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E-Book, Deutsch, 642 Seiten

Scholtyseck Freudenberg

Ein Familienunternehmen in Kaiserreich, Demokratie und Diktatur

E-Book, Deutsch, 642 Seiten

ISBN: 978-3-406-68854-6
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das traditionsreiche Familienunternehmen Freudenberg, zu dem so bekannte Marken wie vileda® gehören, zählt zu den größten deutschen Industrieunternehmen. Die 497 Gesellschaften der Freudenberg Gruppe sind an 170 Produktionsstandorten in weltweit 57 Ländern tätig. Joachim Scholtyseck legt nun die erste wissenschaftlich unabhängige Geschichte dieses „hidden champion“ der deutschen Industrie vor, die von den Anfängen bis ins Jahr 1949 reicht.
Das 1849 gegründete Unternehmen war einst der größte Lederhersteller Europas. In der Weimarer Republik weitete die Firma angesichts der wirtschaftlichen und strukturellen Krisen ihre Geschäfte mit Erfolg auf das Feld der Dichtungstechnik und ab Mitte der 1930er Jahre auch der „Lederersatzstoffe“ aus. Die Freudenbergs dachten politisch liberal und lehnten den Nationalsozialismus ab. Dennoch kamen sie in den Jahren des „Dritten Reiches“ ihren Geschäftsidealen immer weniger nach und spielten sowohl bei „Arisierungen“ als auch bei der Planung und der Nutzung von Testergebnissen auf der „Schuhprüfstrecke“ im KZ Sachsenhausen eine Rolle. Daher lässt sich anhand der Geschichte des Unternehmens auch zeigen, warum sich selbst ehrliche Kaufleute wie die Freudenbergs im „Dritten Reich“ die verwerflichen und verbrecherischen Rahmenbedingungen der nationalsozialistischen Politik für ihren Geschäftserfolg zu Nutze machten.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Impressum;4
4;Inhaltsverzeichnis;5
5;Einleitung;11
6;Kapitel 1 Eine wirtschaftsbürgerliche Lebenswelt im Kaiserreich: Anfänge und Entwicklungen des Unternehmens Freudenberg bis zum Ersten Weltkrieg;21
6.1;Anfänge des Unternehmens;21
6.2;Das Unternehmen in der Kaiserzeit;22
6.3;Carl Freudenberg als Familienunternehmen;27
6.4;Ein badischer Patriarch: Hermann Ernst Freudenberg;32
6.5;Der Erste Weltkrieg;35
7;Kapitel 2 Das Unternehmen Freudenberg nach 1918: Revolution, Hyperinflation und Scheinblüte;39
7.1;Das Ende des Krieges und der Übergang zur Friedenswirtschaft;39
7.2;Wirtschaftliche Aufholjagd im Zeichen der Inflation;46
7.3;Eine Scheinblüte;53
7.4;Struktureller Wandel und Weltwirtschaftskrise: Vorboten des Überlebenskampfs der deutschen Lederindustrie;59
8;Kapitel 3 Unternehmer und Politik: Richard und Walter Freudenberg in der Weimarer Republik;65
8.1;Dem politischen Liberalismus verpflichtet;65
8.2;Verteidiger des Bürgertums und der Demokratie;71
9;Kapitel 4 Die Familie Freudenberg und der Nationalsozialismus;79
9.1;Unternehmer zwischen Pragmatismus und Opportunismus;79
9.2;Nähe und Distanz zum «Dritten Reich» in der Familie Freudenberg;85
9.3;Der Nationalsozialismus in Weinheim;90
10;Kapitel 5 Betriebsorganisation und Belegschaft: Kontinuität oder Wandel?;97
10.1;Das Eindringen der Nationalsozialisten in den Betrieb;97
10.2;Der Betriebsalltag;101
11;Kapitel 6 Von Tack bis Kern: «Arisierungen» bei Carl Freudenberg;111
11.1;«Arisierungen» in Deutschland;111
11.2;Eine frühe «Arisierung»: Die Übernahme der Conrad Tack & Cie. AG im Jahr 1933;113
