E-Book, Deutsch, Band 246, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Schwartz Perry Rhodan Neo 246: Das Sandtribunal
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8453-5446-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 246, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-5446-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Jahr 2090: Ein halbes Jahrhundert nachdem die Menschheit ins All aufgebrochen ist, bildet die Solare Union die Basis eines friedlich wachsenden Sternenreichs. Aber die Sicherheit der Menschen ist gefährdet: durch interne Konflikte und externe Gegner, zuletzt durch das mysteriöse Dunkelleben. Eigentlich hat Perry Rhodan gehofft, diese Gefahr gebannt zu haben. Doch überall dort, wo der skrupellose Iratio Hondro aktiv ist, bleibt das Dunkelleben eine Bedrohung. Nun nimmt der Plophoser das Solsystem ins Visier. Dort tauchen unerwartet Besucher aus der Nachbargalaxis Andromeda auf. Die Marsregierung weigert sich, ihnen Hilfe zu gewähren - es droht ein Bruch mit der Erde. Um die Situation zu entspannen, reist Perry Rhodan als Vermittler zum Mars. Auch Omar Hawk und Sofgart steuern den Roten Planeten an, wo sie nach einer geheimnisvollen Höhle suchen. Sie geraten in Konflikt mit den Marsianern - über ihr weiteres Schicksal entscheidet DAS SANDTRIBUNAL ...
Autoren/Hrsg.
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1.
Die Ankunft
»Ich kriege dich! Versuch gar nicht erst, vor mir ins Ziel zu kommen!« Halan a Durque beschleunigte und zog an Sommar a Kechon vorbei.
Sommar lachte nur, schließlich hatte das Rennen noch gar nicht richtig begonnen. Sie waren mit Halans Gleiter angereist – oder vielmehr, dem Gleiter seines Vaters, der als höchst erfolgreicher Geschäftsmann allerhand Privilegien genoss. Wie etwa, seinen einzigen Sohn übermäßig verwöhnen und ihm jede Menge »Spielzeug« beschaffen zu können.
»Wann kommst du denn?«, rief Halan, der über dem »Einstieg« kreuzte.
Unter ihm breitete sich ein gewaltiger, zerklüfteter Canyon aus, der Teil einer Grabenzone war, dessen komplexes System ein fast geometrisches Muster bildete. Der »Kronleuchter«, offiziell Noctis Labyrinthus, war mehr als 1200 Kilometer lang und bis zu fünf Kilometer tief, seine Schluchten weiteten sich auf bis zu zwanzig Kilometer Breite. Noctis Labyrinthus war der westliche Ausläufer der riesigen Valles Marineris und lag knapp südlich des Marsäquators in der Tharsis-Aufwölbung.
Eine äußerst beliebte Region für sportliche Betätigungen: Springen, Gleiten, Klettern, Schnellwandern, Sandsurfen – jedes Jahr kamen neue Sportarten hinzu. Für hohe Geschwindigkeiten gab es eigens ausgewiesene Regionen, dazu gehörte auch das Jetting.
Die Sandjets ähnelten reifenlosen Motorrädern, das spezialisierte Feldtriebwerk hatte wegen der niedrigen Schwerkraft des Mars einen weitaus geringeren Energiebedarf als etwa auf der Erde. Dennoch war dieses Vergnügen kostspielig und den Privilegierten vorbehalten, zu denen Sommar leider nicht gehörte, Halan aber sehr wohl.
Sommar schloss ihren Helm und schaltete die Aufnahmeautomatik ihrer Helmkameras ein, sichtete die möglichen Motive und bestätigte durch Blinzeln, welche Bilder aufgenommen werden sollten. Das wird großartig!
»Komm endlich!«, drängelte Halan.
Warum hatte er es nur immer so eilig? Es wartete doch nichts auf ihn – vor allem keine Arbeit, im Gegensatz zu Sommar.
»Lass mich doch erst mal die Umgebung genießen!«, rief sie. »Die Aussicht ist einfach gigantisch!«
»Die ist hier überall gigantisch«, erwiderte er gelangweilt.
