Rosenheim
Die geschäftige Stadt am Zusammenfluss von Mangfall und Inn bildet die bedeutendste Siedlung Südostbayerns, ist das Einkaufs- und Versorgungszentrum für einen weiten Einzugsbereich und gleichzeitig ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Ein Teil des Kunstwerks „Historischer Schiffszug“ beim Inn-Museum
Letzteres besitzt lange Tradition, hatten doch schon die Römer etwas nördlich des heutigen Stadtgebiets einen Stützpunkt errichtet: Pons Aeni, die „Innbrücke“, schützte die Kreuzung der römischen Fernstraßen von Innsbruck nach Regensburg und von Salzburg nach Augsburg. Nach dem Niedergang der Römer freilich verschwand das Straßendorf im Dunkel der Geschichte.
Urkundliche Erwähnung fand Rosenheim erstmals 1234 durch eine Burg, die einen Hügel der östlichen Innseite besetzte und von den Wasserburger Hallgrafen errichtet worden war; von ihnen stammt vielleicht (es gibt mehrere Theorien) auch der Name, führten die Gründer doch drei Rosen im Wappen.
Etwa zeitgleich mit dem Bau der Burg Rosenheim entstand auf der anderen Flussseite eine Siedlung, die raschen Aufschwung nahm. Schon 1328 erhielt Rosenheim das Marktrecht, 1374 erschien die Rose als Wappen im Marktsiegel. Schifffahrt, Handel und der Umschlag von Getreide und Salz brachten erheblichen Wohlstand. Doch folgten auch dunkle Zeiten, insbesondere im 16. und 17. Jh.: Pestausbrüche, Plünderungen im Dreißigjährigen Krieg und mehrere verheerende Feuersbrünste trafen Rosenheim hart und zerstörten einen Großteil der Bausubstanz.
Im 19. Jh. ging es mit der Stadt wieder aufwärts. 1810 eröffnete eine Saline, die ihre Sole über eine hölzerne Leitung aus dem fast 80 km entfernten Bad Reichenhall erhielt, fast eineinhalb Jahrhunderte in Betrieb blieb und Rosenheim zu einem der bayerischen Zentren der Salzproduktion machte. 1857 wurde Rosenheim an die Bahnstrecke München-Salzburg angeschlossen, wenig später auch an die Linie nach Innsbruck. 1864 gewährte König Ludwig II. das Stadtrecht.
Mittlerweile ist Rosenheim mit gut 60.000 Einwohnern nach München und Ingolstadt die drittgrößte Stadt Oberbayerns und Sitz einer Technischen Hochschule. Dank der zahlreichen Studenten wirkt die Stadt sehr lebendig, und auch Gastronomie und Handel haben sich auf die studentische Kundschaft eingestellt.
Sehenswertes
Die zahlreichen schweren Brände der Vergangenheit haben ihren Tribut gefordert, besonders viele historische Bauten konnte Rosenheim leider nicht in die Gegenwart retten. Es überwiegt deshalb die Architektur des 19. und 20. Jh. Eine strahlende Ausnahme stellt das Gebiet um den alten Marktplatz dar.
Max-Josefs-Platz
Der langgestreckte historische Marktplatz, als „Schranne“ bis zum Ersten Weltkrieg Schauplatz des wöchentlichen Getreidemarkts, bildet mit seinen Straßencafés, Wirtshäusern und Geschäften das pulsierende Herz der Altstadt. Umgeben ist er von stattlichen, pastellfarbigen Bürgerhäusern im einheitlichen Inn-Salzach-Stil mit Erkern, Laubengängen und hochgezogenen Vorschussmauern.
Entstanden ist das südländisch-heiter wirkende Ensemble überwiegend nach einem großen Brand im Jahr 1641. Im Kern gehen manche Gebäude jedoch noch auf die Zeit der Gotik zurück, gut zu sehen im eindrucksvollen Kreuzrippengewölbe des Gastraums im „Weinhaus Zum Santa“ auf Hausnummer 20; von außen allerdings prägt eine schöne Rokoko-Fassade den Bau.
Weitere sehenswerte Bauten am Platz sind das ehemalige Rathaus auf Nummer 22 und das gegenüberliegende Bergmeisterhaus auf Nummer 15, das mehr als hundert Jahre lang als Pfarrhaus diente und einen auffälligen Eckerker besitzt. Der nahe Nepomukbrunnen von 1773 ehrt den „Brückenheiligen“ Johannes von Nepomuk, der auch Schutzpatron der Schiffer und Flößer ist.
Holztechnisches Museum
Ebenfalls am Max-Josefs-Platz informiert dieses Museum im Ellmaierhaus auf fast 400 Quadratmetern über den Werkstoff Holz, seine Geschichte und Verarbeitung. Das Thema ist kein Zufall, gilt Rosenheim doch als „Weltstadt in Sachen Holz“, so der Museumsprospekt: Bereits 1925 eröffnete hier die erste entsprechende Schule, heute genießen die Rosenheimer Holzfachschulen international besten Ruf. Beachtenswert ist auch der schön restaurierte Bau an sich, insbesondere die „Himmelsleiter“ im Inneren, eine Holztreppe, die geradlinig über alle Stockwerke hinweg nach oben führt.