11.3;Die Übernahmeverhandlungen und die Einigung mit den Tack-Eigentümern 1933;124
11.4;Das Schicksal Hermann Krojankers;131
11.5;Guter Wille oder gutes Geschäft? – Die Ambivalenz einer «freundlichen Arisierung»;136
11.6;Die Entwicklung von Tack unter Freudenberg;139
11.7;Bottina und Leiser;145
11.8;Die «Arisierung» der Lederwerke Sigmund Hirsch;149
11.9;Zunehmende Routine: Weitere «Arisierungen» und «Arisierungs»-Überlegungen in Deutschland;157
11.10;Restitutionsverhandlungen und -vergleiche;175
12;Kapitel 7 Der Weg zur Kommanditgesellschaft;181
13;Kapitel 8 Das Leder als Auslaufmodell?;189
13.1;Die Autarkiepolitik und ihre Folgen;189
13.2;Die Entwicklung des Ledergeschäfts;196
13.3;Der Erwerb der Gustav Hoffmann AG;199
14;Kapitel 9 Auf dem Weg in eine diversifizierte industrielle Zukunft: Vom Simmerring zur Nora-Sohle;203
14.1;Verwissenschaftlichung und Diversifizierung;203
14.2;Der Simmerring;208
14.3;Neue Werkstoffe;209
14.4;Die Nora-Sohle;217
14.5;Lederfaserwerkstoffe;228
14.6;Synthetisches Gummi oder Lederfaserwerkstoffe?;231
14.7;Verbandsstreitigkeiten;232
14.8;Die «Gemeinschaft Schuhe»;237
15;Kapitel 10 Österreich und Sudetenland: Beteiligungsversuche der Firma Freudenberg im Zuge der deutschen Expansion;243
15.1;Die gescheiterte Übernahme der Del-Ka in Österreich;243
15.2;Die Schuhfabrik Langfelder;251
15.3;Erfolglose Sondierungen im Sudetenland, in der annektierten Tschechoslowakei und im besetzten Polen;254
15.4;Die Naturin AG in Prag;257
16;Kapitel 11 Aufträge im Zeichen von Aufrüstung und Krieg: Die Werke Schopfheim, Schriesheim und das Simmerwerk;261
17;Kapitel 12 Walter Freudenberg im Dienst der Wehrmacht;273
17.1;Die deutsche Herrschaft über die polnische Industrie;273
17.2;Dienste des Beauftragten für die Rohstofferfassung;276
18;Kapitel 13 Expansion, «Arisierungsversuche» und «Arisierungen» in den besetzten Niederlanden und Frankreich;283
18.1;Die Grundzüge der deutschen Expansionsstrategie im Westen;283
18.2;Ein gescheiterter «Arisierungsversuch» in den Niederlanden;288
18.3;Der Fall Chromex;295
18.4;Ein französischer Tack-Konzern? Der Beteiligungsversuch an den Chaussures André;301
18.5;Verantwortlichkeit und Motive in Frankreich;310
19;Kapitel 14 Der kollektive Parteibeitritt der Führungsriege im Jahr 1943;313
20;Kapitel 15 Die «Schuhprüfstrecke» im KZ Sachsenhausen;321
20.1;Grundbedingungen und Planungen;321
20.2;Eine Prüfstrecke für die deutsche Schuhindustrie;329
20.3;Die Organisation der «Schuhprüfstrecke» im KZ Sachsenhausen;337
20.4;Arbeits- und Lebensbedingungen der «Schuhläufer»;339
20.5;Freudenberg-Experten bei der «Schuhprüfstrecke»;349
20.6;Verantwortlichkeit und Motive;354
21;Kapitel 16 Zwangsarbeit bei Freudenberg;363
21.1;Der Zwangsarbeitereinsatz im «Dritten Reich»: Ein kurzer Überblick;363
21.2;Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in den Freudenberg-Betrieben;369
21.3;Der Zwangsarbeitereinsatz und die Unternehmensleitung;384
22;Kapitel 17 Vorbereitungen auf die Zeit nach Hitler: Das Unternehmen Freudenberg im Angesicht der Niederlage;389
22.1;Kontakte ins Ausland;389
22.2;Neuordnung des Wirtschaftsraums und Teilevakuierungen: Die Versuche, den Betrieb zu retten;392
22.3;Carl Freudenberg und die letzten Kriegsmonate in Weinheim;396
