Sol Die drei !!!, 62, Spuk am Himmel (drei Ausrufezeichen)
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-440-15110-5
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Die drei !!!
ISBN: 978-3-440-15110-5
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Freundinnen und sind jedem Fall gewachsen.
Die drei !!! glauben nicht an Außerirdische, aber sind die merkwürdigen Lichter am Himmel vielleicht Ufos? Bei Tageslicht begeben sich die drei Detektivinnen auf die Spur der unbekannten Flugobjekte und ahnen noch nicht, welche Geheimnisse dieser Fall in sich birgt...
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Eiskalte Hand
»Habt ihr das gehört?«, flüsterte Marie. Sie hatte sich kerzengerade aufgesetzt und die Decke fest um die Schultern gezogen. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet und leuchteten gespenstisch im fahlen Mondlicht. »Da röchelt jemand!« »Das kommt von dahinten«, raunte Kim. »Aus dem Busch.« Franzi lauschte in die Schwärze der Nacht. Tatsächlich. Aus dem Gebüsch neben dem Pferdeschuppen drang Rascheln und leises Schnaufen. Es kam Franzi sofort bekannt vor. Sie grinste. »Regt euch nicht auf, das ist –« Im selben Moment legte sich eine eiskalte Hand um ihren rechten Arm. Franzi stieß einen Schrei aus und riss sich los. Augenblicklich fing Marie an zu kreischen. Sie krallte sich an Kim fest. »Sorry«, rief Kim. »Keine Panik. Ich habe doch nur nach Franzis Hand gegriffen.« Marie verstummte und ließ Kim los. »Du hast vielleicht Eisfinger, Kim«, zischte Franzi. »Mir ist beinahe das Herz stehen geblieben!« Ihre Freundin hob entschuldigend die Hände. »Alles klar bei euch?«, war plötzlich eine Stimme zu hören. Auf dem Weg, der vom Haus zur Koppel führte, zuckte das gleißende Licht eines Handscheinwerfers. Es blendete so, dass alle drei die Augen zukneifen mussten. Franzi blinzelte und erkannte schemenhaft ihren Vater. »Was ist passiert?«, rief Herr Winkler. Er ließ den Lichtkegel der Lampe über den Boden gleiten. »Hat das Hängebett nicht gehalten?« »Nein, alles in Ordnung«, beeilte sich Franzi zu sagen. Sie atmete tief durch. »Ich hatte bloß vergessen, Marie und Kim vor Mister Röchel zu warnen. Und natürlich ist er ausgerechnet heute Nacht wiedergekommen.« Herr Winkler lachte auf. »Verstehe!« Kim und Marie warfen sich einen irritierten Blick zu. »Wer ist Mister Röchel ?«, fragte Marie. »Ein Igel«, antwortete Franzi grinsend. »Er ist vor vier Wochen das erste Mal hier aufgetaucht. Scheinbar findet er die Schnecken in unserem Garten sehr lecker. Er kommt regelmäßig nachts vorbei und jagt sie.« »Ein kleiner Igel macht solche abartigen Geräusche?«, fragte Kim. Sie blickte skeptisch zu dem Busch, aus dem jetzt lautes Schmatzen drang. Marie strich sich energisch eine Strähne ihrer langen blonden Haare hinter das Ohr. »Das klingt eher wie ein Vampir.« Franzis Vater lachte. »Wenn man das Geräusch nicht kennt, kann man es tatsächlich mit der Angst zu tun bekommen.« Er leuchtete das Gebüsch an. Im Lichtkegel war ein großer Igel mit einer glänzenden schwarzen Knopfnase zu erkennen. Er hielt ein Schneckenhaus zwischen den Vorderpfoten. Herr Winkler schaltete die Lampe aus. »Dann wollen wir ihn mal nicht weiter stören.