Åslund | Tödliche Provence | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 296 Seiten

Reihe: Hannah Richter

Åslund Tödliche Provence


18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95819-126-6
Verlag: Ullstein Midnight
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2, 296 Seiten

Reihe: Hannah Richter

ISBN: 978-3-95819-126-6
Verlag: Ullstein Midnight
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein neuer Fall für Kommissarin Hannah Richter Endlich Urlaub! Kommissarin Hannah Richter reist in die Provence, um ihre Freundin Penelope zu besuchen. Doch die Idylle trügt. Als Penelopes Nachbar tot in seinem Haus gefunden wird, übernimmt Hannahs ehemalige Kollegin die Ermittlungen. Sie bittet Hannah, Augen und Ohren in der Nachbarschaft offen zu halten. Penelope erinnert sich indes, dass der Tote vor seinem Ableben Andeutungen über ein düsteres Geheimnis in seiner Vergangenheit gemacht hatte. Hannahs Neugier ist geweckt und sie verfolgt die Spur ihrer Freundin. Dabei ahnt die junge Kommissarin nicht, dass der Täter ihr bereits auf den Fersen ist ...  Von Sandra Åslund sind bei Midnight by Ullstein erschienen: Mord in der Provence (Hannah Richter 1) Tödliche Provence (Hannah Richter 2)

Sandra Åslund, geboren 1976, ist am Niederrhein nahe der holländischen Grenze aufgewachsen. Sie hat ein Fernstudium in kreativem Schreiben an der Textmanufaktur absolviert und ist Mitglied beim »Syndikat« sowie bei den »Mörderischen Schwestern«. Durch ihren schwedischen Mann verbrachte die Autorin ab 2010 viel Zeit im Norden, sowohl in Stockholm als auch in Småland, lebte in Berlin und Schweden. Im März 2020 zog sie mit der Familie komplett nach Småland. In ihren Kriminalromanen verwebt die Autorin das skandinavische Flair und die schwedische Mentalität mit aktuellen umweltpolitischen Themen.
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Kapitel 1


Donnerstag, 18. September 2014


»Matthieu ist verschwunden!« Der Ruf von Alice Joselet riss Hannah aus dem Rhythmus ihres Laufs.

Auch im Urlaub versuchte die Kommissarin ihr morgendliches Training zu absolvieren. Vor fünf Tagen war sie in der Provence angekommen, und bisher hatte sie eisern durchgehalten.

Im vergangenen Sommer hatte Hannah im Rahmen eines EU-Austauschprogramms drei Monate bei der provenzalischen Polizei verbracht. Ihre erste Station hatte sie nach Vaison-la-Romaine geführt, jene kleine Touristenstadt im Vaucluse, die sich rühmte, Frankreichs größtes galloromanisches Ausgrabungsgelände zu beherbergen. Da Hannahs Leidenschaft die römische Geschichte war, hatte es neben der Arbeit viel für sie zu entdecken gegeben. Einige der Menschen, die sie während ihres Aufenthalts getroffen hatte, waren inzwischen enge Freunde geworden, und so hatte sie beschlossen, in diesem Jahr ihren Urlaub hier zu verbringen.

»Mademoiselle Hannah!« Die alte Frau winkte sie zu sich heran. Wie üblich trug sie ihre weißen Haare in der Mitte gescheitelt und zu einem ordentlichen Nackenknoten gebunden. »Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«

Ihrem Gesichtsausdruck nach war etwas Ernstes geschehen, und so joggte Hannah näher und öffnete die niedrige Gartenpforte. », Madame Joselet, was ist passiert?«

»Ach, kommen Sie doch auf einen Tee herein.«

Hannah folgte der schmalen Frau, die trotz ihrer mehr als siebzig Jahre kein bisschen gebrechlich wirkte, ins Innere des kleinen, hell verputzten Hauses.

