E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Shaw Sinnliche Blicke aus saphirblauen Augen
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-1370-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-1370-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die sinnlichen Küsse des geheimnisvollen Brasilianers Diego Cazorra sind so verlockend wie verboten für Clare. Denn sie hat sich als Nonne verkleidet, um ihre entführte Schwester zu retten. Da kann sie wohl schlecht eine Liebesaffäre beginnen! Sosehr sie Diego auch begehrt ...
Chantelle Shaw ist in London aufgewachsen. Mit 20 Jahren heiratete sie ihre Jugendliebe. Mit der Geburt des ersten Kindes widmete sie sich ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter, ein Vollzeitjob, da die Familie bald auf sechs Kinder und verschiedene Haustiere anwuchs. Chantelle Shaw entdeckte die Liebesromane von Mills & Boon, die sie schon aus ihrer Jugend kannte, in den ersten Jahren als Mutter neu. Während ihrer unfreiwillig nachtaktiven Zeit, hatte sie häufig ein Baby im Arm und ein Buch in der anderen Hand. In ihrer Freizeit fing Sie an, eigene Geschichten zu schreiben. Mills & Boon lehnte ihre ersten Entwürfe ab, ermutigte sie aber weiter zu machen. Doch als Mutter von sechs Kindern, die auch noch halbtags arbeitete, blieb ihr kaum Zeit. Erst 20 Jahre später begann sie wieder ernsthaft zu schreiben, als sie versuchte über den Tod ihrer Mutter hinweg zu kommen. Sie konnte sich in die Welten in ihrem Kopf flüchten und so für einige Zeit ihre Trauer vergessen. Seit dieser Zeit mag Chantelle Shaw Liebesromane noch mehr als zuvor, denn kein anderes Genre verleiht seinen Lesern ein ähnliches Gefühl von Glück und Entspannung. Sie liebt es, starke, entschlossene und sexy Helden zu kreieren, die letztendlich das große Glück und die Liebe finden. Das Schreiben nimmt ihre meiste Zeit ein, aber wenn sie einen freien Kopf braucht, geht sie in ihren Garten oder spazieren. Manchmal wünschte sie sich nur, dass sie auch von der Hausarbeit einen freien Kopf bekommen würde.
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2. KAPITEL
Entschlossen, dem Charisma des Goldgräbers nicht zu verfallen, blickte Clare nach vorn auf die Straße. Es gab ein Hinweisschild nach Boa Vista, das hoch im Norden lag, doch Diego bog bald von der Hauptstraße auf eine unbefestigte Piste ab.
„Es gibt keine gepflasterten Straßen in Richtung Westen“, erklärte er. „Die meisten Leute, die die Städte an der Grenze zu Kolumbien und Peru besuchen wollen, fahren mit dem Boot auf dem Rio Negro.“
„Warum haben wir dann kein Boot genommen?“
„Vor Torrente wird der Fluss schmaler, deshalb können die Drogenbosse die Gegend besser kontrollieren. Es gibt eine Start- und Landebahn am Stadtrand, die sie ebenfalls kontrollieren. Mit dem Jeep bin ich unabhängig.“
Dass Kriminelle alle Zufahrtswege nach Torrente überwachten, deprimierte Clare. Sie hoffte, Becky nach der Lösegeldübergabe so schnell wie möglich in Sicherheit bringen zu können. Sollte sie Diego den wahren Grund für ihre Reise verraten? Vielleicht würde er sich dann bereit erklären, Becky und sie nach Manaus zu bringen. Schwester Ann zufolge war er zwar vertrauenswürdig, aber sie wollte niemandem außer den Nonnen vertrauen.
Clare dachte an ihren Vater in London. Rory Marchant wartete bestimmt angespannt auf Neuigkeiten, ließ sich seiner Frau gegenüber allerdings nichts anmerken. Tammi Marchant war erst Anfang fünfzig, hatte jedoch vor einem Jahr einen schweren Schlaganfall erlitten und war seitdem halbseitig gelähmt. Es brach Clare das Herz, ihre früher so lebenslustige und immer noch schöne Mutter nun so hinfällig zu sehen. Ihr Vater pflegte sie rund um die Uhr und hatte seiner Tochter deshalb die Leitung der Agentur übertragen.
Sie hatte sich der Herausforderung gestellt und die Aufgabe mit Bravour gemeistert. Da sie viel arbeitete, hatte sie keine Zeit, über ihre Trennung von Marc zu grübeln. Die Krankheit ihrer Mutter und die liebevolle Fürsorge ihres Vaters hatten ihr gezeigt, dass sie später einmal eine genauso glückliche Ehe führen wollte. Deshalb würde sie auch auf den Richtigen warten, den Mann, den sie lieben und dem sie vertrauen konnte.
