E-Book, Deutsch, Band 2079, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Schwartz Perry Rhodan 2079: Die Genetiker von Rynkor
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8453-2078-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Die Solare Residenz"
E-Book, Deutsch, Band 2079, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-2078-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Science Fiction dreht sich um die Technik der Zukunft, heißt es oft. Doch Uschi Zietsch räumt mit diesem Irrglauben auf: Die Münchnerin schreibt unter dem Künstlernamen Susan Schwartz mit großem Erfolg Science Fiction und Fantasy, wobei sie den Schwerpunkt auf fremde Kulturen legt. Die 1961 geborene Autorin, die nach dem abgebrochenen Studium in Jura, Geschichte, Theaterwissenschaft und Politik eine kaufmännische Lehre absolvierte und bis 1996 hauptberuflich im Marketing-Bereich tätig war, schrieb bereits als Kind ihre ersten Geschichten. Ihr erster Roman, ein imponierendes Fantasy-Epos, erschien 1986 unter dem Titel 'Sternwolke und Eiszauber' im Wilhelm Heyne Verlag in München. 1988 gründete Uschi Zietsch zusammen mit ihrem Ehemann Gerald Jambor den Fabylon-Verlag, in dem neben den Werken anderer Autoren auch eigene Erzählungen erschienen. Der Einstieg in die PERRY RHODAN-Serie erfolgte Ende 1992: Das Taschenbuch 'Chandris Welt' wurde unter dem Künstlernamen Susan Schwartz publiziert. 'Susanne ist mein Zweitname', so begründet Uschi Zietsch das Pseudonym, 'und die Farbe Schwarz mag ich nun mal ganz besonders.' Dem bei Lesern und Kritikern der PERRY RHODAN-Serie gut angekommenen Taschenbuch folgte der Einstieg in die Romanserie: Das Debut der Münchnerin war 'Im Netz des Quidor', im April 1993 als PERRY RHODAN-Band 1652 erschienen. Mit 'Der Hyperschock' (Band 2202) und 'Quinto-Center' (Band 5 der PERRY RHODAN-Autorenbibliothek) nahm die Autorin im November 2003 nach über 60 Heften ihren Abschied von der Serie. Sie blieb ihr freundschaftlich verbunden und steuerte unlängst sogar mehrere Gastromane bei. Bei der Fantasy-Reihe 'Elfenzeit' war sie für die gesamte Konzeption zuständig und steuerte die wichtigsten Romane bei. Parallel dazu erschien bei Bastei-Lübbe ihre Fantasy-Trilogie 'Die Chroniken von Waldsee' sowie zwei in sich abgeschlossene Einzelbände aus derselben Welt. Aktuell beschäftigt sich Uschi Zietsch unter anderem mit der 'Elfenzeit'-Folgeserie 'Schattenlord', für die sie ebenfalls verantwortlich zeichnet.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1.
Rückblende
Kitodd Skittis Kummer
»Warum nur? Warum, warum?« Kitodd Skitti rannte mit flatternden Armen durch die Fabrik. »Es geht nicht! Ich kann es nicht! Erst Schweigen und nun das! Habe ich nicht alles versucht?« Er zwitscherte verzweifelt.
Die Zehenkrallen der kräftigen Beine klackten laut über den glatten Boden; feine Hautausstülpungen an den Unterseiten der langen Zehen verhinderten, dass er bei dem halsbrecherischen Lauf ausglitt und stürzte. Jeder, auf den er mehr oder minder direkt zusteuerte, sah schleunigst zu, ihm mit fliegenden Federn auszuweichen und irgendwo einen sicheren Ast zu ergattern.
Mitten im Lauf federte sich Kitodd Skitti ab und sprang einen gewaltigen Satz nach oben. Mit traumwandlerischer Sicherheit landeten die Beine auf einem – zum Glück freien – Ast, erklommen von dort den nächsten, hangelten sich blitzschnell über alle Etagen nach oben, bis zum Ersten Nest. Dort, auf dieser ausgepolsterten Plattform, reckte Kitodd Skitti sich in die Höhe, breitete die Arme aus und trompetete das Lied der großen Kümmernis, und zwar die gesamte Litanei, von der ersten bis zur einhundertsechzigsten Strophe, nahezu in einem Atemzug.
Danach war er so heiser und erschöpft, dass er sich hinkauerte und keuchend den Kopf auf den Nestrand legte.
Die hektisch flatternde Aufregung, die Kitodd Skitti zuvor verursacht hatte, hatte sich längst gelegt. Spätestens nach der vierundzwanzigsten Strophe hatte auch der letzte Pseutare den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt und war eingeschlafen. Es war ein Wunder, dass der Sänger selbst bis zum Ende durchgehalten hatte – ein deutliches Anzeichen seiner großen inneren Anspannung, der er sich Luft machen musste.
