größe übersät waren.
„Und Sie machen tatsächlich alles selbst?“
Der Mann hob skeptisch das Kuppelglas mit den kleeblattförmigen Waldmeisterbonbons an, die sie in diesem Jahr zum ersten Mal am St. Patricks Day zubereitet hatte und die seitdem vor allem als Glückssymbol bei Hochzeiten zum Einsatz kamen.
Fiona nickte, wohlwissend, dass der Kunde es nicht sehen konnte, da ihr Kopf immer noch zwischen den Lollis versteckt war. „Bitte nichts anfassen, ich bin gleich bei Ihnen.“
Erst jetzt schien dem Mann aufzufallen, dass die Stimme, mit der er sprach, nicht aus dem hinter dem Tresen liegenden Raum kam, sondern von der Decke über ihm.
„Ist ja der Wahnsinn“, entfuhr es ihm, als er seinen Blick nach oben richtete. „So eine Decke habe ich ja noch nie gesehen.“
„Alles, was Sie sehen, stammt aus eigener Produktion. Wenn Sie möchten, können Sie gerne mal probieren.“ Fiona kletterte von der Leiter, kam nun ganz zum Vorschein, und legte den Staubwedel beiseite. „Ich wasche mir nur noch kurz die Hände.“ Sie schwebte an dem Mann vorbei in die Küche, wobei ihre roten Locken herumwirbelten. Wenig später kehrte sie mit frisch gewaschenen Händen zurück. „Haben Sie schon einen Favoriten gefunden?“
Der Mann drehte sich um und lächelte.
„I-ich w-werd v-errückt!“, stotterte Fiona. Beinahe hätte sie ihre gute Erziehung vergessen und mit dem Finger auf den Mann vor ihr gezeigt. „Sie sind Nathan Night!“
„Ja, das bin ich. Sei meiner Geburt schon.“ Nathan Night lächelte und blickte verlegen zu Boden. So schüchtern hätte Fiona ihn gar nicht eingeschätzt.
Nathan Night war ein Reality-Star und hatte bereits in Shows wie , dem britischen Dschungelcamp, oder um den Sieg mitgekämpft. Vor allem aber war er Musiker und Schauspieler. Seine Karriere begann vor Jahren am Londoner West End, wo er als Musicaldarsteller ein gefeierter Star war und schließlich den Sprung ins Fernsehen schaffte.
Doch der Ruhm hatte seinen Preis gehabt und war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Es verging keine Woche, in der nichts über ihn und seine zahlreichen Affären, Alkoholexzesse und Drogeneskapaden in der Yellow Press stand. Als Folge verlor er zahlreiche Fernsehjobs und galt lange Zeit als gefallener Star. Die Herzen der Frauen hatte Nathan Night allerdings nie verloren....