23;Kapitel 18 Die juristische Aufarbeitung: Ermittlungen, Haft und Spruchkammerverfahren;401
23.1;Harte Bestrafung oder pragmatisches Vorgehen? – Die amerikanischeDebatte über den Umgang mit der deutschen Wirtschaft;401
23.2;Im Visier der Justiz;404
23.3;Richard Freudenberg in Haft;409
23.4;Verfahren oder Freiheit?;414
23.5;Die Entnazifi zierung;415
24;Kapitel 19 Neubeginn und Restrukturierungen;419
24.1;Neuanfang mit bewährten Kräften;419
24.2;Eine Zeit des Übergangs – Freudenberg in der Nachkriegszeit;422
24.3;Richard Freudenbergs Rückkehr in die Politik;434
25;Fazit;439
26;Nachwort und Dank;455
27;Anhang;459
27.1;Abkürzungen;461
27.2;Anmerkungen;463
27.3;Quellen- und Literaturverzeichnis;585
27.3.1;Archivquellen;585
27.3.2;Literatur;589
27.4;Bildnachweis;628
27.5;Personenregister;629
27.6;Firmenregister;637
28;Stammbaum Familie Freudenberg;641
29;Zum Buch;642
30;Über den Autor;642


Einleitung
Die Geschehnisse, die in diesem Buch dargestellt und analysiert werden, muten wie Angelegenheiten aus einer lange versunkenen Welt an: Es geht um Leder und seine Verarbeitung, ein Handwerk, das heute in Deutschland so gut wie ausgestorben ist. Das 1849 gegründete Unternehmen Carl Freudenberg mit Sitz in Weinheim an der Bergstraße, mit dessen Geschichte sich diese Studie auseinandersetzt, gibt es hingegen noch immer. Die Freudenberg Gruppe gehört unter Einbeziehung ihrer Gemeinschaftsunternehmen mit einem Jahresumsatz von über sieben Milliarden Euro zu den größten deutschen Industrieunternehmen und beschäftigt weltweit rund 40.000 Mitarbeiter. Sie zählt, weil sie in der Öffentlichkeit unter ihrem Namen wenig geläufig ist, zu den «hidden champions». Das Ursprungsprodukt Leder und das Handwerk des Gerbens, mit dem die heutige Unternehmensgruppe Freudenberg ihren Aufstieg erlebte, spielen allerdings keine Rolle mehr: Vor mehr als zehn Jahren wurden die letzten Leder aus der Produktion genommen. Heute ist das Familienunternehmen auf Produkte spezialisiert, die im Wesentlichen erst nach 1945 entwickelt und vermarktet wurden. Am bekanntesten sind wahrscheinlich die Artikel aus dem Geschäftsfeld Vliesstoffe und Filtration: Vileda-Wischtücher, die untrennbar mit der Wirtschaftswunderzeit verbunden sind, stellen auch heute noch einen wichtigen Umsatzgaranten dar. Mindestens ebenso bedeutend sind jedoch andere Erzeugnisse, vor allem aus dem Bereich der Dichtungs- und Schwingungstechnik. Freudenberg ist als Mischkonzern ein «global player» und wichtiger Zulieferer für die internationale Auto- und Maschinenindustrie. Selbst wenn man sich dessen nicht bewusst ist, sind viele unserer Alltagsprodukte, erst recht die Maschinenparks der deutschen Industrie, mit Spezialprodukten bestückt, die aus dem Freudenberg-Stammwerk in Weinheim oder von einer der 497 Gesellschaften der Freudenberg Gruppe an 170 Produktionsstandorten in weltweit 57 Ländern stammen bzw. von ihnen vertrieben werden. Dass ein Großunternehmen wie Freudenberg mit seiner fast 170-jährigen Geschichte im Zentrum einer ihm gewidmeten Studie steht, ist an und für sich nicht ungewöhnlich. Zahlreiche deutsche Traditionsunternehmen sind in den letzten zwanzig Jahren dazu übergegangen, ihre Geschichte nicht mehr, wie das lange Zeit üblich war, aus der Binnensicht mit einer «Festschrift» darzustellen, sondern auf eine breitere Quellenbasis gestützt wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Mittelständische familiengeführte Unternehmen aus dem ländlichen Raum, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland noch die meisten industriellen Arbeitsplätze stellten, sind freilich bis heute unterrepräsentiert.