Severing / Loebe Zukunftssicher durch flexible Ausbildungszeiten?
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-7639-4441-5
Verlag: wbv Media
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Neue Metall- und Elektroberufe in der Diskussion
E-Book, Deutsch, 180 Seiten, PDF
Reihe: Wirtschaft und Bildung
ISBN: 978-3-7639-4441-5
Verlag: wbv Media
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Dieser Sammelband dokumentiert Lösungsansätze zu einer Neuordnung der Berufslandschaft, die auf einer Fachtagung des Zentrums für Ausbildungsmanagement Bayern vorgestellt wurden.
Vor dem Hintergrund der neuen Metall- und Elektroberufe wurden Erfahrungen aus der Praxis ebenso diskutiert wie grundsätzlichere Überlegungen aus Wissenschaft und Berufsbildungspolitik.
Zentraler Ansatz ist dabei, durch eine größere Flexibilität von Ausbildungsinhalten und Ausbildungszeiten die Aufnahmekapazität und Leistungsfähigkeit des dualen Systems zu erhöhen.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Pädagogik Pädagogik Bildungssystem Bildungsökonomie
- Sozialwissenschaften Pädagogik Berufliche Bildung Wirtschaftspädagogik, Berufspädagogik
- Sozialwissenschaften Pädagogik Pädagogik Bildungssystem Bildungspolitik, Bildungsreform
- Technische Wissenschaften Technik Allgemein Technik: Berufe & Ausbildung
Weitere Infos & Material
Geleitwort
Eckart Severing, Geschäftsführer, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb)
Einleitung
Markus Sackmann, Staatssekretär, Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen: Kann die Politik einen Beitrag zur Ausbildung der Zukunft leisten?
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer, BayME - Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro e.V., VBM - Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e.V.: Eckpunkte einer flexiblen Ausbildung in der Metall- und Elektroindustrie
I. Mehr Flexibilität als Beitrag zur Zukunft der Berufsausbildung
Eckart Severing, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb): Duale Ausbildung zukunftsfähig gestalten - Flexibilität und Durchlässigkeit in der Berufsausbildung erhöhen
Friedhelm Holterhoff, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: Flexibilität durch "Berufsgruppen mit Maß und Mitte"
Reinhold Weiß, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): Flexible Ausbildung durch flexible Ausbildungszeiten: Was leisten zweijährige Ausbildungsberufe?
Ernst Hartmann, Institut für Innovation und Technik, VDI/VDE Innovation + Technik GmbH: Akademische Weiterbildung für Facharbeiter - Neue Entwicklungen und Herausforderungen
II. Flexible Ausbildung am Beispiel neuer Berufe in der Metall- und Elektroindustrie
Heiko Weber, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb): Neue Berufsprofile in der Metall- und Elektroindustrie
Rüdiger Hopf, Kaeser Kompressoren GmbH: Die Ausbildung zum "Maschinen- und Anlagenführer" am Beispiel der Kaeser Kompressoren GmbH
Rudolf Krug, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb): Der neu geschaffene Ausbildungsberuf "Industrieelektriker"
Karlheinz Müller, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA): Enge Verzahnung von Aus- und Weiterbildung in der Produktionstechnologie
Josef Amann, Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern: Die Übergangsmöglichkeiten der neuen Ausbildungsberufe: Status quo und Verbesserungsansätze
III. Flexible Dauer der Berufsausbildung - neue Herausforderungen für die Berufsschule
Carlo Dirschedl, Berufliche Schulen Altötting: Flexible Berufsausbildung am Beispiel der Staatlichen Berufsschule Altötting
Franz Edfelder, BMW Group: Kooperation zwischen Ausbildungsunternehmen und Berufsschule am Beispiel der BMW Group
Robert Geiger, Werner Lucha, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus: Die Berufsschule als flexibler Partner einer flexibilisierten Berufsausbildung
Neue Berufsprofile in der Metall- und Elektroindustrie (S. 85-86)
Heiko Weber, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb)
Abstract
Im Zuge des technologischen und organisatorischen Wandels ergeben sich in immer schnelleren Zyklen Änderungen in den betrieblichen Prozessen und den Anforderungen an die Mitarbeiter. Immer seltener entsprechen die Anforderungen an den Arbeitsplätzen bzw. in den betrieblichen Einsatz- und Tätigkeits bereichen der Mitarbeiter den „klassischen“ Qualifikationsprofilen eines erlernten Ausbildungsberufs.
