E-Book, Deutsch, Band 60, 384 Seiten
Reihe: Julia Saison
Shalvis / Darcy / Anderson Julia Saison Band 60
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7515-0168-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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E-Book, Deutsch, Band 60, 384 Seiten
Reihe: Julia Saison
ISBN: 978-3-7515-0168-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
ROMANZE MIT HINDERNISSEN von JILL SHALVIS
Jason ist fasziniert von der einfühlsamen Tierärztin Melissa. Bei ihrem heißen Flirt vergisst er fast, dass er im Auftrag ihrer Mutter den Kontakt zu ihr suchte. Wie wird Melissa darauf reagieren, wenn er ihr die Wahrheit sagt?
FAST ZU SPÄT DAS GLÜCK ERKANNT von EMMA DARCY
Nina und Jack sind glücklich - bis Nina schwanger wird. Sie weiß, dass Jack keine Kinder will, und macht ohne ein Wort der Erklärung mit ihm Schluss. Doch neun Monate später legt sie Jack das schönste Baby der Welt in den Arm. Und wartet atemlos auf seine Reaktion ...
IMMER FÜR DICH DA von CAROLINE ANDERSON
Bei jedem Blick in Bens Augen fängt Livs Herz an zu pochen. Doch als der reiche Unternehmer ihr einen Antrag macht, ist die alleinerziehende Mutter enttäuscht: Ben will sie nur heiraten, damit sie und ihre Kinder versorgt sind. Aber Liv träumt von einer Liebesehe!
New York Times-Bestsellerautorin Jill Shalvis lebt in einer Kleinstadt in Sierras, voller verschrobener Mitmenschen. Jegliche Ähnlichkeit mit den Quirky Charakters in ihren Büchern ist, naja, meistens zufällig. Besuchen Sie sie auf ihrer Website www.jillshalvis.com, um mehr über Jills Bücher und ihre Abenteuer als Berge erklimmendes Stadtkinde zu lesen.
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1. KAPITEL
Wäre sie danach gefragt worden, so hätte Melissa Anders zweifellos geantwortet, dass ihr Leben in bester Ordnung sei. In unbeobachteten Momenten jedoch atmete sie manchmal ganz tief ein, schloss die Augen und fragte sich, wie um alles in der Welt sie nur in diese Situation geraten war.
Ihr Leben spielte sich derzeit in der kleinen, pittoresken Ortschaft Martis Hills in Kalifornien ab, wo Melissa die Leiden verschiedener Haus- und Nutztiere heilte, statt sich, wie sie es einmal geplant hatte, um die überzüchteten und verhätschelten Katzen und Hunde der Reichen und Schönen zu kümmern.
Nicht, dass sie ihren Beruf als Tierärztin nicht lieben würde, im Gegenteil. Aber während der langen anstrengenden Jahre ihres Studiums, in denen sie so beschäftigt damit gewesen war, für ihre Prüfungen zu lernen und gleichzeitig genug Geld zu verdienen, um sich durchzuschlagen, hatte sie sich ihre Zukunft irgendwie anders vorgestellt. Nun jedoch lebte sie inmitten sanft geschwungener Hügel und Felder, in einem Landstrich, der von sehr viel mehr Kühen als Menschen bewohnt wurde, und betrieb eine von nur zwei Tierarztpraxen im Umkreis von einigen hundert Kilometern.
Die Bewohner des Ortes – Melissa war in Los Angeles aufgewachsen und weigerte sich beharrlich, Martis Hills als Stadt zu bezeichnen – waren alle sehr freundlich, ein wenig zu freundlich vielleicht. Spontan und unaufgefordert klopften sie an ihre Tür, stellten viele neugierige Fragen und redeten praktisch ununterbrochen auf die neue Tierärztin ein. Manchmal brachten sie allerdings auch selbst gebackene Kekse oder erstaunlich schmackhafte Aufläufe mit.
In den ersten Monaten hatte Melissa darauf gewartet, dass ihr der Grund für diese überwältigende Freundlichkeit klar werden würde. Aber das war nicht passiert. Vielleicht war sie auch einfach in einem Ort aus einem Märchenbuch gelandet.
