E-Book, Deutsch, 164 Seiten
Reihe: Sport und Kommunikation
Seeger / Pfander Geisterspiele und Kommerz
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7398-0601-3
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Entfremdung im deutschen Profifußball während der COVID-19-Pandemie
E-Book, Deutsch, 164 Seiten
Reihe: Sport und Kommunikation
ISBN: 978-3-7398-0601-3
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Was wäre die Welt nur ohne den Fußball? Fußball steht für Leidenschaft, Emotionen und Zusammenhalt. Der Fußball verbindet Woche für Woche Fans aller Couleur mit dem gemeinsamen Ziel, den Sieg der eigenen Mannschaft zu feiern.
Die Autoren analysieren die aktuelle Situation im deutschen Profifußball. Bereits vor der Covid-19-Pandemie sorgte die voranschreitende Kommerzialisierung für viel Unmut und kontroverse Diskussionen unter zahlreichen Fangruppierungen. Viele sind der Meinung, im Fußball gehe es nur noch um das Geld. In diesem Buch werden nun Handlungsfelder auf allen Ebenen aufgezeigt, dieser Entfremdung entgegenzuwirken.
Prof. Christof Seeger war Geschäftsführer eines mittelständischen Zeitungsverlages, bevor er 2005 als Professor an die Hochschule der Medien in Stuttgart wechselte. Er lehrt unter anderem zu Themen der Personalführung und des Managements. 2021 begründete er die Vertiefungsrichtung Sportkommunikation im Master
Crossmedia Publishing & Management an der HdM.
Oliver Pfander studiert im Master Crossmedia Publishing & Management mit dem Schwerpunkt Sportkommunikation an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Als aktiver Tischtennisspieler und langjähriger Fußballfan ist er sehr mit dem Sport verbunden.
Autoren/Hrsg.
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3 Profifußball in Deutschland
Um die Strukturen und die wirtschaftliche Entwicklung im Profifußball zu verstehen und nachvollziehen zu können, betrachten wir im Folgenden die drei deutschen Profi-Ligen und skizzieren kurz die wichtigsten wirtschaftlichen Eckdaten. 3.1 Strukturen des deutschen Fußballs
Wie andere Sportarten auch, ist der Fußball in Deutschland in einer Verbandsstruktur organisiert. Das Prinzip dahinter ist, dass es für jede Sportart einen Weltfachverband geben soll, der wiederum nur einen kontinentalen sowie nationalen Fachverband als Mitglied akzeptiert. Damit wird das Ziel verfolgt, dass es beispielsweise eine einheitliche Auslegung von Spielregeln gibt und die Planung und Durchführung von internationalen Turnieren vereinfacht wird. Dieses „Ein-Platz-Prinzip“ ist die Basis des pyramidalen Konstruktionsprinzips im deutschen Fußball. 3.1.1 Deutscher Fußball Bund (DFB) Der Deutsche Fußball Bund (DFB) steht als höchste Institution an der Spitze des organisierten Fußballs. Mit der Gründung am 28. Januar 1900 wurde auch der Grundstein zur dynamischen Entwicklung des Fußballs als Volkssport Nr. 1 gelegt. Heute bezeichnet sich der DFB selbst als einer der stärksten Weltfachverbände des Weltsports (vgl. dfb.de). Die Mitglieder des DFB bestehen wiederum aus den Regional- und Landesverbänden sowie der Deutschen Fußball Liga (DFL). Insgesamt sind mehr als 25.000 Mitgliedsvereine und über 7,1 Mio. Mitglieder unter dem Dach des DFB organisiert (vgl. ebd.). Die allgemeinen Bedingungen, Rechtsformen, Aufgaben oder auch der Zweck des DFB sind in seiner Satzung konstituiert. Der eingetragene Verein (e.V.) hat seinen Sitz in Frankfurt. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören nach Satzung, neben der Interessenvertretung der Mitglieder im In- und Ausland auch „die Ausübung des Fußballsports in Meisterschaftsspielen“ (vgl. DFB-Satzung 2019, Präambel). Ebenso ist in der Satzung verankert, dass es zu den Aufgaben gehört, den Fußball nachhaltig zu fördern sowie Nachwuchstalente zu entwickeln und Infrastrukturprojekte zu initiieren und zu fördern. Neben den organisatorischen Aufgaben gehört es zu den Kernfeldern, den „Fair-Play“-Gedanken im Teamsport zu fördern und gegen Diskriminierung und Rassismus auf und neben dem Fußballplatz einzustehen. Darüber hinaus beschäftigt sich der DFB mit der Gewaltprävention und mit weiteren sozialen Angelegenheiten. Durch die vereinseigene „DFB-Stiftung Egidius Braun“ werden beispielsweise Integrationsprojekte unterstützt. 3.1.2 Der Ligaverband und die Deutsche Fußball Liga (DFL) Der Spielbetrieb des professionellen deutschen Fußballs oblag bis Ende der Saison 2000/01 dem DFB. Am 18. Dezember 2000 wurde der Ligaverband „Die Liga – Fußballverband e.V.“ als Tochterverein des DFB gegründet. Bis zum August 2016 war dies auch die offizielle Bezeichnung. Mittlerweile führt der Verein die Bezeichnung „DFL Deutsche Liga e.V.