E-Book, Deutsch, Band 3018, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Schwartz Perry Rhodan 3018: Welt der fünf Augen
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8453-6018-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Mythos"
E-Book, Deutsch, Band 3018, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6018-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende von Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen. Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Die Rückkehr von seiner letzten Mission hat ihn rund 500 Jahre weiter in der Zeit katapultiert. Eine Datensintflut hat fast alle historischen Dokumente entwertet, sodass nur noch die Speicher der RAS TSCHUBAI gesichertes Wissen enthalten. Was sich seitdem ereignet hat, ist Perry Rhodan bisher nahezu unbekannt, da es zu fast allem mehrere unterschiedliche Aussagen und Quellen gibt. Nun ist er im Solsystem angekommen, in dem die Erde durch einen sehr ähnlichen Planeten ausgetauscht wurde - gleich und doch nicht gleich, wie er feststellt. Die neue Erde ist insbesondere eine WELT DER FÜNF AUGEN ...
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1.
KYNAYASH – Der Sturm
Die Sonne näherte sich dem Westen und zauberte lange, rötlich geränderte Schatten aufs Deck, die wie dünne Kreaturen über den Boden zu fliehen schienen, während das Schiff auf Nordkurs schwenkte. Zusammen mit dem warmen Licht verließen die Schatten die Aussichtskuppel. Sofort entstand der Eindruck einer von kühlem, blauem Licht angereicherten Atmosphäre, die sich rasch verdüsterte.
Am Horizont vor dem Luftschiff KYNAYASH war der Himmel sehr dunkel. Dort ballten sich dicke Wolken zusammen, türmten sich auf zu mächtigen Gebilden, in deren Zentren grelle Lichterscheinungen zuckten.
Kapitän Eshmaan kam die Wendeltreppe zum Promenadendeck herunter. Die Kommandobrücke war in das dieses Deck integriert, das die Oberseite des Bugs einnahm, mit einer dicken gläsernen Kuppel statt des Holz-Metall-Verbunds. So hatten die Passagiere geschützt einen weiten Ausblick, während das Luftschiff mit erstaunlicher Geschwindigkeit unterwegs war.
Rhodan erinnerte sich an Dunyuus Erläuterungen zum Antrieb des Schiffes; offensichtlich hatte sie dabei ordentlich untertrieben. Da steckte schon einiges mehr dahinter, um so eine Geschwindigkeit zu erreichen. Aber es war verständlich, dass die Ayee nicht alles preisgab – jedenfalls nicht Fremden gegenüber. Und schon gar nicht solchen, die sie zunächst für lebensnichtende Teaana gehalten hatte. Eine Lebensrettung allein genügte nicht, aus Unbekannten beste Freunde zu machen.
Er hätte sich gerne intensiver mit der Expeditionsleiterin ausgetauscht. Wie es aussah, musste das angesichts des nahenden Unwetters verschoben werden.
»Wir bitten alle Passagiere, sich nach innen zu begeben«, verkündete der Kapitän auf Aishi, das die Translatoren mittlerweile problemlos übersetzen konnten. Er wies auf das Schlechtwettergebiet. »Wir können dem Gewitter nicht ausweichen, es kommt in hoher Geschwindigkeit auf uns zu. Wir haben daher einen Kurs eingeschlagen, der uns einigermaßen sicher hindurchbringen sollte – und hoffentlich auf dem kürzesten Weg. Aber es wird eine sehr holprige Angelegenheit. Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte sich rechtzeitig beim Schiffsarzt versorgen.«
»Wir benötigen nichts, danke«, sagte Rhodan höflich für das gesamte Team. Die SERUNS würden stabilisierend eingreifen und waren kompetenter als ein Ayee-Arzt. Zumindest hoffte er das.
Eshmaan wandte sich ab, ohne ihn eines weiteren Blickes aus den beiden Frontalaugen zu würdigen. Auch die übrige Mannschaft blieb auf Distanz. Der Einzige, der eine gewisse Aufmerksamkeit bekam, war der Okrill Phylax, denn er ähnelte manchen Tierarten auf Iya.
