Smirnov | Straße in den Tod | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 107 Seiten

Smirnov Straße in den Tod

Tatzeit - Band 2
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96127-451-2
Verlag: vss-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Tatzeit - Band 2

E-Book, Deutsch, 107 Seiten

ISBN: 978-3-96127-451-2
Verlag: vss-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



„Aber dein Wagen war wirklich gut“, äußert Ponomar vieldeutig, als er mein Zimmer verlässt.
Wie soll ich diese Drohung verstehe? Bevor ich losfahre, untersuche ich sorgfältig Bremse und Lenkung. Bei Ponomar muss mann auf alles gefasst sein . . .

Als Wassili Michaljow vom Tod seines besten Freundes Shorka erfährt, kann er nicht glauben, dass dieser erfahrene Lkw-Fahrer bei einem selbstverschuldeten Unfall ums Leben gekommen ist. Niemals wäre er leichtsinnig zu schnell auf vereister Straße gefahren. Und dann waren da noch die geheimnisvollen Andeutungen in dem letzten Brief, den Wassili von seinem Freund erhalten hatte.
Also macht er sich auf in die Sibirische Taiga und heuert als Lkw-Fahrer im selben Betrieb an, in dem auch Shorka gefahren ist.
Als er mit Nachforschungen beginnt, sticht er in ein Wespennest aus Günstlingswirtschaft, Unterschlagung, Betrug und Gewalt.
Ein spannendes Krimi-Abenteuer aus dem Russland der Sowjetzeit.