« Franzi nickte. »Aber es war super, dass er uns gestört hat. Sonst hätten wir die Sternschnuppen verschlafen.« »Stimmt«, sagte Marie. Sie klopfte auf eins der weichen Kissen, die überall auf der Matratze verteilt waren. »Das Hängebett ist so was von gemütlich! Ich habe nur mal kurz die Augen zugemacht und bin direkt eingeschlafen.« »Das ist wirklich eine tolle Idee von Ihnen gewesen«, fügte Kim hinzu. »Freut mich!«, antwortete Herr Winkler. Er fuhr prüfend über eines der dicken Seile, mit denen das Bett an zwei Ästen befestigt war. Eigentlich war es kein komplettes Bett, sondern ein Lattenrost, den Franzis Vater beim Aufräumen auf dem Dachboden gefunden hatte. Er hatte ihn in den Ästen zweier großer Eichen festgebunden und Franzi hatte eine alte Matratze bezogen und Kissen und Decken darauf drapiert. Knapp einen halben Meter über dem Boden schwang nun ein großes, bequemes Outdoor-Bett sanft hin und her. Es war natürlich Ehrensache gewesen, dass Franzi es zusammen mit ihren Freundinnen und Detektivkolleginnen Kim und Marie einweihte. Herr Winkler lächelte. »Dann lasse ich euch mal wieder allein in der wilden Natur zurück.« Er zwinkerte. »Wenn was ist, einfach schreien!« Er winkte und wandte sich zum Gehen. »Papa, das war gemein!«, rief Franzi ihm hinterher. »Lass mal«, sagte Marie. »Ich habe vorhin wirklich überreagiert. Aber das passiert mir nicht noch mal.« Franzi musste grinsen. Es war Marie deutlich anzumerken, dass ihr die Sache peinlich war. Sie hatten mit ihrem Detektivclub Die drei !!! schon unfassbar viele gefährliche Situationen gemeistert – und jetzt versetzte sie ein harmloses kleines Tier in Angst und Schrecken. Kim seufzte. »Ich fand das Geräusch auch mehr als unheimlich. Aber Marie und ich wohnen eben in der Stadt. Da laufen keine Igel herum und schnaufen wie die Weltmeister.« Marie nickte. »Eigentlich ziemlich schade.« Sie grinste. »Ich meine, nicht die Igel. Auf die kann ich verzichten. Aber so einen schönen Sternenhimmel wie hier kann man in der Stadt niemals sehen!« Marie legte den Kopf in den Nacken und sah verträumt nach oben. Das leise Schmatzen, das aus dem Busch zu ihnen drang, schien sie nicht mehr zu stören. Franzi blickte ebenfalls in den Himmel. Vor der undurchdringlichen Schwärze des Firmaments leuchteten unzählige Sterne. Sie glitzerten wie kostbare Diamanten, die auf schwarzem Samt verstreut waren. Keine Straßenbeleuchtung oder Lichter von Häusern störten den Anblick. Wieder einmal mehr freute sich Franzi, dass sie mit ihrer Familie hier am Stadtrand in dem alten Bauernhäuschen lebte. Es war umgeben von weiten Feldern, Weiden und Waldstücken, die einigen Bauern gehörten, und Franzi konnte mit ihrem Pony Tinka jederzeit von der Koppel aus weitläufige Ausritte in der Gegend unternehmen. Sie liebte diese Stunden, die sie ganz allein mit ihrer lebhaften Rappstute in der Natur verbrachte. Aber mindestens genauso liebte sie den Kitzel, den sie bei der Detektivarbeit mit Kim und Marie erlebte. Erst vor wenigen Tagen war es ihnen gelungen, einen äußerst mysteriösen Fall zu lösen. Sie hatten einen skrupellosen Täter dingfest gemacht, der nachts als schwarzes Phantom durch einen Rosengarten schlich und die Anwohner in Angst und Schrecken versetzte. Fast nebenbei hatten sie auch noch einen fiesen