E-Book, Deutsch, 191 Seiten
Skov Madame Champagne
1. Auflage 2018
ISBN: 978-87-11-51404-7
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 191 Seiten
ISBN: 978-87-11-51404-7
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Linn und Isak Lauretius sind berühmt, haben Kinder und Au Pair-Mädchen. Jetzt sollen beide für ein Lifestyle-Magazin portraitiert werden. Aber die Journalistin Kate Karlund weiß zu viel. Zudem möchte sie das Saubermann-Image von der glücklichen Familie in tausend Stücke zerschlagen. Was sind das für Leichen, die Linn im Keller hat und die so schwer wiegen, dass sich einige Menschen aus ihrer Vergangenheit so fürchterlich an ihr rächen wollen? 'Madame Champagne'' ist ein sensibles Porträt einer sich in einer Krise befindenden Ehe. Ein zeitgenössischer Thriller, basierend auf einer sexuell übertriebenen Gesellschaft. Er schildert den Sumpf aus Misserfolg und Ausbeutung und spielt immer wieder mit Begriffen wie Schuld und Verantwortung.
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Frederiksberg
- Linn?
Ich drehe mich unter dem über mich rinnendem Wasser, erahne die Umrisse Isaks durch die geriffelte Glaswand, die uns trennt. Er trägt einen Anzug, einen der hellen und er steht auf, wie ich an dem Roten in der Mitte ausmache. Es muss sein Hemd sein. Frisch gebügelt, wenn ich Polina richtig kenne.
- Was denn?
Ich frage, obwohl ich die Antwort bis in die kleinste meiner Bewegungen kenne. Meine eine Hand verteilt langsam Seifenlotion über meine Schultern. Meine andere Hand seift eben so langsam, die weichen Rundungen an mir ein, während ich mich leicht ins Profil drehe, damit meine Brüste großen Schaumgipfeln gleichen. Isak zieht sich die Hosen runter und greift seinen Schwanz. Ich schließe die Augen, damit ich besser von dem Bild der stöhnenden Starlight auf allen Vieren in unserem Bett phantasieren kann. Ihr Hintern, wie er obszön gegen Isaks Bauch klatscht, er aber einfach weiter rhythmisch zu stößt, in schnellen, konzentrierten Bewegungen, und wie es mich heiß macht.
- Du kleiner Exhibitionist.
Isak ist bereits kurzatmig und so auch ich, wenn ich an Starlight denke, die ganz beeindruckender Weise die Führung übernahm. Bald schon ritt sie Isak im vollen Galopp, bis er gezwungen wurde die Hände an ihre Hüpften zu legen, um sie zu bitten, das Tempo ein wenig zu zügeln. . Doch sie hörte nicht und gleiches galt für mich. Auch ich ließ nicht nach, sondern legte, dort hinter der Tür, weiter Hand an mich an, bis Isak wie jetzt in einem langen Stöhnen explodierte.
- Wie schön du bist, Linn. Ich hätte solche Lust darauf…
Isak vollendet seinen Satz nicht. Belässt es dabei, sich die Hose wieder hochzuziehen, die Hände zu waschen und sie in meinem Handtuch abzutrocknen.
- Ich bin spät dran. Es ist heute Abend, deine Verabredung mit Lou Lou, oder?
- Ja.
Ich wende mich unter dem laufenden Wasser und die Seife sammelt sich um den Abfluss. Betrachte meine Haut, die über den Bauch hin rot gefleckt vor Hitze brennt.
- Ich versuche es nach Hause zu schaffen, bevor du losmachst Linn.
- Ok, gut.
- Wir müssen die Sache mit Anna irgendwie in den Griff kriegen. Glaubst du nicht, sie könnte bei einer Freundin sein?
- Was ist mit Camilla?
- Camilla?
- Ja, sag´ einfach Camilla, wenn jemand fragt.
Ich drehe an den Hähnen um eiskaltes Wasser auf mich nieder regnen zu lassen, lege den Kopf zurück und die Kälte jagt durch meinen Schädel.
- Hab einen schönen Tag Linn.
- Du auch, Liebling.