Smirnov Straße in den Tod jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


„Wirf die Zigarette weg!“, fordert eine Aufschrift an der Pförtnerloge des Fuhrparks. Darunter hängt eine Ehrentafel. In unnatürlicher, verkrampfter Haltung erstarrt, schauen mich junge Burschen in Wattejacken und Lumberjacks an. Ich bleibe einen Augenblick vor der Tafel stehen. Schließlich ist es die erste Bekanntschaft hier.
Nur einer hat sich von dem unerbittlichen Objektiv nicht beirren lassen. In gekonnt schöner Pose steht er da, das schneeweiße Gebiss entblößt, und blickt hoch; die Tolle hängt ihm bis dicht über die zusammengekniffenen lachenden Augen. „Petjuk, J. S., Normerfüllung: 210“
Ich werde vom stellvertretenden Leiter, Chefingenieur Kostjukow, empfangen. Er hat ein gutmütiges, volles Gesicht und eine breite, platte Nase.
Die Fahrerlaubnis gibt er mir gleich wieder zurück, das Arbeitsbuch aber erregt, wie ich erwartet habe, seine Aufmerksamkeit.
„Na, was hast du denn ausgefressen?“ erkundigt er sich.
Nicht jeden Tag kommt jemand, der in einem Stadtexekutivkomitee gearbeitet hat, zu ihm und will eingestellt werden. Grinsend sieht er mich an. Dich muss es ja ganz schön aus der Bahn geworfen haben! lese ich in seinem Blick.
„Ach. das war eine unangenehme Geschichte“, antworte ich ausweichend.
„Gesessen hast du nicht?“, fragt Kostjukow.
„Nein.“
Er scheint sogar etwas enttäuscht zu sein, dass sich seine Vermutung nicht bewahrheitet hat.
„Na schön, erfüllen wir deinen Wunsch“, sagt Kostjukow. „Man muss den Menschen immer entgegenkommen, hab’ ich recht?“
„Ja.“
„Die Arbeit ist schwer, das sag’ ich dir gleich. Dafür ist der Verdienst ganz hübsch, vor allem, wenn einer auf Draht ist und Sinn für Disziplin hat. Bei uns gibt’s welche, die gehen jedes Mal mit drei- bis vierhundert nach Hause. Kapiert?"
„Kapiert.“
Jenseits des Bretterzauns um das Fuhrparkgelände ist das dunkle Band der Chaussee zu sehen, und darauf rollt ein Wagen hinter dem anderen. Offensichtlich tun sich hinter den Bergen große Dinge. Von unten, vom Hof des Fuhrparks, tönt das vielstimmige Brummen der Autos herauf.
Kostjukow öffnet die Lüftungsklappe im Fenster und schreit hinaus: „Petjuk, komm doch mal rauf.“
Ich erkenne Petjuk auf den ersten Blick wieder. Er sieht genauso aus wie auf dem Bild, das an der Ehrentafel prangt. Er ist lang und schlaksig, trägt eine elegante Lederjacke und Ziehharmonikastiefel. Von seiner Schulter herab baumelt ein Transistorempfänger. Seinem Auftreten nach scheint Petjuk hier recht beliebt zu sein.
„Du wirst den Neuen mitnehmen“, eröffnet Kostjukow ihm und wirft einen Blick auf mein Gesuch. „Wassili Iwanowitsch Michaljow, Fahrer der Klasse zwei. Machst mit ihm zwei Touren, damit er weiß, wie der Hase läuft.“
„Er ist nicht der Erste, den ich einweise.“
„So, das wär's!“, sagt Kostjukow abschließend und setzt einen Schnörkel auf das Einstellungsgesuch.
Ich folge Petjuk auf den Hof zu den Fahrzeugen.
„Unsere Arbeit ist, nebenbei gesagt, nichts für Leute mit schwachen Nerven“, sagt Petjuk, ohne mich dabei anzusehen. „Mit dem Tod stehen wir von früh bis spät auf du und du. Der Rubel rollt, aber für manchen sind die Tage gezählt.“
„Ich habe bei der Armee Sprengstoff gefahren“, sage ich ebenfalls ganz beiläufig. „Danach zwei Jahre einen Fünfundzwanzigtonner.“