Betrugsversuch aufgedeckt. Franzi seufzte zufrieden. Zusammen waren Die drei !!! wirklich ein unschlagbares Team. Aber jetzt waren erst mal Ferien und Erholung angesagt! Schon vor Wochen hatten sie eine Liste erstellt: Sie würden ins Waldschwimmbad gehen, Radtouren machen, Eis essen, die Gorilla-Babys im Zoo besuchen und viele schöne andere Sachen machen. Und heute verbrachten sie die Nacht draußen in dem gemütlichen Hängebett und würden ein seit Wochen angekündigtes Himmels-Spektakel genießen. Anfang August gab es immer besonders viele Sternschnuppen. Das Ereignis hieß »Perseiden-Strom«. Tausende von verglühenden Meteoren würden über den nächtlichen Sommerhimmel rasen und dabei ihre leuchtenden Spuren ziehen. Franzi wartete gespannt. Auch Kim und Marie sahen konzentriert in den Himmel. »Da war eine!«, rief Marie plötzlich. Sie sprang vom Hängebett und lief zum Koppelzaun vor. »Wo?«, fragte Kim. »Schon vorbei«, murmelte Marie. Im selben Moment glommen zwei Lichtpunkte dicht nebeneinander auf und beschrieben einen rasanten Bogen über den Himmel. Wie winzige Feuerwerkskörper schossen sie durchs Dunkel. Das Phänomen hielt nur wenige Sekunden an, dann wurden die Lichtpunkte vom Himmelsschwarz verschluckt. Aber schon kurz darauf leuchteten weitere Feuerbälle auf und zogen ihre gleißenden Spuren in die Dunkelheit. Immer mehr Sternschnuppen regneten im Sekundentakt herab. Die drei Mädchen blickten atemlos in den Himmel. »Wahnsinn!«, murmelte Kim. »So etwas habe ich noch nie gesehen.« Franzi und Marie nickten stumm. »Wünscht euch was!«, flüsterte Marie schließlich, ohne den Blick vom Firmament abzuwenden. Wieder und wieder querten Feuerpunkte den Nachthimmel. »Guter Hinweis, das hätte ich fast vergessen«, flüsterte Kim. Sie lehnte sich an den Koppelzaun und sah konzentriert in den Himmel. Franzi sog genüsslich die mild duftende Sommernachtsluft ein. Sie dachte an Blake. An seine blitzblauen Augen, die verstrubbelten dunklen Haare, sein warmes Lachen. Sie konnte sein Gesicht ganz nah vor sich sehen. Als eine besonders große Sternschnuppe den Himmel kreuzte, wünschte Franzi sich, dass die zehn Tage, die er im Ruder-Trainingscamp verbrachte, wie im Flug vergehen würden. Das war gerade der einzige, große Wunsch, den sie hatte: Blake sollte wieder da sein! Sie wollte sich in seine Arme werfen, seine warmen Lippen spüren, seine vertraute Stimme hören. Franzi seufzte und schloss die Augen. »Hast du dir gewünscht, dass Blake bald zurückkommt?«, fragte Marie prompt. Franzi öffnete die Augen. Ihre Freundin lächelte sie an. Franzi räusperte sich und zupfte an einem ihrer kurzen Zöpfe. »Nichts sagen!«, rief Kim, bevor Franzi antworten konnte. »Sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung!« »Quatsch!«, sagte Marie sofort. »Das ist nur beim Wimpernwunsch so. Du weißt schon, du findest eine deiner Wimpern, wünschst dir was und pustest sie weg. Dabei darf man das, was man sich gewünscht hat, niemandem verraten.« Marie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Bei Sternschnuppen gilt das nicht.« »Bist du sicher?«, fragte Kim. Marie nickte. »Klar! Also, ich verrate euch meinen Wunsch: Ich möchte, dass mich Sami morgen wieder ganz süß anlächelt und fragt, ob wir zusammen Zimtschnecken...