Bald darauf saß sie auf einer Holzbank auf der Terrasse, einen Becher schwarzen Tee vor sich, und sah Alice Joselet erwartungsvoll an. »Was haben Sie denn auf dem Herzen?«

»Matthieu ist vorgestern Abend nicht nach Hause gekommen.« Bekümmert umklammerte die betagte Frau mit den Händen ihre Tasse. »Das ist an sich keine große Geschichte, er bleibt öfter über Nacht weg – alt genug ist er ja.« Sie lächelte matt. »Aber er hat sich gestern den ganzen Tag nicht blicken lassen, und das ist ziemlich ungewöhnlich. Er weiß genau, dass er mein Ein und Alles ist, und …« Sie zögerte kurz, dann schaute sie Hannah direkt an. »Ich bin sicher, dass ihm etwas passiert ist! Sie sind Polizistin, ich habe gedacht …«

»Nun ja, Madame Joselet, ich bin im Urlaub. Sie wissen ja, dass ich in Köln, also in Deutschland, lebe. Haben Sie schon die örtliche Polizei alarmiert?«

Alice Joselet stöhnte auf. »Die von der sind doch allesamt unfähig! Und diesen Bernard konnte ich von Anfang an nicht leiden.«

Hannah verkniff sich ein Grinsen. Auch sie hatte während ihrer Zeit bei der Gendarmerie von Vaison ihre Schwierigkeiten mit Capitaine Claude-Jean Bernard gehabt. Zu guter Letzt hatten sie eine versöhnliche Ebene gefunden. Allerdings war der Weg dahin steinig und von einigen heftigen Auseinandersetzungen gezeichnet gewesen.

Hannah nippte an ihrem Tee und versuchte sich die wenigen, kurzen Gespräche ins Gedächtnis zu rufen, die sie mit Alice Joselet geführt hatte. War da schon einmal der Name Matthieu gefallen? Madame war seit einigen Jahren Witwe. Einen neuen Lebensgefährten hatte sie nicht erwähnt, ihr einziger Sohn lebte in Aix-en-Provence und besuchte sie nur gelegentlich.

»Wie … sieht er denn aus?«, begann Hannah vorsichtig.

»Na, recht groß ist er, ein bisschen übergewichtig … er ist halt faul geworden in der letzten Zeit. Früher, da war er so agil.«

»Haarfarbe?«

»Rot … aber …«

»Und die Augen?«

»Grün.«

»Und der Name war … Matthieu?«

»Genau.«

»Und wie weiter?«

»Weiter?« Die alte Frau sah Hannah verständnislos an.

»Na, der Nachname.«

»Ach so. Hat er nicht. Nur Matthieu.«

»Hm. Wie lange kennen Sie diesen Matthieu schon?«

»Kennen? Na, quasi seit seiner Geburt.«

»Wie alt ist Matthieu?«

»Im Februar ist er sechzehn geworden.«

Ein Teenager also. Da würde sie wohl doch Bernard informieren müssen.

»Ein stolzes Alter für einen Stromer wie ihn«, fügte Alice Joselet hinzu.

Hannah versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie keine Ahnung hatte, wovon ihr Gegenüber sprach. »Also, ich fasse mal kurz zusammen: Der verschwundene Junge ist groß und ein bisschen übergewichtig, hat rote Haare und grüne Augen und ist sechzehn Jahre alt.«

»Was meinen Sie mit ›Junge‹?«

»Na, sprechen wir etwa nicht von einem Jungen?«

».« Alice Joselet sah sie ernst, beinahe entrüstet an. »Matthieu ist doch kein Junge! Matthieu ist mein Kater!«

»Ach so!« Hannah unterdrückte ein Lachen.

»Werden Sie sich um die Angelegenheit kümmern?« Der flehentlich-bittende Gesichtsausdruck war auf das Gesicht der alten Frau zurückgekehrt.

»Madame Joselet, ich …« Hannah zögerte. Sie dachte an ihre Großmutter, die als junge Frau der Liebe wegen ihre Heimatstadt Dijon verlassen hatte und in die Pfalz gezogen war. Frankreich hatte sie ihr Leben lang vermisst. Als Hannahs Opa gestorben war, hatte sich ihr Schoßhündchen Poupette zugelegt. Das kleine braune Wollknäuel war in den letzten Jahren ihres Lebens ihr einziger Lichtblick gewesen. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«

»Ich danke Ihnen!« Mit beiden Händen umklammerte Alice Joselet Hannahs Rechte. »Wissen Sie, als Marc-Henry damals verschwand …« Sie ließ Hannahs Hand wieder los. »Ich habe solche Angst, dass mein kleiner Liebling nicht zurückkommt.«

»War das auch eine Katze von Ihnen?«

»Marc-Henry? Oh nein! Er war ein Cousin von mir. Eine tragische Geschichte. Aber das ist schon so lange her. Ich weiß nicht, warum es mir ausgerechnet jetzt einfällt. Ich erzähle es Ihnen beim nächsten Mal.«

»Machen Sie das, Madame Joselet. Ich laufe mal weiter. Vielleicht begegne ich Ihrem Matthieu ja auf meiner Runde.«

»Dann müssen Sie ihn einfangen, ! Er ist ganz brav und zutraulich, zeigt fast nie seine Krallen.«

Hannah hatte ihre Vorbehalte fremden Katzen gegenüber, doch das sagte sie Alice Joselet lieber nicht. Sie verabschiedete sich und setzte ihre Laufrunde fort.

