Seiffge-Krenke | Jugendliche in der Psychodynamischen Psychotherapie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 448 Seiten

Seiffge-Krenke Jugendliche in der Psychodynamischen Psychotherapie

Kompetenzen für Diagnostik, Behandlungstechnik, Konzepte und Qualitätssicherung

E-Book, Deutsch, 448 Seiten

ISBN: 978-3-608-12049-3
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Umfassend – bewährt – auf neuestem Stand
- Das Grundlagenwerk für die Therapie mit Jugendlichen
- Das bewährte Lehrbuch
- Enthält zahlreiche Fallvignetten
Bei diesem Buch handelt es sich um eine völlige Neubearbeitung des bewährten Lehrbuches »Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Therapie mit Jugendlichen«, das seit der Erstveröffentlichung im Jahr 2007 mehrere Auflagen erfahren hat und für den die Autorin den Heigl-Preis erhalten hat. Die Neuausgabe wurde gründlich überarbeitet und trägt dem Wandel der Krankheitsbilder und neuen Möglichkeiten der Behandlung in den letzten Jahren Rechnung.
Folgendes ist neu hinzugekommen oder wurde erweitert:
- Mentalisierungsbasierte, interaktionelle und bindungsbezogene Therapie
- Therapie mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund und ihren Eltern
- Therapie struktureller Störungen, Therapie trans*Jugendlicher, Einfluss der Medien
- Konflikt vs. Strukturdiagnostik im Sinne der OPD-KJ
- Qualitätssicherung und Therapieprozessforschung
Dieses Buch richtet sich an:
- PsychotherapeutInnen in Klinik und Praxis
- AusbildungskandidatInnen und Studierende des Studiengangs Psychotherapie
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Weitere Infos & Material