»Kitodd, mein armes Federchen, was ist dir nur geschehen? So habe ich dich noch nie erlebt!« Lalee Lirlis zartflötende Stimme weckte ihn aus der Lethargie.
Er öffnete blinzelnd die großen runden, türkis gesprenkelten Augen und sah in der melancholischen Haltung des sterbenden Wasserkantipels zu ihr auf.
»Ach Lalee, meine flaumzarte Zirpe, es ist schrecklich, einfach ganz furchtbar«, krächzte er dramatisch.
Lalee strich mit dem kurzen Schnabel über seine rosig-bleiche Haut am Rücken entlang, die immer so aussah, als ob er fröre.
»Mein Radschwinger, so schlimm kann es nicht sein, dass du es nicht lösen wirst«, spendete sie Trost.
Kitodd knabberte an ihrem langen Hals. »Ich kann es nicht lösen«, klagte er. »Wir sind verloren.«
»Wir haben die Große Verheerung überlebt.«
»Aber wir können unsere Aufgabe nicht mehr erfüllen. Der Architekt wird über uns zürnen!«
Lalee fuhr zurück, ihr schillernder, vom Grün ins Blau spielender Kopf-Federkamm stellte sich steil auf. »Er?«, piepste sie ehrfürchtig. »Kintradim Crux hat sich gemeldet?«
»O nein, nein, nicht er persönlich, du weißt, dass er das nie tut. Der Befehl kam wie immer ohne Bild mit mechanischer Stimme. Doch es bedeutet, dass der Kontakt zu Kintradims Höhe wiederhergestellt ist.«
Kitodd richtete sich auf, die in allen Gelbschattierungen leuchtenden Kopffedern spreizten sich wirr ab. Die Erregung ergriff ihn von neuem.
»Wir haben den Befehl zur Klonung von zwanzig Alpha-Ingenieuren bekommen!«, rief er.
Lalee stieß eine Reihe von entsetzten Quaklauten aus, und ihr Federkamm sank schlaff hinab, als würde er jeden Moment abfallen.
»Bei den gefiederten Ahnen!«, jammerte sie. »Hast du nicht gemeldet, dass wir das Genom nicht mehr zusammensetzen können?«
»Seit wir nach der Großen Verheerung erwachten und ich der Hochgenetiker wurde …«, kreischte Kitodd.
»… der beste von allen …«, trillerte Lalee.
»… aber ich kann nicht fliegen!«, vollendete Kitodd, was soviel bedeutete wie: Er konnte nichts herbeihexen, was nicht mehr verfügbar war.
Ohne Zweifel hatte er den verwaisten Posten bestens ausgefüllt, denn er war ebenso fähig, wenn nicht sogar besser als sein dahingeschiedener Vorgänger.
Nicht alle hatten die Große Verheerung überlebt, und schon allein das bedeutete Probleme. Es gab nicht mehr genug Pseutaren, um den Anforderungen nachzukommen.
Wobei eine Meldung aus Kintradims Höhe lange auf sich warten ließ, selbst für pseutarische Begriffe. Die Genetiker hatten eine nachlässige Zeitrechnung; sie unterschieden lediglich Wach- und Schlafperioden für kurze Zeitabschnitte sowie Brutzyklen für längere Perioden. Wollten sie einen großen Zeitraum darstellen, schätzten sie nach Ahnengenerationen, aber weiter als bis zur dritten reichte es nicht; danach verlor sich alles im allgegenwärtigen Nebel, der den Rand ihrer Welt darstellte.
Zeit bedeutete nichts in Rynkor. Wenn Pseutaren zu alt für die Arbeit wurden, wurden neue geklont; hin und wieder zogen sie auch eine eigene Brut auf. Der Zeitraum von der Geburt – ob Klon oder gezeugt – bis zum Eintritt ins Erwachsenendasein wurde als Brutzyklus bezeichnet, wobei selbst das nur eher eine vage Angabe war.
Pseutaren lebten für die Aufgabe, Lebewesen für ZENTAPHER zu produzieren. Sie bekamen die Anforderungen über den Kabinettrechner und waren stets in der Lage, sie zu erfüllen. Bis zur Großen Verheerung. Danach war nichts mehr von der Welt übrig, die sie kannten.
Lange Zeit hatte die Stimme aus Kintradims Höhe geschwiegen. Und nun meldete sie sich und stellte Anforderungen, die nicht erfüllbar waren, obwohl Kitodd Skitti mehrmals detailliert Auskunft darüber gegeben hatte, was bei ihnen los war.
