Schwarz | Persischer Wein. Wie ich im Bike-Rausch bis in den Iran radelte | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Schwarz Persischer Wein. Wie ich im Bike-Rausch bis in den Iran radelte

17 Monate | 20.000 km | 18 Länder
1. Auflage 2025
ISBN: 978-88-7283-976-8
Verlag: Edition Raetia
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

17 Monate | 20.000 km | 18 Länder

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-88-7283-976-8
Verlag: Edition Raetia
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Matthias Schwarz will die Welt hinter den Schlagzeilen kennenlernen. Deshalb startet er auf eine Radtour, die ihn über 20.000 km bis in den Iran, zur Hochzeit seines besten Freundes, und wieder zurück führen wird. Es ist sein größtes Abenteuer und die Erfüllung eines Lebenstraums. Weltgeschehnisse, die Matthias sonst nur aus den Nachrichten kennt, präsentieren sich ihm auf seiner Reise in der Realität. In vielen Ländern begegnet er Menschen aus der Ukraine, die vor dem Krieg geflohen sind. Im Iran erlebt er die Proteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini hautnah mit. Die wahre Würze dieser Reise sind für Matthias jedoch die Begegnungen mit den Menschen in 18 Ländern, ihre Erzählungen und ihre Gastfreundschaft. 'Persischer Wein' ist eine Einladung zu Neugier, Weltoffenheit und Abenteuerlust.

Matthias Schwarz, Jahrgang 1993, ist ein Freigeist. Schon in jungen Jahren reist er nach Russland, China, Chile und Indien. Nach seinem Studienabschluss in BWL entdeckt er das Radfahren mit Touren nach Kroatien, Frankreich und in die Ukraine. Anfang 2022 kündigt er Wohnung und Job, um auf unbestimmte Zeit zu verreisen.
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Balkan-Express


März – April 2022

„In questo mondo in transito il luogo comunitario per eccellenza non è la piazza, l’agorà mediterranea, ma la strada.“

Paolo Rumiz (* 1947), italienischer Journalist und Schriftsteller, aus: Tre uomini in bicicletta (2014)

Der März ist die Zeit des Aufbruchs. Die Natur gewinnt wieder an Kraft und der Radreisende an Fahrt. Ich starte in diesem Monat, weil ich mir ausgerechnet habe, dass ich dann rechtzeitig im Juli/August in Zentralasien sein werde. Dann ist es dort am wärmsten und am schönsten zu radeln. Die Abfahrt zieht sich aber. Ich starte nicht alleine, zumindest die ersten Wochen werde ich in Begleitung von Stephanie, einer Freundin, sein. Aber meine Reisepartnerin ist nicht erreichbar. Hat sie verschlafen? Gestern musste sie noch eine Projektarbeit einreichen und war deshalb im Stress.

Ich bin schon voll angezogen. Die Radtaschen warten in meinem ansonsten leeren Zimmer. Ich vertreibe mir die Wartezeit im Internet und schaue mir den Film „Il marchese del Grillo“ an. Dann meldet sich Stephanie endlich und ich fahre los. Ein Start in den Tag wie jeder andere, ob zur Arbeit, zur Uni oder zur Schule. Nur dass ich am Abend nicht heimkehren werde. Viele Abende nicht. Dieselben Fahrradwege und Straßen, die mich sonst zu meinen Freund*innen oder meiner Arbeit führen, führen mich heute hinaus in die Welt. Auf den ersten Kilometern ist alles noch so bekannt und trotzdem emotional schon entfernt. Mit dem Kopf bin ich schon anderswo und kann es nicht erwarten, dass mein Körper zu meinen Gedanken aufschließt. Das Rad wankt unter dem Gewicht der vielen Taschen – circa 35 Kilogramm an Gepäck habe ich dabei. Es reagiert jetzt ganz anders als sonst, ist schwieriger im Zaum zu halten.

Aufgrund des Schnees und der Kälte bleiben wir die ersten Tage im Tal. So können wir uns in Ruhe an die schweren Räder gewöhnen und Kondition aufbauen, die wir später benötigen werden. Der Weg aus Südtirol hinaus ist eine Gerade, durch Weinberge und Apfelwiesen. Eine für Radreisende langweilige Umgebung, die wir schnell hinter uns lassen wollen. Am ersten Abend befinden wir uns in der Nähe des Caldonazzosees, einer sehr touristischen, verbauten Gegend. Unser Zelt schlagen wir auf einer Apfelwiese neben dem Radweg auf. Wir sind sehr hungrig, aber das Kochen und Essen macht keinen Spaß, weil es so kalt ist. Daher verkriechen wir uns schnell in unsere Schlafsäcke.