Positiv war, dass sie eine engere Bindung zu ihrem Vater entwickelt hatte, weil sie sich gemeinsam um Tammi kümmerten und er sie nach wie vor in der Agentur beriet. Zum ersten Mal überhaupt hatte sie das Gefühl, dass er genauso stolz auf sie war wie auf ihre Schwester. Natürlich konnte sie Becky, die eins der gefragtesten Models der Welt war, nicht das Wasser reichen, aber es war eine angenehme Erfahrung zu merken, dass es auch Vorteile hatte, die intelligente und nicht die schöne Tochter zu sein.
Vermutlich waren ihr Ruhm und ihre Bekanntheit der Grund dafür, dass man Becky gekidnappt hatte. Vielleicht hatte man sie gefesselt – oder schlimmer, dachte Clare, atmete dann allerdings tief durch, weil ihr Herz zu rasen begann. Um sich abzulenken, suchte sie nach einem geeigneten Gesprächsthema.
„Was genau macht ein Goldsucher eigentlich? Mir ist klar, dass Sie nach Gold suchen, aber das kann ja nicht alles sein.“
„Im Großen und Ganzen schon. Ich suche mit Metalldetektoren an Stellen, wo ich Goldvorkommen vermute.“
„Aber woher wissen Sie, wo Sie suchen sollen?“
„Ich habe gute Geologiekenntnisse und ein Auge für Mineralbildung. Ich habe immer die entsprechende Ausrüstung dabei, um Gestein untersuchen zu können, aber oft verlasse ich mich auch auf meine Eingebung. Ich suche schon seit Jahren Gold und Diamanten und baue sie ab.“
Sie ließ den Blick zu seinen gebräunten Fingern am Lenkrad schweifen und erinnerte sich daran, wie rau diese sich angefühlt hatten. „Haben Sie auch selbst in Minen gearbeitet? Warum haben Sie einen so gefährlichen Job gewählt?“
Diego zuckte die Schultern. „Ich musste meinen Lebensunterhalt verdienen, und da ich nicht lange zur Schule gegangen bin, war ich in meiner Berufswahl eingeschränkt“, sagte er trocken. „Bergbau ist gefährlich, aber gut bezahlt.“
Ein schlecht ausgebildeter Minenarbeiter, der Tolstoi las? Clare betrachtete sein markantes Profil und überlegte, wo er wohl so gut Englisch gelernt haben mochte, auch wenn er einen sexy Akzent hatte. Sie errötete, als er den Kopf wandte. „Sie führen offenbar ein interessantes Leben, Senhor Cazorra“, bemerkte sie leise.
„Diego“, erinnerte er sie. „Und was hat Sie bewogen, Nonne zu werden?“
Sie biss sich auf die Lippe, während sie nach einer Antwort suchte.
„Sie sind, mit Verlaub, eine schöne junge Frau, und ich finde es nicht normal, wenn Sie Ihr Leben der Keuschheit verschreiben.“
Clare sah ihn im selben Moment erschrocken an, als er sich wieder zu ihr umwandte, und ihre Blicke begegneten sich. Wieder einmal nahm sie ein Knistern zwischen ihnen wahr. Fand er sie wirklich schön? Verglichen mit ihrer Schwester, hatte sie sich nie hübsch gefunden.
Vermutlich flirtete er mit jeder Frau, der er begegnete. Doch selbst wenn er sie attraktiv fand, konnte sie nicht darauf eingehen, ohne ihre Tarnung aufzugeben.
„Wir sind alle auf einer Reise, und dies ist der Weg, den ich gewählt habe“, erwiderte Clare ausweichend. Das war nicht gelogen, denn der Weg nach Torrente führte zu ihrer Schwester. Als sich in diesem Moment ein Schwarm Papageien aus den Bäumen erhob, griff sie das Thema auf.
