Singh Die Unbezähmbare
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-120-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Im Bann der Sinne
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95576-120-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Du willst mich als Sklavin! Wütend schleudert Jasmine es dem glutäugigen Tariq entgegen. Und weiß genau: Sie wird sich nicht von ihm zähmen lassen. Und auch nicht von ihm bestrafen, weil sie ihn schon einmal verlassen hat! Wenn sie kapituliert, dann nur vor ihrem eigenen Verlangen.
Die internationale Bestsellerautorin verbrachte ihre Kindheit in Neuseeland. Drei Jahre lebte und arbeitete sie unter anderem in Japan und bereiste in dieser Zeit wiederholt den Fernen Osten. Bislang hat sie als Anwältin, Bibliothekarin, in einer Süßwarenfabrik und in einer Bank gearbeitet -- eine Quelle von Erfahrungen, aus der Nalini Singh reichlich schöpft.
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1. KAPITEL
W
Diese Worte spukten Jasmine im Kopf herum, als sie mit weichen Knien um eine Gruppe von Reisenden herum auf die automatischen Glastüren zuging, die aus dem Gebäude hinaus und in Tariqs Land führten.
“Madam.” Eine dunkle Hand legte sich auf den Griff ihres Kofferkulis.
Überrascht blickte sie auf. Der Mann, der sie anlächelte, schien zum Flughafenpersonal zu gehören. “Ja?” Es war eine Mischung aus Furcht und Hoffnung, die ihr Herz wild pochen ließ.
“Sie gehen in die falsche Richtung. Taxis und Mietwagen befinden sich auf der anderen Seite.”
“Oh.” Jasmine kam sich ziemlich dumm vor. Natürlich würde Tariq seine Drohung nicht im buchstäblichen Sinne wahr machen. Damals, als er sie davor gewarnt hatte, jemals sein Land zu betreten, da war sein Zorn so groß gewesen, dass er ihr Angst gemacht hatte. Aber nun war Tariq ein anderer geworden. Sie hatte ihn mehrmals im Fernsehen gesehen, weil er zwischen verfeindeten arabischen Staaten vermittelt hatte. Jetzt war ihr Tariq ein sehr beherrschter Mann, eine Autorität. Er war Tariq al-Huzzein Donovan Zamanat, der Scheich von Zulheil, der Führer seines Volkes.
“Danke”, sagte sie. Der hellblaue Stoff ihres knöchellangen Gewandes raschelte, als sie weiterging.
“Bitte sehr. Ich werde Sie begleiten.”
“Das ist sehr nett. Aber was ist mit den anderen Reisenden?”
“Aber, Madam, Sie waren die einzige Ausländerin in dem Flugzeug.”
“Das war mir gar nicht aufgefallen.”
“Die Grenzen von Zulheil waren eine Zeit lang für Besucher geschlossen.”
“Aber ich bin doch auch eine Besucherin.” Sie blieb stehen und fragte sich, ob es wohl zu viel war, zu hoffen, dass Tariq sie tatsächlich kidnappen würde. Keine Frau, die auch nur einen Funken Verstand hatte, würde sich wünschen, von einem Wüstenscheich entführt zu werden, der sie verachtete. Aber für Jasmine hatte diese Logik keine Bedeutung.
Ihr Führer zögerte. Jasmine glaubte einen Hauch von Verlegenheitsröte unter seinem goldbraunen Teint zu bemerken. “Erst letzte Woche wurden die Grenzen erstmals wieder geöffnet.”
Er bedeutete ihr weiterzugehen, und sie setzte ihren Gepäckwagen wieder in Bewegung. “War es wegen der Staatstrauer?”, fragte sie ruhig.
“Ja. Der Verlust unseres geliebten Scheichs und seiner Frau war ein schwerer Schlag für unser Volk.” Sein Blick verdüsterte sich. “Aber wir haben einen würdigen Nachfolger in ihrem Sohn, Scheich Tariq.”