Am nächsten Morgen kommen mehrere Bauern auf ihren Traktoren vorbei. Es stört sie nicht, dass wir hier übernachtet haben. Sie sind neugierig und fragen uns, ob wir Ukrainer sind. Die Folgen dieses Krieges werden uns auf der ganzen Reise begleiten. In den nächsten Tagen sehen wir immer wieder Autos mit ukrainischen Kfz-Kennzeichen. Auf dieser Reise werde ich auch einige Geflüchtete kennenlernen.

An der slowenischen Grenze Foto: Stephanie Martini

Am Ende der Valsugana erwartet uns die Po-Ebene. Sie zählt nicht zu meinen Lieblingsradgebieten. Im Sommer ist sie elend heiß, bietet keine Schatten und kaum Brunnen zum Nachfüllen von Wasser. Bei meiner ersten Radreise im Sommer 2019 hätte sie mich fast k. o. gesetzt. Zum Glück hat mich eine Frau von der Straße aufgelesen und dadurch vor einem Sonnenstich bewahrt. In ihrem Haus konnte ich mich erfrischen und erholen. Jetzt im Winter ist es sehr feucht und neblig. In einer Nacht sinkt das Thermometer auf –4 Grad. Das Wasser gefriert uns in den Flaschen. In meine Erinnerung hat sich auch der Gestank der Düngefabriken in der Po-Ebene eingebrannt. Hier ist es echt unangenehm zu fahren. Die wenigen Fahrradwege sind schlecht gekennzeichnet und ohne Navi nicht zu finden. Die anderen Straßen sind stark befahren. Landwirtschaftlich wird die Po-Ebene intensiv genutzt, ist sie doch eines der fruchtbarsten Gebiete Italiens. Kaum ein Fetzen bleibt unkultiviert und so ist es schwierig, einen ruhigen Platz zu finden, um ein paar Stunden zu schlafen.

Am Morgen bleiben wir lange in unseren Schlafsäcken. Das Zelt ist nass vom Tau und muss in der Morgensonne trocknen. Immer wieder gehen wir in Bars, um uns aufzuwärmen. In einer solchen Bar erreicht mich der Anruf meines ehemaligen Arbeitskollegen. Ein Mann, den ich im letzten Jahr beruflich begleitet habe, ist verstorben. Er war schon länger im Krankenhaus, aber zuletzt auf dem Weg der Besserung. Die Idee zu dieser Reise ist unter anderem während der Coronapandemie entstanden, wo wir mit der Fragilität unserer Existenz konfrontiert waren und gemerkt haben, wie schnell doch alles wieder vorbei sein kann. Das hat mich dazu bewogen, diesen lang gehegten Traum einer mehrmonatigen Fahrradreise umzusetzen.

Nach nur vier Tagen verlassen wir Italien in Richtung Slowenien. Es ist eines meiner Lieblingsländer in Europa. Hier bin ich schon extrem viel gebikt und habe mich in die Landschaft verliebt: die Julischen Alpen, den Soca-Fluss, die netten kleinen Dörfer. Letzten Sommer haben ich und Stephanie hier unsere erste gemeinsame Tour unternommen. Es war wunderbar. Im Winter war ich allerdings noch nie hier. Die Landschaft hat eine bedrohliche Schönheit. Der Himmel ist grau, es ist dunkel und der Wind bläst. Natürlich in unsere Richtung. Im Sommer ist die Stimmung der Leute ganz anders, das Leben verlagert sich nach draußen und man schließt leichter Bekanntschaften. Im Winter bleiben die Menschen eher zu Hause und scheinen nicht so freundlich zu sein.

