E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
Shalvis Traummänner und andere Wundertüten
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95576-804-1
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95576-804-1
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nichts zählt für Elle mehr als ihre Freunde, ihre Karriere und umwerfende Schuhe - wäre da nicht Archer Hunt. Wie kann es sein, dass sich all ihre Gedanken nur noch um diesen sturen, muskelbepackten Security-Mann drehen, der ihr irgendwie noch wichtiger ist als alles andere? Und das Schlimmste: Elle weiß genau, dass es keinen Zweck hätte, ihm das zu sagen. Die einzige Lösung ist, sich mit anderen Männern zu treffen, um Archer zu vergessen - auch wenn das ein Leben lang dauern sollte ...
»Bezaubernd geschrieben, Charaktere, die man einfach lieben muss, berührend, urkomisch ...«
Library Journal
»Jill Shalvis enttäuscht uns nicht!«
RomanceJunkiesReviews.com
»Eine perfekte 10! Wieder einmal schenkt Jill Shalvis ihren Leserinnen eine sexy, lustige, heiße Geschichte«
RomRevToday.com
»Ein absoluter Gewinner. Die Leserinnen werden bei diesem Pageturner nicht mehr aus dem Lachen herauskommen.«
RT Book Reviews
Weitere Infos & Material
1. Kapitel
#BringtMichZuEuremBoss
Zum Glück liebte Elle Wheaton es, das Sagen zu haben und Leute herumzukommandieren. Genau das war es, was sie an ihrem Job so spannend fand. Wäre das nicht der Fall, würde sie definitiv zu wenig Geld verdienen, um sich mit all den Idioten abzugeben, die ihr das Leben schwer machten. »Die letzte Nacht war eine Katastrophe«, sagte sie.
Ihr Boss sah nicht einmal ansatzweise so besorgt aus wie sie und zuckte nur mit den Schultern. Seine Geschäfte waren vielfältig, unter anderem war er der Besitzer des Pacific Pier Building mitten in San Franciscos Cow Hollow District, in dem sie gerade standen. Ein Umstand, den Spence lieber für sich behielt. Um genau zu sein, wusste außer Elle nur eine einzige Person davon. Als Hauptverwalterin des Gebäudes war es Elle, die sich um alle anfallenden Aufgaben kümmerte und immer die erste Ansprechpartnerin war – eine in ihren Augen stets souveräne und fantastische Ansprechpartnerin. Auch wenn das, was in der letzten Nacht passiert war, ihre Beherrschung etwas ins Wanken gebracht hatte.
»Ich vertraue dir«, sagte er.
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Mit anderen Worten: ›Bring das in Ordnung, Elle. Ich habe keine Lust, mich darum zu kümmern.‹«
»Na gut, das auch«, antwortete er lächelnd und rückte seine Brille zurecht.
Sie versperrte sich gegen seinen Charme. Er war einer von diesen übermäßig intelligenten Nerds, die auf eine total unbewusste Art und Weise sexy waren, doch auch wenn er ihr bester Freund war und sie ihn liebte, gab es gewisse Grenzen. »Lass mich das Desaster noch mal kurz für dich zusammenfassen«, sagte sie. »Zuerst sind um Mitternacht im ganzen Gebäude die Lichter in den Notausgangsschildern ausgefallen. Deshalb konnte Mrs. Winslowe aus Apartment 3D die Stufen nicht sehen, als sie mit ihrem halbblinden Hund nach draußen wollte. Szenenwechsel zu Mr. Nottingham aus 4A, der – das sollte nicht unerwähnt bleiben – sich gerade unbemerkt aus dem Apartment seiner heimlichen Freundin schleichen wollte und dabei ausgerutscht und in einem Hundehaufen gelandet ist.«
»Besser als jeder Film«, kommentierte Spence lachend.