Mein Mund brodelt über von Wasser und die Worte ertrinken zwischen meinen Zähnen, aber Isak hat ohnehin die Badezimmertür bereits hinter sich geschlossen. Ich höre, wie er draußen im Flur Polina Tschüss sagt und im nächsten Moment wird er seine schwarze Tasche mit Papieren, akribisch geordnet in Klarsichtfolien, greifen. Isak teilt sein Leben immer säuberlich in unterschiedliche Stapel ein und einmal, alle 14 Tage, archiviert er sie, damit Gegenwart und Vergangenheit sich niemals vermengen. Eine nützliche, mentale Übung wie er es ausdrückt und damit bei mir kaum Möglichkeiten hinterlässt daran zu zweifeln, was er von jedem einzelnen der Papierhaufen und Post-it-Notizen auf meinem Schreibtisch hält.
- Am besten fange ich damit an, zu sagen, wie vollkommen du mich eingenommen hast Linn.
- Aber Isak…
- Ich will mein Leben mit dir teilen, ganz gleich was. Verstehst du, was ich sagen will?
Es bringt wenig an den Zeitpunkt zu denken, an dem mir Isak seine Liebe erklärte und trotzdem tue ich es. Viel zu oft, jeden einzelnen Tag. Wir saßen in dem neuseeländischen Restaurant und hatten gerade unsere Bestellung aufgegeben, er zitterte mit den Händen als er sein Glas hob.
- Weist du mich ab? Ist das so?
Der Wein sah im Schein der Kerze beinahe schwarz aus und ich überschlug die Arme vor der Brust, wartete bis er ausgetrunken hatte.
- Ich habe deine Mutter heute Morgen getroffen. In deiner Wohnung Gibt es mehr, dass du mir nicht erzählt hast?
Er hielt sich Daumen und Zeigefinger gegen die Schläfen und saß einen langen Moment nur so da.
- Gib mir deine Hand Linn.
Ich betrachtete den zarten, rosafarbenen Schweif, den der Rotwein an den Innenkanten seines Glases hinterlassen hatte und er beugte sich vor.
- Gib mir jetzt einfach deine Hand und lass es mich erklären.
- Was denn? Dass du zusammen mit deiner Mutter wohnst und zwei kleine Töchter hast?
Er wand seine Füße unruhig.
- Mir ist bewusst, ich hätte dir vor Gestern von Betsy und den Mädchen erzählen müssen. Es war wirklich dumm von mir. Was kann ich sagen?
- Ich weiß es nicht.
- Pass auf, ich hätte nicht gedacht, dass ich mich auf diese Weise verlieben kann, ok? Es ist immer noch vollkommen neu für mich. Ich sitze hier und das einzige, was ich will, ist…
Er senkte seine Stimme.
- Würdest du bei mir einziehen? Linn? Sieh mich an.
Am Morgen dieses Tages, als wir uns das letzte Mal liebten, verband ich seine Augen mit meinem Halstuch und ritt ihn bis nicht mehr zu sagen war, wessen Säfte es waren, die das Laken befleckten. Zu diesem Zeitpunkt, kratze ich ihn auch. Diverse Male. Es fühlte sich so gut an, ich musste mich selber hart zwingen aufzuhören.
- Woran denkst du?
Ich fasste nach Vorne und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch. Die Kratzer verliefen parallel zu den größten, sichtbarsten Adern, aber sie waren nicht tief. In einer Woche wäre kaum noch erkendlich, was ich ihm angetan hatte.
- Ich habe so eine Ahnung, dass das hier nur ein Vorgeschmack davon ist, wie kinky du eigentlich bist, Linn Denise Larsen.
- Ist das so?
- Ich will alles spüren.
Unsere Hände glitten ineinander, wie zusammengreifende Zahnräder es tun.
- Und deine Mutter, was ist mit der?
Er lächelte mir entgegen.
- Ich bin zwar in der Wohnung aufgewachsen, aber in jüngerer Zeit habe ich sie nur das letzte halbe Jahr mit meiner Mutter geteilt. Natürlich zieht sie aus, wenn du einziehst, ganz ruhig.
- Wenn ich einziehe?