Jasmine blieb fast das Herz stehen, als Tariqs Name ausgesprochen wurde. Dennoch musste sie die Kraft aufbringen, eine äußerst wichtige Frage zu stellen: “Und er regiert allein, der neue Scheich?”
Wenn der Mann ihr jetzt sagen würde, dass Tariq sich in der Phase der totalen Medienblockade unmittelbar nach dem Tod seiner Eltern eine Frau genommen hatte, dann würde sie auf dem Absatz kehrtmachen und mit der nächsten Maschine zurückfliegen. Angespannt bemühte sie sich, ruhig zu atmen.
Ihr Begleiter warf ihr einen abschätzenden Blick zu und nickte kurz. Sie verließen das Gebäude, und die heiße Wüstenluft traf Jasmine wie ein scharfer Hieb ins Gesicht, doch sie ließ sich nichts anmerken.
Am Straßenrand parkte eine schwarze Limousine. Jasmine wollte an ihr vorbeigehen, ihr Begleiter hielt sie jedoch auf.
“Das ist Ihr Taxi.”
“Aber das ist doch eindeutig kein Taxi.”
“Zulheil ist ein reiches Land, Madam. So sehen bei uns die Taxis aus.”
Jasmine fragte sich, ob er ernsthaft erwartete, dass sie ihm glaubte. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht hysterisch loszukichern und sah zu, wie ihr Gepäck im Kofferraum verstaut wurde. Mit pochendem Herzen wartete sie darauf, dass ihr Begleiter ihr die hintere Wagentür öffnete.
“Madam?”
“Ja?”
“Sie haben gefragt, ob unser Scheich allein regiert. Ja, das tut er. Es heißt, sein Herz sei gebrochen.” Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
Bevor Jasmine etwas erwidern konnte, öffnete er die Wagentür. Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie in den luxuriösen, klimatisierten Wagen einstieg.
Die Tür schloss sich hinter ihr.
“Du hast es tatsächlich getan”, flüsterte sie und starrte den Mann an, der ihr gegenübersaß.
Tariq beugte sich vor. Im Halbdunkel wirkten seine Gesichtszüge wie gemeißelt. Nichts an diesem Fremden erinnerte an die Feinfühligkeit des jungen Mannes, den sie damals gekannt hatte.
“Hast du daran gezweifelt, meine Jasmine?”
Der Klang seiner Stimme ließ sie erschauern. Sie war tief und sexy, schön und gefährlich. Vertraut und doch anders. “Nein.”
Tariq hob die Brauen. “Und doch bist du hier?”
Mit zitternden Lippen holte Jasmine Luft. Der Blick aus seinen dunklen Augen ruhte auf ihr wie der eines Raubtiers kurz vor dem tödlichen Angriff.
“Ja, ich bin hier.”
In dem Moment setzte sich der Wagen in Bewegung. Jasmine schaffte es gerade noch, sich an der Kante der Sitzbank festzuhalten, doch Tariq legte die Arme um sie und hob sie auf seinen Schoß.
Sie hielt sich an seinen breiten Schultern fest. Der Stoff seines weißen Gewandes verzog sich unter ihren Fingern. Sie wehrte sich nicht. Auch nicht, als er ihr Kinn umfasste und ihren Kopf so drehte, dass sie ihn ansehen musste. Seine grünen Augen schienen Funken zu sprühen – Funken des Zorns.
“Warum bist du hier?” Der Griff seiner Arme wurde noch fester, als der Wagen über eine Unebenheit holperte. Tariq war so viel größer als sie, so viel stärker. Jasmine fühlte sich ihm völlig ausgeliefert.
“Weil du mich brauchst.”
Sein Lachen war wie das Echo eines schmerzlichen Aufstöhnens. Es tat ihr weh. “Oder weil du beschlossen hast, noch eine kleine Liaison mit einem exotischen Wilden zu haben, bevor du den Mann heiratest, den deine Familie für dich ausgesucht hat?” Mit einem Fluch schob er sie zurück auf ihren Sitz.