„Wegen Unterkunft rat’ ich dir, zur Baptistin Fenja zu gehen; die hat noch was frei. Ich komme morgen früh bei dir vorgefahren. Bye bye!“ Petjuk springt die Stufen hinunter.
Die Sonne ist bereits über den Bergen aufgegangen. Wohin man auch schaut — überall bewaldete graublaue Massive, und an den höchsten Punkten schneebedeckte Grate. Kosinsk liegt auf dem Grund eines felsigen Talkessels.
Einen der kleinen Jungen, die tollkühn die Chaussee entlang rollern, frage ich nach Tante Fenja. Er deutet auf ein solides, mit Holzschnitzereien verziertes Blockhaus.
Innen atmet alles Sauberkeit und Strenge. Die Arme über der Brust gekreuzt, mustert mich die „Baptistin Fenja“ von Kopf bis Fuß. Sie hat ein runzliges Gesicht mit großem Mund und stechenden kleinen Augen.
„Wie viel verlangen Sie?“
Obwohl die Frau recht gut hört, tut sie. als habe sie nicht verstanden. Wenn man etwas zu ihr sagt, sieht sie einen lange misstrauisch an, als wittere sie eine Falle.
„Zwanzig.“
„Gut“, erkläre ich mich einverstanden und werfe meinen Koffer auf die harte Holzpritsche in der Ecke. „Wir werden schon miteinander auskommen. Wo ist hier der Friedhof?“
„Der Friedhof?“, fragt meine neue Wirtin mit unverkennbar sibirischer Aussprache. „Hinter der Brücke. Aber warum fragst du?“
„Ich muss es wissen.“
Die Straße stößt auf ein rauschendes Flüsschen. Vom anderen Ufer leuchten weiße Kreuze herüber. Auf dem Friedhof gleitet mein Blick über Reihen von Sperrholz- und Betonobelisken mit roten Sternen darauf.
Ein junges Mädchen in einem kurzen braunen Pelzmantel, der um die schlanke Taille durch einen Gürtel zusammengehalten wird, kommt mit gesenktem Kopf auf mich zu und prallt fast mit mir zusammen. Im letzten Moment kann ich noch beiseitetreten. Ihr Kummer lässt sie blindlings den Weg zwischen den Gräbern finden.
Schließlich komme ich an einen sandigen Hügel, der noch nicht von welkem Gras bedeckt ist. Das Sperrholz, aus dem der Obelisk zusammengezimmert ist, hat bereits Risse bekommen.
„Grüß dich, Shorka!“, sage ich.
Die Fotografie unter dem Glas ist vergilbt und wellig. Ich kenne sie; drei Jahre zuvor habe ich sie selbst aufgenommen.
Ich bücke mich, um den Grabhügel zu glätten; da bemerke ich, dass ich nicht der Einzige bin, dem seine Pflege am Herzen liegt. Vor dem Obelisken hat jemand einen Strauß Schneeglöckchen niedergelegt.
Im Herbst, wenn die ersten Fröste mit Tauwetter wechseln, kommt es vor, dass die Schneeglöckchen, durch die Rückkehr der Sonne getäuscht, ein zweites Mal blühen. Ich hebe den Strauß auf. Die dünnen, flauschigen Stängel sind mit einem hellblauen Faden umwunden. Da die Blumen noch nicht verwelkt sind, muss jemand sie erst kurz zuvor gebracht haben. Ein unbekannter Freund. Vielleicht das Mädchen im braunen Pelzmantel?
Mit einem Sprung setze ich über den Zaun und rutsche den Abhang hinunter zur Brücke. Schnurgerade wie ein Lineal und in der Sonne leuchtend, liegt die Chaussee vor mir; ganz fern, vor dem Tor des Fuhrparks, entdecke ich die schlanke Gestalt des Mädchens. Jetzt kann sie mir nicht mehr entwischen.
Brummend überholt mich ein Tankwagen. Das Mädchen hebt den Arm. Das Auto hält an, der Schlag öffnet sich, und kurz darauf ist der Tankwagen samt dem Mädchen meinem Blick entschwunden.

