See | Tochter des Glücks | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 543 Seiten

Reihe: Die Frauen von Shanghai

See Tochter des Glücks

Tochter des Glücks: Roman | Die Frauen von Shanghai 2 - Eine bewegende Familiensaga
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98690-232-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Tochter des Glücks: Roman | Die Frauen von Shanghai 2 - Eine bewegende Familiensaga

E-Book, Deutsch, Band 2, 543 Seiten

Reihe: Die Frauen von Shanghai

ISBN: 978-3-98690-232-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wenn Mutter und Tochter vom Schicksal getrennt werden: Der historische Roman »Tochter des Glücks« von Lisa See jetzt als eBook bei dotbooks. Amerika, 1957. Sie ist in L.A. aufgewachsen - doch nun will die junge Joy unbedingt in die chinesische Heimat ihrer Eltern reisen, um ihren leiblichen Vater kennenzulernen: jenen geheimnisvollen Mann, den ihre Mutter Pearl und ihre Tante May einst beide liebten und der inzwischen zum angesehenen Propagandamaler avanciert ist. Vom ersten Moment an ist Joy fasziniert von diesem fremden Land ... und geblendet von den Versprechungen, mit denen die kommunistische Republik lockt. Pearl dagegen ahnt, dass ihre Tochter sich in große Gefahr gebracht hat, und reist ihr voller Sorge nach. Als Mao die Grenzen abriegelt und die schwelende Not im Land zu eskalieren droht, sucht sie fieberhaft nach einem Weg, Joy nach Amerika zurückzuholen ... »Wie immer schafft See eine fesselnde Atmosphäre ... Ein weiterer Hit.« Publishers Weekly Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Tochter des Glücks« von Lisa See ist der zweite Band der großen Familiensaga »Die Frauen von Shanghai«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Lisa See entstammt einer chinesisch-amerikanischen Familie. Sie wurde in Paris geboren und wuchs in Los Angeles in Chinatown auf. Dreizehn Jahre lang arbeitete sie als Journalistin für Publishers Weekly. Später betreute sie als Kuratorin mehrere große Ausstellungen, die sich mit interkulturellen Beziehungen zwischen Amerika und China beschäftigen. Bereits ihr erstes Buch, eine Biographie ihrer Familie, war ein internationaler Bestseller und erhielt die »Notable Book«-Auszeichnung der New York Times. Dieselbe Auszeichnung bekam sie auch für ihren bald darauf folgenden ersten Thriller »Die rote Klinge«. Sie wurde als »National Woman of the Year« ausgezeichnet, erhielt den »Chinese American Museum's History Makers Award« und den »Golden Spike Award« in Kalifornien. Mit ihrem Roman »Der Seidenfächer« gelang ihr ein Weltbestseller, der auch verfilmt wurde. Heute lebt sie in Los Angeles. Die Website der Autorin: https://www.lisasee.com/ Bei dotbooks veröffentlicht Lisa See die historischen Romane »Der Seidenfächer« und »Eine himmlische Liebe«, außerdem »Töchter aus Shanghai« und »Tochter des Glücks« aus ihrer Reihe um »Die Frauen von Shanghai«. Zudem erscheint bei dotbooks auch ihre Thrillerreihe um die Polizistin Liu Hulan und den Staatsanwalt David Stark mit den Bänden »Die rote Klinge«, »Der Feuerdrache« und »Tod am Jangtse«.
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Kapitel 2
Joy


Zwei länger werdende Schatten

Eine junge Frau öffnet die Tür. Sie trägt eine weite schwarze Hose und eine leichte blaue Tunika mit geflochtenen Knebelverschlüssen am Hals, quer über der Brust und unter dem Arm.

»Ja bitte?«, sagt sie.

Ist sie Z. G.s Tochter? Meine Halbschwester?

»Ich möchte zu Li Zhi-ge.«

»Worum geht es?« Ihre melodiöse Stimme klingt plötzlich irritiert, vielleicht ängstlich.

»Ich bin von weit her gekommen.« Ich hebe meinen Koffer etwas an. Abgesehen davon muss sie doch sehen, dass ich nicht aus der Gegend stamme. »Es geht um eine Privatangelegenheit, und es ist sehr wichtig, dass ich mit ihm spreche.«

Das Mädchen tritt zur Seite, und ich gehe ins Haus. Der Vorraum ist groß. Der lange Gang ist mit polierten Mahagonidielen ausgelegt. Rechts befindet sich ein Wohnzimmer mit Möbeln aus der Ming-Dynastie. Links liegt das Esszimmer, ähnlich eingerichtet. Da ich in Chinatown aufgewachsen bin, kann ich das Echte vom Nachgemachten unterscheiden, und was ich hier sehe, ist echt und von guter Qualität. Doch was da an der Wand hängt, erschüttert mich. Jedes einzelne der Plakate zeigt meine Mutter und meine Tante. Sie sind jung und strahlend, hübsch gekleidet und mit allen möglichen Aktivitäten beschäftigt – wollen in einen Pool springen, steigen aus einem Flugzeug und winken oder trinken Champagner bei einem Tanztee. Meine Mutter und meine Tante schwelgten oft in Erinnerungen an ihre Zeit als »Kalendermädchen«. Und nun sehe ich sie hier, gerahmt und ausgestellt wie in einem privaten Museum. Ich bin hin- und hergerissen, denn einerseits bin ich noch wütend auf sie, andererseits verleiht es mir Mut, ihre Gesichter zu sehen.