[1] Das erstaunt umso mehr, als es – zumindest in Deutschland – inzwischen üblich geworden ist, auch die Schattenseiten unternehmerischer Entwicklungen herauszuarbeiten und die Fragen nach individueller Verantwortung zu stellen und zu beantworten. Firmen sind, je länger das «Dritte Reich» der Vergangenheit angehört, im Rahmen einer auch öffentlich geforderten Transparenz eher bereit, sich dem kritischen Blick eines Historikers zu stellen. Abb. 1  Ansicht von Weinheim nach einem Gemälde von A.E.Kirchner aus dem Jahre 1857. In der linken Bildmitte sind, zum Teil von Bäumen verdeckt, die Gebäude der im Jahre 1852 erbauten Lackierfabrik zu sehen. Im Fall Freudenberg gab ein besonderer Anlass den Ausschlag für die Veröffentlichung. Im Jahr 2010erschien eine über tausend Seiten starke Studie aus der Feder von Anne Sudrow, die sich auf solider Aktengrundlage mit dem nur scheinbar trockenen Thema «Der Schuh im Nationalsozialismus» beschäftigte.[2] Sudrow hatte in den 1980er-Jahren in Großbritannien eine Schuhmacherlehre absolviert und erstaunt festgestellt, wie hoch das Ansehen des deutschen Schuh- und Lederhandwerks in England immer noch war, obwohl der Strukturwandel inzwischen längst den Niedergang dieser Branche mit sich gebracht hatte. In ihrer Dissertation veröffentlichte sie Befunde, die kein gutes Licht auf die Schuhhersteller im «Dritten Reich» warfen: Im Zuge der Forschungen zu «Ersatzstoffen» für Leder war im Jahr 1940 im KZ Sachsenhausen eine «Schuhprüfstrecke» eingerichtet worden, auf der über 70 Unternehmen unter anderem Schuhsohlen hatten testen lassen. Häftlinge eines Strafkommandos hatten unter brutalen Bedingungen mit dem zu prüfenden Material ihre Runden drehen müssen; viele von ihnen hatten diese Strapazen nicht überlebt. Die meisten dieser Unternehmen gibt es heute nicht mehr, weil sie, ähnlich wie viele Firmen etwa der deutschen Textilindustrie, entweder nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Tore schlossen oder im Zuge des Strukturwandels und der Globalisierung den Anschluss verloren und in Konkurs gingen. Nur eine überschaubare Zahl der Firmen der Schuhbranche existiert weiterhin und spielt, teilweise aufgekauft oder in andere Unternehmen integriert, heute noch eine Rolle. Zu ihnen zählt, neben Salamander, Continental, Fagus-GreCon, Bata und den Westland Gummiwerken auch die heutige Unternehmensgruppe Freudenberg. Die dunklen Seiten der Unternehmensgeschichte waren bis zu Sudrows Studie verdrängt worden und in Vergessenheit geraten. Im Freudenberg-Unternehmensarchiv finden sich so gut wie keine Hinweise auf die Beteiligung an der «Schuhprüfstrecke». Erst das Buch von Sudrow machte das familiengeführte Unternehmen wieder auf die langen Schatten dieser Vergangenheit aufmerksam. Es entschied sich daher im Jahr 2012 dafür, seine Geschichte unabhängig und auf wissenschaftlicher Grundlage