Kurz vor Sonnenuntergang am zweiten Tag in Slowenien erreichen wir ein kleines Dorf und trinken dort ein Feierabendbier. Draußen schaut es immer ungemütlicher aus. Wir sind unentschlossen, ob wir in einem Hotel übernachten sollen, entscheiden uns dann aber weiterzufahren. Fieberhaft suchen wir nach einem Schlafplatz. Es wird aber bald dunkel. Wir bitten einen Mann neben der Straße um Hilfe, aber er spricht kein Englisch. Kurze Zeit später holt er uns wieder ein. Er reicht mir sein Handy. In der Leitung ist seine Frau Elena. Sie rät uns davon ab, im Wald zu schlafen. Es gibt hier viele wilde Tiere. Wir können bei ihr im Garten übernachten, aber vorher will sie unsere Pässe sehen. Sie will sich absichern, hat Angst, dass wir etwas im Schilde führen. Nach dem persönlichen Kennenlernen öffnet Elena sich. Sie bietet uns an, in ihrer Garage zu übernachten, und lädt uns auf ein Glas Schnaps ein. Elena arbeitet als Grenzpolizistin und erzählt uns von ihrer Arbeit. Wir kommen auf die Balkanroute zu sprechen. Vor fünf, sechs Jahren sind hier sehr viele Flüchtlinge angekommen. Sie waren überall. Ihr Mann begegnet ihnen heute noch mitten im Wald, weitab der Wege. Die Leute im Dorf und die Institutionen haben zunächst zu helfen versucht. Einmal haben sie Schinkenbrote für alle organisiert. Sie haben nicht gewusst, dass Muslim*innen kein Schweinefleisch essen. Elena fühlt sich mittlerweile überfordert mit der Situation an der Grenze und von den Behörden im Stich gelassen.

An der kroatischen Küste Foto: Stephanie Martini

In Kroatien treffen wir auf das Meer. Kurz nach Rijeka nehmen wir uns ein Zimmer. Das erste Mal seit Beginn der Reise schlafen wir in einem Bett und können uns duschen. Die kroatische Küste ist wunderschön und menschenleer. Im Hinterland ist der Wind aber so stark, dass er uns von unseren Rädern bläst. Das Vorankommen ist extrem schwierig. Das Zelt müssen wir – da wir keine Heringe haben – mit Steinen beschweren. Es wird die ganze Nacht hin und her geschüttelt. Am Morgen hat es einige Löcher, der Wind hat zu stark an der Zeltwand gerissen.

Wir fahren bis zum Hafen der Insel Rab und setzen dann über. Das Wetter ist wieder schön und für März sehr warm. Im Dorf entdecken wir drei andere Radtouristen. Es sind Franzosen und sie wollen auch Richtung Zentralasien. Das muss gefeiert werden. In einer Bar trinken wir ein Bier zusammen und zelten dann gemeinsam.

Am nächsten Tag fährt Stephanie zurück nach Hause und ich schließe mich den Franzosen an. Ich bin traurig, dass Stephanie weg ist, aber die Gesellschaft der Franzosen muntert mich auf.

Sie sind ein paar Jahre jünger als ich und wesentlich besser für diese Reise ausgestattet: Spiegelreflexkamera, analoge Kameras, Wasserfilter, Hocker, Drohne, Medikamente. In ihrer Anwesenheit fühle ich mich schlecht vorbereitet, doch sie teilen gerne, was sie haben. Sie erzählen mir, dass sie sich zu dritt ein „Tinder“-Profil teilen und in den Städten, in denen sie haltmachen, immer auf Dates gehen. Allein ist so eine Reise mehr Abenteuer, zu mehreren scheint sie eher eine Party. Bei den Franzosen verteilt sich die Verantwortung auf mehrere Schultern, genauso das Gepäck. Im Laufe der Reise komme ich aber auf den Geschmack und bin am liebsten alleine unterwegs.

In Zadar machen wir eine Pause, aber nicht in einem Hostel. Die Franzosen wollen in einer Kirche um Obdach bitten. Mir ist das peinlich, denn eigentlich könnte ich mir ja ein Hostel leisten, aber ich mache trotzdem mit. Ich bin neugierig, ob so was funktioniert, und kann mich dem Gruppendruck nicht entziehen. Auf einer Karte suchen wir die Kirchen der...


Schwarz, Matthias
Matthias Schwarz, Jahrgang 1993, ist ein Freigeist. Schon in jungen Jahren reist er nach Russland, China, Chile und Indien. Nach seinem Studienabschluss in BWL entdeckt er das Radfahren mit Touren nach Kroatien, Frankreich und in die Ukraine. Anfang 2022 kündigt er Wohnung und Job, um auf unbestimmte Zeit zu verreisen.

Matthias Schwarz, Jahrgang 1993, ist ein Freigeist. Schon in jungen Jahren reist er nach Russland, China, Chile und Indien. Nach seinem Studienabschluss in BWL entdeckt er das Radfahren mit Touren nach Kroatien, Frankreich und in die Ukraine. Anfang 2022 kündigt er Wohnung und Job, um auf unbestimmte Zeit zu verreisen.



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