Zumindest war keine Panik unter den Ayee ausgebrochen, als die Terraner an Bord gekommen waren.
Das Promenadendeck war mit bequemen Sitzmöbeln und Halbliegen ausgestattet, außerdem gab es eine Bar mit Speisen und Getränken. Allerdings war lediglich Zemina Paath jener Grad an Gastfreundlichkeit entgegengebracht worden, sie danach zu fragen, ob sie etwas zu sich nehmen wollte. Sie hatte höflich abgelehnt.
»Können wir nicht hierbleiben?«, bat Duke. »Ich habe einen Sturm noch nie auf diese Weise erlebt.«
Solemani und Tersteegen reagierten ähnlich, während Siad Tan sich gemächlich unter Deck begab. Für eine Oxtornerin, die eine Schwerkraft von 4,8 Gravos, Temperaturen zwischen hundert und minus hundertzwanzig Grad Celsius und Stürme mit bis zu tausend Kilometern pro Stunde gewöhnt war, musste der angekündigte Sturm eher langweilig sein.
Tenga meinte, ihm sei es egal, wo er die SCHOTE parkte.
Zemina Paath hielt sich wie immer heraus; die Thesan gab sich weiterhin sehr distanziert, beobachtend, und gab nur selten einen Kommentar ab. Rhodan kannte sie jedoch inzwischen gut genug, um zu erkennen, dass es in ihr arbeitete und sie intensiv versuchte, die verschütteten Erinnerungen an die Oberfläche zu holen.
Seit der Landung auf Iya ging einiges in ihr vor, doch mehr als das Wort Konvergenz in Bezug auf die Frage, ob Terra und Iya nun identisch seien, hatte sie bisher nicht hervorgebracht. Und vor allem keine Erklärung dazu, was damit gemeint war.
»Ich denke, das ist auf eure Verantwortung möglich«, beschied ihnen Dunyuu. »Shashay und ich werden in jedem Fall hierbleiben und zusehen, denn meiner Ansicht nach sind wir innerhalb der Gondel nicht sicherer als hier.«
»Außerdem«, fügte Shashay hinzu, »erleben wir das nicht zum ersten Mal, und ich finde, es ist jedes Mal ein aufs Neue faszinierende Schauspiel. Das uns überdies nützlich ist, denn wir können noch zu Beginn, wenn die Windgeschwindigkeiten nicht zu hoch sind, die Batterien aufladen und kommen vielleicht um einen Zwischenstopp herum.«
Batterien, dachte Rhodan bei sich. Vor dem Einstieg war nur von einer die Rede gewesen. »Es gibt also mehrere Motoren? Und Redundanzen?«, fragte er beiläufig.
Shashay antwortete: »Natürlich.« Dann hielt er inne. Seine Flügel raschelten hektisch.
Dunyuu tadelte ihn nicht. Doch sie sagte zu Rhodan: »Wir werden keine weiteren Fragen beantworten und mit euch keine Führung in den Maschinenraum unternehmen!«
*
Die Wolkenfront kam schnell näher, und die KYNAYASH hielt darauf zu. Ihr gewaltiger Propeller trieb sie unermüdlich voran, auch wenn die Windgeschwindigkeiten exponentiell zunahmen und das Manövrieren erschwerten. Es sah aber ganz danach aus, als würde der Kapitän sich damit auskennen – und auch die Mannschaft wusste, was zu tun war.
Rhodan ging davon aus, dass die beiden Starrluftschiffe analog zu den terranischen des 19. und 20. Jahrhunderts mit einem kompletten Skelett aus Trägern und Streben versehen waren, die zusätzlich durch Längsträger verbunden und mit Stahlseilen – oder einem anderen Material – verspannt waren. Die Brückenverbindung, der Aufbau und die Konstruktion der Gondel wirkten ganz so, als könnten sie einiges aushalten. Der Terraner hoffte jedenfalls, dass das Traggas tatsächlich Helium statt Wasserstoff war, sonst könnte ein einziger Funken für ein unbeabsichtigtes Feuerwerk genügen.