erforschen zu lassen. Wie inzwischen als Standard etabliert, wurde der unbeschränkte Aktenzugang im Familien- und Unternehmensarchiv ebenso zugesagt und vereinbart wie der Verzicht auf jeglichen inhaltlichen Eingriff in Manuskript und Buch. Die Finanzierung erfolgte über ein Drittmittelprojekt an der Universität Bonn. Nachgezeichnet wird die Zeit von der Unternehmensgründung im Jahr 1849 bis zum beginnenden bundesrepublikanischen «Wirtschaftswunder». Wie in vielen anderen Unternehmensgeschichten spielen die politischen Epochengrenzen auch bei Carl Freudenberg eine geringere Rolle, als man annehmen könnte. Aus pragmatischen Gründen folgt aber auch diese Studie im Wesentlichen den klassischen Zäsuren der Jahre 1914, 1918, 1933 und 1945. Die politische Geschichte wird dabei mit der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte verbunden, ebenso werden die Ansätze der Kulturgeschichte und der Neuen Institutionenökonomik verwandt, wenn etwa nach den Mustern von Bildung, Karriereverläufen, Generationserfahrungen und -prägungen sowie Werten und Einstellungen gefragt wird. Die Frage, in welchem Ausmaß die Unternehmer die Herrschaft Hitlers begünstigten und sich an den verbrecherischen Ausbeutungsprozessen beteiligten, steht im Kern vieler Untersuchungen zu Firmen in der NS-Zeit. Die überwiegend exkulpatorischen Erzählstrategien der Privatwirtschaft nach 1945, in denen die Unternehmer in der Regel als unschuldige Opfer des NS-Regimes erschienen, sind durch die Forschung mittlerweile stark relativiert worden. Aber auch die simple These einer Komplizenschaft der Unternehmer gilt als falsifiziert. Demgegenüber überwiegt die auf den ersten Blick banale Feststellung, die deutsche Industrie sei weder unschuldig noch hauptverantwortlich für den Nationalsozialismus gewesen. Unter dem unbestrittenen Primat der Politik blieben die Beziehungen zwischen Industrie und Staat durch komplementäre Interessen geprägt. Die Unternehmen interpretierten die Wünsche, Erwartungen und Forderungen des Regimes im Sinn ihrer wirtschaftlichen Eigenlogik und weniger der NS-Ideologie. Sie handelten in der Regel zweckrational und opportunistisch. Mehr oder weniger bereitwillig erfüllten sie ihre «Pflichten» im Rahmen des Autarkieprogramms und transformierten die staatlichen Vorgaben «in eigene Entscheidungsprogramme, waren aber keineswegs die Urheber der Rüstungs- und Kriegswirtschaft».[3] Unternehmerische Defizite, Versäumnisse und Verbrechen der «Profiteure des Unrechts»[4] lassen sich für die NS-Zeit vergleichsweise leicht herausarbeiten. Zu den am schwierigsten zu beantwortenden Fragen gehört in der neueren Unternehmensgeschichte hingegen diejenige nach den Handlungsspielräumen und der individuellen Verantwortung.[5] Weitgehend ungeklärt ist, warum Unternehmer, die einem Milieu angehörten, in dem zumindest in der Selbstbeschreibung «Tugenden wie Initiative, Wagemut und Freiheit vorwalten», sich mit dem Regime offenbar besser zu arrangieren verstanden als manche Repräsentanten von Organisationen wie der Wehrmacht, wo «Gehorsam das leitende Karriereprinzip» darstellte.[6] Der Buchtitel...


Joachim Scholtyseck ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.


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