Siepmann | In mir selbst zu Hause | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Reihe: Achtsam leben

Siepmann In mir selbst zu Hause

Geborgen in der Welt
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-95803-393-1
Verlag: Scorpio Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Geborgen in der Welt

E-Book, Deutsch, 128 Seiten

Reihe: Achtsam leben

ISBN: 978-3-95803-393-1
Verlag: Scorpio Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wer allein ist, ist auch einsam? Im Gegenteil: Gerade das regelmäßige Rendezvous mit uns selbst kann uns helfen, (wieder) ein echtes und tragfähiges Gefühl des Geborgenseins und der Verbundenheit aufzubauen - mit uns selbst, unseren Mitgeschöpfen und dem gesamten Planeten.

Anja Siepmann, geb. 1969, war zunächst Film- und Fernsehproduzentin, bevor sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin Psychotherapie machte und seit 2010 ihre eigene Praxis eröffnete. Neben der Einzelarbeit als Therapeutin ist sie als Facilitator für Achtsamkeitstraining, Familienaufstellungen und Meditation in offenen Gruppen sowie in Unternehmen tätig.
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Im Körper beheimatet sein


»Ich habe schon so viele Anläufe unternommen, meditieren zu lernen. Ich bin sicher, dass es gut für mich wäre, aber ich kann es einfach nicht. Sobald ich auf dem Kissen sitze oder auf dem Boden liege, werde ich unruhig. Mein Körper rebelliert und ich muss unheimlich viel Zeug denken.«

Viele Menschen haben instinktiv das Bedürfnis, gelegentlich Zeit mit sich allein zu verbringen – in der Stille zu entspannen und aufzutanken. Sie suchen diese Phasen des Alleinseins, um wieder zu sich zu finden, denn die Geschäftigkeit des Alltags kann dazu führen, dass wir den Kontakt zu uns selbst verlieren. Wenn wir über zu lange Zeit mit unserer Aufmerksamkeit viel im Außen waren, powern wir uns aus und werden leer. Dann fehlt uns etwas, wir haben die Verbindung zu uns verloren und werden unzufrieden. Doch obwohl der Impuls in die richtige Richtung, nämlich zum eigenen Sein führt, stoßen viele Menschen dabei auf Schwierigkeiten.

Vielleicht kennst du das auch, dass du gerne meditieren oder einfach nur irgendwo entspannt sitzen möchtest. Sobald du aber dem Wunsch folgst und dich niederlässt, wird dein Körper nach kürzester Zeit sehr unruhig – die Beine fangen an zu zappeln, der Nacken und die Schultern versteifen sich, im Bauch macht sich Rumoren breit. Bald kommen auch noch viele unruhige Gedanken dazu. Manche Menschen sagen dann: »Meditation ist nichts für mich, ich werde dabei unruhig« oder »Einfach so dasitzen und nichts tun macht mich ganz rappelig«. Dabei ist es nicht die Stille selbst, die die Menschen unruhig macht. Wahrscheinlicher ist, dass sie in der Ruhe den Lärm in ihrem Inneren wahrnehmen: die Geschäftigkeit des Geistes, das Brüten, Planen, Abhaken, Lösen und Kontrollieren, das sie permanent auf Trab hält.

Die Stille ist nicht auf den Gipfeln der Berge. Der Lärm ist nicht auf den Märkten der Städte. Beides ist in den Herzen der Menschen.

Die Einheit von Körper
und Geist spüren


Wenn der Geist immerzu beschäftigt und mental permanent in Bewegung ist, ist es kein Wunder, wenn der Körper da mitmischen möchte, denn Körper und Geist sind eins. Wir Menschen sind nicht zweigeteilt. Wir sind verkörperter Geist bzw. beseelter Körper. Was wir physisch erleben, führt zu einer geistigen Reaktion, und was wir mental erleben, spüren wir auch im Körper. Das kannst du dir klarmachen, indem du dich auf eine kleine Vorstellungsreise begibst:

SELBSTERFAHRUNG

Denke an etwas, das du noch zu erledigen hast. Es muss nichts Kompliziertes sein. Es könnte die Wochenendplanung betreffen: Was muss eingekauft, wer muss kontaktiert werden, wann ist Zeit für Haushalt, für Freizeit, für Familie? Male es dir genau aus, denke auch daran, was geschehen würde, wenn du etwas sausen lässt. Gib dir ein bis zwei Minuten für diese Fantasie und richte dann deine Aufmerksamkeit auf deinen Körper. Was nimmst du wahr? Sind da Ruhe und Entspannung – oder Anspannung und Unruhe?

Ein Schritt, der in Richtung Ruhe und Entspannung führt, ist die Beruhigung des Geistes. Gib dem Denken keine Energie und werde mental still. Doch sei darauf gefasst, dass es schier unmöglich ist, einfach aufzuhören zu denken. Leichter ist es, wenn du deiner Aufmerksamkeit eine Alternative anbietest. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Wenn du also deine Aufmerksamkeit auf etwas anderes als Gedanken – also Erinnerungen, Pläne, Wünsche, Ängste, Stimmungen oder mentale Bilder – richtest, entziehst du dem Unruhegeist Energie.

