E-Book, Deutsch, Band 3049, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Schwartz Perry Rhodan 3049: In der Zerozone
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8453-6049-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Mythos"
E-Book, Deutsch, Band 3049, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6049-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende von Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen. Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Die Rückkehr von seiner letzten Mission hat ihn rund 500 Jahre weiter in der Zeit katapultiert. Eine sogenannte Datensintflut hat fast alle historischen Dokumente entwertet, sodass nur noch die Speicher seines Raumschiffes RAS TSCHUBAI gesichertes Wissen enthalten. Weil er mehr über die aktuelle Situation wissen will, ist Rhodan mit der RAS TSCHUBAI in das sogenannte Galaxien-Geviert aufgebrochen. Dort haben die Mächte des Chaos, repräsentiert durch die Kandidatin Phaatom und ihr Hilfsvolk, die Phersunen, die Herrschaft übernommen. Und genau dort erhofft sich Rhodan Aufschluss über den Verbleib der Erde. Die Fährte endet IN DER ZEROZONE ...
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2.
RAS TSCHUBAI
6. November 2046 NGZ
Perry Rhodan ging auf dem COMMAND-Podest vor den leeren Besuchersesseln unruhig auf und ab.
Die hereinkommenden Meldungen waren nicht gerade beruhigend.
Die TESS QUMISHA war unter dem Kommando von Muntu Ninasoma und der Ersatzpilotin Farye Sepheroa vor drei Tagen nach Khaiguna aufgebrochen und hielt seitdem strikte Funkstille ein. Die RAS TSCHUBAI befand sich weiterhin im Ortungsschutz der Blauen Riesensonne, die sie Point Azur genannt hatten, zwei Lichtjahre vom Siuvarsystem entfernt.
Mittels gut abgeschirmter, kleiner Sonden blieb der Expeditionsleiter ungefähr auf dem Laufenden über den Zustand des Schiffes – intakt, beschädigt oder zerstört –, mehr aber auch nicht.
Doch die in größerem Radius umherschwirrenden Sonden übertrugen beunruhigende Informationen und bestätigten das, was die zentrale Ortung feststellte: Die Sonnensysteme in diesem Sektor Ancaisins verloren an Masse.
Man könnte sich die Situation schönreden, wenngleich Rhodan keine Argumente einfielen, die eine vernünftige Erklärung für gleich mehrere Systeme boten.
Cascard Holonder, der ertrusische Kommandant des Omniträger-Fernschiffes, stellte mit nüchterner Stimme und blumigen Worten fest: »Die Phersunen sind offensichtlich gerade in einem Erntezyklus. Sie sind dabei, die Himmelskörper dieser Region in Vektormaterie umzuwandeln.«
Oder anders ausgedrückt, die Phersunen, das Hilfsvolk der Kandidatin Phaatom, waren dabei, jener ihre bevorzugte »Speise« zuzubereiten, die ihr dazu verhelfen sollte, sich zur Chaotarchin weiterzuentwickeln. Da in der gängigen Kosmologie der Entwicklungsschritt vor einer Chaotarchin der einer Materiesenke war, ging man an Bord der RAS TSCHUBAI zunächst davon aus, dass Phaatom eine solche war.
Sich mit einer solchen Entität anzulegen, hatte keine besonders guten Erfolgsaussichten, und bisher gab es nur wenige Ideen, um sie aufzuhalten.
Ancaisin bot den Phersunen ein ausgezeichnetes Feld. Die komplette Konvertierung – oder Annihilation – der Galaxis würde der Kandidatin eine vorzügliche Speise liefern. Aber welchen Prozentsatz an notwendiger Kost würde das bringen? Wie viele Galaxien waren nötig, um zur Chaotarchin zu werden? Rhodan hatte nicht zum ersten Mal mit einem solchen Wesen zu tun, aber jedes war auf seine Art einzigartig, und ohne weitergehende Informationen war es selbst für ihn schwierig, eine angemessene Strategie zu entwickeln. Am besten würde eine andere Hohe Macht gegen Phaatom kämpfen – aber wer sollte das sei? Die VECU vielleicht? Aber die war nicht aufzufinden, vielleicht vollkommen entmachtet. Oder die Kosmokratin, die der VECU einst ihre Aufträge gegeben hatte und als Hauptgegnerin Phaatoms galt, Mu Sargai? Aber wie sollte Rhodan mit ihr Kontakt aufnehmen?