Es war nicht so, dass sie ihre Zeitgenossen grundsätzlich nicht mochte. Aber alles in allem waren Tiere ihr lieber. Tiere stellten keine Fragen, sie akzeptierten und liebten Menschen bedingungslos. Tiere kamen nicht auf den Gedanken, ihre Kinder einfach aufzugeben, nur weil sie Ballett tanzten und sich nicht mit einem weinenden Baby belasten wollten …
Oh je, ist das etwa ein kleiner Anflug von Selbstmitleid? dachte Melissa, als sie aus dem Auto stieg. Sie strich die einfache schwarze Hose und die weiße Bluse, die sie trug, glatt und ging auf das große Farmhaus zu, das Dr. Myers vor Jahren zu einer Tierarztpraxis umgebaut hatte. Er hatte sich kürzlich zur Ruhe gesetzt und lebte jetzt bei seiner Schwester in Phoenix. Melissa hatte Haus und Praxis gemietet – mit der Option auf einen späteren Kauf, die sie aber selbstverständlich nicht wahrnehmen würde. Das wäre reiner Wahnsinn. Allerdings war die Miete sensationell niedrig, zumindest gemessen an den Preisen, die sie aus Los Angeles kannte. Und angesichts der Studiendarlehen, die Melissa noch zurückzahlen musste, war das ein entscheidendes Argument.
Genau das war auch der Grund für ihren Umzug aufs Land, das zumindest redete Melissa sich jedenfalls ein. Die niedrigen Lebenskosten und die Neugier auf das Landleben. Es hatte rein gar nichts mit der Tatsache zu tun, dass sie vor achtundzwanzig Jahren genau hier zur Welt gekommen war.
Oder mit der Tatsache, dass ihre Mutter hier lebte.
Melissa verzog das Gesicht und beschleunigte ihren Schritt. Nein. Wozu sollte sie sich selbst etwas vormachen? Der wahre Grund, warum sie nach Martis Hills gezogen war, lag darin, dass sie in ihrem tiefsten Inneren den Wunsch verspürte, der einzigen Verwandten, die sie noch hatte, nahe zu sein. Und wenn sie genauer über diesen Wunsch, diese verdammte Schwäche nachdachte, wurde Melissa so wütend auf sich selbst, dass sie diesen Gedanken möglichst rasch verdrängte.
Sie schloss die Tür der Praxis auf, schaltete das Licht an und holte tief Luft. Wie immer drang ihr ein vertrauter, scharfer Duft in die Nase. Um morgens wach zu werden, gab es nichts Besseres als den Geruch von Desinfektionsmitteln.
Der umgebaute ehemalige Wohnraum eignete sich hervorragend als Wartezimmer. Vor den Fenstern stand eine Reihe von Stühlen, und die Regalwand gegenüber war mit einigen Verkaufsartikeln wie Zahnbürsten für Schweine und Mitteln gegen Mundgeruch bei Hunden gefüllt. Der Empfangsbereich war winzig, was aber kein großes Problem darstellte, da Melissa sich ohnehin keine Sprechstundenhilfe leisten konnte.
Sie war gerade in ihren weißen Kittel geschlüpft und ordnete einige Papier auf dem Empfangstresen, als sich die Vordertür öffnete und dabei eine Glocke zum Läuten brachte, die Tote hätte wecken können. An ihrem ersten Tag in der Praxis hatte Melissa diese Glocke entfernt, woraufhin buchstäblich jeder Patient ihr mitteilte, dass Dr. Myers genau diese Glocke vor fünfundvierzig Jahren aus Europa mit nach Kalifornien gebracht hatte und alle sich an ihren Klang gewöhnt hätten. Am zweiten Tag hatte sie die Glocke wieder aufgehängt. Traditionen wurden im Märchendorf Martis Hills sehr gepflegt.
Der Mann, der eingetreten war, wandte ihr den Rücken zu, während er die Tür schloss. Er war groß und schlank und trug die übliche Kleidung der Einheimischen: verblichene alte Jeans und ein weißes T-Shirt. Mit einem leisen innerlichen Seufzer dachte Melissa zurück an die Tage in Los Angeles, als sie sich einfach nur auf der Straße umschauen musste, um die neuesten Exemplare aus den Designerkollektionen bewundern zu können.
Als der Besucher sich jedoch umdrehte und sie sein Gesicht sah, waren alle sehnsüchtigen Gedanken an ihr schönes Leben in der großen Stadt wie weggeblasen.