„Oh, sehen Sie mal, Papageien! Ich habe vor Kurzem eine Dokumentation über den Amazonas gesehen. Schwester Ann sagte, Sie würden den Regenwald sehr gut kennen. Bestimmt sehen Sie dort viele exotische Tiere.“
Wieder zuckte Diego die Schultern. „Ich jage gelegentlich Wildschweine, wenn ich Hunger habe und mir die Vorräte ausgegangen sind. Und man sollte immer einen Blick in seinen Schlafsack werfen, bevor man hineinkriecht, für den Fall, dass eine Tarantel hineingekrabbelt ist.“
„Wirklich?“ Das Blut wich ihr aus dem Gesicht. „Ich hasse Spinnen.“ Sie zuckte zusammen, als er durch ein Schlagloch fuhr und sie fast mit dem Kopf gegen die Seitenscheibe geprallt wäre. Die unbefestigte Straße wurde immer unebener und der Regenwald immer dichter. Doch Clare mochte nicht an Spinnen oder andere tödliche Kreaturen denken, die dort vielleicht lauerten. Genauso wenig wie an die Verbrecher, die Becky entführt hatten. Sie zwang sich, an schönere Dinge zu denken. „Soweit ich weiß, leben viele verschiedene Affenarten im Regenwald. Mögen Sie Affen, Senhor Cazorra?“
„Als Essen?“, konterte er lässig.
„Natürlich nicht. Sie essen hoffentlich keine Affen, oder?“ Entsetzt sah sie ihn an und merkte dann an seinem jungenhaften Lächeln, dass er sie aufzog. Sein Lächeln konnte ihr gefährlich werden, und dass sie sich seiner Nähe so überdeutlich bewusst war, machte die ohnehin stressige Situation noch schlimmer. Seufzend wandte Clare sich ab und blickte aus dem Fenster, wobei sie immer wieder die interessante Flora und Fauna kommentierte.
Sie waren schon ein paar Stunden gefahren, als die ersten Tropfen auf die Windschutzscheibe trafen und der Himmel wenige Minuten später seine Schleusen öffnete.
Diego fluchte leise, denn er wusste aus Erfahrung, dass die Straße sich bald in eine Schlammpiste verwandeln würde. Er musste sich angestrengt aufs Fahren konzentrieren, doch seine Beifahrerin redete ohne Pause. Sie war ein wandelndes Lexikon.
„Schwester Clare …“, unterbrach er ihren Redefluss. „Haben Sie je mit dem Gedanken gespielt, einem Schweigeorden beizutreten?“
Prompt stieg ihr das Blut ins Gesicht. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie sie nackt im Bett lag und vor Erregung errötete. Unbehaglich veränderte er seine Position, weil sein Körper sofort reagierte.
„Tut mir leid. Ich rede immer zu viel, wenn ich nervös bin“, gestand sie.
„Kein Wunder, dass Sie nervös sind. Torrente ist kein schöner Ort.“ Er wünschte, sie hätte auf ihn gehört. „Falls Sie umkehren wollen, sagen Sie es jetzt. Wenn die Straße erst einmal überflutet ist, kann ich nicht mehr wenden, ohne zu riskieren, dass der Wagen stecken bleibt.“
„Wir können nicht umkehren!“ Es hatte schärfer als beabsichtigt geklungen, und auf seinen neugierigen Blick hin zwang sie sich, ruhiger zu sprechen. „Ich möchte nach Torrente, denn ich muss dort einen Job antreten.“
„Hätten Sie nicht in England unterrichten können?“, meinte er leise und fügte etwas auf Portugiesisch hinzu, das sie zum Glück nicht verstand.
Er hatte recht gehabt. Noch vor fünf Minuten hatte die Sonne geschienen, doch jetzt kamen wahre Wassermassen herunter, und die Straße war kaum noch zu erkennen. Erneut wäre Clare fast mit dem Kopf gegen die Scheibe gestoßen, als Diego durch ein weiteres Schlagloch fuhr und der Jeep dann unvermittelt stehen blieb. Er gab Gas, doch die Räder drehten im Schlamm durch. Als er den Rückwärtsgang einlegte, hielt sie den Atem an. Der Jeep bewegte sich ein Stück rückwärts, bevor er wieder stoppte.
„Was machen wir jetzt?“ Clare musste schreien, um das Geräusch des prasselnden Regens zu übertönen. „Ich dachte, das Wetter sollte sich erst in ein paar Tagen verschlechtern.“
„Im Regenwald regnet es jeden Tag“, erwiderte Diego ironisch. „Es dauert jetzt wahrscheinlich noch eine Stunde. Aber so lange können wir nicht warten, sonst versinkt der Wagen im Schlamm. Ich habe Bretter im Kofferraum, die ich unter die Hinterreifen legen werde.“
Er zog seinen Hut tief ins Gesicht, bevor er die Tür öffnete und hinaussprang. Bereits nach wenigen Sekunden war er bis auf die Haut durchnässt. „Rutschen Sie auf den...