Es folgte keine weitere Aufforderung, das Aussichtsdeck zu verlassen. So konnte Rhodan im Panoramablick ganz ohne Holoprojektion sehen, wie der Katamaran endgültig in das Gewitter eintauchte. Es wurde fast finster, stakkatoartig erhellt von zuckenden Blitzen und Wetterleuchten. Das Schiff verlor die ruhige Balance, tanzte auf und ab wie über Wellenkämme eines aufgewühlten Ozeans, es knirschte und stöhnte überall, als der Materialverbund zusehends belastet wurde.
Sie mussten sich festhalten, als sie wie von einer gewaltigen Faust gepackt und durchgeschüttelt wurden. Die tobenden Windgeschwindigkeiten draußen mussten einige Hundert Kilometer pro Stunde betragen. Mangels Anhaltspunkten konnte Rhodan nicht mehr sagen, ob die KYNAYASH sich überhaupt noch gezielt vorwärtsbewegte oder längst ein Spielball der Mächte geworden war.
Das Schütteln nahm zu, ebenso erfolgten ruckartige Bewegungen nun auch zur Seite. Schwerer Regen, teilweise mit Hagel durchsetzt, trommelte gegen die Scheibe und machte eine Sicht nach draußen fast unmöglich.
Die beiden Ayees fuhren zusammen, als ein gewaltiges Kreischen und Dröhnen aus dem Heck drang. Dann wurde das Deck von einem so heftigen Schlag erschüttert, dass bis auf Paath, Tan und Phylax alle den Halt verloren und stürzten.
Das Schiff bäumte sich auf und drohte, die Stabilität zu verlieren. Ein Reißen und Knirschen erklang an mehreren Stellen, vor allem oberhalb der Gondel. Rhodan vermutete, dass die Brückenkonstruktion, an der die Gondel befestigt war, an die Grenze der Belastbarkeit stieß, und hoffte, dass sie hielt.
Er rappelte sich auf, stürmte die Wendeltreppe hinauf – oder versuchte es vielmehr, denn er verlor mehrmals durch das starke Schwanken und Schlingern den Halt und musste sich auf den letzten Stufen durch Festklammern und Weiterziehen Schritt für Schritt emporkämpfen. Die Tür zur Brücke war nicht geschlossen.
»Was tust du hier?«, schrie ihm der Kapitän über den ohrenbetäubenden Lärm hinweg entgegen, während seine Offiziere damit beschäftigt waren, das Schiff auf Kurs zu halten.
»Können wir helfen?«, rief Rhodan zurück. »Wir haben viel Erfahrung ...«
»... mit hochtechnisierten Raumschiffen! Das hier ist großteils Mechanik, damit findet ihr euch nicht zurecht!«, unterbrach Eshmaan barsch. »Außerdem habe ich genug Leute, allesamt Spezialisten!«
Rhodan ruderte mit den Armen, als das Schiff erneut schlingerte. »Du musst die Geschwindigkeit reduzieren, sonst reißt die Verbindung!«, brüllte er.
»Das größere Problem ist, dass der Propeller sich festfrisst! Falls das geschieht, stürzen wir ab!«
»In Ordnung, wir gehen raus und überprüfen und reparieren das!«
»Keinesfalls! Ich habe schon ...«
»Wir sind mit unseren Anzügen hervorragend ausgerüstet, uns kann nichts passieren! Ruf deine Leute zurück, das ist für sie da draußen viel zu gefährlich! Allein wenn sie vom Blitz getroffen werden! Und die Fluten sind so schwer, es wird sie wegspülen! Da nützen eure Flügel euch nichts mehr!«
Obwohl sich die beiden anbrüllten, war durch das Toben, Kreischen, Knirschen, Pladdern und Rauschen kaum ein Wort zu verstehen.
Rhodan formte mit den Händen einen Trichter vor dem Mund. »Wir machen das jetzt! Ruf deine Leute zurück!«
»Ich kann nicht! Die interne Kommunikation ist vollständig ausgefallen!«
»Dann beeilen wir uns und bringen sie zurück!«
Rhodan taumelte auf den Ausgang zu und stolperte die Treppe mehr hinunter, als dass er sie lief....