Er war etwa dreißig Jahre alt. Sein Haar war hellbraun, beinahe blond. Wahrscheinlich lag das an der Sonne, denn auch sein sehniger und muskulöser Körper wirkte, als würde dieser Mann viel Zeit im Freien verbringen. Sicher war er Farmer, wie so viele Männer in dieser Gegend. Im Moment jedoch beugte er sich leicht über das in ein Handtuch gehüllte Bündel in seinem Arm, aus dem ein lautes und empörtes Miauen ertönte.
„Ich habe hier jemanden, der Ihre Hilfe braucht, Dr. Anders.“ Er blickte ihr in die Augen und schenkte ihr ein äußerst gewinnendes Lächeln.
Melissa war nicht überrascht, dass er ihren Namen kannte. Das war eine weitere Begleiterscheinung des Landlebens. Hier blühte der Klatsch an allen Ecken und Enden, und als allein stehende Frau aus der Großstadt, die die Tierarztpraxis des guten alten Dr. Myers übernommen hatte, stand sie ganz oben auf der Liste der beliebtesten Themen.
Manchmal, wenn sie nachts wach lag und sich Gedanken über ihr Leben machte, fragte sie sich, warum sie sich überall dort, wo sie hinkam, fehl am Platze fühlte. Aber diese Sorgen gehörten in die dunklen Nachtstunden, nicht in die morgendliche Arbeitszeit.
Jetzt war es Tag, und ein Patient wartete darauf, dass sie sich um ihn kümmerte. Und Melissa liebte ihre Patienten, sie liebte sie mehr als alles andere. Als er ihr die Katze vorsichtig überreichte, berührten sich ihre Arme. Sie trug ihren langärmeligen Kittel, spürte aber dennoch die Wärme seines bloßen, braun gebrannten Arms. Und sie sah die vier langen Kratzer auf seiner Haut, die darauf schließen ließen, dass er bereits einen anstrengenden Morgen hinter sich hatte.
Die Erleichterung darüber, die kleine Kratzbürste losgeworden zu sein, war ihm deutlich anzusehen, als er das Handtuch ausschüttelte und mit den Händen über sein Hemd strich, um es von den Katzenhaaren zu befreien. Sein eigenes Haar war relativ lang, es fiel ihm in die Stirn, als er Melissa erneut anlächelte: „Und? Glauben Sie, Sie können etwas für ihn tun?“
Die Augen des Mannes waren grün und strahlten eine beruhigende Wärme und Herzlichkeit aus, die ihr selbst manchmal fehlten. Zumindest im Umgang mit anderen Menschen. Jetzt allerdings spürte Melissa, wie ihre Mundwinkel sich unwillkürlich hoben und sie sein Lächeln erwiderte. „Schauen wir mal. Kommen Sie bitte mit.“
Sie betrat den ersten der drei Behandlungsräume und setzte die zitternde kleine Katze auf den Tisch, während sie sie weiter mit festem, aber sanftem Griff festhielt. „Ganz ruhig,“ murmelte sie und beugte sich über das Tier. „Ich kümmere mich schon um dich. Wie ist sein Name?“, fragte sie dann.
„Oh.“ Wieder blitzte das Lächeln auf. „Terror.“
„Wie bitte?“
Er lachte und hob seinen zerkratzten Arm. „Nun ja, wir hatten einige Meinungsverschiedenheiten, deswegen habe ich ihn so genannt. Aber eigentlich heißt er Bob.“
„Bob“, sagte Melissa sanft. Sie rieb ihre Wange am weichen Fell der Katze und wiederholte den Namen mit weicher Stimme.
Der Klang und die Berührung ihrer Wange schienen die Katze zu beruhigen, denn das laute Gejammer verstummte.
„Oh, welch himmlische Ruhe.“ Ihr Besucher seufzte auf, während er seine Aufmerksamkeit von dem Tier auf der Liege abwandte und Melissa anschaute. Sie war sich ziemlich sicher, dass der Blick dieser grünen Augen so manches Frauenherz schneller schlagen ließ. „Sie haben offenbar magische Kräfte.“ Er trat ein paar Schritte nach hinten und lehnte sich gegen die Wand. „Ich werde mich am besten zurückziehen, damit Sie weiter Ihre Zauberkünste entfalten können.“
Melissa streichelte den Kopf der Katze, sodass ein lautes Brummen den Raum erfüllte.
Der Mann an der Wand richtete sich auf. „Was ist denn das?“
„Haben Sie noch nie eine Katze schnurren hören?“
„Doch, sicher. Aber das hier klingt ja eher nach einem Traktor, der nicht...