Vorwurfsvoll verschränkte Elle die Arme. »Mr. Nottingham hat sich den Knöchel gebrochen, und damit sind wir noch gut davongekommen. Er wurde mit dem Krankenwagen in die Klinik gebracht und wird uns sicher verklagen. Und du findest das witzig.«
»Komm schon, Elle. Wir wissen doch beide, wie hart das Leben sein kann, wenn man es lässt. Man muss die Dinge auch mal von der anderen Seite betrachten. Wir zahlen die Krankenhausrechnung und eine neue Hose für Mr. Nottingham, und dann lasse ich noch einen Wochenendausflug springen. Er kann seine Freundin mitnehmen – oder seine Frau. Oder sogar beide, falls er will. Wir kriegen das schon wieder hin.« Er grinste, als er ihren skeptischen Gesichtsausdruck bemerkte. »Besorg dir erst mal irgendwas mit Koffein. Du siehst aus, als könntest du das gebrauchen.«
»Wieso kann ich nicht einfach ein normales Leben haben?«, fragte Elle kopfschüttelnd.
»Vergiss ›normal‹. ›Normal‹ wird überbewertet. Und jetzt trink dieses widerliche grüne Zeug, ohne das du anscheinend nicht leben kannst.«
»Das ist einfach nur Tee, du Spinner. Und ich könnte problemlos ohne ihn leben, wenn ich müsste.« Sie machte eine kurze Pause. »Ich kann nur nicht garantieren, dass die Leute um mich herum das auch von sich behaupten könnten.«
»Eben, wozu also ein Risiko eingehen?«
Sie verdrehte die Augen. Es nagte immer noch an ihr, was letzte Nacht vorgefallen war. Hier im Gebäude kannte sie jeden. Jede Firma in der ersten und zweiten Etage. Jeden Bewohner in der dritten und vierten. Und sie fühlte sich für jeden von ihnen verantwortlich.
Dass jemand unter ihrer Aufsicht verletzt worden war, war nicht akzeptabel. »Dir ist doch klar, dass für das Notausgang-System die Sicherheitsfirma zuständig ist, oder? Das bedeutet, dass die Firma, die du engagiert hast, versagt hat.«
Spence verstand sofort, worauf sie hinauswollte, und sah auf einmal überhaupt nicht mehr belustigt aus. Er stellte seinen Kaffeebecher ab. »Elle, nein.«
»Spence, du bist vor einem Jahr zu mir gekommen und wolltest, dass ich die Geschäftsführung übernehme. Du wolltest, dass ich dir den Rücken freihalte, und wir beide wissen, dass ich darin ziemlich gut bin. Deshalb werde ich auch mit Archer, deinem Sicherheitschef, über diesen Zwischenfall reden.«
Er verzog das Gesicht. »Dann lass mich wenigstens noch das Gebäude evakuieren, bevor ihr aufeinander losgeht.«
»Es wird keinen Streit geben.« Zumindest keinen, von dem sie ihm erzählen würde. »Ich mache nur meinen Job, und dazu gehört es nun mal auch, Archer Hunt zu beaufsichtigen.«
»Theoretisch schon«, gab Spence zu. »Aber du weißt genauso gut wie ich, dass er sich von niemandem etwas sagen lässt und dass er dich ganz sicher nicht als seine Chefin betrachtet. Er betrachtet niemanden als seinen Chef.«
Elle grinste und trank noch einen Schluck Tee – den Nektar der Götter. »Das ist sein Problem, nicht meins.«
Mit schmerzverzerrtem Gesicht stand er auf. »Es wird ihm gar nicht gefallen, wenn du ihm um diese Uhrzeit vorschnell irgendwelche Vorwürfe machst.«
»Sehe ich so aus, als würde mich das interessieren?«
»Mich interessiert es«, erwiderte Spence. »Es ist noch zu früh, um dir dabei zu helfen, seine Leiche zu vergraben.«
Sie lachte auf. Es war kein Geheimnis, dass sie und Archer nicht die besten Freunde waren. Das Problem mit Archer war, dass er dachte, die Welt, sie selbst eingeschlossen, drehe sich nur um ihn.
Aber ihre Welt drehte sich nicht um ihn. Wenn überhaupt, dann nur um sie selbst. »Wenn jeder einfach nur seinen Job machen und mir aus dem Weg gehen würde …«, sagte sie, verstummte aber, weil Spence ihr ohnehin nicht mehr zuhörte. Stattdessen starrte er aus dem Fenster, und auf einmal war jeder Muskel seines drahtigen Körpers angespannt. Er winkte sie zu sich heran, damit sie sehen konnte, was seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
Eine Frau verließ gerade das Café unten, und Spence fixierte sie mit seinem Blick. Es war seine Ex-Freundin, die ihr Möglichstes getan hatte, um ihm das Herz herauszureißen.