Jasmine hob trotzig ihr Kinn. “Ich habe keine Liaisons.” Sein Misstrauen war offensichtlich, aber das war kein Grund für sie zu verzagen.
“Nein”, sagte er kalt. “Wenn, dann wäre es eine leidenschaftliche Liebe, wenn auch nicht unbedingt von deiner Seite.”
Jasmines ohnehin labiles Selbstvertrauen erlitt einen herben Schlag. Ihr Leben lang hatte sie darum gekämpft, geliebt und akzeptiert zu werden. Doch nun schien selbst Tariq, der einzige Mann, der sie jemals so behandelt hatte, als ob sie der Liebe wert wäre, seine Meinung geändert zu haben.
Plötzlich hallten Sarahs Worte in ihrem Gedächtnis wider. Diese Warnung ihrer älteren Schwester, die so viel besser Bescheid wusste über Männer, hatte ihr damals vor vier Jahren den letzten vernichtenden Schlag versetzt. Was, wenn es nicht nur Gehässigkeit gewesen war? Was, wenn Sarah recht hatte?
Als Jasmine den schicksalhaften Entschluss gefasst hatte, Tariq aufzusuchen, war sie sich keineswegs sicher gewesen, dass sie tatsächlich wieder Zugang zu dem Mann finden würde, den sie einst gekannt hatte. Wie aber sollte sie nun Zugang zu dem Mann finden, zu dem er geworden war? Voller Zweifel wandte sie sich ab und sah aus dem Fenster. Nichts als endlose Wüste erstreckte sich hinter den getönten Scheiben.
Starke Finger umfassten ihr Kinn und zwangen sie, sich dem Mann, der angespannt wie ein Panter vor dem Sprung ihr gegenübersaß, erneut zuzuwenden. Seine grünen Augen übten einen geradezu hypnotischen Zwang aus. “Ich werde dich hierbehalten, meine Jasmine.” Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
“Und wenn ich nicht möchte, dass …” Sie hielt inne, auf der Suche nach den richtigen Worten.
“… ich dich wie eine Sklavin halte?”, beendete er den Satz für sie.
Jasmine schluckte. Einerseits hatte sie tatsächlich Angst vor der mühsam beherrschten Wut, die aus Tariqs Blick sprach. Andererseits war sie schon viel zu weit gegangen, um sich jetzt von Furcht überwältigen zu lassen. “Wie eine Sklavin?”, wiederholte sie heiser. Ihre Lippen waren trocken geworden, doch aus Angst vor Tariqs möglicher Reaktion darauf, wagte sie nicht sie zu befeuchten.
Tariq zog seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. “Du hältst mich also für einen Barbaren?”
“Ich finde, du tust wirklich alles, um diesen Eindruck zu erwecken”, gab sie zurück.
Seine Mundwinkel zuckten. “Ah, ich hätte es wissen müssen.”
“Was?” Jasmine fasste nach seinem Handgelenk und versuchte ihr Kinn aus seinem Griff zu lösen. Vergebens.
“Dass nicht nur dein Haar feurig ist”, erwiderte er. “Deine Lippen sind trocken. Befeuchte sie.”
Jasmine sah ihn trotzig an. “Und wenn nicht?”
“Dann werde ich es für dich tun.”
Bei dieser überaus erotischen Vorstellung färbten sich ihre Wangen verräterisch rot. Tariqs durchdringender Blick gab Jasmine das Gefühl, ein leckerer Happen zu sein, den er am liebsten sofort verschlingen würde. Sie wagte kaum zu atmen, als sie ihre Zungenspitze über ihre Lippen gleiten ließ.
“So ist es besser.” Plötzlich klang Tariqs Stimme viel tiefer und wärmer. Sachte strich er mit dem Daumen über ihre feuchte Unterlippe. Als er sie plötzlich losließ, verlor Jasmine fast das Gleichgewicht und bewegte sich ihm ungewollt entgegen. Sie wurde rot vor Verlegenheit und rutschte auf der Sitzbank so weit wie möglich von ihm weg.
“Wohin bringst du mich?”
“Nach...