1. Kapitel Einleitung
»Würdest du mir bitte sagen, welchen Weg ich einschlagen muss?« »Das hängt in beträchtlichem Maße davon ab, wohin du gehen willst«, antwortete die Katze. »Oh, das ist mir ziemlich gleichgültig«, sagte Alice. »Dann ist es auch einerlei, welchen Weg du einschlägst«, meinte die Katze. »Hauptsache, ich komme irgendwohin«, ergänzte sich Alice. »Das wirst du sicher, wenn du lange genug gehst«, sagte die Katze. (Lewis Carroll, Alice im Wunderland, 1865, S. 103) Psychodynamische Psychotherapeuten leisten nicht nur den größten Anteil, sie sind in der ambulanten und stationären Versorgung von Jugendlichen unverzichtbar. Ihr therapeutischer Zugang, ihre Haltung und ihre Kompetenzen sind in einer Altersgruppe gefragt, die keineswegs leicht zu behandeln ist. Auch formal haben sich die Voraussetzungen für psychodynamische Jugendlichen-Therapeuten verbessert. Seit In-Kraft-Treten des Psychotherapeutengesetzes 19991 wurde die Ausbildung von Kinder- und Jugendlichen-Therapeuten und deren berufliche Grundlage auf eine neue, sichere Basis gestellt. Der 8. Deutsche Psychotherapeutentag (DPT) forderte bereits 2006 in einer einhellig verabschiedeten Resolution, für Kinder- und Jugendlichen-Therapie eine Mindestquote von 20 % der Bedarfsplanung vorzusehen, es dauerte allerdings einige Zeit, bis diese realisiert wurde (Schwarz, 2019). Dies erbrachte tatsächlich neue Kassensitze, konnte aber das Stadt-Land-Gefälle strukturell nicht beheben. Inzwischen liegen neue Informationen zur Bedarfsplanung vor, ist die Reform der Aus- und Weiterbildung in Psychotherapie in Deutschland u. a. durch die im Bundestag (12/2019) verabschiedete Novelle des Psychotherapeutengesetzes, basierend auf dem Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit, vorangeschritten, eine Approbationsordnung wurde vom Bundesrat am 14. 2. 2020 verabschiedet, Weiterbildungsordnungen werden folgen. Ab 2020 wird es also einen neuen Studiengang Master in Psychotherapie (zumeist an psychologischen Instituten) geben, der psychodynamische Perspektiven im Studium – nach einer jahrzehntelangen Dominanz verhaltenstherapeutischer Verfahren – gleichberechtigt unterrichtet und erforscht und in der die Lehre altersübergreifend ist, also diagnostische und therapeutische Perspektiven in Bezug auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene integriert. Erst nach Abschluss dieses verfahrens- und altersübergreifenden Studiums kann eine Weiterbildung in einem speziellen Verfahren, z. B. psychodynamische, d. h. tiefenpsychologisch fundierte (TP), und psychoanalytische Therapie (PA) bei Kindern und Jugendlichen angeschlossen werden mit der Möglichkeit des Erwerbs der jeweils anderen Fachkunde für die jeweils andere Altersstufe. Die Durchlässigkeit und Flexibilität ist also sehr groß geworden, und der Beruf des Kinder- und Jugendlichen-Therapeuten deutlich aufgewertet und dem des Erwachsenentherapeuten gleichgestellt. Diese Neuerungen in der psychodynamischen Aus- und Weiterbildung – und dass international »psychodynamisch« die gebräuchliche Form ist – sind der Grund dafür, weshalb in diesem Buch zumeist der Begriff psychodynamisch gebraucht wird, unter dem im deutschen Kassensystem die Finanzierung von tiefenpsychologisch fundierten und von analytischen Psychotherapien mit Kindern und Jugendlichen erfolgt. Die Psychodynamik ist also das »gemeinsame Dach«, unter dem international, aber auch in den anderen deutschsprachigen Ländern, diagnostische und therapeutische Arbeit geleistet wird. Dieses Buch hat sich zum Ziel gesetzt, auf dem Hintergrund von Theorien, Forschungsbefunden und therapeutischer Praxis einen Beitrag zu wesentlichen Arbeitsschwerpunkten von Jugendlichen-Psychotherapeuten zu leisten. In den letzten 20 Jahren hat sich das Interesse an dieser Entwicklungsphase – der Jugend – verstärkt und die therapeutische Vorgehensweise stark verändert, und zwar auf Grund von folgenden Entwicklungen: Eine größere Differenzierung in den ätiologischen Faktoren, die das Verständnis des Einflusses von Entwicklungsfaktoren hervorgebracht und dazu geführt haben, dass diese verstärkt in der therapeutischen Arbeit benutzt werden. Neurobiologische Erkenntnisse und Ergebnisse der Bindungsforschung wurden stark rezipiert und in ihrer Bedeutung für die Adoleszenztherapie reflektiert. Der frühen Entwicklung wurde in ihrer Bedeutung für die spätere Psychopathologie stärker Rechnung getragen, etwa durch die Wahrnehmung der Bedeutung früher Traumatisierungen und belastender Lebensereignisse. Zugleich wurde die Adoleszenz als »Fenster der Vulnerabilität« begriffen, als zentrale Schnittstelle, von der aus sich weitere psychopathologische Entwicklungen, z. B. als Einflüsse auf das junge Erwachsenalter (»emerging adulthood«), zeigen. Gravierende gesamtgesellschaftliche Veränderungen, der Einfluss der neuen Medien, Veränderungen in den Familienformen und eine zunehmende kulturelle Diversität waren in diagnostische und therapeutische Konzepte zu integrieren. Jugendliche Patienten heutzutage unterscheiden sich deutlich von jenen, die noch vor 20, 30 Jahren therapiert wurden. Dieser Krankheitswandel hängt auch mit gesamtgesellschaftlichen Veränderungen zusammen, wie ich in diesem Buch belegen will. Wesentliche Impulse zur Beachtung der Realität – im Vergleich zu den unbewussten Phantasien – kamen von der Bindungsforschung. Sie sollen in den nächsten Kapiteln dargestellt werden, ebenso wie entwicklungspsychopathologische Befunde, die von besonderer klinischer Relevanz sind. Aufgrund der beschriebenen Veränderungen werden Fragen der Diagnostik (etwa durch OPD-KJ), der Behandlungstechnik und auf psychodynamischem Denken gründende neue Behandlungsmethoden wie strukturorientierte Psychotherapie, MBT (Mentalisierungsbasierte Therapie) und TFP (Übertragungsfokussierte Psychotherapie) in diesem Buch einen besonderen Schwerpunkt ausmachen. Dabei geht es auch um Fragen der Unterscheidung zwischen Konflikt- und Strukturpathologie sowie Traumapathologie. In Anbetracht der Möglichkeit, die »zweite Chance« (Blos, 2015, S. 19) zur grundlegenden Veränderung der psychischen Struktur zu nutzen, ist die psychodynamische Behandlung von Jugendlichen eine große Aufgabe, die die Kompetenz von Therapeuten herausfordert. Ein Kapitel dieses Buches wird sich daher Fragen der Kompetenz und Professionalisierung (Wer sind wir? Was macht einen »hinreichend guten« Jugendlichen-Therapeuten aus?) widmen. Die später zusammengetragenen Evaluationsstudien unterstreichen, dass diese Altersgruppe sehr von einer solchen Therapie profitiert; die Effektstärken liegen nur wenig unter denen für Erwachsenenbehandlungen. Aber neben der Effizienz hat die Forschung noch viele andere spannende Ergebnisse zur Psychotherapie bei Jugendlichen zu bieten. Eine psychodynamische Behandlung von Jugendlichen kann sich – wie in weiteren Kapiteln dieses Buches nachgewiesen werden soll – in ihrem Verlauf und in behandlungstechnischer Hinsicht sehr von einer Erwachsenenbehandlung unterscheiden. Daher ist es besonders wichtig, die entwicklungspsychologischen Basisdaten dieser Entwicklungsphase zu kennen, konturieren sie doch den Hintergrund, vor dem sich der psychodynamische Prozess zwischen Therapeut und jugendlichem Patienten entfaltet. ...


Seiffge-Krenke, Inge
Inge Seiffge-Krenke, Dr. phil., war Professorin für Entwicklungspsychologie und Gesundheitspsychologie an der Universität Mainz mit Schwerpunkt Jugendforschung. Sie ist Psychoanalytikerin und in der Lehre und Supervision von Ausbildungskandidaten für Kinder- und Jugendlichentherapeuten tätig.

Inge Seiffge-Krenke, Dr. phil., war Professorin für Entwicklungspsychologie und Gesundheitspsychologie an der Universität Mainz mit Schwerpunkt Jugendforschung. Sie ist Psychoanalytikerin und in der Lehre und Supervision von Ausbildungskandidaten für Kinder- und Jugendlichentherapeuten tätig.


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