Eine kleine Schonfrist gab es. Der Aufwand hinter der Annihilation war gewaltig, es würde also sehr wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern, bis Ancaisin aus der Galaxienkarte gelöscht war. Welche Auswirkungen das auf die Konstruktion des Kosmos und die Wechselwirkungen mit dem zuständigen Kosmonukleotid haben würde, darüber konnte man nur spekulieren. Fest stand nur, dass sie nicht angenehm sein dürften.
So weit, so ... schlecht.
Was Rhodan nicht einleuchtete: Wieso waren die Phersunen schlagartig ausgerechnet hier und jetzt tätig?
»ANANSI«, wandte er sich an die Schiffsseele, die einzigartige Semitronik der RAS TSCHUBAI. »Wie bewertest du die plötzlich auftretende Annihilation in unserer unmittelbaren Umgebung?«
»Ich halte dieses Phänomen nicht für einen Zufall«, lautete die Antwort.
Rhodan nickte. »Ich auch nicht«, bemerkte er grimmig.
Der Kommandant hob eine Augenbraue. »Klopft da jemand aufs Gras, um die Schlangen aufzuscheuchen?«
»Das ist zwar kein präzises Zitat, und wir jagen auch keine Schlangen, aber ich halte genau das für möglich«, antwortete Rhodan. »Ancaisin ist ein riesiges Feld. Als wir im Siuvarsystem angekommen sind, gab es keinerlei Aktivitäten der Zunichtemachung. Doch nun überschlagen sich die Meldungen geradezu. Das kann kein Zufall sein. Cascard, ich befürchte, man ist uns auf der Spur und möchte dabei gleichzeitig das Feld abgrasen. So will man uns zugleich leichter in die Fänge bekommen.«
In der Zentrale wurde es mucksmäuschenstill.
Als wäre noch eine Erklärung nötig, fügte Rhodan hinzu: »Synn Phertosh, der Advokat der Kandidatin, hat sich an unsere Fersen geheftet.«
»Aber ... wie?«
»Er hat die RAS TSCHUBAI markiert. Oder ... was wahrscheinlicher ist ... mich.«
Eine weitere Stimme erklang. »Oder mich.«
Gry O'Shannon hatte soeben die Zentrale betreten.
*
Gry O'Shannon war Spezialistin für exzeptionelle Formen von Materie. Ursprünglich war sie zur Analyse der durch die Proto-Eiris veränderten Hüllenstruktur der RAS TSCHUBAI an Bord gekommen. Inzwischen hatte sie sich zur Spezialistin für Graue Materie – mittlerweile wissenschaftlich korrekter als »Vektormaterie« bezeichnet und bei den Phersunen als Morphmaterie oder Phaatom-Speise bekannt – entwickelt, was zu einem momentan noch keineswegs beigelegten wissenschaftlichen Disput mit Sichu Dorksteiger führte.
»Iwán/Iwa Mulholland ist nicht mehr an Bord, bleiben also nur wir beide übrig – als ehemalige Gefangene Phertoshs, die sich aus seinem Kanzleigefängnis befreit haben«, fuhr O'Shannon an Rhodan gerichtet fort. Sie hatte die Abyssale Dispersion körperlich und mental gut überstanden – jedoch hatte sich als Konsequenz eine stärkere Affinität zur Vektormaterie gezeigt. Sie konnte sie besser wahrnehmen, als hätte sie eine Verbindung aufgebaut. »Ich wüsste sonst niemanden, der einen wie auch immer gearteten Marker an sich tragen könnte. Abgesehen von unserem Schiff, doch davon gehe ich genauso wenig wie du aus. Nicht wahr?«
»Ja«, musste er zugeben.