Die erste Forderung hatte darin bestanden, zwölf Milliarden verschiedene Lebewesen zu produzieren. Und zwar so schnell wie möglich. Dies hatte Kitodd Skitti beinahe als Witz empfunden. Womit sollte er produzieren? Sie besaßen doch so gut wie nichts mehr!
Da wurde aus Kintradims Höhe vermeldet, dass die Große Verheerung nicht nur das Kabinett Rynkor betraf, sondern ganz ZENTAPHER. Beispielsweise war Rynkor das letzte genetische Kabinett, das überhaupt noch existierte.
Diesen Schock hatten die Pseutaren erst verarbeiten müssen, auf ihre ganz eigene Weise mit Litaneien und Gesängen; einige Zeit lang herrschte hektische Unruhe, weil das gesamte überlebende Volk durch das Kabinett rannte. Dabei wurde eine genaue Bestandsaufnahme angeordnet – und dann gaben die fähigsten aller Genetiker ZENTAPHERS mehr denn je ihr Bestes.
Mit den lächerlich geringen Mitteln, die sie noch besaßen, produzierten sie am laufenden Band. Zwölf Milliarden würden sie natürlich niemals schaffen. Nicht einmal zwölf Millionen. Oder zwölftausend. Um so kostbarer war jeder einzelne gelungene Klon, von ihm konnte das Fortdauern ZENTAPHERS abhängen.
Doch nun wurden 20 Alpha-Ingenieure verlangt. An der Zahl lag es nicht, sondern an der Lebensform. Kitodd Skitti war nicht ohne Grund so verzweifelt.
»Ich hab's noch nicht gemeldet«, piepste Kitodd Skitti leise. »Ich konnte es nicht, verstehst du? Wir haben versagt!«
»Das ist doch nicht wahr«, summte Lalee. »Es ist nicht deine Schuld, dass so etwas geschehen ist. Du musst es melden, mein Daunenweich, es hilft doch nichts!«
»Ach, mein Kussschnäbelchen, ich wünschte, ich wäre tot«, versank der Hochgenetiker im Selbstmitleid.
Sein langer Hals reckte sich langsam nach oben. Schon stand zu befürchten, dass Kitodd Skitti auch noch das Lied der schwarzen Trauer von sich geben würde.
Um das zu verhindern, wickelte Lalee Lirli hastig ihren Hals um seinen und begann sich zu einer zarten Flötenmelodie aus ihrer angeschwollenen Kehle zu wiegen. Kitodd Skitti war nicht so schnell zu besänftigen, aber er konnte sich der Geliebten nicht dauerhaft entziehen. Keine sang wie sie. Sie war die Schönste von allen.
»Warum wollen wir keine eigene Brut?«, zirpte Lalee, als Kitodd endlich nachgab und sich mit ihr wiegte.
Sein Hals färbte sich eine Spur dunkler; die Vorstellung schien ihn zu erregen. »Haben wir denn die Zeit?«, wandte er ein.
»Genauso viel, wie wir für das Klonen benötigen«, gab Lalee zurück. »Ich weiß, dass wir es schaffen können. Wir sind so hervorragend kompatibel … gesund … kräftig …«
Sein Federkamm stellte sich auf, und an den Spitzen waren bereits die ersten Verfärbungen zu erkennen. Wenn er tatsächlich in Hochzeitsstimmung geriet, würden sich die Federn in den schillerndsten Regenbogenfarben zeigen, und am hinteren verkümmerten Schwanzansatz würden ebenfalls lange, fein gefiederte Federn sprießen, die er zu einem Rad würde schlagen können. Eine Vorstellung, die ihm immer besser gefiel, je länger er darüber nachdachte.
»Was würde ich nur ohne dich machen, mein Nestwärmer?«, flüsterte er und knabberte liebevoll an ihrem Nacken.
*
Lalee musste erst einmal abwarten und sich gedulden, Kitodd Skitti war zu sehr abgelenkt und kam nicht in die richtige Stimmung.
Jeden Tag prüfte sie heimlich mit kritischen Blicken, ob an seinem Hinterteil der erste Federflaum spross, aber nichts dergleichen geschah. Die Kopffedern behielten allerdings die erste schwache Färbung bei, also hatte er es nicht vergessen. Doch die Zeit schien noch nicht reif.
Kitodd Skitti versuchte, aus den Archiven Daten zu retten oder wiederherzustellen. Alle Informationen waren im Kabinett- und drei Redundanzrechnern gespeichert gewesen, aber kein Rechner war unbeschädigt. Und da Rynkor das einzige Kabinett war, das noch existierte, musste der Anteil des totalen Datenverlustes als immens hoch bewertet werden.
Der Hochgenetiker suchte verzweifelt nach einer Lösung, während seine Artgenossen in den...