»Aber die Perspektive wechselt.« Sommar liebte es, ihre Heimat von oben zu betrachten, die vielen Facetten der kleinen, großen Welt. Besonders wenn die weit entfernte, kleine und doch Leben spendende Sonne in Horizontnähe den schneeweißen Gipfel des 26 Kilometer hohen Olympus Mons zum Glühen brachte. Sommar träumte davon, eines Tages einen Holobildband über den Mars zu veröffentlichen, und zwar auf der Erde – und dafür gefeiert zu werden. Was wusste man dort schon über den kleinen, roten Bruderplaneten? Nahm man ihn überhaupt ernst? Sommar hatte bei etlichen Entscheidungen der Terranischen Union nicht den Eindruck, dass dem so war.
»Bin fertig!« Sie hob den Daumen.
Die beiden Sandjets sanken zwei Kilometer nach unten, immer den fest installierten Hinweisschildern nach. Übertretungen wurden strengstens geahndet, das war kein Kavaliersdelikt. Da Halan schon einige Verstöße auf seinem Strafkonto hatte, hielt er sich diesmal an die Vorschriften. Sommar hätte andernfalls auch nicht mitgemacht, sie hatte wenig Lust, ihre Lizenz zu riskieren.
Schließlich erreichten sie den Startpunkt. Die Holowand zeigte an, dass bereits zwei Rennen liefen, aber in zwei Minuten würden auch Sommar und Halan starten dürfen.
Sommar legte sich auf ihr Gefährt, schob die mit Sensorhandschuhen geschützten Hände in die Steuermulden und hängte die Beine nach hinten ein.
»Das wirkt ja richtig professionell«, spottete Halan grinsend. »Trotzdem werde ich dich abledern.«
Wenn er sich da mal nicht täuschte! Man musste keinen eigenen Sandjet besitzen, um sich im Canyon zu vergnügen – es gab diverse Verleiher mit preisgünstigen bis zu hochwertigen Modellen. Seit sie fünfzehn geworden war, hatte Sommar a Kechon sich jedes Jahr zum Geburtstag einen solchen Ausflug gegönnt, mal mit der »Holzkistenrallye«, manchmal aber auch, wenn die Familie zusammengelegt und ihr etwas spendiert hatte, mit einem guten Mittelklassemodell. Manchmal wurde sie eingeladen und kam in den Genuss eines Gratisflugs, und in letzter Zeit hatte sie sich auch eine oder zwei Zusatzfahrten im Jahr leisten können.
Davon hatte sie Halan natürlich nichts erzählt. Er mochte es, wenn er sich großzügig und als Kenner präsentieren durfte, also tat sie ihm den Gefallen und spielte die Unschuld. Das bedeutete noch lange nicht, dass sie zurückstecken würde – selbst wenn er anschließend sauer auf sie wäre, hätte sie die Fahrt längst genossen.
Sie grinste deshalb gelassen zurück und sah dann wieder nach vorn – Konzentration war angebracht. Die beiden Rennen vor ihnen waren abgeschlossen, und sie interessierte sich für die vierköpfige Gruppe, die sich nun einen ordentlichen Staubcocktail leisten würde.
In wenigen Minuten wollte sie dazustoßen – und würde vermutlich umgehend in ziemliche Schwierigkeiten geraten.
Der ahnungslose Halan hatte ausgerechnet die schwierige Route drei gewählt, bei der es sehr aufzupassen galt, dass man nicht an der richtigen Abzweigung vorbeisauste und sich heillos im Labyrinth verirrte. Sommar war diese Route noch nie geflogen, weil die Behörden sie erst vor wenigen Monaten freigegeben hatten; deshalb war sie ein wenig nervös. Aber sie wusste, dass auch ihr Begleiter diese Strecke zum ersten Mal bewältigte.
Was gut war – die anderen Jetting-Fahrer würden dieses Rennen garantiert auf der Holowand kritisch beobachten. Wenn alles gut ging, würde Sommar der Einstieg zu ihrem eigentlichen Vorhaben erleichtert, da man ihnen sicherlich gratulieren würde.
»Schrott und Rost!«, wünschten sie einander, dann sprang die Anzeige auf Grün, und sie sausten los.
Ab einer gewissen Geschwindigkeit nützte auch das beste Navigationssystem nicht mehr viel, wenn die Steuerung manuell erfolgte – und Letzteres war ja die Voraussetzung für ein Jetting.