Sie blieb vor Rhodan stehen. »Es stellt sich also die Frage, wie wir herausfinden wollen, an wem es liegt, bevor wir das weitere Vorgehen überlegen können.«
»Du scheinst dir bereits Gedanken darüber gemacht zu haben«, meinte er.
»Nur auf dem Weg hierher – also sehr kurz. Doch es liegt nahe, wie wir das Ausschlussverfahren durchführen müssen. Und das gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Wir werden in jedem Fall für höchstmögliche Sicherheit sorgen«, mischte Holonder sich ein.
»Lasst uns im Konferenzraum weiterreden«, schlug Rhodan vor.
*
Sie diskutierten zu dritt die Möglichkeiten, die sie hatten, doch es blieb nur jene Option übrig, die bei O'Shannon auf wenig Gegenliebe stieß – obwohl sie sie selbst anregte.
Zwei Korvetten sollten die RAS TSCHUBAI verlassen, eine mit Gry O'Shannon, die andere mit Perry Rhodan an Bord. Als Lockvögel sollten sie verschiedene Routen fliegen und dabei herausfinden, inwiefern dies Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Annihilationen hatte.
Außerdem sollten weitere zehn Korvetten ausgeschleust werden, die robotisch gesteuert wurden und mit Transmittern ausgerüstet waren, mittels derer Rhodan und O'Shannon im Notfall schnell auf die RAS TSCHUBAI zurückkehren konnten. Anschließend sollten sich die Transmitter selbst vernichten.
Außerdem würde ein getarntes Geschwader spezieller, für längeren Einsatz gedachter InSos – moderner Investigator-Sonden –zur Unterstützung folgen.
Sie wählten zwölf Minor Globes aus, Kleinstkorvetten der JANUS-Klasse mit 30 Metern Durchmesser, die so weit automatisiert waren, dass eine Person als Besatzung genügte.
»Immerhin bietet mir der Ausflug Gelegenheit, in Bezug auf die Veränderung der Vektormaterie nachzuforschen«, sagte O'Shannon, während sie die Haare am Hinterkopf zusammensteckte. »Warum sie immer gieriger wird – vielleicht finde ich sogar heraus, was sie mir mitteilen will. Nur in einer Hinsicht habe ich Bedenken. Synn Phertosh könnte uns auf die Schliche kommen.« Ihren SERUN hatte sie bereits angezogen, sie prüfte die Kontrollen und Defensive, außerdem Deflektor und Ortungsschutz.
»Er wird neugierig sein«, erwiderte Rhodan. »Und wissen wollen, was genau wir vorhaben. Er wird reagieren.«
»Hoffentlich nicht zu schnell, damit ich vorher noch abhauen kann«, murmelte die Spezialistin. Sie war in der Ära des Misstrauens aufgewachsen. Cairanischer Friedensbund hin oder her – für Terraner war es kein leichtes Leben in der Milchstraße, und man wurde schon wegen geringfügiger Vergehen oder kritischer Äußerungen in der Öffentlichkeit einkassiert und auf eine Ausweglose Straße geschickt. Hinzu kamen die Ladhonen, vor deren Piraterie nichts und niemand sicher war. Unter solchen Umständen war es immer gut, eine Deckung oder einen Fluchtweg zu haben und stets auf dem Sprung zu sein.
O'Shannon fasste dadurch bedingt nur schwer Vertrauen, denn Kollaboration und Korruption waren überall vorzufinden. »Ich bin alles andere als eine Abenteurerin. Außerdem schließe ich einen offenen Fall gerne ab, bevor ich abtrete.«
Sie spielte damit selbstverständlich auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Rhodans Frau an.
Rhodan konnte es ihr nicht verdenken. Es ging ihr darum, Klarheit zu schaffen. Nicht darum, Recht zu behalten, so gut kannte er sie inzwischen, sondern um Rätsel aufzuklären und dadurch Gefahren zu minimieren.
Hinzu kam ihre familiäre Situation: O'Shannons Eltern waren mit der jüngsten Schwester seit...