»Bitte«, sagt die junge Frau. Ich nehme Platz, und sie tappt leise aus dem Raum. Kurz darauf kommt eine andere junge Frau herein, in identischer Hose und Tunika. Ohne ein Wort schenkt sie mir eine Tasse Tee ein und zieht sich wieder zurück. Mein Vater hat Dienstmädchen! So habe ich mir sein Leben allerdings nicht vorgestellt.

»Was gibt es?«, fragt ein Mann.

Er ist es. Plötzlich zittere ich so sehr, dass ich Angst habe aufzustehen. Ich habe einen so weiten Weg zurückgelegt und so viele Verbindungen durchtrennt ...

»Ich würde gerne mit Ihnen sprechen.« Meine Stimme bebt. »Sind Sie beschäftigt?«

»Um ehrlich zu sein, ja«, antwortet er kurz angebunden. »Ich gehe aufs Land. Das musst du doch wissen, Genossin. Ich würde jetzt gerne in Ruhe packen. Ich habe noch viel zu erledigen ...«

»Sind Sie Li Zhi-ge?«

»Natürlich bin ich das!«

»Vor langer Zeit hatten Sie einen anderen Namen. Man nannte Sie Z. G. Li ...«

»Damals hatten viele Leute andere Namen. Zu der Zeit folgte ich dem Wind und nahm westliche Gepflogenheiten an. Ich habe meinen Fehler eingesehen. Ich habe mich mit der Zeit verändert und verändere mich immer noch.«

»Sind Sie derselbe Maler, der früher Kalendermädchen gemalt hat?«

Er sieht mich ungeduldig an und deutet auf die Wände. »Das siehst du doch. Auch diese Zeit bereue ich ...«

»Haben Sie jemals Pearl und May Chin gemalt?«

Er antwortet nicht – wieder hängt die Antwort an den Wänden –, aber sein Gesicht wird grau und seine Haltung schlaff. »Wenn du hier bist, um mich noch mehr zu bestrafen, kannst du dir die Mühe sparen, Genossin«, sagt er steif.

Wovon redet er da?

»Pearl Chin ist meine Tante«, fahre ich fort. »May Chin ist meine Mutter. Ich bin neunzehn Jahre alt.« Ich beobachte ihn genau, während ich spreche. Sein abwehrendes Grau wird zu einem geisterhaften Weiß. »Ich bin deine Tochter.«

Er lässt sich in den Sessel mir gegenüber fallen und starrt mich an. Kurz blickt er auf die Poster an der Wand hinter mir, dann sieht er wieder mich an.

»Das könnte jeder behaupten.«

»Aber aus welchem Grund?« erwidere ich schroff. »Sie haben mir den Namen Joy gegeben.« Ich sage »sie« und hoffe, er fragt nicht nach dem Grund. Ich bin nicht darauf vorbereitet, ihm alles gleich jetzt zu erzählen.

»Ich habe gehört, Pearl und May seien gestorben ...«

»Nein.«

Ich suche in meiner Handtasche nach meinem Geldbeutel und zeige ihm ein Foto, das Anfang dieses Sommers aufgenommen wurde, als wir zum ersten Mal in Disneyland waren. Meine Mutter und meine Tante fanden, wir müssten entsprechend gekleidet sein. Tante May trug ein Baumwollkleid mit einem Gürtel um die Taille, einem weiten Rock und einem Petticoat darunter. Mom trug einen Faltenrock und eine taillierte Hemdbluse. Beide waren vorher beim Friseur gewesen und hatten sich Seidenschals um den Kopf gebunden, um ihre Frisuren zu schützen. Zur Abrundung trugen sie Schuhe mit hohen Absätzen. Natürlich waren wir uns heftig darüber in die Haare geraten, was ich anziehen sollte. Wir hatten uns schließlich auf einen engen, knielangen Rock, eine ärmellose weiße Bluse und Ballerinas geeinigt. Mein Dad hat das Bild von uns drei vor der Peter-Pan-Bahn gemacht.

Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich blinzle sie weg. Z. G. betrachtet das Foto mit einem Ausdruck, den ich nicht deuten kann. Verlust? Liebe? Reue? Vielleicht begreift er einfach allmählich, dass ich ihm die Wahrheit gesagt habe.

»May.« Er zieht die eine Silbe ganz lang. Dann wird ihm bewusst, dass ich ihn ansehe, und er setzt sich gerade auf. »Und, wo sind sie? Warum sind sie nicht mit dir gekommen? Warum sollten sie dich alleine herschicken?«

Auch er spricht von ihnen im Plural, und ich werde ihn auf keinen Fall korrigieren.