»Soll ich ihr Hausverbot erteilen?«, fragte Elle. »Ich könnte auch dafür sorgen, dass sie wegen irgendeines Verbrechens angeklagt wird.« Sie machte natürlich nur Witze. Oder zumindest größtenteils.
»Du musst dich nicht auch noch um meine verdammten Dates kümmern.«
Wenn man bedachte, dass er mehrere Millionen schwer war und wie übel ihm mitgespielt worden war, wären ein paar Nachforschungen über seine Dates in der Tat besser, aber Elle wollte nicht mit ihm streiten. Mit Spence zu diskutieren, war, wie eine Wand anzuschreien. Nichtsdestotrotz hatte er sich seit der Trennung von seiner Ex-Freundin mit keiner anderen Frau mehr getroffen, und das war inzwischen Monate her. Es tat ihr im Herzen weh, wie eingeschüchtert er jetzt war.
»Hey, nur für den Fall, dass du das noch nicht bemerkt hast: Heiße, superintelligente Nerds sind gerade ziemlich angesagt. Du findest eine Bessere.« Eine viel Bessere …
Er antwortete nicht, und Elle verdrehte die Augen. »Wieso sind eigentlich alle Männer solche Idioten?«
»Weil Frauen keine Gebrauchsanweisung beiliegt.« Er wandte den Blick vom Fenster ab. »Ich muss jetzt los. Keine Toten heute, Elle.«
»Schon klar.«
Spence wartete und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu.
Sie seufzte. »Schön. Ich werde Archer nicht umbringen.«
Nachdem er sie allein gelassen hatte, trug sie etwas Lipgloss auf – für sich selbst natürlich, nicht für Archer – und verließ ihr Büro. Langsam ging sie den Flur hinunter. Sie liebte dieses Gebäude und konnte sich auch nach all der Zeit nicht an der einzigartigen Architektur sattsehen. Die verzierten Backsteinwände, die offen liegenden Stahlträger, die riesigen Panoramafenster auf jeder Etage. Und natürlich der gepflasterte Hof mit dem riesigen Brunnen, zu dem abergläubische Trottel aus ganz San Francisco strömten, um ihr Geld hineinzuwerfen und sich etwas zu wünschen.
Ihr Büro befand sich im zweiten Stock am nördlichen Ende des Gebäudes. An Tagen mit klarem Himmel konnte sie bis zum Marina Green Park und der Bucht sehen und mit etwas Glück sogar noch ein winziges Stückchen der Golden Gate Bridge erkennen.
Sie würde es zwar nie zugeben, aber sogar nach einem Jahr fand sie es noch aufregend, mitten im Herzen der Stadt zu wohnen. Obwohl sie nicht weit von hier entfernt aufgewachsen war, war es doch eine ganz andere Welt gewesen. Und gesellschaftlich mindestens zehn Stufen weiter unten.
Es war noch immer früh am Morgen, sodass ihr im Gebäude kaum jemand begegnete. Als sie an einem Fahrstuhl vorbeiging, öffneten sich die Türen, und eine der Haushälterinnen schob einen mit Putzmitteln beladenen Rollwagen heraus.
»Hallo, Schätzchen«, sagte Trudy mit einer Stimme, die Zeugin von drei Jahrzehnten Zigarettenkonsums war. »Brauchst du irgendetwas?«
»Nein, alles bestens.« Das war natürlich gelogen, aber sosehr sie Trudy auch mochte, sie könnte nicht einmal dann etwas für sich behalten, wenn ihr Leben davon abhinge. »Ich genieße nur den wundervollen Morgen«, erklärte sie und nippte an ihrem Tee.
»Oh, wie schade«, entgegnete Trudy. »Ich dachte, dass Sie vielleicht nach diesem heißen Typen mit dem beachtlichen Gerät...