? Di-Fr 10-17 Uhr, Sa sowie jeden 2. und 4. So im Monat 13-17 Uhr; Eintrittsgebühr 4 €, Ki. 2 €. Max-Josefs-Platz 4, Tel. 08031-16900. Heilig-Geist-Kirche
Das spätgotische Gotteshaus in der nach ihm benannten Straße geht zurück auf die Privatstiftung des reichen Rosenheimers Hans Stier im Jahre 1449. Es diente dem Stifter als Sitz seiner Privatkapelle (dafür gab es einen eigenen Zugang von Stiers Wohnhaus, dem Stockhammerhaus am Max-Josefs-Platz), aber auch als öffentliche Kirche sowie als Gotteshaus eines heute verschwundenen Spitals.
In späterer Zeit barockisiert, wurde die Kirche 1963/1964 renoviert und wieder in das spätgotische Erscheinungsbild versetzt. Dabei kamen auch längst verschwundene Wandmalereien aus den Ursprüngen der Kirche wieder zutage, insbesondere in den beiden übereinanderliegenden Kapellen, der Michaelskapelle unten und der Wolfgangskapelle oben. Letztere, die Privatkapelle des Stifters, birgt das ungewöhnliche „Lucca-Bild“. In Seccomalerei gefertigt, geht es auf eine Legende zurück, die sich im italienischen Lucca ereignet haben soll und hier nachgestellt wird: Die Christusfigur des Volto Santo im Dom von Lucca überlässt einem armen Geiger einen ihrer goldenen Schuhe. Der gekrönte, mit einer Tunika bekleidete Heiland blickt aus offenen Augen und wirkt, als würde er vor seinem Kreuz schweben. Von links beobachten der Stifter und der Hl. Wolfgang die Szenerie, von rechts zwei Frauen.
Pfarrkirche St. Nikolaus
Um 1450 an der Stelle einer romanischen Vorgängerin entstanden, fiel auch die dreischiffige Hallenkirche St. Nikolaus dem Großbrand von 1641 zum Opfer. Sie wurde danach fast von Grund auf neu errichtet, hat dabei jedoch ihren spätgotischen Charakter behalten. Ihr 65 Meter hoher, ungewöhnlich geformter Zwiebelturm bildet das Wahrzeichen Rosenheims, das schlichte, helle Innere wurde mehrfach umgestaltet. Der Anbau in Richtung Ludwigsplatz erfolgte erst 1880. Schön sind die Buntglasfenster des Künstlers Karl-Martin Hartmann, die durch Spenden von Rosenheimer Bürgern finanziert und bei der letzten Renovierung 2004-2008 angebracht wurden.
Mittertor und Städtisches Museum
Das Mittertor zwischen Max-Josefs-Platz und Ludwigsplatz entstand im 14. Jh. und ist das letzte verbliebene der ehemals sechs Stadttore Rosenheims. Einst trennte es den „Inneren Markt“ am Max-Josefs-Platz vom „Äußeren Markt“ am Ludwigsplatz. Im Inneren des Gebäudes ist seit 1895 (!) das Städtische Museum von Rosenheim untergebracht, das in fast zwei Dutzend Räumen tausende historischer Exponate von der Römerzeit bis zu den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts präsentiert, darunter auch komplette Ensembles wie ein alter Kaufladen oder die „Aschlküche“ von 1926. Das Mittelalter freilich fehlt im Museum - mangels entsprechender Funde.
Riedergarten
Ursprünglich ein Kräuter- und Heilpflanzengarten, den die Apotheker-Familie Rieder angelegt hatte (ihre 1742 eröffnete „Alte Apotheke“ am Ludwigsplatz existiert noch heute und lohnt einen Blick), wurde das Gelände 1925 der Stadt Rosenheim als Stadtpark überlassen und in einen schön begrünten Ziergarten verwandelt. Anlässlich der Landesgartenschau von 2010 hat man jedoch einen Teil der Anlage wieder zum Heilpflanzengarten umgewidmet. Jenseits der Rathausstraße liegt an der Münchener Straße ein weiterer, mit modernen Skulpturen bestückter, aber manchmal auch von einem etwas alkoholseligen Publikum aufgesuchter Park, der Salingarten.
Rathaus
Irgendwie erinnert das Rathaus von Rosenheim an einen Bahnhof, und genau ein solcher war der Ziegelbau anfangs auch. 1858 eröffnet, erwies sich das Gebäude jedoch bald als zu klein und war auch der Stadtentwicklung im Weg. Der Bahnhof wurde deshalb ebenso verlegt wie der Schienenstrang selbst, dessen einstigen Verlauf heute die Rathaus- und die Prinzregentenstraße (also die Bundesstraße 15) exakt nachbilden. 1878 fand die erste Sitzung im neuen Rathaus statt.
Das Rathaus und die Rosenheim-Cops
Wenn es mal wieder heißt Es gabat a Leich („Es gäbe da eine Leiche“), dann sind natürlich die Rosenheim-Cops im Einsatz. Auf mehr als 500 Folgen kommt die 2002 erstmals ausgestrahlte ZDF-Vorabendserie inzwischen. Bei den Dreharbeiten zu einer neuen Staffel kann Rosenheims Oberbürgermeister vom Fenster aus zusehen, stellt sein Rathaus doch das Polizeipräsidium der Krimireihe dar. Innenaufnahmen, anfangs noch üblich, sind hier allerdings nicht mehr gestattet. Häufig in der Serie zu erkennen...