Sommar a Kechon legte sich so flach wie möglich in den Fahrtwind, während sie Tempo gab. Halan a Durque war voraus, das machte aber nichts – so konnte sie beobachten, wie er flog, und entsprechend darauf reagieren.
Aha, mit Linkskurven hatte er es nicht so. Und er beachtete eins nicht: Der zulässige Flugkorridor durchmaß vertikal vier Meter, doch Halan behielt stur dieselbe Höhe in der Mitte ein.
Sommar schaltete die Helmkameras abermals ein. Die Route war wahrhaftig sensationell – schwer, gefährlich, aber wunderschön. Trotz der hohen Geschwindigkeit erfreute sich die junge Neu-Marsianerin an den bizarren Felsformationen, deren Farbschichten von Blutrot bis Ocker ineinanderflossen und eigentümliche Gemälde schufen.
Gerade noch rechtzeitig ging Sommar haarscharf nach rechts, bevor sie an einer Felsnase zerschellte. Das Prallfeld des Sandjets würde zwar das Schlimmste verhindern, aber das Gefährt wäre anschließend vermutlich dennoch reichlich verzogen und demoliert – kein guter Einstieg bei Halans Vater.
Die Schrecksekunde trieb ihren Adrenalinpegel hoch, und sie lachte schallend. Die Helmakustik übermittelte entfernte Rufe, und sie wagte es auf gerader Strecke, kurz zur Seite zu blicken. Auf einem Felsplateau hatten es sich einige Besucher, wahrscheinlich Wanderer, für ein Picknick gemütlich gemacht. Sie winkten und feuerten Sommar an.
»Gruß aktivieren«, murmelte sie, während sie sich wieder nach vorn konzentrierte. Ihre Fahrzeugpositronik projizierte den holografischen Gruß einer winkenden Hand.
Doch ab sofort durfte sie sich von nichts mehr ablenken lassen – aus dem Schwierigkeitsgrad Blau wurde Schwarz. Der anspruchsvollste Teil der Route führte mitten durch einen unübersichtlichen, labyrinthischen Canyonabschnitt mit vielen Unebenheiten.
Halan war bereits drin – und verlangsamte. Er wollte nichts riskieren und glaubte, Sommar abgehängt zu haben. Genau darauf hatte sie gewartet. Sie zog ihren Sandjet bis an die obere Grenze des Flugkorridors hoch, und da entdeckte sie ihn auch schon – weiterhin brav auf seiner mittleren Höhe.
»Dreidimensional denken, Schätzchen!«, murmelte sie.
Ein Felsbogen machte ihr beinahe einen Strich durch die Rechnung – sie durfte ihn nicht überfliegen. Sie bremste scharf, sackte steil nach unten, trotzdem wurde es sehr knapp. Sie rutschte an die Seite des Sandjets, damit sie mit dem Helm nicht am Gestein entlangkratzte oder gar hängen blieb, sauste gerade so durch den Bogen, kehrte in die normale Sitzposition zurück und gab wieder Tempo.
Die Sandteufel sind mit mir!, dachte sie triumphierend.
Vor ihr lag eine tückische, ausgedehnte Linkskurve, die mit Unterbrechungen im Zickzack verlief und eine Menge Geschick erforderte. Sommar setzte alles auf den Sandlurch. Sie wechselte auf die Innenbahn, preschte mit waghalsigen Manövern durch das Zickzack, nahm die Kurven extrem knapp. Dann ging sie hoch, bis sie fast die erlaubte Oberkante des Rennkorridors erreichte, und raste in die Kurve hinein, nahm den Bogen so eng wie nur irgend möglich und zog über Halan hinweg.
»Friss meinen Staub!«, schrie sie lachend und ging steil nach unten, da wieder einige Felsbögen darauf warteten, ihr den Schneid abzukaufen. Noch bevor die Kurve ganz zu Ende war, legte sie sich schon nach rechts, touchierte dabei dennoch eine vorkragende Felsspitze, die daraufhin abbrach, behielt jedoch die Kontrolle über den Sandjet. Das war wirklich ein ausgezeichnetes Gefährt, bei dem man auf die...