Der Schneeglöckchenstrauß

„Intelligenz!“, brüllte jemand mit Stentorstimme. „Aufstehen und materielle Werte produzieren!“
Mit den Fäusten reibe ich mir die Augen und sehe einen hoch aufgeschossenen jungen Burschen in einer Lederjoppe vor mir stehen. Aha. Petjuk!
Während ich mich mit schuldbewusster Hast anziehe, pfeift mein Mentor vor sich hin und schaltet sein Transistorradio ein.
Vor dem Haus brummt bei Standlicht freundlich ein funkelnagelneuer SIL. Im Fahrerhaus riecht es nach Farbe. Aus dem Plastikgehäuse, das an Petjuks Seite hängt, berichtet die Stimme des Ansagers über die Mandarinenernte.
Noch ist es stockdunkel. Schräg schießen Regentropfen durch die Lichtkegel der Scheinwerfer. Petjuk dreht ganz schön auf; er fährt tollkühn, aber sicher.
Vor dem Dispatcherbüro halten wir an, und ich gehe mit Petjuk hinein, um zu sehen, wie hier die Fahrdokumente fertig gemacht werden.
Vor dem Schalterfenster drängen sich die Fahrer in ihren ölverschmierten Kombinationen, die Luft ist mit Benzindunst und Tabakgeruch geschwängert. Zwischen ihnen wirkt Petjuk mit seiner Lederjoppe und dem Transistorradio fast wie ein Halbstarker. Hier klopft er jemandem auf die Schulter, dort schiebt er jemandem die Mütze ins Gesicht, doch viele grüßen ihn nicht. Neider wahrscheinlich.
Petjuk drängt sich durch die Menge und kehrt nach wenigen Minuten mit dem Fahrauftrag zurück.
„Ab geht's!“
„Petjuk schlängelt sich überall durch wie ein Aal“, ertönt es aus der Reihe der Wartenden.
Mein Mentor schaut sich nach dem Rufer um. Es ist ein rotwangiger, breitschultriger junger Bursche mit ruhigem, klugem Gesicht. Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, verlässt Petjuk das Dispatcherbüro.
Auf dem Ladeplatz kuppeln wir an unseren Sattelschlepper einen Anhänger, auf dem ein Traktor mit Leinen festgezurrt ist. Als wir auf die Chaussee einbiegen, wird es bereits hell, und die dunklen Berge treten aus dem Filigran des Regens hervor.
Der SIL klettert bergauf. Petjuk hat das Gaspedal ganz durchgetreten, trotzdem fängt der Motor an zu keuchen; es ist Zeit, auf einen niedrigeren Gang zu schalten. Petjuk betätigt geräuschlos den Hebel und gibt kurz Zwischengas. Kein Ruck und kein Knirschen. An seinen katzenhaft gewandten Bewegungen erkennt man. dass er ein ausgezeichneter Fahrer ist.
Links von uns zieht eine regennasse Felswand vorüber, und rechts liegt der schmutzige, mit Holzpfählen markierte Straßenrand; dahinter fällt das Gelände steil ab. Dort, in der Tiefe, scheint ein kaltes, graublaues Meer zu rauschen.
Petjuk fährt ganz nahe am Abgrund entlang.
„Neulinge halten sich hier immer dicht an der Felswand“, erklärt er mit einem schrägen Seitenblick auf mich. „Aber das ist sehr unklug. Von oben kann einer um die Ecke entgegenkommen. Dann haben sie keinen Platz mehr zum Ausweichen, und…“
Er nickt in Richtung der nebelerfüllten Schlucht.
Die Chaussee erscheint mir wie ein einziges endloses Band. Stunde um Stunde vergeht, der Motor brummt, und Petjuk, der keine Müdigkeit zu kennen scheint, fährt und fährt dem fernen, hinter den Bergen liegenden Bauplatz entgegen.
Solch eine Chaussee sehe ich zum ersten Mal. Schmal, voller Risse und Schlaglöcher, zieht sie sich an reißenden Flüssen und Abgründen dahin, beschreibt unvorstellbare Zickzackkurven zwischen Felsbrocken, stürzt in Schluchten hinunter und klettert wieder steil zu Pässen hinauf. Manchmal kommt man sich, wenn man zu einem winzigen Flüsschen hinunterblickt, wie ein Zirkusartist vor, der bis dicht unter die Kuppel geklettert ist.
Der Himmel hellt sich auf. Es regnet nicht mehr, die Wolkendecke hat sich gehoben, sodass jetzt die Berge sichtbar werden. In dieser Höhe sind sie mit zottigem, dichtem Zirbelkieferngehölz bewachsen. Auf den Feldsteinen liegt blendend weißer Schnee.
Plötzlich heult der Motor auf. Die Räder rutschen weg.
„Ich hab’ keine Lust. Schneeketten aufzuziehen“, presst Petjuk zwischen den Zähnen hervor. „Streu Sand!“
Als ich auf die vereiste Straße hinunterspringe, rutsche ich beinahe aus. Hier musste man Bergstiefel haben.
Der Hang, an dem die Hinterräder ins Rutschen gekommen sind, ist ziemlich steil. Rasch hole ich die Schaufel hinter dem Fahrerhaus hervor. Am Straßenrand hat man schon im Sommer vorsorglich überall Sandhaufen hingeschüttet. die wie spitze Ameisenhaufen aussehen.