»Sie sind in Los Angeles.« Damit es besser klingt, füge ich »Haolaiwu – Hollywood« hinzu.

Ihm scheint nicht aufzufallen, dass ich seine andere Frage gar nicht beantwortet habe, denn er sagt: »May wollte immer nach Haolaiwu.«

»Hast du sie in den Filmen gesehen? Sie spielt in vielen Filmen mit. Ich auch. Wir haben zusammen gearbeitet. Erst waren wir Komparsen, und dann ... Hast du uns gesehen?«

Er sieht mich an wie ein Wesen von einem anderen Stern.

»Joy, so heißt du, oder? Das hier« – er macht eine ausholende Armbewegung – »ist China. Wir sehen hier keine Hollywood-Filme.« Dann fragt er: »Wo kommst du her? Wie bist du hergekommen?«

»Entschuldigung, ich dachte, ich hätte dir das gesagt. Ich komme aus Los Angeles. Ich bin gekommen, um dich kennenzulernen und den revolutionären Kampf zu unterstützen!«

Er lässt den Kopf zurückfallen, als wollte er die Decke betrachten. Als er wieder mich ansieht, fragt er: »Was hast du getan? Bist du von Sinnen?«

»Was meinst du damit? Ich musste dich kennenlernen«, sage ich. »Willst du mich nicht?«

»Bis vor ein paar Minuten wusste ich noch nicht einmal, dass es dich gibt.«

Er wirft einen Blick über die Schulter in die Diele. Beim Anblick meines Koffers runzelt er die Stirn. »Was hast du vor? Dein Wu-Dialekt klingt nicht ganz richtig. Er ist einigermaßen passabel, aber die meisten Leute werden gleich merken, dass du nicht von hier bist. Selbst wenn du den Shanghaier Dialekt perfekt beherrschen würdest, mit deiner Frisur und deiner Kleidung siehst du immer noch so aus, als gehörtest du nicht hierher.«

Warum muss er das alles so negativ klingen lassen?

»Deine Mutter und deine Tante können unmöglich damit einverstanden gewesen sein, dass du herkommst«, fügt er hinzu. Er will mehr Informationen aus mir herauslocken, aber dazu bin ich immer noch nicht bereit.

»Eure Regierung hat Leute wie mich aufgerufen herzukommen.« Ich versuche die Begeisterung durchklingen zu lassen, die ich seit Monaten verspüre. »Ich möchte helfen, die Neue Gesellschaft aufzubauen.« Aber es ist, als hätte man den Deckel von einem Reistopf genommen. Der ganze Dampf ist zu schnell entwichen. Warum ist er nicht glücklicher, mich zu sehen? Warum hat er mich nicht umarmt oder geküsst? »Und ich bin da nicht die Einzige.«

»Du bist die Einzige, die ... die ...« Er schluckt. Ich warte darauf, dass er die Worte ausspricht, die ich hören muss. »Die meine Tochter ist.« Er verstummt und knetet sich das Kinn. Hin und wieder schaut er mich an, überlegt, denkt nach. Offenbar sucht er nach einer Lösung für ein schwieriges Problem, aber wo liegt das Problem? Er hat mich schon als seine Tochter anerkannt. Schließlich fragt er: »Bist du Künstlerin? Kannst du malen?«

Eine seltsame Frage. Als Künstlerin würde mich wohl niemand bezeichnen. Deshalb lüge ich. »Ja! Das wurde immer behauptet.«

»Erzähl mir von den vier Arten der Kunst.«

Soll das eine Prüfung sein? Ich beiße mir auf die Unterlippe, um meine Enttäuschung zu verbergen, und versuche mich zu erinnern, was ich in Chinatown gesehen habe. Zum chinesischen Neujahr gab es immer Kalender. Sogar Pearls Café hat einen Kalender machen lassen, den wir unseren treuesten Kunden geschenkt haben.

»Es gibt Neujahrskalender«, sage ich zögernd.

»Stimmt. Das ist eine von vier anerkannten Kunstformen. Sie sind für Bauern bestimmt – wie Volkskunst – und deshalb gut für die breiten Massen. Politische Porträts und Propagandaplakate würden ebenfalls in diese Kategorie fallen.«

Ich erinnere mich an etwas, das ich an der Universität von Chicago gelernt habe, und sage es auf: »Mao hat gesagt, die Kunst soll Arbeitern, Bauern und Soldaten dienen. Sie soll eng mit der revolutionären Praxis verbunden sein.«

»Du bist mit den vier Arten der Kunst noch nicht fertig. Was ist mit dem sozialistischen Realismus?«

Daran erinnere ich mich genau, vom College her. »Er gibt die echte Welt beinahe wissenschaftlich genau wieder, wie ein Spiegel: die Volksmassen, die einen Damm bauen, junge Frauen, die in einer...



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