Wenig später kehrte sie zu dem winzigen Natursteinhaus zurück, das ihre Freundin Penelope ihr für die Dauer des Urlaubs überlassen hatte. Es lag abseits der Stadt mitten im Grünen, umgeben von einem herrlichen Garten. Penelope, die im Biosupermarkt von Vaison arbeitete, hatte das Häuschen in erster Linie wegen des Gartens gemietet. Sie hatte ihn mit viel Liebe gestaltet und baute ihr eigenes Gemüse an. Die nächsten Nachbarn waren ein ganzes Stück entfernt, und Hannah hatte gewusst, hier würde sie sich so richtig entspannen können.

Im Briefkasten am Zaun steckte eine bunt bedruckte Zeitschrift. Kurzerhand zog Hannah sie heraus. Es handelte sich um eines dieser Gratisexemplare, die Penelope hasste. Bei Gelegenheit würde sie der Freundin einen Aufkleber besorgen. Hannah spähte in den Briefkasten. Der Postbote war schon da gewesen. Sie angelte nach den beiden Umschlägen im Kasten. Der eine war von , der andere jedoch sah besonders aus. Eingehend betrachtete sie den cremefarbenen Briefumschlag. Jemand hatte ihn in altmodisch verschnörkelter Schrift an »Mademoiselle Penelope« adressiert Auf dem edlen Papier war kein Absender vermerkt.

Hannah durchquerte den Vorgarten und schloss die dunkelrot gestrichene Haustür auf. Der enge Flur führte in eine geräumige Wohnküche, deren hinteren Teil Penelope mit einem transparenten Vorhang als Lesezimmer abgetrennt hatte. Überhaupt bestand das Haus nur aus zwei großen Räumen. Neben dem Wohnbereich im Erdgeschoss gab es ein Schlafzimmer im ersten Stock, zu dem man über eine Holzstiege gelangte. Dicke, dunkelbraune Holzbalken durchzogen die Dachschrägen, unter denen ein breites, niedriges Bett stand. Hannah, die einen schlichten Stil bevorzugte, fühlte sich inmitten der zahllosen samtenen Kissen, Seidendecken und Kerzen in ornamentverzierten Leuchtern in einen Film aus Tausendundeiner Nacht versetzt. Sie verstand gut, warum Penelope und ihr Freund Anatole sich fürs Erste darauf geeinigt hatten, nicht zusammenzuziehen.

Dass die beiden ein Paar geworden waren, überraschte Hannah nach wie vor. Niemand hätte damit gerechnet, dass sich die quirlige Halbspanierin für den humorvollen, aber leicht verschrobenen Weinbauer entscheiden würde. Hannah konnte sich noch gut erinnern, dass sie am Anfang befürchtet hatte, Penelope und Serge würden ernsthaft zueinanderfinden.

Auch wenn sie es sich damals zunächst nicht hatte eingestehen wollen, so hatte Hannah sich doch vom ersten Moment an zu dem Pariser Musikwissenschaftler hingezogen gefühlt. Attraktiv und charmant, das war ihr erster Eindruck gewesen, nachdem er ihr hinterhergelaufen war, als sie in einem...


Åslund, Sandra
Sandra Åslund, geboren 1976, ist am Niederrhein nahe der holländischen Grenze aufgewachsen. Sie hat ein Fernstudium in kreativem Schreiben an der Textmanufaktur absolviert und ist Mitglied beim 'Syndikat' sowie bei den 'Mörderischen Schwestern'. Durch ihren schwedischen Mann verbrachte die Autorin ab 2010 viel Zeit im Norden, sowohl in Stockholm als auch in Småland, lebte in Berlin und Schweden. Im März 2020 zog sie mit der Familie komplett nach Småland. In ihren Kriminalromanen verwebt die Autorin das skandinavische Flair und die schwedische Mentalität mit aktuellen umweltpolitischen Themen.



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