Die Neuordnung der Metall- und Elektroberufe hat diesen Entwicklungen durch die Schaffung breiter angelegter und gestaltungs offener dreieinhalbjähriger Berufe Rechnung getragen. Aber auch unterhalb der Ebene hoch qualifizierter Facharbeit haben sich auf den bisher vorwiegend von An- und Ungelernten, zunehmend jedoch auch von qualifizierten Facharbeitern ausgefüllten sogenannten Einfacharbeitsplätzen neue Tätigkeits- und Anforde rungs pro file entwickelt. Für dieses neue Anforderungssegment wurden in jüngerer Zeit bereits einige neue Ausbildungsberufe im Bereich der Metall- und Elektroindustrie entwickelt. Der vorliegende Beitrag zeichnet zunächst die Entwicklungen der letzten Jahre nach und umreißt knapp Hintergrund und Gestaltungsprinzipien der neu geschaffenen Ausbildungsberufe. Anschließend stellt der Beitrag aktuelle Untersuchungen des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) vor, die weiteren Modernisierungsbedarf im Bereich der Metall- und Elektroberufe aufzeigen.
1 Veränderte Qualifikationsanforderungen in der Metall- und Elektroindustrie
Infolge technologischer und arbeitsorganisatorischer Entwicklungen steigen die Anforderungen an die Qualifikationen und Kompetenzen der Beschäftigten in den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie nicht nur im Bereich hoch qualifizierter Facharbeit, sondern auch auf Arbeitsplätzen, die bisher vorwiegend von An- und Ungelernten ausgefüllt wurden. Arbeitsplätze für Facharbeiter in den direkten Produktionsbereichen umfassen aufgrund der Automatisierung von Fertigungsprozessen zunehmend planerische, kontrollierende und systemoptimierende Tätigkeiten. Diese Entwicklung hat zu veränderten Beschäftigtenstrukturen in den Betrieben geführt: Waren 1980 mit 51 Prozent noch mehr als die Hälfte der Arbeiter an- oder ungelernt, reduzierte sich der Anteil bis zum Jahr 2006 auf 42 Prozent (Gesamtmetall 2009).
Während mit Blick auf die gestiegenen und geänderten Anforderungen an eine flexible und gestaltungsoffene Ausbildung in den Jahren 2003/04 die dreieinhalbjährigen industriellen Metall- und Elektroberufe neu geordnet wurden, zeigt sich, dass auch Tätigkeiten unterhalb dieses Niveaus, die bisher von An- und Ungelernten ausgeführt werden konnten, künftig immer öfter eine Ausbildung erfordern werden: Einfache Arbeit wird anspruchsvoller. Untersuchungen des f-bb stützen den Befund, dass es im Beschäftigungssystem zu einem Wandel von Facharbeit und einfacher Arbeit gekommen ist. Die Beschleunigung der technischen Entwicklung und die darauf ausgerichtete Organisation der Arbeit führen dazu, dass einfache manuelle um anspruchsvollere Tätigkeiten im Rahmen der Prozess- und Qualitätssicherung und der kontinuierlichen Verbesserung ergänzt werden (Galiläer/Wende 2008; Weber 2008a; Zeller et al. 2004).
Dies hat Auswirkungen auf die Qualifikationsanforderungen sowohl im Bereich der Facharbeit als auch im Bereich der „Einfacharbeit“: Ein Großteil der Tätigkeiten im Segment der An- und Ungelernten wird anspruchsvoller, während zugleich Teile höher qualifizierter Facharbeit vereinfacht werden. Es entsteht ein Anforderungssegment zwischen hoch qualifizierter Facharbeit und Einfacharbeit, für das neue Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden müssen. Vor diesem Hintergrund wurden in den letzten Jahren bestehende Berufsbilder modernisiert und neue Ausbildungsberufe eingeführt, die eine (verkürzte) Grundausbildung mit der Eröffnung von Weiterbildungsoptionen verbinden.