Um den Sand nicht wegzuschleudern, fährt Petjuk ganz sachte wieder an. Ich gehe neben dem Wagen her und arbeite verbissen mit der Schaufel, dass mir der Schweiß auf die Stirn tritt. Hier muss man sich die Kilometer wahrhaftig sauer erarbeiten!
Eine halbe Stunde später lasse ich mich wieder auf meinen Sitz fallen. An den Händen habe ich Blasen. So habe ich mit der Straße Freundschaft geschlossen.
Während wir bergab jagen, poltert hinter uns der Sattelanhänger und drängt das Fahrzeug vorwärts. Der Tachometer zeigt neunzig an. Das grenzt schon an Tollkühnheit. Aber ich schweige still.
Auf der Brücke bremst Petjuk. Anderwärts würde ihm der Streckeninspektor dafür ganz schön die Leviten lesen. Im Sajan aber herrschen andere Gesetze. Dort parkt man auf einer Brücke am gefahrlosesten, weil das Fahrzeug schon von weitem zu sehen ist und andere ihm rechtzeitig ausweichen können.
„Warte hier“, sagt Petjuk und holt eine Pappschachtel aus dem Gepäckkasten. „Ich lauf’ mal schnell zur Wetterstation, was abgeben.“
Unweit der Brücke steht ein Blockhaus mit grün bewachsenemDach. Dahinter ragen steil die Berge auf. An einem Mast nahe dem Haus drehen sich irgendwelche Apparate, und darüber, noch oberhalb der Wetterfahne, spreizt sich eine Antenne.
Schwerfällig steigt Petjuk den Pfad hinauf: an einem Finger baumelt die mit Bindfaden verschnürte Pappschachtel.
Im Fahrerhaus ist es warm. Die Bergsonne brennt aufs Gesicht, und der Kopf sinkt von ganz allein gegen die Rükkenlehne ...
Ich erwache von einem unerträglichen Durst. Wo Petjuk bloß bleibt? Erst hatte er es so eilig, und nun auf einmal ...! Ich muss mich aufmachen und ihn suchen.
Vor der Wetterstation empfängt mich, mit dem gekrümmten Schwanz wedelnd, ein Polarhund. Durch die mit Filz benagelte Tür dringt Petjuks laute, erregte Stimme. Ich klopfe, doch niemand meldet sich. Als ich noch einmal stärker mit der Faust anklopfe, geht die Tür plötzlich von allein auf.
Petjuk, der im Zimmer auf und ab gegangen ist, bleibt stehen und sieht mich ärgerlich an. Auf dem Tisch, auf dem sich eine Funkanlage befindet, sitzt ein junges Mädchen in blauer Skihose und weißem Pullover.
Ich grüße unbeholfen. Es ist sie. Eine innere Stimme hat mir sofort gesagt, dass sie jenes Mädchen ist, dem ich auf dem Friedhof begegnet bin.
Sie ist sehr schlank. Selbst wenn sie sitzt, sieht man es auf den ersten Blick. Der weiße Pullover unterstreicht die Bräune ihres Gesichts.
„Nun, was willst du?“, fragt Petjuk.
Ich bin schließlich nicht sein Lehrling, dass er in solchem Ton mit mir reden kann. Aber das Mädchen lässt mir keine Zeit zum Antworten.
„Wir kennen uns noch nicht. Sie sind ein Neuer, ja? Tanja heiß ich."
Sie hat eine schmale, aber kräftige Hand. Als ich zufällig über ihren Kopf, über ihr dunkles, von einem Band zusammengehaltenes Haar hinwegschaue, fällt mein Blick auf einen Strauß Schneeglöckchen in einer Kristallvase oben auf einem Regal. Dahinter hängt eine Fotografie an der Wand: Die Hand am Wagenschlag, steht ein schlaksiger junger Bursche vor dem Fahrerhaus eines SIL.
„Was haben Sie?“, fragt Tanja.
„Vor Überraschung hat es ihm die Sprache verschlagen“, brummt Petjuk. „Er hat gedacht, in den Bergen begegnet man nur Bären.“
Meiner Blickrichtung folgend, wendet sich das Mädchen der Fotografie zu. Petjuks Augen werden raubtierhaft schmal, und er beobachtet mich mit wachsendem Interesse.
„Die Blumen!“, stoße ich hervor und nähere mich dem Regal. „Wo kommen hier mitten im Winter Schneeglöckchen her?“
Petjuk winkt unwirsch ab.
„Das ist mir vielleicht ein ernsthaftes Gespräch! Blumen! Kinkerlitzchen! Und so was nennt sich Kraftfahrer!"
Der Mann auf der Fotografie ist Shorka. Augenscheinlich eine der letzten Aufnahmen von. ihm. Hinter dem Lkw ragen die Berge des Sajan auf. Shorka macht ein ernstes, ja finsteres Gesicht, und seine hellblonden Locken sind vom Wind zerzaust.
„Die hab’ ich unten in Kosinsk gepflückt“, antwortet Tanja. „Gestern war ich dort.“
In einem Aluminiumbecher bringt sie mir Quellwasser. Beim Trinken bemühe ich mich, nicht zur Fotografie hinüberzuschießen.
„Ich komme gleich“, drängt mich Petjuk. „Wart im Fahrerhaus.“



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.