“ Mit dieser Neugründung ging der Spielbetrieb der Bundesliga und der 2. Bundesliga auf den Ligaverband über. Dadurch wurde die Trennung zwischen dem Profifußball und dem Amateur- und Breitensport vollzogen. Um für die Fußballklubs sowie für deren Sponsoren und strategische Partner ein attraktives Umfeld zu schaffen, wurde die „Deutsche Fußball Liga GmbH“ gegründet; sie vermarktet seit dem 1. Juli 2001 die Bundesliga sowie die 2. Bundesliga. Neben der Rechtevermarktung arbeitet die DFL an den Rahmenbedingungen des Fußballs, ist aber auch Vorreiter im Bereich eSports und der virtuellen Bundeliga sowie Co-Gründer der Sporttechnologiemesse „SportInnovation“. Mit der Gründung der „DFL for Equity“ im Jahr 2018 verfolgt man das Konzept, sich an innovativen Start-Ups sowie an mittelständischen Unternehmen der Technologie-, Medien- und Sportbranche zu beteiligen (vgl. DFL Wirtschaftsreport 2019). Durch Büros in den USA oder in China wird zudem eine Internationalisierungsstrategie vorangetrieben, um das Produkt „Bundesliga International“ auf ausländischen Märkten zu positionieren. Die Marktzugänge und Kontakte zu Marketing- und Medienpartnern sind im Zuge einer Expansion und weiteren Kommerzialisierungsabsichten wichtige Eckpfeiler. Ähnlich wie auch der DFB vertritt die DFL soziale Wertestrukturen und setzt sich gegen Rassismus und Diskriminierung ein. Es werden auch ganz konkrete Projekte unterstützt, um die Inklusion zu fördern oder bei der Integration von Flüchtlingen zu helfen. Abbildung 1: Grundstruktur des deutschen Fußballs (Quelle: eigene Abbildung) 3.1.3 Lizenzierungsverfahren Für die Teilnahme an der Bundesliga und der 2. Bundesliga müssen sich die Vereine lizenzieren lassen. In der Lizenzordnung werden die Richtlinien und Vorgaben genau beschrieben, und es handelt sich dabei um ein formalisiertes Verfahren, welches regelmäßig durchgeführt werden muss. Im Falle einer Lizenzverweigerung droht der Zwangsabstieg in eine niedere Spielklasse. Um die Lizenzen tatsächlich zu erhalten, müssen die Vereine zahlreiche Kriterien erfüllen. Neben den rein sportlichen Aspekten handelt es sich dabei um rechtliche, infrastrukturelle, administrative sowie medientechnische Kriterien. Ein wichtiges Kriterium ist der Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Damit soll sichergestellt werden, dass ein Verein während der laufenden Saison den Spielbetrieb nicht aufgrund finanzieller Schwierigkeiten einstellen muss und insolvenzbedingt ausscheidet. Diese wirtschaftlichen Nachweise sind jeweils für die kommende Saison zu erbringen. Man kann hier schon sehen, dass die Finanzierungen der Vereine eine eher kurzfristige Perspektive haben und der Fokus der DFL auf der reibungslosen Organisation und Durchführung des Ligabetriebes liegt (vgl. Teichmann 2007, S. 238). Die lizenzierten Vereine verpflichten sich zudem, einen Anteil in einen solidarischen Sicherheitsfonds einzubezahlen, um im Notfall anderen Vereine über wirtschaftliche Engpässe zu helfen. Die Inanspruchnahme der Notfallreserve ist klar geregelt und geht auch mit Abzug von Tabellenpunkten einher. Neben der Sicherstellung der finanziellen Rahmenbedingung werden in der Lizenzierungsordnung weiterhin viele Regelungen getroffen, die im Sinne einer Vereinheitlichung und der Schaffung von notwendigen Standards sinnvoll sind, allerdings auch die Vereine in manchen Bereichen im eigenen Innovations- und Kreativitätspotenzial einschränken. Ein solches Beispiel ist die Präsentation von Werbepartnern auf Trikots. Es ist nämlich genau festgelegt, an welcher Stelle und in welcher Größe Werbung platziert werden kann. Eine individuelle Lösung ist nicht möglich. Damit kann ein Verein an dieser Stelle potenziellen Werbepartnern auch kein Alleinstellungsmerkmal anbieten. Während der Corona-Hochphase hat die DFL die Lizenzierungskriterien sogar nochmals etwas verschärft, um drohenden Ausfällen von Vereinen entgegenzuwirken. Die wichtigsten Kriterien in der Lizenzierungsordnung sind in Tabelle 1 dargestellt. Kriterium Voraussetzung Sportliche Kriterien •Führung eines Leistungszentrums •Medizinische Untersuchung der Spieler Rechtliche Kriterien •Vorlage des aktuellen Handelsregisters •Name der Kapitalgesellschaft muss Namen des Vereins enthalten •Unterwerfung an Regelungen des DFB und der DFL Personelle, administrative Kriterien •Cheftrainer benötigt gültige Fußball-Lehrer-Lizenz des DFB, gültige UEFA-Pro-Lizenz oder von DFB anerkannte ausländische Trainerlizenz •Qualifikationen, Fachkenntnisse für Tätigkeitsbereiche müssen nachweisbar sein •Personelle Änderungen müssen unverzüglich der DFL mitgeteilt werden Infrastrukturelle Kriterien •Besitz eines Stadions bzw. eines Stadionmietvertrags •Genehmigung des Stadions durch Bauaufsichtsbehörde •Ausrüstung: Rasenheizung, beheizbarer Trainingsplatz, Torlinientechnologiesystem, Naturrasen-Spielfläche Spielorganisatorische Anforderungen •Erfüllung der...