SELBSTERFAHRUNG

Statt den Gedanken zu folgen, lass deine Aufmerksamkeit auf deinem Atem ruhen. Nimm einfach den kontinuierlichen Fluss des ein- und ausströmenden Atems wahr. Konzentriere dich nicht auf eine bestimmte Stelle im Körper, sondern öffne dich für das ganzheitliche Erleben von Ausdehnung und Zusammenziehen, Füllen und Leeren, Frisches Aufnehmen und Verbrauchtes Loslassen. Erlaube dem Atem, seinem eigenen Rhythmus zu folgen. Dies ist keine Atemübung, in der du den Atem manipulierst, verlängerst, vertiefst oder Ähnliches. Der Atemstrom dient einfach als Gegenstand, auf den du deine Aufmerksamkeit richtest, sodass sie sich nicht auf mentale Aktivitäten fokussieren kann. Wann immer du bemerkst, dass du doch mal in Gedanken abgeschweift bist, halte inne, nimm ein oder zwei bewusste tiefe Atemzüge und dann atme ganz normal weiter und kehre mit deiner Aufmerksamkeit wieder zu der Wahrnehmung des Atemstroms als ganzheitliche körperliche Erfahrung zurück. Ohne Druck, ohne Hetze – einfach das Denken verlassen und zur Wahrnehmung der Atmung wechseln.

Die Beruhigung der Gedanken funktioniert ebenso gut, wenn du deine Aufmerksamkeit auf andere körperliche Erfahrungen lenkst. Alle Sinne bieten sich hierfür an:

SELBSTERFAHRUNG

Du kannst offen und entspannt hören, welche Geräusche in deine Wahrnehmung kommen. Wie beim Atem geht es nicht darum, bestimmte Dinge zu hören. Lass die Geräusche einfach zu dir kommen. Suche nicht nach ihnen und sortiere auch nicht nach angenehmen oder unangenehmen Geräuschen. Was du hörst, das lass dich einfach voll und ganz hören – so lange es anhält. Du wirst bemerken, dass sich dein Hörerleben kontinuierlich verändert. Es gibt Geräusche, die nähern und entfernen sich, andere bleiben in ihrer Lautstärke, ihrem Rhythmus über längere Zeit unverändert, dennoch verändert sich etwas in deiner Wahrnehmung. Andere Geräusche schalten sich dazwischen. Etwas, was gerade noch unangenehm war, wird einfach monoton und weniger deutlich. Versuche nicht, den Geräuschquellen auf den Grund zu gehen, gib den Geräuschen keine Bezeichnungen, keine Bewertungen, halte sie einfach für eine Weile in deiner Aufmerksamkeit. Stell dir deine Aufmerksamkeit dabei nicht wie eine Faust vor, die das Objekt krampfhaft umschließt, sondern eher wie eine mit der Handfläche nach oben geöffnete Hand, in der der Atem wie eine Blüte gehalten wird, sanft und sicher.

Genauso kannst du dich dem Riechen, Schmecken oder Tasten öffnen. Jede Sinneserfahrung ist eine Körpererfahrung und kein Denken. Du ziehst also Energie vom Denken ab und lenkst sie auf den Körper. Du entscheidest, in welcher Erfahrung sich deine Aufmerksamkeit niederlassen und verwurzeln soll. Und dann verweilst du dort einfach für eine Zeit, ohne etwas Bestimmtes erreichen, irgendetwas verändern, verbessern oder verwandeln zu wollen. Du bist einfach Zeugin deiner eigenen Körper- und Sinneserfahrung. Sobald deine Aufmerksamkeit fortgezogen wird, kehrst du zurück zu der Erfahrung, der du dich zuwenden möchtest. Das ist alles. Keine Zauberei – einfach präsent sein für das, was du physisch erfährst.

Dabei kommt dir zugute, dass unsere Aufmerksamkeit nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Gedanken können nicht in dir Raum greifen, solange du mit voller Aufmerksamkeit bei deinem Atem oder beim Schauen, Riechen oder Schmecken bist. Es ist natürlich, dass die Aufmerksamkeit zu Beginn springt und von Dingen gekidnappt wird, denen du dich gar nicht widmen wolltest. Das ist kein Fehler und auch kein Problem, es ist einfach die Art, wie unser Geist konditioniert ist. Wenn du regelmäßig über einen längeren Zeitraum eine Übung wie die Atembetrachtung machst, wirst du bemerken, dass du immer länger mit dem Atem ohne Ablenkung verbunden bleiben kannst und dass du früher bemerkst, wenn du abgelenkt wurdest, und dass du schließlich auch leichter zurückkehren kannst. Die Verbindung mit der Erfahrung, die du selbst gewählt und in den Fokus genommen hast, wird stabiler. Die Verbindung mit deinem Atem wird stabiler. Die Verbindung mit deinem Körper wird stabiler. In dieser stabilen Verbindung entspannen sich Atem und Körper und der Geist kommt zur Ruhe. Du kannst dich mehr und mehr niederlassen – landen und ankommen. Deine Fähigkeit, Verbundenheit zu erfahren, nimmt zu, sodass sie dir auch in anderen Lebenssituationen zur Verfügung steht.

Wenn sich dein Geist beruhigt und die mentale Geschäftigkeit nachgelassen hat, du aber immer noch mit physischer Unruhe und Unwohlsein zu kämpfen hast, du dich nicht in dir selbst niederlassen und zur Ruhe setzen kannst,...


Anja Siepmann, geb. 1969, war zunächst Film- und Fernsehproduzentin, bevor sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin Psychotherapie machte und seit 2010 ihre eigene Praxis eröffnete. Neben der Einzelarbeit als Therapeutin ist sie als Facilitator für Achtsamkeitstraining, Familienaufstellungen und Meditation in offenen Gruppen sowie in Unternehmen tätig.



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