- Lass uns das nächste Wochenende daraus machen?
Er lachte, so dass seine weißen, ebenmäßigen Zahnreihen zum Vorschein kamen und ich konnte es nicht lassen, mich zu fragen, wie sie sich anfühlen würden. Tief vergraben in meinen Schultern.
- Achso Linn, eine letzte Sache. Du musst signalisieren, falls ich zu weit gehe.
- Ja?
Wir lehnten uns synchron zurück als der Kellner kam, um unsere Rindermedaillons zu servieren.
- Also, ich habe gedacht…
Er wartete bis der Kellner außerhalb der Hörweite war.
- Es ist zu durchschauen, dass dir nie etwas gefehlt hat… aus finanzieller Sicht. Also wie hast du dein Geld verdient, bevor du geschrieben hast?
Mein Messer zertrennte das Fleisch so leicht wie Butter. Es war blutig in der Mitte, so wie ich es bevorzugte.
- Ich setzte auf großzügige Männer, antwortete ich und Isak lehnte sich vor um die Innenseiten meiner Schenkel unter dem Tisch zu streicheln.
- Ich will genau wissen, was du mit ihnen getan hast, sagte er, während sich ein rosa Meer von Flüssigkeit über meinen Teller ausbreitete. – Es ist nur die Phantasie, die Grenzen setzt, oder etwa nicht?
- Deine oder meine?
Er sah mich direkt an.
- Es kommt wohl auf eine Probe an, erwiderte er und alles fühlte sich ganz warm und pulsierend an. Besonders dort, wo er seine Hand hatte.
- Polina, would you kindly…
- Yes?
Sie sieht mich leer an, als ich sie bitte das Parkett zu schrubben noch bevor die Journalistin kommen würde. Und ihr Pony hatte es mehr als nötig geschnitten zu werden, fällt mir plötzlich deutlich ins Auge. Er bleibt in den Wimpern hängen, wenn sie blinzelt.
- Tell me, have you seen Anna?
- No, not recently.
Sie rollt leicht das r und tritt etwas zurück, mit dem Blick steif auf die Bronzierungscreme gerichtet, mit der ich dabei bin mich einzureiben. Ob sie wohl das Gleiche machen würde, wenn es Isak wäre, der so nackt im Badezimmer stünde? sie wohl das Gleiche, wenn Isak so da steht? Oder summt sie nur vor sich hin, wie eine gewisse Starlight Ferguson, während sie die Handtücher ins oberste Schrankfach sortiert? Ich kann es deutlich vor mir sehen. Wie ihr Strickpulli nach oben rutscht und ihre weiße Taille offenbart, während Isak ihr mit Wort und Blick Komplimente zuträgt, die sie zwingen, sich noch ein wenig mehr zu strecken. Rotanzulaufen, wie die katholische Jungfrau, die sie nun einmal war und vielleicht… Es ist nur die Phantasie, die Grenzen setzt…
- Polina?
Ich erwische sie kurz bevor sie die Tür hinter sich in den Rahmen fallen lässt.
- You need a haircut. Call Malene. The Hairdresser. The treatment´s on me.
- On you?
- Ja, on me. Ich bezahle, verstehst du das? Du kannst doch nicht rumlaufen und aussehen wie ein osteuropäisches Turnmädchen, can you?
Ich lächle ein großzügiges Lächeln und Polina betrachtet mich mit Bewunderung, wenn auch schweigend. Streift lediglich den Pony aus dem Gesicht und ich sehe sie vor mir mit einer frechen Kurzhaarfrisur. Vielleicht mit einem französischen Bubenkopfschnitt, auf allen Vieren in unserem Bett. Oder etwas mit Stufen und Cuts, die ihr ins Gesicht fallen, wenn sie sich beugt. Zufällig, das eine Auge bedeckend.
- Mrs. Lauretius?
Polina reicht mir den Poststapel des Tages und verschwindet mit einem Nicken, genau wie ich es ihr eingeschärft hatte. Ich bevorzuge es in Frieden die Post durchzusehen und meine Briefe zu öffnen. Ich nehme den Haufen sowie das erste Glas Limonade des Tages mit...




